„Spannende Lektüre für jedes Alter“ – Lesungen und Kinderliteraturtage mit Buchmesse in Kirchberg/Jagst

Spannende Literatur steht in den nächsten Wochen im Mittelpunkt des Kulturlebens in Kirchberg an der Jagst. Anne Hirschle-Zimmermann, Leiterin der Stadtbücherei und der vhs Kirchberg, hat mit ihrem Team ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt.

Von der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst

1.) Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid – Lesung mit der Autorin Alena Schröder

Vom Erbe unserer Mütter und dem Wagnis eines freien Lebens.

In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen? Die Spur der Bilder führt zurück in die 1920er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der ›Brigitte‹-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die ›Brigitte‹, das ›SZ-Magazin‹ und ›DIE ZEIT‹. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Wann?: Donnerstag, 26. Mai 2022, 17 bis 19 Uhr

Wo?: Evangelisches Gemeindehaus am Hofgarten, 74592 Kirchberg / Jagst

Eintritt: 10 Euro/ 8 Euro ermäßigt

Der Vorverkauf ist ab sofort bei der Stadtbücherei (07954 926152), bei der Stadtverwaltung (Frau Dambach – Telefon 07954 9801-17) und online unter der Homepage der www.vhs-crailsheim-land.de möglich. Sie bekommen die Karten mit Rechnung zugeschickt oder sie werden an der Abendkasse hinterlegt.

2.) Lesung mit der niederbayrischen Krimiautorin Eva Adam

Wann?: Samstag, 28. Mai 2022 von 18.30 Uhr bis 22 Uhr

Wo?: Städtischen Bauhof in Kirchberg, Lindenstraße 9

In den Krimis von Eva Adam spielt der bodenständige Bauhofangestellte Hansi Scharnagl die Hauptrolle. In Unterfilzbach geschehen merkwürdige Todesfälle, die ihm keine Ruhe lassen. Er muss der Sache auf den Grund gehen. Wie gut, dass sein Kollege Sepp ihm zur Seite steht.

Eva Adam, geboren 1975, wuchs auf dem Land in Bodenmais im Bayerischen Wald auf. Ihre Kindheit als „Wirtshauskind“ war dabei wohl schon in gewisser Weise prägend ­ für ihre späteren Dorfgeschichten. Nach beruflichen Stationen als Steuersekretärin und in der internationalen Fünfsterne-Hotellerie ist sie heute wieder in ihrem Heimatort als Event-Managerin tätig. Dort lebt sie mit ihrer Familie und zwei Hunden.

Die Veranstaltung wird mit Musik der Band „Tröttengasse 4“ umrahmt und es gibt Getränke und Gegrilltes von der Feuerwehr Lendsiedel. Die Veranstaltung findet im städtischen Bauhof in Kirchberg, Lindenstraße 9 am Samstag, 28. Mai von 18.30 Uhr bis 22 Uhr statt.

Eine Kooperationsveranstaltung der vhs Kirchberg und der Stadtbücherei.

Der Vorverkauf ist ab sofort bei der Stadtbücherei (07954 926152), bei der Stadtverwaltung (Frau Dambach – Telefon 07954 9801-17) und online unter der Homepage der www.vhs-crailsheim-land.de möglich. Sie bekommen die Karten mit Rechnung zugeschickt oder sie werden an der Abendkasse hinterlegt.

3.) Get Shorties Lesebühne

Ingo Klopfer

Die „get shorties Lesebühne“ wurde 2001 in Stuttgart von Ingo Klopfer gegründet. Die Lesebühne macht so den Spagat zwischen Kabarett und Literatur und besteht aus sieben AutorInnen. Diese schreiben für die Bühne Kurzgeschichten, alltagsnah, ironisch, satirisch, kurzweilig, unterhaltsam und literarisch. Bei einer Veranstaltung sind jeweils drei bis vier Autoren anwesend. Die Lesungen haben einen hohen Unterhaltungsfaktor und locken seit vielen Jahren nicht nur das typische Lesungspublikum an, sondern auch Menschen, die gerne eine Poetry-Slam-Veranstaltung besuchen. Probieren Sie es einfach einmal aus! Es gibt einen Ausschank!

In Kooperation mit der Stadtbücherei

Wann?: Freitag, 17. Juni 2022, 20:00 bis 22:00 Uhr

Wo?: Festhalle Kirchberg/Jagst, Crailsheimer Straße

Preis: 10 Euro / 8 Euro ermäßigt

Der Vorverkauf ist ab sofort bei der Stadtbücherei (07954 926152), bei der Stadtverwaltung (Frau Dambach – Telefon 07954 9801-17) und online unter der Homepage der www.vhs-crailsheim-land.de möglich. Sie bekommen die Karten mit Rechnung zugeschickt oder sie werden an der Abendkasse hinterlegt.

