„Überhitzte Räume und ätzender Lösungsmittelgeruch“ – Stadtverwaltung Kirchberg und Hohenloher Tagblatt haben über die neue Schulmensa miserabel informiert

„Gestärkt durch den Tag“ (19. März 2013) und „Ruhebereich für Leib und Seele“ (25. März 2013) lauten die beschönigenden Überschriften im Hohenloher Tagblatt (HT) über den Neubau der Schulmensa in Kirchberg an der Jagst. In beiden Artikeln des Crailsheimer Lokalblattes steht kein Wort von überhitzten Räumen. Es fehlt der Sonnenschutz und starker Lösungsmittelgeruch reizt die  Augen und Schleimhäute.

Kommentar von Ralf Garmatter, Kirchberg/Jagst

Wie konnten die eklatanten Mängel in zwei HT-Artikeln unerwähnt bleiben?

Ralf Garmatter, der Autor dieses Kommentars hat sich auf die Spurensuche begeben. Das Ergebnis: Nach Gesprächen mit anderen Eltern, Mitarbeitern der Kirchberger Schule und der Stadtverwaltung erhielt die Kirchberger Stadtverwaltung am 12. März 2013 vom Autor dieses Kommentars per E-Mail einen Mängelbericht über die neu in Betrieb genommene Schul-Mensa. Darin drängte der betroffene Vater auf schnelle Abhilfe der Mängel. Im HT-Artikel von Katharina Behr vom 19. März 2013 gibt die HT-Mitarbeiterin ein Gespräch mit Kirchbergs Stadtbaumeister Peter Marx wieder. Dort ist zu lesen: (…) „Seit Januar 2013 sind die Bauarbeiten größtenteils abgeschlossen und die Resonanz auf das Gebäude ist durchweg positiv (…). Kein Wort von beißendem Geruch in dem Neubau und Zimmertemperaturen von 35 Grad Celsius bereits Anfang März 2013.

HT-Journalistin offensichtlich falsch informiert

Recherchen von Hohenlohe-ungefiltert und ein Gespräch mit Peter Marx vom Kirchberger Stadtbauamt haben ergeben, dass Marx die von Elternseite gerügten Mängel bewusst unterdrückt hat. Kirchbergs Bürgermeister Stefan Ohr kommentierte den Fauxpas seines Mitarbeiters lapidar mit den Worten: „Ich fand den Artikel gut.“ Dass sein Stadtbaumeister die HT-Journalistin offensichtlich belogen hat und dadurch die Öffentlichkeit in wichtigen Punkten falsch informiert worden ist, scheint dem Bürgermeister egal zu sein.

Wortlaut der E-Mail vom 12. März 2013 an die Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst:

Sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst,
am neuen Gebäude für die Ganztagsbetreuung an der Kirchberger Schule sind schnellstmöglich folgende Punkte zu verbessern:

1. Im Gebäude riecht es stark nach Lösungsmittel. Vermutlich kommt dieser Geruch vom Kleber des erst vor kurzem verlegten Bodens. Es gibt Menschen, die dadurch Kopfschmerzen bekommen, tränende Augen und einen unangenehmen Geschmack auf der Zunge.
Fragen: Welcher Kleber wurde verwendet? Aus welchem Material besteht der Fußboden?

Verbesserung der Luftqualität: Es muss dringend immer gelüftet werden, wenn keine Schüler im Gebäude sind, damit die giftigen Dämpfe abziehen können.

2. Im Gebäude ist es ständig zu warm. Ich habe gestern (Montag, stark bewölkter Himmel) am späten Nachmittag in den Räumen 27 Grad Celsius gemessen. Sogar im Raum der Schülerbibliothek (Nordseite des Gebäudes) ist es zu warm und die Luft stickig.

Vorschlag: Die Heizung herunterdrehen. Auf eine Temperatur von maximal 20 Grad Celsius einstellen.

3. In der vergangenen Woche schien die frühe März-Sonne. Bereits diese schwache Sonnenstrahlung hat ausgereicht, um die Zimmer des Gebäudes auf 35 Grad Celsius aufzuheizen. Die großen Fenster befinden sich auf der Südseite des Gebäudes. Dadurch entsteht ein Raumklima wie in einem Glasgewächshaus.
Es muss dringend ein wirkungsvoller Sonnenschutz eingebaut werden – Außen-Rollos oder ähnliches. Das Anbringen von UV-Folie reicht im späten Frühjahr und Sommer nicht aus, um in den Räumen eine Temperatur zu ermöglichen, bei der die Kinder noch arbeiten, essen und spielen können.

