„Unregulierte Finanzwirtschaft gefährdet den Wohlstand“ – Vortrag von Finanzexperte Gerhard Schick in Schwäbisch Hall

Einen Vortrag über die Folgen einer unregulierten Finanzwirtschaft hält der Finanzexperte Gerhard Schick am Mittwoch, 16. September 2020, um 19.30 Uhr in Schwäbisch Hall im Haus der Bildung (Dachgeschossraum). Veranstalter ist die Akademie der Weltmarktverlierer Schwäbisch Hall.

Von der Akademie der Weltmarktverlierer Schwäbisch Hall

Willfährige Wirtschaftsprüfer

Die Weltwirtschaftskrise 2008 hat es verdeutlicht. Unregulierte Finanzwirtschaft gefährdet den Wohlstand. Und bringt den Staat um Milliarden an Steuereinnahmen, siehe Cum-Ex-Geschäfte. Eine unrühmliche Rolle spielte hier die Beraterfirma KPMG. „Willfährige Wirtschaftsprüfer sind Erfüllungsgehilfen der Firmen“, titelte die Süddeutsche Zeitung dazu.

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„Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ – Ausstellung in Schwäbisch Hall

Die Ausstellung „Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ wird am Dienstag, 1. September 2020, um 17 Uhr im Rathaus Schwäbisch Hall eröffnet. Die Rede zur Eröffnung hält Anne Rieger vom Friedensratschlag Kassel.

Von der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall

Nicht mit dem NS-Terror abgefunden

Der Beitrag von Frauen zum Widerstand gegen die Nazi-Diktatur ist wenig erforscht und gewürdigt. Die neue Wanderausstellung des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945 zeigt die Lebensläufe von achtzehn mutigen Frauen, die sich nicht mit Gleichschaltung und Terror abfinden wollten. Sie halfen Verfolgten, verfassten Flugblätter und setzten bei gefahrvollen Aktionen ihr Leben aufs Spiel.

Ausstellung geht bis 19. September 2020

Die Ausstellung im Rathaus Schwäbisch Hall ist bis zum 19. September 2020 zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.schwaebischhall.de/de/kultur-tourismus/veranstaltungen/veranstaltungskalender?tx_hwveranstaltung_hwveranstalt%5Baction%5D=show&tx_hwveranstaltung_hwveranstalt%5Bcontroller%5D=VeranstaltungFrontend&tx_hwveranstaltung_hwveranstalt%5Bid%5D=2796&cHash=e897044819f7c448c8ca388b128e0e74

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„Protest gegen Rassismus“ – Kundgebung in Schwäbisch Hall

Eine „Kundgebung gegen Rassismus“ findet am Freitag, 28. August 2020, um 17.30 Uhr auf dem Bonhoeffer-Platz in Schwäbisch Hall statt. Vor 57 Jahren – am 28. August 1963 – hielt der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King seine berühmte Rede „I have a dream“.

Von Willi Maier, Schwäbisch Hall

Für Gleichstellung der Afroamerikaner

In seiner Rede in Washington D.C. fasste er die wichtigsten damals aktuellen Forderungen der Bürgerrechtsbewegung für die soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gleichstellung der Afroamerikaner in Form einer Zukunftsvision für die Vereinigten Staaten zusammen. Zum Gedenken an diese Rede und als Protest gegen Rassismus findet am Freitag, 28. August 2020, die Kundgebung in Schwäbisch Hall statt. Beginn: 17.30 Uhr auf dem Bonhoefferplatz.

Folgende Gruppen und Parteien rufen zur Teilnahme auf:

Dritte-Welt-Laden, SPD, DKP, VVN, Solidarität International und MLPD. Jede/r kann am offenen Mikrophon einen Redebeitrag halten. Der Redebeitrag kann angemeldet werden unter der Telefonnummer 0791-6681 oder direkt bei der Kundgebung. Es besteht Masken- und Abstandspflicht.

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achtzehnter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achtzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XVIII Schwein

… Carl Eugen Friedner öffnete die Türe. Mit der lapidaren Bemerkung: „Gedichte konnte ich noch nie leiden“ begrüßte Paula Engel ihn mit einem gleichzeitig heftigen Glitzern in ihren grünen Augen. Er musste sehr tief durchatmen, aber immerhin: Sie war gekommen. Das telefonisch vorgetragene Gedicht hatte Paula vor zwei Tagen nicht mehr weiter kommentiert, sie nahm die Einladung zum Abendessen mit dem knappen Satz „Bin um achte bei Dir, bis dahin Tschüss“ an, und als kein weiterer Ton mehr aus dem Apparat kam, legte Carl den Hörer auf die Gabel. Wenn ich sie schon zum Essen einlade, könnte sie doch wenigstens ihre Freude darüber Ausdruck bringen, dachte sich Carl verstimmt und haderte kurz mit der ihm überheblich erscheinenden Umgangsform Paulas. Und jetzt begrüßte sie ihn unvermittelt in der selben Manier sogar an seiner eigenen Haustüre – Carl wiederholte konzentriert seine Atemübungen und verlegte seine Widerworte auf später. Nach einem Glas Wein und dem feinen Essen von Knolleries würde sie sicher sanfter gestimmt sein.

Gunst erringen

Paula trat ein und er führte sie direkt in seine Küche. „Darf ich Dir einen Honigwein anbieten? Nur ein Glas, bis Du nach Hause fährst, ist der Alkohol verflogen.“ Paula runzelte ihre Stirn, „Honigwein?“ „Ja, neuer Met vom Jagwald. Eignet sich vorzüglich als Aperitif!“, rief Carl nun wieder gut gelaunt und in der Hoffnung, Paulas Unmut damit beschwichtigen zu können. Diese nickte zustimmend und blickte sich unauffällig in der Küche um; Carl hielt Ordnung. Und sie sah, dass er alles gut vorbereitet hatte. Sogar an ein weißes Tischtuch und einen kleinen Strauß Wiesenblumen in einer schlichten Vase und an Kerzen auf dem hübsch gedeckten Tisch hatte er gedacht. Nachdem Carl ihr ein Glas von dem duftenden Wein überreicht hatte, holte er das Essen aus dem Warmhaltebehälter und fing an aufzutischen. „Nimm doch bitte Platz Paula“, forderte Carl sie höflich lächelnd auf. Und Paula ging ohne Bemerkungen auf seine Bitte ein. Als Carl sich ebenfalls hingesetzt hatte, erhob er sein gefülltes Glas und prostete ihr symbolisch zu. „Auf uns!“, und machte ein abwartendes Gesicht. Paula erwiderte: „Aus was auch immer das >uns< besteht“, wobei Carl meinte, aus dem Wort >uns< eine leicht ironische Note heraushören zu können. Atmen, dachte sich Carl, atmen, und ruhig bleiben; schließlich wollte er heute ihre Gunst erringen. „Was darf ich Dir schöpfen?“, fragte Carl, um abzulenken, „magst Du zuerst ein Kräutercremesüppchen mit frischem Brot?“ „Ja, gern“, erwiderte Paula, deren Miene sich nun etwas aufhellte, „und guten Appetit wünsche ich Dir Carl.“