4.) Kirchberger Kinderliteraturtage am Samstag, 2. und Sonntag, 3. Juli 2022

Zwei Tage Lesungen, Buchmesse und Aktionen für Kinder

24 AutorInnen aus ganz Deutschland lesen aus ihren aktuellen Kinderbüchern
Begleitprogramm und zahlreiche Aktionen für Kinder
Buchmesse und Buchverkauf mit Meet & Great der AutorInnen
Eintritt kostenlos

Am Samstag, 2. und Sonntag, 3. Juli 2022, finden zum ersten Mal die Kirchberger Kinderliteraturtage statt. Veranstalter sind die Stadtbücherei und vhs Kirchberg an der Jagst in Zusammenarbeit mit der Illustratorin und Kinderbuchautorin Martina Kanold. Die Kinderliteraturtage und die Buchmesse sind an beiden Tagen von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Ort: Festhalle, Crailsheimer Straße 34, 74592 Kirchberg an der Jagst.

Die Idee zu den Kinderbuchliteraturtagen hatte Martina Kanold. Sie arbeitet als Illustratorin sowie Kinderbuchautorin, ist in der Kinderbuch-Community gut vernetzt und kennt den Kinderbuchmarkt. Dieser wird bestimmt von Bestsellern der großen Verlage. Dabei gibt es so viel mehr gute und spannende Kinderbücher. „Mit unseren Kinderliteraturtagen möchten wir diesem Umstand Rechnung tragen und mehr Vielfalt in die Kinderbuchwelt bringen. Wir geben unserem Publikum die Möglichkeit, weniger bekannte Autoren und Autorinnen sowie Selfpublisher kennenzulernen. Ich freue mich sehr, dass ich mit meiner Idee bei der Leiterin der Stadtbücherei und der vhs Kirchberg, Anne Hirschle-Zimmermann, auf offene Ohren gestoßen bin, und unsere schöne Gegend nun auch ein Kinderliteraturangebot für Kinder bietet“, so Martina Kanold.

Festhalle wird zur Kinderbuchwelt für Kinder

Die Kinderliteraturtage verwandeln die Festhalle in Kirchberg an der Jagst für zwei volle Tage in eine bunte Kinderbuchwelt. Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren können eintauchen in Geschichten, Abenteuer und Spielspaß.

24 Lesungen für Kinder

An beiden Veranstaltungstagen finden jeweils von 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr unterschiedliche Lesungen statt. Für jedes Lesealter ist etwas dabei. Jede Lesung dauert 20 Minuten. Fragen an die AutorInnen sind im Anschluss an die Lesung möglich.

Kinderbuchmesse mit Meet & Great der AutorInnen und Signier-Möglichkeit

An den Messeständen können die Kinder mit den AutorInnen ins Gespräch kommen und Bücher signieren lassen. Die Messe lädt außerdem ein zu schlendern, in Büchern zu stöbern und die nächste Sommerlektüre zu finden.

Begleitprogramm und Aktionen für Kinder

Für noch mehr Spaß und Interaktion zwischen Kindern und AutorInnen sorgt das Begleitprogramm. Die AutorInnen bieten jeden Tag Aktionen für Kinder an. Es stehen Bastelprojekte, Schreibworkshops, Zeichenkurse, Bewegungsspiele und noch vieles mehr auf dem Programm. Außerdem wird eine gemütliche Leseecke eingerichtet, in der sich die BesucherInnen zurückziehen und ihre Nasen in Bücher stecken können. Alle Bücher aus der Leseecke wandern im Anschluss an die Kinderliteraturtage in die Stadtbücherei Kirchberg an der Jagst und freuen sich darauf ausgeliehen zu werden.

Im Foyer gibt es Essen und Trinken, warmes Essen um die Mittagszeit, Snacks, Getränke und Kaffee sowie einen Kuchenverkauf des Waldorfkindergartens Weckelweiler und des Kindergarten in Gaggstatt und einen Eisverkauf der Schäferei Langenburg

Veranstaltungsinfos im Überblick:

Uhrzeit: 10 Uhr bis 17 Uhr

Täglich 12 Lesungen: Erste Lesung immer um 10.30 Uhr. Beginn der letzten Lesung: 16.30 Uhr

Veranstaltungsort: Festhalle, Crailsheimer Straße 34, 74592 Kirchberg an der Jagst

Parkmöglichkeit: Parkplätze Kreuzstein (gleich gegenüber den Schulen)

Eintritt frei, um einen Kulturbeitrag wird gebeten

https://kirchbergerkinderliteraturtage.com/ – alle Autoren und ihre Bücher werden vorgestellt.