4. Beim Essen muss jemand dafür sorgen, dass die Kinder (vor allem die Grundschüler) auch ihren Salat und/oder ihr Gemüse mitnehmen und essen. Da manche der kleinen Grundschüler mit den großen Tabletts überfordert sind, verzichten sie darauf, sich auch noch einen Salat aus der Kühltheke zu holen und aufs Tablett zu stellen. Sie holen sich dann auch keinen Salat mehr, wenn sie an ihrem Platz sitzen. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört auch Salat, Obst und Gemüse.

5. Das Gebäude muss von außen zugänglich sein. Es war gestern (Montag) nicht möglich, die Kinder gegen 15 Uhr abzuholen, da alle Türen des Gebäudes abgeschlossen waren. Dies muss aber gewährleistet sein, da Kinder auch für – beispielsweise Arzttermine – vor 15.20 Uhr abgeholt werden müssen.

Mit der Bitte um schnelle Abhilfe verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ralf Garmatter

Im HT kein Wort über die Gebäudemängel

Während das Hohenloher  Tagblatt beim Artikel „Gestärkt durch den Tag“ (veröffentlicht am 19. März 2013) von der Stadtverwaltung Kirchberg offensichtlich getäuscht worden war, ist die Lokalzeitung beim Artikel „Ruhebereich für Leib und Seele“ (erschienen am 25. März 2013) selbst verantwortlich für die mangelhafte Information der Öffentlichkeit.  Über die offizielle Mensa Einweihung vom 21. März 2013 schrieb der in Kirchberg wohnende freiberufliche HT-Mitarbeiter Hartmut Volk. Er hatte unmittelbar nach der Einweihungsfeier ein Exemplar des E-Mail-Briefes (siehe oben) an die Stadtverwaltung Kirchberg erhalten. Volk fragte: „Kann ich das in meinem Artikel verwenden?“ und erhielt daraufhin eine positive Antwort. Erschienen ist in seinem HT-Artikel vom 25. März 2013 allerdings kein Wort über die gerügten Gebäudemängel.

Dafür könnte es zwei Erklärungen geben:

1. Die HT-Redaktion in Crailsheim hat die Beschreibung der Gebäudemängel aus dem Volk-Text herausgestrichen – oder:

2. Hartmut Volk hat die gerügten Gebäudemängel in seinem beim HT abgelieferten Text überhaupt nicht erwähnt.

Hartmut Volk will als Journalist offensichtlich gleich zwei Herren dienen

Für die zweite Erklärung spricht folgende Verstrickung des freiberuflichen Journalisten Hartmut Volk mit der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst: Hartmut Volk hat über die Mensa-Einweihung nicht nur den Artikel fürs Hohenloher Tagblatt (25. März 2013) geschrieben. Im amtlichen Teil des Mitteilungsblatts der Stadt Kirchberg/Jagst über die „Einweihung der Schulmensa Kirchberg“ erschien am 28. März 2013 eine ganze Seite. „Text und Fotos: Hartmut Volk, Kirchberg“. Im ganzen sind dort zwölf Bilder und ein kurzer Text Volks über die „feierliche Einweihung der neuen Schulmensa an der August-Ludwig-Schlözer-Schule“ veröffentlicht worden.

Vom journalistischen Standpunkt aus ist folgendes anzumerken:

Der freie Journalist Hartmut Volk muss sich entscheiden,

1. Will er die Leserinnen und Leser umfassend und wahrheitsgetreu über Dinge und Geschehnisse in Kirchberg/Jagst informieren, dann darf er nur für nicht-städtische Medien schreiben und fotografieren. Keinesfalls darf er kritische Punkte bewusst unterdrücken.

2. Wenn er die Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst in einem möglichst positiven Licht darstellen will, dann darf er seine PR-Texte und PR-Bilder nur in städtischen Medien veröffentlichen.

Diener zweier Herren kann ein Journalist nicht sein.