Ferkelzuchtanstalt

Als Carl vor dem nächsten Gang die tiefen Teller und die Suppenschüssel abräumte, herrschte zu seiner Beruhigung eine harmonische und friedliche Stimmung in der Küche. Sie unterhielten sich über allerhand und Paula brachte zu Carls großem Erstaunen mit keinem Wort die Sprache auf die alte unselige Geschichte, die ja noch zu bereinigen war. Auch streifte Paula nicht mit einer Silbe ihr letztes Wiedersehen vor sechs Jahren und seinen damaligen Heiratsantrag. Und sie erwähnte auch nicht den hinterhältigen lebensbedrohlichen Überfall der auf sie verübt wurde. Sondern erzählte ihm, wie früher, unermüdlich unterhaltsame kleine Geschichten. Um diesen Frieden auch ja nicht zu stören, schöpfte er ungefragt aus den Schüsseln den Hauptgang auf ihre Teller. Carl fragte sich dabei innerlich, was Paula im Schild führte, aber bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, hub sie mit sanfter Stimme an: Carl? Bei dem herrlichen Schweinegeschnetzelten fällt mir ein, was ich Dich unbedingt fragen wollte: Was hältst du eigentlich von der Ferkelzuchtanstalt im Rahmen der geplanten Schweinestallerweiterung in Brauneck? Man hat da letzthin in den Haller Kirchen Unterschriften gegen diese Massentierhaltung gesammelt, welche vom Braunecker Gemeinderat befürwortet wurde.“

Sauerei

Mit diesem unappetitlichen Thema hatte Carl überhaupt nicht gerechnet. Wollte Paula jetzt allen Ernstes, über die dampfenden Teller, mit dem feinsten Geschnetzelten von Schweinen aus biologischer Haltung und den edlen Dinkelspätzle und der guten Soße hinweg, mit ihm über stinkende Massentierhaltung diskutieren? Er atmete abermals regelmäßig und wickelte mit dem Messer elegant ein paar Spätzle, von denen die glänzende Rahmsoße tropfte, um seine Gabel, um diese dann möglichst schnell in den Mund zu schieben. „Was meinst Du zu dieser Sauerei Carl?“, und setzte nach: „Bei Deiner soliden bäuerlichen Herkunft? Und gerade du, als heimatliebender Hohenloher, musst da doch zu bald zehntausend Schweinen, die man in engen Verschlägen halten wird, eine Meinung haben.“ Carl kaute derart bedächtig auf seinen Spätzle herum, als wolle er die genaue Bodenbeschaffenheit vom regionalen Anbaugebiet des Dinkels herausschmecken.

Stinkendes Abwasser

„Und, Carl, was ist? Oder fällt dieses Thema ebenfalls unter das unsinnige Schweigegelübde aus der Bubengymnasiumszeit?“ Und weil Carl weiterhin schwieg, setzte Paula nach einer Weile nach: „Stecken da etwa auch welche von den Brüdern aus der guten alten Zeit dahinter?“ Ohne Pause ergänzte sie mit der nächsten Frage: „Ist etwa das stinkende Abwasser, das dann den Schattenbach hinunterlaufen wird, besonders liberal und schützenswert?“ Die letzte Frage Paula Engels galt nun Carl persönlich: „Wozu eigentlich sagst du mir inbrünstig ein liebliches Heimatgedicht auf, wenn die beschriebene Idylle in Wahrheit nun schon wieder ernsthaft und dieses Mal aber unwiederbringlich von der Zerstörung bedroht ist?“

Kurzer Weg vom Dulden zum Verschulden

Es fiel ihm ein Zitat* aus dem Deutschunterricht am Bubengymnasium der Kreisstadt ein: „Vom Dulden zum Verschulden führt häufig nur ein kurzer Weg.“ Und Carl bekam ein schlechtes Gewissen. Er erinnerte sich an die verheerende Vergiftung der Jagst vor fünf Jahren. Die Jagst hatte sich zwar scheinbar gut davon erholt, doch der ständige Zufluss nährstoffreicher und mit Giften angereicherter Oberflächengewässer aus der mit chemischer Keule geführten Landwirtschaft, schadete nicht nur ihr erheblich. Auch waren längst noch nicht alle Kläranlagen der anliegenden Gemeinden und Städte auf dem neuesten Stand der Technik und so flossen zusätzlich sämtliche Medikamentenrückstände in die Flüsse Hohenlohes – Bühler und Kocher erlitten ja in dieser Hinsicht durchweg dasselbe Schicksal, wie der bei sanften Touristen überaus beliebte *Silberfluss. „Paula, ich weiß nicht was ich sagen soll“, gab Carl unumwunden mit leiser Stimme zu. … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Sanfter Tourismus in Hohenlohe:
https://freiraum-bw.de/blog/reiseinspiration/erholsames-wochenende-mit- einmaligem-ausblick/

https://kocher-jagst-trail.de/content.php?cont_id=1&src=1&la=de

*Berichterstattung: https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwaebisch-hall/buerger- befuerchten-den-garaus-fuer-nesselbach-23590945.html

*Zulassungsverfahren: Erweiterung und Neubau einer Schweinemastanlage: https://www.uvp-verbund.de/trefferanzeige?docuuid=126C5978-B42B-4C28-8D57- CBF8D523D818&plugid=/ingrid-group:ige-iplug-bw&docid=126C5978-B42B-4C28- 8D57-CBF8D523D818

*Zitat von Erich Limpach: https://gutezitate.com/autor/erich-limpach

*Silberfluss – So nennt die Autorin Agnes Günther in ihrem Roman „Die Heilige und ihr Narr“ die Jagst.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.100-todestag-von-agnes-guenther-das- auflagenwunder-der-pfarrersfrau.28e5ae57-6693-4690-8f8c-e0194fbb1e22.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Heilige_und_ihr_Narr

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„Wir reden schon von Faschismus“ – Susan Neiman nach Einsatz von US-Bundespolizei gegen Demonstranten in Portland (USA)

Auf einen Radiobeitrag des Südwestrundfunks „SWR2“ vom 28. Juli 2020 hat ein Hohenlohe-ungefiltert-Leser hingewiesen. Es geht um den Einsatz der US-Bundespolizei gegen Demonstranten in den USA. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Link zu der SWR2-Sendung.