Besuchen Sie die Homepage der Kinderliteraturtage in Kirchberg/Jagst:

https://kirchbergerkinderliteraturtage.com/

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„Antisemitisch, rassistisch und völkisch: Der `Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.´und sein Domizil in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen – Vortrag des Rechtsextremismus-Experten Timo Büchner in Schwäbisch Hall

Der Rechtsextremismus-Experte Timo Büchner (Recherche Nordwürttemberg) informiert am Mittwoch, 1. Juni 2022, um 19.30 Uhr über den „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.“ (BfG) und sein „Jugendheim Hohenlohe“ in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen. Der Vortrag findet im „Club Alpha 60“, Spitalmühlenstraße 13/2 in Schwäbisch Hall statt.

Vom Club Alpha 60 Schwäbisch Hall

Geheimes Vernetzungstreffen extrem rechter Gruppierungen

Antisemitisch, rassistisch und völkisch: Der „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.“ (BfG) und sein Domizil in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen. Timo Büchner informiert über das antisemitische, rassistische und völkische Weltbild des BfG und verdeutlicht, welche Rolle der BfG und sein „Jugendheim Hohenlohe“ in der extremen Rechten spielen. Das Domizil geriet im Herbst 2021 in die Schlagzeilen – denn im Haus veranstaltete die deutsche Neonazi-Szene ein geheimes Vernetzungstreffen. Angekündigt wurde beispielsweise die NSU-Rechtsanwältin Nicole Schneiders.

Anmeldung per E-Mail erforderlich:

Zu dem Vortrag von Timo Büchner in Schwäbisch Hall ist aus Kapazitäts- und Sicherheitsgründen ist eine Anmeldung mit Vor- und Nachname per E-Mail an VVN-sha@skymail.de erforderlich. Die Anmeldefrist endet am Dienstag, 31. Mai 2022, um 19.30 Uhr.

Hinweis: Erst mit der Bestätigung der Anmeldung ist eine Teilnahme an der Veranstaltung gestattet. Vor Ort gilt 2G+, die Maskenpflicht entfällt nach derzeitigem Stand. Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Veranstaltet wird der Informationsabend von folgenden Organisationen:

AK Politik/AK Programm des Club Alpha 60, VVN-Bund der AntifaschistInnen, KZ Gedenkstätte Hessental und DGB- Kreisverband Schwäbisch Hall

Wann?: Mittwoch, 1. Juni 2022, 19.30 Uhr

Wo?: Club Alpha 60, Spitalmühlenstraße 13/2, 74523 Schwäbisch Hall

Weitere Informationen im Internet über Recherche Nordwürttemberg:

https://www.belltower.news/?s=Herboldshausen

https://twitter.com/recherchenowue

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„Kinder wahrnehmen. Kinder schützen. Kinder stärken. Kinder beteiligen.“ – SPD-Bundestagsabgeordneter Kevin Leiser berichtet über den Landesparteitag seiner Partei

Kinder wahrnehmen. Kinder schützen. Kinder stärken. Kinder beteiligen. Das fordern die SPD auf ihrem Landespartei in Stuttgart, schreibt der SPD-Bundestagsabgeordnete Kevin Leiser in einer Pressemitteilung. Am Samstag, 7. Mai 202 machten sich die Genossinnen und Genossen aus den Kreisverbänden Schwäbisch Hall und Hohenlohe auf den Weg nach Stuttgart zum kleinen Parteitag der SPD Baden-Württemberg.

Pressemitteilung des SPD-Bundestagsabgeordneten Kevin Leiser aus Blaufelden

Europäische Friedens- und Sicherheitsordnung herstellen

Die SPD Baden-Württemberg macht deutlich, sie steht hinter Bundeskanzler Olaf Scholz und der Bundesregierung bei ihrem entschlossenen, umsichtigen und überlegten Handeln zur Unterstützung der Ukraine. Das Ziel ist die Herstellung einer europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung, die für alle Staaten gleichermaßen Gültigkeit hat und die Unverletzbarkeit ihrer Grenzen garantiert. Die Ukraine muss ihre Souveränität, die Freiheit Ihrer Bürger und Bürgerinnen verteidigen können. Kevin Leiser wirbt konkret für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr. „Unsere Soldatinnen und Soldaten haben die bestmögliche Ausstattung sowie funktionsfähiges Gerät verdient!“, so Kevin Leiser in seiner Rede.

Frei von Armut aufwachsen

Thematisch standen beim Parteitag die Kinder und Jugendlichen im Fokus. Die SPD Baden-Württemberg beschließt einen ganzen Katalog wichtiger kinder- und jugendpolitischer Forderungen mit dem Ziel einer Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche mit ihren Bedürfnissen und Träumen wahrgenommen werden, geschützt werden, frei von Armut aufwachsen, konsequent bei Entscheidungen beteiligt werden und Integration und Teilhabe erfahren.