Anmerkung von Ralf Garmatter:

Ein Exemplar des Mängel-Briefes haben auch der Architekt Christian Beck vom Berliner Architektenbüro Wiechers Beck, der zuständige Bauleiter sowie die drei Gemeinderatsfraktionen (UWV, UGL und Aktive Bürger) erhalten.

Mal sehen, ob die Mängel noch abgestellt werden.

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„Wir alle sind Huber!“ – Protestaktion in Öhringen gegen Werksschließung in Bottrop

200 Beschäftigte protestierten vor einigen Tagen in Öhringen gegen die Schließung des Huber-Werkes in Bottrop. Sie sind solidarisch mit den Bottroper Kolleginnen und Kollegen und fürchten Auswirkungen auf Öhringen.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Kein weiterer Stellenabbau bei HUBER – Werksschließung in Bottrop verhindern

Stellungnahme des Betriebsrates am Standort Öhringen zur Schließung des Werkes in Bottrop:

Am Dienstag 26. Februar 2013 wurde dem Gesamtbetriebsrat und den Standort-Betriebsräten in Öhringen und Bottrop in einer knappen mündlichen Erklärung durch die Geschäftsführer mitgeteilt, dass das Werk Bottrop bis Ende 2013 geschlossen und eine Bierfass-Linie im Öhringer Werk 2 abgebaut werden soll.

Kein betriebswirtschaftlicher Grund für Standortschließung und Personalabbau

HUBER Packaging ist laut Herrn Hagen, dem neuen Vorsitzenden der Geschäfts-führung, ein Unternehmen, „das keine roten Zahlen“ schreibt und somit Gewinne aus seinem Geschäft erzielt. Auch in Bottrop. HUBER hat darüber hinaus eine Eigenkapitaldecke die seinesgleichen sucht. Nach unserer Auffassung gibt es damit grundsätzlich keinen betriebswirtschaftlich haltbaren Grund, ganze Standorte zu schließen und in Öhringen nochmals einen einschneidenden Perso-nalabbau zu provozieren.

Wegen Banken- und Finanzkrise sparen viele Kundenfirmen

Die konjunkturellen Einbrüche, die HUBER seit 2009 mit Kurzarbeit gut umschiffen konnte, rühren in hohem Maße auch von der europäischen Banken- und Finanzkrise her. Der damit einhergehende Sparkurs vieler Kundenfirmen, der sich auch in einer erheblichen Verringerung der Warenbestände niederschlägt, führt zu größeren Ausschlägen bei der Auftrags- und Beschäftigungslage.

Auf Auftragsschwankungen mit flexibler Arbeitszeit reagiert

Da HUBER an allen Standorten seit Jahren über ein außerordentlich flexibles Arbeitszeitmodell verfügt, kann das Unternehmen hervorragend auf Auftragsschwankungen reagieren. Dazu zählt auch die Möglichkeit, an zwei Standorten in Deutschland produzieren zu können, was die Liefersicherheit zu den Kundenfirmen enorm verstärkt. So lässt sich auch der immer noch große Marktanteil von HUBER an Blechverpackungen – der eine hohe Wertschätzung bei den Kunden genießt – erklären. Nun sind verlagerungsbedingte Umsatzeinbrüche wegen der Schließung Bottrops zu befürchten.

Blech hat Zukunft

Obwohl der Gesamtverbrauch an Blechverpackungen rückläufig ist, ist der Werkstoff „Blech“ im Verpackungsmittelbereich ein unersetzliches Segment – mit einer einzigartigen Ökobilanz und Nachhaltigkeit – die immer noch nicht ausreichend beworben wird. Während Kunststoffverpackungen die Weltmeere und ihre empfindliche Ökostruktur enorm belasten wird der Werkstoff Blech zu weit über 90 Prozent wieder dem stofflichen Kreislauf zugeführt. Blech hat Zukunft und kann im Hinblick auf die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen besonders innovativ sein.