Informationen zusammengestellt von Hohenlohe-ungefiltert

Autoritär ist ein zu schwacher Ausdruck

Während man in deutschen Medien im Zusammenhang mit Trumps Vorgehen gegen „Black Lives Matter“-Demonstranten noch von „autoritär“ reden würde, sei man in den USA da wesentlich deutlicher. „Wir reden schon von Faschismus“, sagt Susan Neiman, Direktorin des Berliner Einstein-Forums in SWR2 am Morgen. „Und wenn ich ‚wir‘ sage, meine ich überhaupt nicht irgendein linkes Blatt.“

Link zu dem Beitrag von Susan Neiman, US-Philosophin und Vorstandsvorsitzende des Berliner Einstein-Forum, nach Einsatz von US-Bundespolizei gegen Demonstranten: „Wir reden schon von Faschismus“:

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/wir-reden-schon-von-faschismus-trump-entsendet-bundespolizei-in-amerikanische-staedte-100.html

„Sturmtruppen“

Auch die US-Demokratin Nancy Pelosi, Vorsitzende des Repräsentantenhauses, hätte nach dem von Trump angeordneten Einsatz von US-Sicherheitskräften in Portland getwittert: „Trump und seine Sturmtruppen müssen weg.“ Das hätte schon etwas zu bedeuten, wenn eine Demokratin wie Nanci Pelosi von „Sturmtruppen“ spreche. Sie wisse, dass es in Deutschland tabu sei, das Wort „Faschismus“ auf ein anderes Land anzuwenden, so Neimann. Aber die Diskussion über Faschismus in den USA liefe dort schon seit langem. Und jetzt, mit diesem Angriff auf Portland, habe sie einen Punkt erreicht, wo man das wirklich ernst nehmen müsse.

„Es ist jedem klar, der diese Präsidentschaft verfolgt hat, dass Trump kein Interesse hat an einer demokratischen Gesellschaft. Er hat so viele Versuche (unternommen), diese Demokratie auszuhöhlen, dass ich ihm alles zutraue.“
Susan Neiman in SWR2

Gesellschaftliche Proteste

Trotz gesellschaftlicher Proteste hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, auch weiterhin schwere Einsatzkräfte der US-Bundespolizei in amerikanische Städte zu entsenden.

Link zu dem Beitrag von Susan Neiman, US-Philosophin und Vorstandsvorsitzende des Berliner Einstein-Forum, nach Einsatz von US-Bundespolizei gegen Demonstranten: „Wir reden schon von Faschismus“:

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/wir-reden-schon-von-faschismus-trump-entsendet-bundespolizei-in-amerikanische-staedte-100.html

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden siebzehnter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden siebzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XVII Jagst

… Als er gerade die letzten Zeilen der Transformationsforscherin gelesen hatte und mit sich und der Welt zufrieden das Buch schloss, läutete es. Das müsste jetzt Paul sein, dachte sich Carl und ging an die Haustür, um dem Freund die Tür zu öffnen. Paul Malibo lächelte ihn freudig an und Carl breitete seine Arme aus, um den Freund fest an sich zu drücken. Paul erwiderte die freundschaftliche Umarmung herzlich, und noch bevor sie in der Küche angekommen waren, diskutierten sie bereits heftig die politischen Neuigkeiten und die derzeitige wirtschaftliche Lage – Paul war als weit Gereister stets über alles im Bild was sich in Deutschland, in Europa und auf der Weltbühne tat. Den intellektuell anregenden Austausch mit Paul als ebenbürtigem Diskussionspartner genoss Carl in vollen Zügen. In Hoheitshausen beschränkten sich die gewöhnlichen Wortwechsel mit seiner Schwiegermutter auf alltägliche Rituale, und seit Gisléne nicht mehr da war, brachte ihn niemand mehr mit erfrischenden Wortgewittern zum Lachen, geschweige denn auf andere Gedanken.

Weggelaufene Tochter

Carl Eugen machte seine obligatorische Kanne Melissentee und stellte die feinen skandinavischen Süßigkeiten auf einem Teller zusammen. Als sie dann zusammen das Geschirr, den Tee und den großen beladenen Teller auf dem Gartentisch platziert hatten und sich gemütlich zurücklehnten, ging ihr reger Gedankenaustausch zu persönlichen Dingen über. „Und, Paul, wo ist Deine Gisléne?“, fragte Carl irgendwann, als Paul nicht von sich aus die Rede auf seine weggelaufene Tochter brachte. Abrupt veränderte sich Pauls offener Gesichtsausdruck. Sein Blick erstarrte zu einer unbeweglichen Maske und seine Stimme war rau und hart, als er antwortete: „Morgen fahre ich zum Ältesten meiner Söhne nach Nürnberg.“ Carl fiel auf, dass Paul noch immer seinen Erstgeborenen in der Rangfolge seiner ihm nachfolgenden männlichen Linie benannte, und nach alter Sitte nicht seinen Namen, sondern seine Funktion in der Familie benannte. „Dort gibt es einen Familienrat. Yann wird auch dabei sein, seine Schwester bereitet unserer Familie Schande.“ Als keine weiteren Erklärungen folgten und Paul seine steinerne Haltung beibehielt, insistierte Carl weiter: „Hat Gisléne sich bei Dir gemeldet?“ „Nein“, erwiderte Paul, „Yann hat angerufen.“ Auf weitere Fragen Carls antwortet Paul nicht mehr und blickte nur noch mit kalten Augen und stumm vor sich hin.

Traditionelle Haltung

Diesen Wesenszug kannte Carl bei Paul nur zu gut. Über familiäre Themen war nicht mit ihm zu reden. Pauls Verhalten in Bezug auf seine traditionelle Haltung stand im krassen Gegensatz zu seinen sonstigen liberalen Ansichten, welche er freudig und mit einer schier unglaublich heiteren Sanftmut predigte. Carl würde warten müssen, bis Paul sich ihm wieder von alleine zuwenden und sich mit ihm unterhalten würde. Also räumte er den Tisch ab, spülte das Kaffeegeschirr und brachte die Küche in Ordnung. Als Carl nach einer Stunde mit zwei Gläsern und einer Kanne Wasser wieder zu Paul an den Tisch trat, sah er, dass das Gesicht des Freundes sich etwas erhellt hatte.

Unvermittelte Frechheit

Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung setzte er sich zu Paul an den Tisch. Sie klärten kurz ab, wann sie morgen früh aufstehen und wie Paul zum Bahnhof kommen würde, und verbrachten noch ein paar Minuten bei belanglosem Geplauder über das Wetter. Paul verabschiedete sich bald, um früh ins Bett zu gehen, er wollte morgen früh ausgeruht sein.
Und so nützte Carl die Gelegenheit, um noch bei Paula anzuläuten, unter anderem wollte er auch das geplante Treffen am Wochenende konkretisieren. Sicherlich saß die nachtaktive Frau noch an ihrem Computer bei einer Bildbearbeitung; und tatsächlich erreichte er Paula Engel, wie erwartet, zu dieser späten Stunde bei bester Laune. „Engel?“, tönte ihre Stimme fragend an Carls Ohr und er lächelte: „Friedner, wenn es erlaubt ist?“ „Ah Carl, du bist es. Treibt dich dein schlechtes Gewissen um und kannst Du nicht einschlafen?“ Diese unvermittelte Frechheit ließ Carl Eugen verstummen, er hatte nicht damit gerechnet, dass Paula ihm als allererstes sein einstiges Versagen vorhalten würde – er hätte es angemessen gefunden, wenn sie sich in liebevollem Tonfall nach seinem Befinden erkundigt hätte.