Schulsozialarbeit finanziell sicher stellen

Die Einführung der Kindergrundsicherung zur Bekämpfung der Kinderarmut ist eine zentrale Forderung. Das aktive Wahlalter für Landtags-, Bundestags-, und Europawahlen auf 16 Jahre abzusenken ist eine weitere. Bessere Angebote für Kitas und Schulen, als Lebensorte der Kinder und Jugendlichen, sind beraten worden. Hans-Jürgen Saknus, stellvertretender SPD-Vorsitzender im Hohenlohekreis, sieht hier die Schulsozialarbeit als wichtigen Baustein einer erfolgreichen Bildungspolitik. „Um die notwendige Hilfe für Schülerinnen und Schüler durch die Schulsozialarbeit sicher zu stellen, müssen die Finanzierungen verlässlich sein. Die grün-schwarze Landesregierung entzieht sich der Finanzierungszusage durch eine schleichende Kostenverlagerung auf die Kommunen und Stadt- und Landkreise auf Grund nicht angepasster Drittelfinanzierung“, so Hans-Jürgen Saknus in der Begründung seines Antrages auf solide Finanzierung der Schulsozialarbeit. Kinder und Jugendliche bei allen Entscheidungen mit in den Fokus zu nehmen, fordert die SPD Baden-Württemberg. Kinder und Jugendliche verdienen es, im Mittelpunkt unserer Politik zu stehen.

Weitere Informationen und Kontakt:

Kevin Leiser, Vorsitzender, SPD-Kreisverband Schwäbisch Hall, Vorsitzender, SGK-Kreisverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe, Kreisrat, Landkreis Schwäbisch Hall, Gemeinderat, Gemeinde Blaufelden

E-Mail: ehrenamt@kevin-leiser.de

Internetseite: www.kevin-leiser.de

Facebook: www.facebook.de/KevinLeiserHohenlohe

Instagram: www.instagram.de/KevinLeiserHohenlohe

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„Musikalisches Mosaik aus Folk, Mystik und Rock“ – Die Band „Three For Silver“ spielt in der 7180-Bar in Crailsheim

Für viele waren sie das Konzerthighlight im Jahr 2019 und nun ist das Trio THREE FOR SILVER aus Portland am Freitag, 27. Mai 2022, wieder in der 7180 Bar in Crailsheim zu Gast. Ein absolutes Highlight.

Von Harald Haas, 7180-Bar in Crailsheim

Wuchtig

Three For Silver spielenatmosphärischern fast schon pastoralen Doom-Folk, der mit einer ganz eigenen, enervierenden Energie lebendig macht, nur um wieder sanft zu berauschen. Die Band um Lucas Warford und Willo Sertain sind dabei mindestens genauso unruhig und auf jeden Fall genauso viel unterwegs wie der Mond selbst. Seit fast zehn Jahren touren die beiden, begleitet von wechselnden, dritten Gast-Musikern, durch die Welt und fesseln mit ihrem musikalischen Mosaik aus Folk, Mystik und Rock. Genau dieses, eigentlich inkompatible Arrangement sich ausschließender Elemente, entfaltet dann seinen Charme wuchtig, ganzheitlich und unwiderruflich.

Eine Brise Balkan-Pop

THREE FOR SILVER vereinen Elemente von Tom Waits oder Nick Cave mit einer Brise Balkan-Pop. Dabei findet die die Band eine ganz eigene musikalische Mischung, die ihresgleichen sucht. Das Trio schafft es in einer minimalen Besetzung großen Klang zu erzeugen und dabei das Publikum mit Leichtigkeit zum Tanzen zu bringen. Genauso wird es an diesem Abend auch euch gehen.

Info:

Die 7180-Bar öffnet um 20 Uhr, Konzertbeginn: zirka 21.15 Uhr

Weitere Informationen im Internet über die Band „Three For Silver“:

https://www.threeforsilver.com/

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„Tanz der Toten vor der Air Base Ramstein – Die Atombomben schweben über unseren Köpfen“ – Aktionswoche der Kampagne „Stopp Base Ramstein“

Von 19. bis 26. Juni 2022 ist es wieder soweit, die Kampagne „Stopp Air Base Ramstein“ veranstaltet ihre alljährliche Aktionswoche. Neben einem einwöchigen Friedenscamp wird es eine große Demonstration am Samstag, 25. Juni 2022 vor der Air Base Ramstein unter dem Motto „Tanz der Toten“ geben. Die Kampagne wendet sich gegen Aufrüstung, fordert eine Beendigung aller Waffenlieferungen, Rückkehr zu Verhandlungen und Diplomatie sowie die Schließung der Air Base Ramstein, verbunden mit einem Prozess der Konversion.