Der „halbe“ HUBER ist Bottrop

Das Werk in Bottrop hat nach unserem Kenntnisstand – nach der absehbaren Überwindung der Kurzarbeit – eine Auftrags- und Beschäftigungslage, die einen Personalabbau oder gar eine Schließung in keinem Fall rechtfertigt. Mehr als 40 Prozent des Inland-Umsatzes von Huber wird in Bottrop realisiert. Das Werk Bottrop hat im Jahre 2010 nochmals eine personelle Anpassung in Form von 14 Prozent weniger Personal hinter sich gebracht. In Öhringen sind seit Sommer 2011 etwa 90 Stellen abgebaut worden. Seither sind die Belegschaften an beiden Standorten so ausgedünnt, dass es schwierig wird, termingerecht Kundenaufträge abzuwickeln und notwendige Maschinenbesetzungen einzuhalten. Nur der hohen Identifikation unserer Beschäftigten mit dem Unternehmen ist es zu verdanken, dass es noch keine größeren Verwerfungen gegeben hat.

HUBER Russland – ein Fass ohne Boden

Seit nunmehr sechs Jahren wird das Unternehmen immer mehr „beratergesteuert“ geführt. All diese „Ratschläge“ haben letztendlich zu einer Situation geführt, die heute die Begründung für Werksschließungen und Stellenabbau sind. In diesem Sinne ist es uns erst recht unverständlich, dass ein Standort wie Bottrop geschlossen werden soll, aber das Werk in Russland ausgebaut wird, obwohl es seit seinem Bestehen am „Tropf“ der profitablen Werke Öhringen und Bottrop hängt. Solange die Geschäftsführung von Huber bereit ist, das Werk in Russland mit Arbeit aus Öhringen zu subventionieren und darüber hinaus Verluste in Millionenhöhe ausgleicht, so lange gibt es keinerlei Begründung, das Huber-Werk in Bottrop, das mit Gewinn arbeitet, zu schließen.

Neue Gefahren: weiterer Personalabbau und Kostensenkungsprogramme

Die „Berater“ der Geschäftsführung haben zudem für Öhringen und Bottrop ein Kosteneinsparungsprojekt ins Leben gerufen, das in zehn Teilprojekten ein Kosteneinsparpotential von weit über zwei Millionen Euro zusätzlich bringen soll.
Diesen Projekten, sofern sie realisiert werden, sollen noch einmal weit über 20 Arbeitsplätze in Öhringen zum Opfer fallen. Sollte die zweite Bierfasslinie stillgelegt werden, werden in Öhringen insgesamt mehr als 40 Arbeitsplätze vernichtet.

Kunden sind bisher zufrieden

Wir sind der Meinung, dass mit dieser Politik das Unternehmen nicht „nachhaltig“ abgesichert wird, sondern sich schwer beschädigt. Zumal bislang keinerlei aussichtsreiche Perspektiven der Geschäftsführung für die Themen Beschäftigung und Zukunft vorliegen.
Die positiven Rückmeldungen bei den Kundenbefragungen über Liefertreue, Flexibilität und Qualität werden mit einem weiteren Stellenabbau und der Schließung von Bottrop zunichte gemacht.

Wir setzen auf die Unterstützung aller Beschäftigter in Bottrop und Öhringen

Reibungsverluste und verminderte Flexibilität werden ihren negativen Niederschlag im Werk Öhringen finden. Ob wir dann an dem seitherigen Umsatz festhalten können ist fraglich. Aus Verantwortung für unsere Kolleginnen und Kollegen und aus Verantwortung für den Erhalt des Unternehmens können wir Betriebsräte die geplante Schließung Bottrops und den weiteren Personalabbau in Öhringen nicht mittragen. Wir sind laut Gesetz dazu gehalten, zum Wohle des Unternehmens zu wirken, aber nicht zur Gewinnmehrung der Kapitaleigner. Wir werden unsere ganze Kraft dafür einsetzen, das Werk Bottrop zu erhalten und einen weiteren Stellenabbau in Öhringen zu verhindern. Dabei setzen wir auf die Unterstützung aller Beschäftigten aus Bottrop und Öhringen.

Weitere Informationen und Kontakt:

hhttp://www.schwaebisch-hall.igm.de/news/meldung.html?id=57992

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„Odelo Oberrot: Arbeitsplätze erhalten“ – Belegschaft protestiert gegen Werksschließung

Die Belegschaft von Odelo in Oberrot protestiert gegen die Schließung des Werkes. 130 Arbeitsplätze sind betroffen.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Klenk Holz AG, AS-Motor und Mahle-Ventiltrieb protestieren mit

100 Kolleginnen und Kollegen der Firma Odelo in Oberrot protestieren bei einer Protestkundgebung der IG Metall mit anschließender Demo gegen die Vernichtung von 130 Arbeitsplätzen in Oberrot. Unterstützt wurden sie von Kolleginnen und Kollegen der Klenk Holz AG, AS-Motor aus Bühlertann und Mahle-Ventiltrieb aus Gaildorf.