Unselige Gerichtsverhandlungen

Wie, so fragte er sich, sollte er dieser Frau nur begegnen? Ständig änderte sie ihre Art mit ihm umzugehen und jetzt so eine entmutigende Frage; Carl wollte ihr eigentlich ein Gedicht vorlesen. Er hatte sich so viel Mühe gegeben, Verse in Mundart zu finden, welche nicht nur seinen aufrichtigen Liebesgefühlen ihr gegenüber, sondern auch ihrer beider treuer Heimatverbundenheit Ausdruck verlieh. Enttäuscht und unfähig etwas zu antworten, kamen ihm auch noch unvermittelt die unseligen Gerichtsverhandlungen in Heilbronn in den Sinn und er schloss die Augen.
„Carl? schallte es nun wesentlich sanfter aus dem Hörer, „Carl, bist du noch da?“, erkundigte sich Paula Engel nochmals vorsichtig. Carl Eugen Friedner atmete noch ein paar Mal deutlich hörbar ein und aus – diese Atemtechnik hatte er sich einst in der Herzklinik in Hoheitshausen angewöhnt, um in belastenden Situationen besser zu bestehen. Zwar konnten sehr aufmerksame Menschen – zu denen auch Paula gehörte – seine gefühlsmäßige Betroffenheit erahnen, aber Carl nahm dies eben billigend in Kauf; ersparte ihm diese Umgangsform doch, den Unmut in sich hinein zu fressen. Er wollte weder einen Herzinfarkt noch ein Magengeschwür riskieren.

Ein Gedicht

„Carl, was ist?“, Paulas Stimme klang jetzt derart besorgt, dass Carl sich aufraffte, ihr eine gescheite Antwort zu geben: „Ja Paula, ich war irritiert über deine Frage. Eigentlich wollte ich Dir etwas sagen“, und er schwieg abermals. „Was wolltest du mir denn sagen, Carl? fragte sie nach einer weiteren Pause erneut. Er beschloss ihr zu vertrauen und hub an, ohne weitere Erklärung, Paula das romantische Gedicht vorzutragen:

D ́Jogscht

„Was for de Schwob dr Necker isch, fors deitsche Reich dr Rhei,
des is for uns halt unser Jogscht: sou ischs un sou muß ́s sei!
A so e sauwers Flüßle geits
Sunscht nerchends uf dr Welt,
un wenn erscht d ́Sunne einischeint no glänzts wie Silwergeld.
Die schene Renkli guck d`r ou, die Schlößli uf dr Höh,
die sauwre Höft im grüne Dool, mei Liewer, des muscht seh!

Der Kocher schlupfet gar zu gern noch näher zure nou; er denkt: Zu soner schiene Fraa ghört aa en schiener Mou.
Am Summer pfuddle dBouwe drin Mit dene Gensch um dWett,
die Kerli schlooche Borzelbeem wie klaane Borsch im Bett.
Un Schwälwli fliecha driwer her, un unde schnalzet dFisch; des geit e Bild, soe friedlich schee, daßs net zom Sooche isch.
Drum hörsch du bei uns iwerool, wud gehsch und schtehsch un hockschd, s schönst Flüßle uf der ganze Welt isch unscher liewe Jogschd!*

… Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

* Gedicht von N. Landwehr 1932,
Seite 160 in „Die Jagst von der Quelle bis zur Mündung“ von Bernhard H. Lott erschienen im Swiridoff Verlag

https://de.wikipedia.org/wiki/Jagst#Die_Urspr%C3%BCnge_der_Jagst

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„Bei Zwangssterilisierung gestorben“ – Frida Grüb aus Obersteinach wurde 1935 im Haller Diakonissen-Krankenhaus umgebracht

Schon bald nach der Machtübergabe 1933 haben die Nationalsozialisten damit begonnen, Kranke, Behinderte, Nicht-Angepasste, Fürsorge-Empfänger, Alkoholiker und andere Menschen zu diskriminieren. Ein wichtiges Ziel: Diese Menschen sollten keine Kinder bekommen. Auch in der Region Hohenlohe wurden viele von ihnen „unfruchtbar gemacht“. Im heutigen Landkreis Schwäbisch Hall geschah dieser ärztliche Eingriff im Krankenhaus Crailsheim, in der Diakonissen-Anstalt Schwäbisch Hall oder im Krankenhaus in Gaildorf.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Eltern sollten Kosten bezahlen

Ein Beispiel von vielen – aber auch ein ganz besonderes – gibt es aus Obersteinach bei Ilshofen: Frida Grüb starb am 17. Januar 1935 bei dem ärztlichen Eingriff im Diakonissen-Krankenhaus Schwäbisch Hall. Sie war zum Zeitpunkt ihres Todes 26 Jahre alt. Frida Grüb war Tochter des Zimmermanns Georg Grüb und seiner Frau Magdalena Grüb, geborene Vogel. Frida Grüb wurde auf Anordnung des Mergentheimer Oberamtsarztes Dr. Friedrich Förstner „zwecks Unfruchtbarmachung in die Diakonissenanstalt Hall eingewiesen“, steht im Protokoll der Gemeinderatssitzung Obersteinach vom 31. Januar 1935. „Infolge der Operation“ ist die junge Frau im Krankenhaus gestorben. Die Diakonissenanstalt wollte die Kosten für die „Einsargung und Überführung der Verstorbenen nach Obersteinach“ von den Angehörigen bezahlen lassen. Die Kosten sind „bei Abholung der Leiche zu bezahlen“, steht im Sitzungsprotokoll des Obersteinacher Gemeinderats. Der Vater von Frida Grüb erklärte dem Bürgermeisteramt Obersteinach, dass er „zur Zeit nicht in der Lage sei, diese Kosten aufzubringen“. Er bat die Gemeinde, ob die Kosten vorläufig von der Gemeindekasse übernommen werden könnten. Die Gemeinderatsmitglieder erkannten die „Vermögenslosigkeit der Eltern der Frida Grüb“ an und beschlossen, die Kosten in Höhe von 58 Reichsmark (RM) vorläufig durch die Ortsfürsorgebehörde (Gesamtgemeindepflege) zu übernehmen. „Gegebenenfalls zu geeignetem Zeitpunkt“ sollten die Kosten aber von der Familie Grüb ersetzt werden.