Artikel von Pascal Luig auf der Internetseite „NachDenkseiten“

Angriff Russlands auf die Ukraine

Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine wird sich mancher Leser fragen, wieso mit Blick auf die momentane Bedrohung gegen eine militärische Einrichtung der US-Amerikaner sowie der NATO demonstriert wird. „Die Amerikaner sind da, die NATO ist da, wir sind dadurch eigentlich auch geschützt“ [1], fasst es der Bürgermeister Ralf Hechler von Ramstein-Miesenbach zusammen. Aber entspricht dies auch den Tatsachen?

Die Rolle der Air Base Ramstein

Fakt ist, dass die zentrale Rolle der Air Base Ramstein in diesem Konflikt von der Öffentlichkeit bisher weitestgehend unbemerkt blieb. Die Militärbasis ist das größte Luftdrehkreuz der US-Streitkräfte außerhalb der USA. Hierüber werden schon jetzt fast alle Personen- und Frachttransporte der US-Streitkräfte während der Ukraine-Krise abgewickelt. Auf der Base befinden sich aber auch wichtige Kommandozentralen, die für den militärischen Flugverkehr von USA und NATO über Europa zuständig sind. Das integrierte Hauptquartier der U.S. Air Forces in Europe kann innerhalb von nur wenigen Stunden Luftangriffe in ganz Europa, einschließlich Russlands, organisieren. Dem AIRCOM Ramstein unterstehen die Luftwaffen aller NATO-Staaten. Eine Befehlszentrale für das so genannte Raketenabwehrschild der USA und der NATO ist in das AIRCOM integriert. Das Abwehrschild wurde noch vor dem Ukraine-Krieg ausgebaut. Bereits unter Präsident Obama wurde die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen beschlossen. Auf Kriegsschiffen sowie in Rumänien und Polen wurde das Aegis-Kampfsystem, das auch Atomraketen abschießen kann, stationiert. Das Abwehrschild soll die russischen Interkontinentalraketen über Europa abfangen. Das Kampfsystem wird vom Hersteller Lockheed Martin als „ein risikoloses System für die Bedrohungen von heute – ein evolutionäres System für die Bedrohungen von morgen“ [2] angepriesen. Der Zeitraum zwischen der ersten Ortung des Ziels und dem Start der Abfangrakete beträgt unter 15 Sekunden. Dieser technische Fortschritt soll den Einsatz der nuklear bestückten Raketen von russischer Seite quasi unmöglich machen, weil die russischen Raketen ihr Ziel niemals erreichen würden.(…)

Link zum ganzen Artikel „Tanz der Toten vor der Air Base Ramstein – Die Atombomben schweben über unseren Köpfen“ auf der Internetseite NachDenkseiten:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=83958

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„Über Krieg und Frieden“ – Radiosendung von Hans A. Graef im Schwäbisch Haller Radio StHörfunk, nachzuhören in der Mediathek

Zu den Themen „Krieg und Frieden“ hat Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall eine Radiosendung gestaltet. Diese ist noch drei Tage lang in der Mediathek des Haller Radio StHörfunk nachzuhören.

Informationen von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Sendung im Radio Sthörfunk zum Thema Krieg und Frieden, zu finden in der Mediathek unter Akademie der Weltmarktverlierer Freitag 15 Uhr:

http://sthoerfunk.de/mediathek/

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„Milliardenspiel: Bezahlung im Amateurfußball: Schwarzgeld von jährlich bis zu 500 Millionen Euro“ – Eine Recherche von Correctiv und ARD

Im deutschen Amateurfußball fließen nach Recherchen von CORRECTIV und ARD jährlich womöglich bis zu 500 Millionen Euro Schwarzgeld. Damit würde flächendeckend gegen die Spielordnung des DFB verstoßen. Amateurfußballer berichten von Bargeldumschlägen, Scheinverträgen und unversteuerten Dienstwagen.

Von Ben Arcioli, Wigbert Löer, Jonathan Sachse, Hajo Seppelt, Arne Steinberg

10.000 Fußballer und Fußballerinnen befragt

Es ist die bislang größte Befragung zu den Geldströmen im deutschen Amateurfußball und sie zeigt erstmals das Ausmaß einer Schwarzgeld-Kultur hinab bis in die Kreisligen. Hochrechnungen auf Grundlage einer Befragung unter mehr als 10.000 Fußballerinnen und Fußballern lassen den Schluss zu, dass Amateurvereine ihnen Jahr für Jahr mehr als eine Milliarde Euro zahlen – die Hälfte davon mutmaßlich an der Steuer vorbei.