Für 24 Monate in Transfergesellschaft

Inzwischen haben sich IG Metall und die Bayraktarlar-Gruppe auf ein Eckpunktepapier verständigt: Die rund 130 Beschäftigten von Odelo in Oberrot sollen nach dem Auslaufen der Mietverträge für die Werkhallen zum 31. Dezember 2014 für die Dauer von 24 Monaten in eine Transfergesellschaft überführt werden. Unterm Strich, so Gerhard Wick von der IG Metall-Bezirksleitung, ist beabsichtigt, dass keine/r Ende 2016 den Gang in die Arbeitslosigkeit antreten muss.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.schwaebisch-hall.igm.de/news/meldung.html?id=58124

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„Nazis ermordeten mindestens 55 Sinti und Roma aus Hohenlohe“ Vortrag Udo Grausam in Waldenburg

Im März 2013 war es genau 70 Jahre her, dass die Nationalsozialisten hunderte Sinti und Roma aus ganz Baden und Württemberg in Sonderwaggons der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz deportierten, so auch auf der Strecke Heilbronn-Waldenburg-Schwäbisch Hall – darunter auch in Hohenlohe geborene.

Von Hans A. Graef, Kulturkneipe Gleis 1 in Waldenburg

NS-Deportationszug fuhr von Waldenburg nach Auschwitz

Eine Gedenktafel am Gleis1 Bahnhof Waldenburg erinnert seit 2011 an Klara Winter (1941 bis 1944, in Bretzfeld-Schwabbach gebürtig). Dem Kulturforscher Udo Grausam (Tübingen) gebührt der Verdienst, die rassistische Verfolgung der deutschen Zigeuner in Hohenlohe aufgearbeitet zu haben, wie er in der Kulturkneipe darlegte. Aus der Gruppe der Sinti und Roma wurden mindestens 73 in Hohenlohe (das heißt auf dem Gebiet der heute bestehenden drei Landkreise Hohenlohe, Main-Tauber und Schwäbisch Hall) geborene Personen inhaftiert und deportiert. Sie wurden in die nationalsozialistischen Haftstätten und Konzentrationslager verschleppt. Von ihnen sind 55 dort umgekommen oder sie wurden ermordet. 17 Personen haben überlebt und eine Person ist in den Lagern verschollen.

Diskriminierung von Sinti und Roma ist noch weit verbreitet

Gleis1-Kulturvorstand Hans A. Graef wies in seiner Begrüßung auf die historische und moralische Notwendigkeit hin, das Gedenken an diese insgesamt eine halbe Million Menschen umfassende deutsche Opfergruppe endlich in die öffentliche regionale Gedenkkultur aufzunehmen – gerade auch deshalb, weil der Anti-Ziganismus in Europa noch weit verbreitet ist und gegen deren Diskriminierung ein Denk-Mal gesetzt werden müsse. Ein nationales Denkmal wurde erst im Oktober 2012 in Berlin eingeweiht.

In der Adenauer-Ära gab es keine Wiedergutmachung

Udo Grausam konnte als besonderen Gast des Geschichtsabends den Sohn der in Bretzfeld-Bitzfeld gebürtigen Paula Schneck, Herrn Franz D. begrüßen, der nach dem Krieg geboren wurde und dessen sechs ältere Brüder im Zuge der Verfolgung in Polen ums Leben kamen. Herr D. berichtete in seinem berührenden Rückblick über die Biografie seiner Familie und wie noch in der Adenauer-Ära die Anerkennung der Verfolgung und Wiedergutmachung von der bundesdeutschen Verwaltung und demokratischen Gerichten abgelehnt wurden – was erst später korrigiert wurde. Seine Mutter habe nach dem deutschen Martyrium der diskriminierenden NS-Verfolgung auch darunter sehr gelitten.