DIAK machte weitere Kosten geltend

Doch damit nicht genug. Das Diakonissenkrankenhaus in Hall machte weitere Kosten geltend. Damit befasste sich der Obersteinacher Gemeinderat in seiner Sitzung vom 4. April 1935. Es seien „außer den Kosten für die Einsargung und Überführung der an der Unfruchtbarmachung verstorbenen Frida Grüb auch 32,25 RM Verpflegungskosten in Hall und 54,82 RM Arztkosten für die Unfruchtbarmachung, zusammen also 87,07 RM entstanden.“ Weiter ist im Sitzungsprotokoll zu lesen: „Die Verstorbene war in keiner Krankenkasse, hat keinerlei verwertbaren Nachlass hinterlassen und die unterhaltspflichtigen Angehörigen selbst sind auch nicht in der Lage diese Kosten zu bezahlen. Nach dem Reichsgesetz über die Unfruchtbarmachung hat in solchen Fällen der zuständige Fürsorgeverband einzugreifen. Als solcher kommt nur der Ortsfürsorgeverband Obersteinach in Betracht.“ Die Gemeinderäte fassten deshalb den Beschluss „Die weiter durch die Unfruchtbarmachung der Frida Grüb entstandenen Kosten mit 87,07 RM auf den Ortsfürsorgeverband zu übernehmen.“

In Obersteinach beerdigt

In den Kirchenbüchern der Evangelischen Kirchengemeinde Obersteinach wird das Todesdatum von Frida Grüb mit 17. Januar 1935 angegeben. Todesursache: „Nach Sterilisierungsoperation“. In die Spalte „Ort und Zeit des Todes“ hat Pfarrer Gerhard Fritz geschrieben: „Sch.-Fall (Diakonissenanstalt)“. Was ein „Sch-Fall“ ist, kann nur vermutet werden. Frida Grüb wurde am 20. Januar 1935, um 13.30 Uhr in Obersteinach beerdigt. Pfarrer Fritz hat über Jesaja 42,2+3 und Matthäus 12, 19 +20 die Trauerpredigt gehalten. Das Grab von Frida Grüb existiert heute nicht mehr.

In Obersteinach geboren

Im Stadtarchiv Schwäbisch Hall gibt es andere Daten zur Verstorbenen. Dort ist die junge Frau ein Jahr älter und ihr Vorname wird auf der archivierten Sterbeurkunde mit „Frieda“ angegeben und nicht mit „Frida“ wie in den Gemeinderatsprotokollen von Obersteinach und den Einträgen in den Kirchenbüchern der örtlichen Kirchengemeinde. Schwäbisch Halls Stadtarchivar Andreas Maisch antwortete auf eine Anfrage: „Die Sterbeurkunde von Frieda Grüb, geb. 23. April 1907 in Obersteinach, gestorben am 17. Januar 1935 in der Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall (StadtA Schwäb. Hall 74/303, Nr. 6) liegt hier vor. Die Anzeige des Todes erfolgte durch den Leichenbesorger Johann Roth. Weitere Angaben (etwa zur Todesursache) sind nicht enthalten.“
Die Angaben des Stadtarchivs Schwäbisch Hall decken sich mit den Dokumenten im Kreisarchiv Schwäbisch Hall. Das Kreisarchiv nennt als Quelle das „Sterbenebenregister 1935“.

In Obersteinach konfirmiert

Wer war Frida Grüb? Warum sollte sie sterilisiert werden? Darüber ist außer den genannten Dokumenten in Archiven und Kirchenbüchern nichts bekannt. Auch ortskundige Obersteinacher, mit denen der Autor seit Herbst 2019 gesprochen hat, wissen nichts über das Schicksal von Frida Grüb. Im Taufregister der Kirchengemeinde Obersteinach steht, dass sie am 23. April 1908 in Obersteinach geboren ist. Auf der Sterbeurkunde, die im Schwäbisch Haller Stadtarchiv vorliegt, heißt sie Frieda (mit e in der Mitte) Grüb und ist am 23. April 1907 in Obersteinach geboren. Laut Obersteinacher Kirchenbüchern wurde Frida Grüb am 23. April 1908 geboren, am 17. Mai 1908 getauft und 1922 in Obersteinach konfirmiert.
Die Familie Grüb hat in Obersteinach in einem so genannten Armenhaus gewohnt. Das Haus an der Orlacher Straße stand Anfang der 1960er Jahre noch, berichtet ein Zeitzeuge aus Obersteinach.

„Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“

Grundlage für die Zwangssterilisierungen von Männern und Frauen durch die Nazis war das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933. Es trat am 1. Januar 1934 in Kraft. Auf Grund des Gesetzes entstanden Erbgesundheitsgerichte, die den Amtsgerichten angegliedert wurden. „Dem Richter wurden ein beamteter Arzt und ein weiterer, mit der Erbgesundheitslehre besonders vertrauter Mediziner beigegeben“, schreibt der Schwäbisch Haller Stadtarchivar Andreas Maisch in dem Buch „Ausmerzen – Eugenik, Zwangssterilisierung und Krankenmord in Schwäbisch Hall 1933-1945“. Das Buch hat Maisch 2009 zusammen mit Heike Krause veröffentlicht.

Auch Alkoholabhängige waren in Gefahr

Dem Richter und die beiden Ärzte hatten die Vollmacht, Erbkrankheiten im Sinne der gesetzlichen Definitionen festzustellen. Zu den Erbkrankheiten rechnete der NS-Staat „angeborenen Schwachsinn, Schizophrenie, zirkuläres (manisch-depressives) Irresein, erbliche Fallsucht, erblichen Veitstanz (Huntingtonsche Chorea), erbliche Blindheit, erbliche Taubheit und schwere erbliche Missbildung“. Wer als erbkrank in diesem Sinne galt, konnte sterilisiert werden. Unfruchtbar gemacht werden konnten auch Personen, die an schwerem Alkoholismus litten. (…) Alle am Verfahren Beteiligten wurden zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Anträge auf Sterilisierung konnten die Betroffenen selbst stellen, ebenso ihre gesetzlichen Vertreter, die Amtsärzte und die Leiter von Kranken-, Heil- und Pflegeanstalten sowie von Strafanstalten für ihre Insassen. Vom Verfahren blieb die Öffentlichkeit ausgeschlossen, Zeugen konnten gehört werden (…). Überstiegen die Kosten eine Obergrenze mussten die Sterilisierten die Kosten selbst tragen.

Familien mit vielen Kindern lebten gefährlich

„Das Fürsorgeamt Schwäbisch Hall schlug relativ wahllos Personen mit vielen Kindern vor, die von ihm unterstützt werden mussten. Die ersten Listen datierten vom 14. September 1933“, berichtet Stadtarchivar Maisch. Darauf standen 63 Haller Familien, in denen Vater und/oder Mutter zwangsweise sterilisiert werden sollten. „Alkoholismus, Geschlechtskrankheiten, Bettelei, Gefahr bei Geburten, Taubheit, Sittlichkeitsvergehen, Lungenkrankheiten, Geisteskrankheiten, geistige Beschränktheit, Operationen wegen Stirnhöhlenvereiterung und körperliche Behinderung wurden als Gründe genannt.“ Andere schienen dem Fürsorgeamt einfach zu viele Kinder zu haben und sollten keinen weiteren Nachwuchs bekommen. „Bei vielen Menschen fehlte selbst dem NS-Amtsarzt jede gesetzliche Grundlage“, schreibt Maisch weiter.