Strafen wegen Steuerhinterziehung drohen

Die Aussagen zeigen erstmals im Detail, wie das Geld im Amateurfußball gezahlt wird. Oft werden demnach Summen in einer Höhe gezahlt, für die eigentlich laut Spielordnung des Deutschen Fußballbundes (DFB) ein Vertrag abgeschlossen werden müsste. Stattdessen berichten zahlreiche Spieler von schwarzen Kassen. Ein Sportjurist sieht zudem strafbares Verhalten, das für gemeinnützige Vereine zu Strafzahlungen führen könnte. Auch den Spielern drohen Strafen wegen Steuerhinterziehung.

Die ARD führte die Online-Befragung mit Unterstützung der digitalen Plattform CrowdNewsroom von CORRECTIV durch. Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Fußballportale halfen, die Umfrage zu verbreiten. Zudem recherchierten Lokalzeitungen in ihren Amateurvereinen vor Ort, ob und wie Geld gezahlt wird. Die Teilnehmenden gaben im CrowdNewsroom an, in welchen Ligen sie gespielt haben, was sie dort verdient haben und ob ihr Verdienst schriftlich festgehalten wurde. Auch zur Art der Bezahlung – bar, per Überweisung, durch Sachwerte und Dienstleistungen – äußerten sich die Spieler. Manche hinterließen ihren Namen und Kontaktdaten, andere beantworteten die Fragen anonym. In der Bezirksliga kassiert immer noch mehr als jeder dritte Spieler Geld fürs Fußballspielen

Festbetrag oder Prämien

Unter den Teilnehmern waren 8.085 männliche Spieler im Alter von 18 bis 39 Jahren. Von ihnen haben 60,2 Prozent einmal oder häufiger Geld dafür bekommen, in einem Amateurverein Fußball zu spielen. Sie erhielten einen monatlichen Festbetrag und auch Punkt- und Siegprämien. Für den Beispielmonat Oktober 2020 gaben 36,9 Prozent von ihnen an, Geld fürs Fußballspielen kassiert zu haben. Einkünfte im Amateurfußball sind per se nicht illegal, problematisch wird es, wenn bewusst Steuerzahlungen vermieden werden. Auch in tieferen Ligen ist es der Erhebung zufolge keineswegs ungewöhnlich, mit dem Fußballspielen Geld zu verdienen. Demnach geben Spieler aus der fünfthöchsten Spielklasse ein mittleres Einkommen (Median) von 500 Euro an. Ein Amateurfußballer spricht von Einnahmen von bis zu 10.000 Euro im Monat. Der Kreisliga-Spieler Belmin Bikic sagt der ARD: „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass von Jahr zu Jahr immer Rekorde gebrochen werden bei den ganzen Summen.“

Was die Antworten im CrowdNewsroom auch zeigen: Im Frauenfußball wird auf Amateurniveau selten Geld bezahlt.

Nur rund 8.500 Amateurverträge

Laut DFB-Spielordnung (siehe § 8 Absatz 2) dürfen Amateurfußballer nicht mehr als 250 Euro pro Monat an Auslagenerstattung oder Aufwandsentschädigung bekommen. Fließt mehr Geld, muss ein Amateurvertrag abgeschlossen werden. Hier werden dann Steuern und Sozialabgaben fällig. Trotz der hohen Geldflüsse ist die Zahl der Amateurverträge im Amateurfußball allerdings verschwindend gering. In der Saison 2020/2021 kamen auf mehr als 700.000 Amateurspieler laut Angaben der 21 Landesverbände des DFB gerade mal rund 8.500 Amateurverträge. Ein Mäzen aus Hessen, der Unternehmer Gerhard Klapp, sagte der ARD, in den von ihm unterstützten Vereinen gebe es „wenig Amateurverträge“. Er erklärte das mit den Zusatzkosten und bestätigte, den offiziellen Weg zu gehen sei für die Vereine teuer.

Pro Saison 500 Millionen Euro mutmaßliches Schwarzgeld

Geht man davon aus, dass Deutschlands Amateurfußballer im Schnitt etwa so viel Geld bekommen wie die Teilnehmer der bundesweiten Befragung, so ergibt die Hochrechnung der Daten für den Beispielmonat Oktober 2020 eine gewaltige Summe. In diesem Monat wurden demnach in Deutschland rund 100 Millionen Euro an Amateurspieler ausbezahlt. Auf eine Saison mit zehn Verdienstmonaten gerechnet macht dies eine Milliarde Euro.

Geht man zudem davon aus, dass der Anteil verdeckter Zahlungen („schwarz“, „im Umschlag“) ebenso hoch ist wie von den Spielern in der Befragung angegeben, dann würden pro Monat 50 Millionen, pro Saison 500 Millionen Euro mutmaßliches Schwarzgeld bezahlt.