In neun von 16 Gemeinden des Hohenlohekreises gab es Deportationen von Sinti

Auf dem Gebiet des heutigen Hohenlohekreises waren in neun der heute bestehenden 16 Städte und Gemeinden Menschen geboren worden, die von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ inhaftiert und deportiert wurden. Das waren wie bisher festgestellt 25 Menschen, die in 21 Ortschaften geboren worden waren. 15 von ihnen kamen in den Lagern um oder wurden er­mordet, zehn überlebten. Fast alle Akten dieser Verfolgung wurden von den Nazi-Schergen vernichtet oder verbrannten im Krieg. Auf Umwegen fand Udo Grausam in Düsseldorf die Unterlagen auch über die Familie D., die heute in Unterfranken beheimatet ist.

Landkreis Hall: 21 von 24 Deportierten starben

Auf dem Gebiet des heutigen Kreises Schwäbisch Hall wurden damals 24 Sinti geboren, die von den Nazis dann inhaftiert und deportiert wurden. Ihre 22 Geburtsorte liegen heute in 15 der 30 Städte und Gemeinden des Kreises Schwäbisch Hall. Von den 24 Personen kamen 21 ums Leben oder wurden ermordet, drei überlebten. Es gab noch weitere dort geborene Sinti, die aber nicht deportiert wurden, deshalb sind die hier nicht mitgezählt; sie waren aber rassisch verfolgt, weil man ihnen vom Lohn die sogenannte „Sozialausgleichsabgabe“ für Juden und „Zigeuner“ abzog. Diese rassistische Sondersteuer wurde dann nach 1945 bei den sogenannten „Wiedergutmachungsverfahren“ auch tatsächlich am ehesten entschädigt; im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es dazu Entschädigungsakten.

Ab 1936 in Arbeitshäuser und ab 1938 ins KZ verschleppt

Sinti gehörten dazu, wie dezidiert in der verdienstvollen Forchtenberger Schrift „Versperrte Wege, zerstörtes Leben“ (Dezember 2012) von Fritz Roschmann und Werner Beck am Beispiel von Johanna Schneck und Magdalene Reinhardt nachzulesen ist. Die in den bäuerlichen Dorfgesellschaften als Steinschläger, Dienstmägde, Hausierhändler und Musiker eher randständigen Sinti und Roma wurden ab 1936 in Arbeitshäuser und ab 1938 ins KZ Dachau eingewiesen, 1940 ins Generalgouvernement Polen deportiert und ab 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Paula D., geborene Schneck, war Opfer dieser Maßnahmen, ihr Mann Theodor überlebte das KZ Buchenwald. Theodor D. starb 1974, Paula D. 1981. Der Sohn Franz D. erhielt von Udo Grausam eine Kopie der erhaltenen Düsseldorfer Nazi-Akte seiner Mutter Paula D. für die Familienforschung überreicht. Udo Grausam forderte wie die übrigen Besucher, der verfolgten Sinti-Roma, ebenso wie die Gruppe der ermordeten Zwangsarbeiter endlich in das öffentliche Gedenken in Hohenlohe aufzunehmen.

Nachbemerkung von Udo Grausam:

Aufgrund eines Nachgesprächs mit Herrn Franz D., dem Sohn der verfolgten Sintiza Paula D. aus Bitzfeld, korrigiere ich hiermit eine Angabe aus dem Vortrag und aus den beiden Artikeln wie folgt. Nicht drei, sondern sechs Kinder von Paula D. sind im „Generalgouvernement“ umgekommen. Drei von ihnen starben im Ghetto Siedlce an Hungertyphus oder fielen der Gewalt zum Opfer. Ein Sohn starb auf der Flucht zurück nach Deutschland in der Nähe von Traunstein in Bayern an einer auf der Flucht zugezogenen Krankheit. Zuvor waren zwei weitere Brüder im „Generalgouvernement“ umgekommen oder ermordet worden. Von Paula D.s zehn Kindern haben die vier Töchter überlebt. Franz D. kennt seine umgekommenen älteren Brüder mit ihren Sinti-Namen, denn so hat seine Mutter den jüngeren Geschwistern von ihnen erzählt.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.gleis1.net/index.php?title=kontakt

http://de.wikipedia.org/wiki/Czesław_Trzciński

http://www.vhs-crailsheim.de/Kurse%20Details/fachbereich-FS4d9c36322a587/semester-2-11/kat-CT431d93b94519f/U11160.html

 

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