360.000 Menschen sterilisiert

Im Gebiet des Deutschen Reiches wurden ungefähr 360.000 Menschen auf Grund des Gesetzes von 1933 zeugungsunfähig gemacht. Im Dezember 1934 wurden die Bürgermeisterämter aufgefordert, Verzeichnisse von Personen anzulegen, die auf Erbkankheiten hin untersucht worden waren. Im Bezirk des Gesundheitsamts Hall (Oberämter Hall und Gaildorf) zeigten Haller und Gaildorfer Ärzte und Anstalten zwischen 1935 und 1941 mehr als 2000 ihrer Patientinnen und Patienten an, weil sie glaubten, die betreffenden Personen fielen unter das Zwangssterilisierungsgesetz. Über 50 Prozent der Anzeigen stammte von den Amtsärzten selbst, etwa 20 Prozent von den Anstalten im Gebiet der beiden Kreise und 17 Prozent von den frei praktizierenden Ärzten. 303 Anträge – überwiegend von den Amtsärzten – wurden an das Erbgesundheitsgericht weitergeleitet. Zwei Drittel der Anträge wurden mit „angeborenem Schwachsinn“ (202) begründet, etwa 20 Prozent mit Schizophrenie (58), einige mit „erblicher Fallsucht“ (14), „zirkulärem Irresein / manisch-depressiv“ (8), „erblicher körperlicher Missbildung“ (7), „erblicher Taubheit“ (6), „schwerem Alkoholismus“ (5) und „erblicher Blindheit“ (3).
Nach dem Gesetz von 1933 zwangsweise im Bereich des Haller Gesundheitsamts bis 1941 sterilisiert wurden 205 Menschen, 109 Frauen und 96 Männer. „Elf Menschen mussten mit Zwangsmaßnahmen zur Sterilisierung geschleppt werden“, berichtet Maisch.

Chirurgischer Eingriff, später Röntgenstrahlen

In der Diakonissen-Anstalt Hall hatte der Chirurg Dr. Wilhelm Dürr am 6. April 1934 „die Ermächtigung erhalten, die unter das Gesetz fallenden Frauen und Männer zu sterilisieren. Unterstützung erhielt er seit November 1937 durch den neu im Diak angestellten Gynäkologen Dr. med. Hellmut Teichmann, der künftig für die Sterilisation von Frauen zuständig war, während Dr. Dürr nun ausschließlich Männer operierte.“ In den ersten Jahren wurden die Menschen im Diakonissen-Krankenhaus unfruchtbar gemacht, indem ihnen durch einen chirurgischen Eingriff die Ei-, beziehungsweise Samenleiter unterbunden wurden. Später wurden aus Kostengründen Röntgenstrahlen verwendet. Diak-Leiter Pfarrer Wilhelm Breuning sprach in einem Brief vom 4. Oktober 1937 an das Württembergische Innenministeriums bei dieser Methode der Unfruchtbarmachung von „Röntgentherapie“.

Noch einmal 141 Frauen unfruchtbar gemacht

Eine Gesetzesänderung wurde am 26. Juni 1935 beschlossen. Auf Grundlage dieses geänderten Gesetzes wurden im Bezirk des Haller Gesundheitsamts bis 1943 noch 141 Frauen unfruchtbar gemacht. Insgesamt waren es im Bereich des Haller Gesundheitsamts zirka 346 Menschen, die von den Nazis verstümmelt wurden.
Für den Altkreis Crailsheim wurde die „genaue Anzahl der betroffenen Männer und Frauen noch nicht erhoben“, berichtet Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch auf Nachfrage. Im Krankenhaus Crailsheim habe es aber „definitiv Zwangssterilisationen nach dem `Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses´ gegeben. Nach Schätzungen, die sich aus den Quoten anderer Landkreise errechnen lassen, müsse von mindestens 200 bis 300 Personen im Altkreis Crailsheim ausgegangen werden, so Förtsch. „Namentlich bekannt sind bisher knapp 20 Personen aus einem einzigen heutigen Crailsheimer Stadtteil, in dem ein Teil der einschlägigen Akten erhalten geblieben ist.“ Die Kreise Hall und Gaildorf zählten 1938 zusammengenommen knapp 52000 Einwohner. Im Landkreis Crailsheim lebten bei der Volkszählung 1939 mit rund 51500 Menschen fast genausoviele.

0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung sterilisiert

Das Gesundheitsamt Mergentheim war zum Zeitpunkt des Todes von Frida Grüb für das Oberamt Gerabronn zuständig. Zum Oberamt Gerabronn gehörte auch die Gemeinde Obersteinach (Quelle: Staatshandbuch von 1936). Das verantwortliche Erbgesundheitsgericht müsste demnach dem Amtsgericht Langenburg angegliedert gewesen sein. Genaue Zahlen aus dem Zuständigkeitsbereich des Erbgesundheitsgerichts Langenburg liegen dem Autor nicht vor.
Im Bereich des Gesundheitsamts Hall wurden 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung sterilisiert, angezeigt wurden 4,5 Prozent. „Enorme Zahlen, die belegen, wie massiv die Rassenideologie in den Alltag der Bevölkerung eingriff“, fasst Halls Stadtarchivar Andreas Maisch zusammen. Eines der zahlreichen Opfer im heutigen Landkreis Schwäbisch Hall war Frida Grüb aus Obersteinach. Sie soll nicht vergessen werden.

Der Schreibtischtäter: Oberamtsarzt Dr. Friedrich Förstner

Der Oberamtsarzt Dr. Friedrich Förstner (geboren 1893 in Obergröningen), der die todbringende Sterilisierung von Frida Grüb angeordnet hatte, überlebte den Zweiten Weltkrieg. Von 1928 bis 1931 war Förstner Amtsarzt des Oberamts Gerabronn, von 1931 bis 1939 Amtsarzt und Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts in Bad Mergentheim, ab 1936 auch Verwaltungsstellenleiter des dortigen Amts für Volksgesundheit.
Der NSDAP gehörte Förstner von 1933 bis 1945 an, der SA ab 1933. Von 1939 bis 1945 war er Amtsarzt und Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts Esslingen/Neckar und Kreisamtsleiter des Rassenpolitischen Amts.

Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats Mergentheim

In Mergentheim wurde Förstner Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats, 1934 als Abgeordneter zum Württembergischen Landeskirchentags berufen. Kurz darauf ist er aus der Evangelischen Landeskirche ausgetreten. 1935 Beitritt zur Glaubensbewegung Deutsche Christen (DC), die den Nationalsozialisten nahestand. Den DC gehörte Förstner nach eigener Darstellung in seinem Entnazifizierungsverfahren bis 1939 an. Zu den DC sei er übergetreten, weil er „in dieser Bewegung zunächst eine Erneuerung des christlichen Glaubens im Sinne größerer Weitherzigkeit erwartete. Als er erkannte, dass diese Richtung religiösen Unsinn brachte, trat er aus“, schrieb Förstners Rechtsanwalt in einem Brief an die Spruchkammer Esslingen.