Der Statistik-Professor Andreas Groll von der TU Dortmund hat die Erhebung für die ARD ausgewertet. Groll sagt, eine Online-Befragung dieser Art könne natürlich nicht repräsentativ sein. Die Erhebung sei aber „statistisch und wissenschaftlich sauber durchgeführt“. Das Statistik-Labor der Ludwig-Maximilians-Universität München bescheinigt nach Prüfung der Hochrechnung, diese sei unter den getroffenen Annahmen „korrekt und nachvollziehbar“.

Oft Bargeld im Umschlag

Die Befragung macht deutlich, dass das Schwarzgeld auf ganz unterschiedliche Weise fließen kann. Der mutmaßlich gängigste Weg: Bargeld im Umschlag, ausgehändigt im Vereinsheim. Doch manchmal stecken auch private Geldgeber den Spielern das Geld zu. Andere haben Scheinarbeitsverhältnisse beim Sponsor und kassieren das Geld, ohne dort auch dafür zu arbeiten. Manchmal verrechnen die Vereine auch vorher vereinbarte Prämien mit einem Kilometergeld für Autofahrten – obwohl der Spieler zu Fuß zum Sportplatz kommt. Vereine nutzen das ganze Repertoire, Schwarzgeld gehört wie selbstverständlich dazu. Nachzuweisen sind Geldflüsse dieser Art meistens nicht, weil offenbar in vielen Vereinen schwarze Kassen existieren.

Straftatbestand Untreue

Die ARD hat dem renommierten Münchner Sportrechtler Thomas Summerer die Ergebnisse der Befragung vorgelegt. Summerer erstellte dazu ein juristisches Gutachten. Der ARD sagte er, die Befragung werde „ein kleines Erdbeben auslösen, denn wenn es schwarze Kassen gibt, dann ist das per se schon ein Straftatbestand, nämlich Untreue“. Vereinen, die bei Schwarzgeldzahlungen erwischt würden, drohe „der Entzug der Gemeinnützigkeit“. Und auch ein Spieler, der Schwarzgeld annehme, könne laut Summerer „massive Probleme bekommen“. Er könne „wegen Steuerhinterziehung bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe“ erhalten.

Wohnung, Auto, Handwerkerleistung

Bei der Befragung gab fast jeder fünfte Teilnehmer (18,2 Prozent) an, für das Fußballspielen auch schon mit Sachwerten und Dienstleistungen entlohnt worden zu sein. Die Vereine oder Sponsoren honorieren den Einsatz des Spielers auf dem Platz, indem sie ihm zum Beispiel eine Wohnung oder ein Auto zur Verfügung stellen. Manche Amateure erhalten auch Handwerkerleistungen, und zuweilen bekommt die Freundin oder der Freund auf dem Papier einen Mini-Job. Eine verbreitete Praxis, einen Spieler zu entlohnen, ist auch, ihn zum Schein als Jugendtrainer zu engagieren – ohne dass er irgendeine Mannschaft trainiert.

DFB hält Kontrolle für nicht möglich

Beim Deutschen Fußballbund sieht man die Bezahlung in unteren Ligen grundsätzlich kritisch. Ein DFB-Sprecher bezeichnete der ARD gegenüber Zahlungen in den unteren Amateurligen als den „falschen Weg“. Für die 21 Landesverbände unter dem Dach des DFB sei allerdings „eine Kontrolle nicht möglich“. Die internen Regelungen in den Vereinen seien „Sache der insoweit unabhängigen Vereine“. Die Rahmenbedingungen dafür setze der Gesetzgeber.

Milliardenspiel – Das Projekt

Diese Veröffentlichung ist eine Kooperation zwischen Lokalmedien, CORRECTIV und dem rbb, der für die Recherche federführend verantwortlich war. Auf der Themenseite der Sportschau sind verschiedene Artikel zum Thema veröffentlicht. Am 19. Januar um 23:30 Uhr wird zudem in der ARD die Dokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball“ ausgestrahlt und am selben Tag in der ARD-Mediathek veröffentlicht.

In der ARD-Dokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball“ berichten Insider, welche Rolle das Geld bei ihnen spielt. Denny Jeske, Spielerberater für Amateurspieler, sagt: „Das Geld hat sich natürlich immer mehr aufgeschaukelt grundsätzlich in den Vereinen. Es ist ja meistens jährlich ein Wettbieten.“

Die ARD-Reporter schickten während ihrer Recherchen auch einen Lockvogel in zwei Amateurvereine. Der Spieler gab vor, sich dem Klub anschließen zu wollen, trainierte zur Probe und handelte vor versteckter Kamera die Bezahlung aus. Beide Vereine boten ihm Geld, das sie teilweise oder komplett bar im Briefumschlag bezahlen wollten. In der TV-Dokumentation sagte ein Finanzbeamter mit engen Kontakten in den Amateurfußball, die meisten Amateure würden die Zahlungen nicht versteuern.