In Berufungsverhandlung nur noch „Mitläufer“

In der Spruchkammerverhandlung am 19. Januar 1948 wurde Förstner als Minderbelasteter (Stufe 3 von 5 Stufen eingruppiert). Er sollte 500 Reichsmark in Sachwerten in den Wiedergutmachungsfonds bezahlen. In der Berufungsverhandlung vom 28. Juni 1948 wurde er nur noch als Mitläufer (Stufe 4 von 5 Stufen) eingruppiert und musste eine Geldstrafe von 100 DM bezahlen.

Arztpraxis 1948 eröffnet

Bereits im Herbst 1948 eröffnete Friedrich Förstner wieder eine Arztpraxis. Im August 1949 wohnte er in Esslingen-Mettingen. Frida Grüb, die er zwangsweise sterilisieren ließ, lag seit dem 20. Januar 1935 in einem Grab des Friedhofs in Obersteinach. Das Grab existiert heute nicht mehr.

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„Starkregen: Keller liefen voll, Kanalisation überlastet, Autofahrt endet im Hochwasser“ – Feuerwehr Crailsheim innerhalb von sechs Stunden 119 Mal im Einsatz

Ein schweres Unwetter zog am Montagnachmittag (3. August 2020) über die Große Kreisstadt Crailsheim hinweg. Binnen kürzester Zeit gingen über 45 Liter Regen nieder. Die Feuerwehr war sechs Stunden lang im Einsatz – an 119 Einsatzstellen.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Innerhalb einer halben Stunde fielen über 45 Liter Regen

Um kurz nach 14 Uhr bildete sich am Montag genau über der Stadt Crailsheim ein schweres Unwetter, das extreme Niederschläge mit sich führte. Problematisch hierbei war, dass die Gewitterzelle ortsfest verblieb und sich quasi über der Stadt abregnete. Innerhalb einer halben Stunde fielen dabei über 45 Liter Regen, was für die Kanalisation schlicht nicht mehr auffangbar war.

Einsatzschwerpunkt Altenmünster

Die Feuerwehr der Stadt Crailsheim arbeitete zwischen 14.15 und 20.00 Uhr insgesamt 119 Einsatzstellen im Stadtgebiet ab. Vor allem Keller liefen voll Wasser und Straßen waren durch verstopfte Gullideckel sowie eine der Überlastung der Kanalisation überflutet worden. Als Einsatzschwerpunkte bildeten sich der Stadtteil Altenmünster sowie die westliche Innenstadt heraus. Die Einsätze wurden durch die Führungsgruppe der Feuerwehr Crailsheim in der Feuerwache 1 in der Gartenstraße koordiniert.

Auto in Bahnunterführung steckengeblieben

Ein Auto war in der Bahnunterführung Gaildorfer Straße / Grabenstraße durch fehlerhafte Einschätzung der Wassertiefe durch den Fahrer in dem dort schnell zusammenlaufenden Regenwasser steckengeblieben. Da hier eine Gefährdung der Fahrzeuginsassen nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde dieser Einsatz alarmmäßig bedient. Bei Eintreffen der Feuerwehr hatte der Fahrer das Fahrzeug aber bereits verlassen. Die Person wurde vom Rettungsdienst betreut, nähere Einzelheiten zu deren Gesundheitszustand liegen nicht vor.

Zwei Mal Fehlalarm im Industriegebiet

Während der Einsatzmaßnahmen wurde die Feuerwehr Crailsheim zudem zu zwei Brandmeldealarmen im Industriegebiet Altenmünster alarmiert, die sich beide als Fehlalarm herausstellten. Im Weiteren ging die Meldung eines brennenden Fahrzeuges in der Nähe der Firma Procter & Gamble ein, die anfahrende Abteilung konnte aber nichts feststellen.

Corona-Reserve nicht im Einsatz

Insgesamt waren 72 Einsatzkräfte der Feuerwehr Crailsheim unter der Führung von Stadtbrandmeister Armin Klingenbeck im Einsatz. Dies entspricht wochentags während der Urlaubszeit zirka 60 Prozent des verfügbaren Personals. Die verbleibenden, nicht eingesetzten 40 Prozent bildeten die notwendige Personalreserve für kritische mittelgroße Einsatzlagen sowie die seitens der Stadt Crailsheim für die umliegenden Gemeinden zu stellende Überlandhilfe. Derzeit besteht zudem die Notwendigkeit, bei allen Einsätzen eine nicht eingesetzte Personalreserve zurückzuhalten, um einen Komplettausfall der Feuerwehr durch notwendige Quarantänemaßnahmen im Coronavirus-Infektionsfall zu verhindern.

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„Lang beschattete Täler“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechzehnter Teil

„Lang beschattete Täler“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XVI Visionär

… Es war ihm einfach nicht nachvollziehbar, zu vieles war widersprüchlich und verwirrend; die Stilblüten welche diese >Karinakrise< trieb, waren mehr als merkwürdig, und Carl Eugen Friedner fragte sich immer öfters, ob man versuchte, den Leuten Sand in die Augen zu streuen? Die allgemeine Angstmacherei ging ihm so langsam auf die Nerven. Da gab es doch wahrhaftig genug wichtigere Themen mit denen man sich unbedingt beschäftigen sollte. Aber jedes Problem wurde stets zuerst in ein >Karinabad< getaucht und dann nur noch mit diesem Überzug diskutiert.

Hochgiftige Substanzen

Zudem verstärkte sich sein Verdacht, dass man die ungute Situation auch gar nicht auflösen wollte. Sondern ein gewisses Chaos und viele Unsicherheiten aufrechterhielt, um hintenrum eine Impfpflicht einzuführen. Niedrige Zahlen zu Ansteckungen und Toten ließ man erst gar nicht gelten – war das nötig, um weiterhin Angst zu schüren? Carl hatte sich über verschiedene Modelle zur Immunisierung kundig gemacht. Seine persönliche Gesunderhaltung überdachte er ja seit dem Rehabilitationsaufenthalt in Hoheitshausen unentwegt und besann sich immer wieder auf einen entsprechenden Lebensstil. Er war erschüttert darüber, mit was für hochgiftigen Substanzen man so ein Impfserum anreicherte.

Isolation und Abstand

Und Carl Eugen fragte sich überdies, warum man gerade Spiel und Sport und Freude an Kunst und Kultur einschränkte, wo genau diese Spaß bereiteten, für einen Ausgleich an Leib, Geist und Seele sorgten und damit doch das menschliche Immunsystem stärkten. Weiterhin fiel ihm auf, dass im Namen der verpflichtend einzuhaltenden Distanz das gesamte Thema Bildung sich in eine gänzlich andere Richtung entwickelt hatte. Man sprach nur noch von Isolation und Abstand, nicht mehr von Gemeinschaft und sozialem Lernen. Die Kinder wurden mit Fernunterricht geradezu dressiert ausschließlich alleine und am Computer zu lernen. Vermutlich würden diejenigen, die keine Eltern hatten, welche sie von Unfug abhielten, stundenlang am Computer spielen. Und was lernten junge Menschen aus Haushalten in denen es weder einen Computer noch einen Klapprechner, geschweige denn eine funktionierende Verbindung zum Internet gab? Zu was würde sich der Nachwuchs entwickeln, wenn man ihm auf Dauer jede gemeinschaftliche Freude nahm?

„Querdenker-Demonstration“

Carl Eugen Friedner hatte beim letzten Telefonat mit Paula eine Internetadresse* bekommen, wo er sich nun laufend informierte. Paula wollte am Samstag zu so einer „Querdenker-Demonstration“ gehen, um eine Reportage zu machen. Eine clevere Idee der Veranstalter, einfach die Vorwahl der Stadt zum „Querdenken“ dazu nehmen und schon war man im Netz auf der Seite, wo man hinwollte. Dort konnte man sich zu den stattfindenden Demonstrationen in der nächstliegenden Stadt und weiter weg informieren, eine feine Sache! Gut, dass sich die Menschen nicht einschüchtern ließen, sondern samstags für die dem deutschen Volk zugesicherten Grundrechte eintraten.
In dem Buch, das ihm Heiner empfohlen hatte, fand Carl zudem recht gute und praktikable Ansätze zur Wahrnehmung und Ausübung demokratischer Rechte und Pflichten ausgeführt. Wenn er beim Lesen nicht gerade an seine eigenen gemachten Fehler erinnert wurde, mit denen er Paula damals erheblich geschadet hatte, konnte er die einleuchtenden Beschreibungen der Politökonomin Göpel nur befürworten. Paula und Carl hatten früher nur über die offensichtlichen Seiten des Unrechts bei anderen gesprochen, und über dies und das geschimpft. Aber sich konstruktive Gedanken zu machen, wo man selber, auf eigene Faust, Lösungsansätze anstreben könnte, ja sogar unbedingt welche finden musste, war ja viel besser. Es machte erstens wesentlich mehr Spaß, und brachte zweitens – auch für eine total verfahrene Sache – erstaunliche und ungeahnte Ansätze, Ungutes wieder ins Lot zu bringen.

Festgefahrene Auseinandersetzung

Carl Eugen Friedner war als Jurist völlig fasziniert von der Beschreibung, dass Menschen grundsätzlich über ein großes Gespür für Gerechtigkeit verfügen und intuitiv richtig empfinden, was gerecht und ungerecht ist. Vielleicht bargen diese Ideen auch einen Ausweg für die festgefahrene Auseinandersetzung mit Paula? Er würde es ihr vorschlagen. Womöglich würde sie ihm sogar zustimmen, und sie konnten unter die leidige Gerichtsverhandlung einen Schlussstrich ziehen und sich endlich auf eine gelingende gemeinsame Zukunft konzentrieren. Carl holte tief Luft. Ja, er wollte sich unbedingt wieder mit Paula Engel vertragen. Die beschämenden Gedanken an seine miserable Dienstleistung an Paula, und die Arbeit der nötigen Richtigstellung, welche noch bevorstand, waren mit diesem neuen Ansatz jedoch wesentlich leichter zu ertragen.

Visionärer Charakterzug

Heiner hatte ihm erzählt, dass seine Energiefirma vorhabe, die Wissenschaftlerin zu einer energiepolitischen Diskussion einzuladen. Er stellte sich vor, die nur schwerfällig vorwärtskommende, bürgerschaftliche Erneuerbare-Energien-Gemeinschaft mit den Gedankengängen der Politökonomin in Schwung zu bringen. Carl schmunzelte, er schätzte an Heiner Grün dessen nimmermüden visionären Charakterzug, sich immer und immer wieder, und in jedem Fall für seine Ideen der regenerativen Energien in Bürgerhand einzusetzen. Sobald Heiner auch nur den Hauch einer Chance dazu wahrnahm, formulierte er ein Papier und warb so für ein zukunftsweisendes Ziel.

Aktive lokale Lösungsgestaltung

Heiner dachte sich, dass Menschen durch die Erfahrung der Selbstwirksamkeit, in die Lage versetzt werden, nicht mehr ausweichend auf die Klimakrise zu reagieren, sondern sich der Erneuerbare-Energien-Gemeinschaft als annehmbare und auf Verständigung und Kooperation angelegte Lösung zuzuwenden. Also Gedanken weg von der Angst vor der globalen Krise, hin zur aktiven lokalen Lösungsgestaltung, zu lenken. Dabei würde man dann die einzelnen Sorgen zur Verteilungsgerechtigkeit mit einbeziehen. Frau Göpel erläuterte in ihrem Buch, dass Empfindungen zur Verteilungsgerechtigkeit – auch bei verschiedenen Menschen – sogar relativ nahe beieinander liegen würden. Carl hatte sich von Heiner schon vor einiger Zeit erklären lassen, dass man gerade bei Verteilungsgerechtigkeit die lokale Erneuerbare-Energien-Gemeinschaft nutzen könnte, um zum Beispiel zahlungsunfähige Kunden, solidarisch vor einem drohenden Stromentzug zu schützen.

Dezentrale Anlagen

Die jetzige, auf Gewinnmaximierung angelegte Stromversorgungsstruktur, könnte auf vielfältige Art und Weise eine Umkehrung erfahren. Es wären keine großen, sensiblen und zentral gesteuerten Großanlagen mehr nötig, sondern es würden kleine, wie Zellen oder Bienenwaben, angeordnete dezentrale Anlagen entstehen. Diese wären nicht nur weniger störanfällig, sondern würden mit einer zellularen und dadurch jeweils autonomen Struktur den diktatorischen Bestrebungen der Energiewirtschaft zuwider laufen. Und sie wären eine realistische Möglichkeit, nicht nur die angestrebten Klimaziele, sondern auch den Rufen aus der Zukunft der freitäglichen Demonstranten, gerecht zu werden.

Blut in den Adern gefriert

Carl konnte sich bei dieser Vorstellung wiederum ein Grinsen nicht verkneifen. Heiner Grün war einfach ein genialer, aber vor allem ein demokratischer Visionär, und vermutlich gefror den Herrschenden bei den Ausführungen von Frau Professor Göbel genauso das Blut in den Adern, wie bei der konkreten Vorstellung von autonomen, lokalen oder regionalen Energieversorgungseinheiten in Bürgerhand … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

Grundrechtedemonstrationen: https://querdenken-711.de/

Buchvorschlag: „Unsere Welt neu denken“ https://www.maja-goepel.de/ https://de.wikipedia.org/wiki/Maja_G%C3%B6pel

Pioniere erneuerbarer Energie:

Windenergie in Stuttgart: http://gruenerheiner.de/

Interview in Englisch: https://www.dieter-schaefer.eu/podcast
oder über S1 E9: Auctions and life after feed-in tariffs von AEE podcast in Apple Podcasts an. https://podcasts.apple.com/de/podcast/aee- podcast/id1514747597?i=1000485826387

Kritik zur Windkraft:
https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwaebisch-hall/langenburg_-150- buerger-machen-gegenwind-swr-filmt-fuer-eine-sendung-18421289.html

https://www.swr.de/swr2/wissen/windraeder-laerm/- /id=661224/did=12024984/nid=661224/5pa1mg/index.html

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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