Das Netzwerk CORRECTIV.Lokal teilte die zentralen Rechercheergebnisse zusammen mit der ARD mit Lokalmedien aus ganz Deutschland. Die Reporterinnen und Reporter halfen bereits, die CrowdNewsroom-Befragung in ihren Regionen zu verbreiten. Zusätzlich recherchierten sie eigene Fälle von versteckten Zahlungen vor Ort.

Über CORRECTIV.Lokal

Das Netzwerk CORRECTIV.Lokal fördert Recherchen im Lokaljournalismus. Mehr als 1.100 Lokaljournalistinnen und -journalisten vernetzten sich, nehmen an kostenlosen Fortbildungen teil und recherchieren gemeinsam zu Themen, die eine nationale Bedeutung haben und gleichzeitig vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger relevant sind. So beteiligten sich auch zahlreiche Lokalmedien am Projekt #Milliardenspiel.

Das Jeversche Wochenblatt in Niedersachsen sprach mit einem Fußballer, der gleich in seinem ersten Jahr im Männerfußball auf einem Hallenturnier von seinen Trainern ein Modell von Auflauf- und Siegprämien vorgestellt bekam. „Irgendwann kam immer jemand an, der hatte mehrere kleine Briefumschläge dabei und hat die dann in der Kabine verteilt“, erinnert sich der nach wie vor aktive Amateurfußballer.

Daniel Wächtler, Vorsitzender eines niedersächsischen Fußball-Kreisverbandes,, sagt gegenüber der in Soltau erscheinenden Böhme-Zeitung, es solle Fußballern auf Kreis- und Bezirksebene in erster Linie darum gehen, dass es sportlich und zwischenmenschlich passt. „Schöner wäre, wenn wir das Geld nicht bräuchten. Aber jeder weiß auch, dass die Realität eine andere ist.“ Ein Funktionär bestätigt dies: Er sei sicher, dass die besten Fußballer im Bezirk 800 Euro monatlich und mehr mit nach Hause nehmen.

In der Badischen Zeitung mit Sitz in Freiburg spricht ein Funktionär von „legalisiertem Betrug“. Dieser äußert sich skeptisch, ob man das Problem flächendeckend in den Griff bekommen kann. Immerhin hätten Finanzämter manche Vereine durchleuchtet, „dann haben die Vereine vieles nicht mehr so gemacht wie zuvor“.

Dem Badischen Tagblatt und den Badischen Neuesten Nachrichten sagte ein noch aktiver Fußballer, der anonym bleiben will, dass er in einem Zeitraum von zehn Jahren eine erhebliche Summe verdient hat. „Es waren bisher sicher über 100.000 Euro, wahrscheinlich sogar noch etwas mehr.“ Seine fußballerischen Nebeneinkünfte hat er nie beim Finanzamt angemeldet.

Im Amateurfussball werden Spieler falsch als Jugendtrainer gemeldet

Dem Reutlinger General-Anzeiger sagte ein Funktionär, dass einzelne Vereine Spitzenspielern sogar schon in der Kreisliga A (9. Liga) Geld zahlen. In der Bezirksliga (8. Liga) gibt es dann immer weniger Vereine, die kein Geld zahlen. Ein noch aktiver Spieler erzählt, dass er in der Bezirksliga auf rund 150 Euro im Monat gekommen sei. Aus „steuerlichen“ Gründen waren alle Spieler als Jugendtrainer im Verein angemeldet, ohne diese Funktion tatsächlich auszuüben.

Es gibt Vereine, die bei der Bezahlung klare Grenzen definiert haben. „Wenn jemand bei uns kicken möchte, dann weil er Lust dazu hat und nicht, weil er Geld dafür bekommt“, sagt Remo Sahm, Trainer des Lübzer SV aus der Landesliga West in der Schweriner Volkszeitung. Lediglich ein Fahrtkosten-Aufwand für die auswärts Arbeitenden oder Studierenden komme laut Sahm in Lübz in Frage.

Ein Neuntliga-Spieler erhält noch auf dem Platz hunderte Euro

Hannoversche Allgemeine Zeitung und Neue Presse berichten von einem Neuntliga-Spieler, der sich stets unmittelbar nach Abpfiff und noch auf dem Platz vom Manager des Vereins 250 Euro in bar übergeben lässt.

In der Märkischen Allgemeinen Zeitung spricht ein Vereinsvorstand offen darüber, wie sein Verein betrogen hat: „Wir haben lange Zeit den Spielern eine Übungsleiterentschädigung gezahlt, obwohl sie keine Übungsleiter bei uns waren – so wie es viele Vereine auch machen.“ Der Betrug flog auf, als ein Finanzbeamter die Namen der angeblichen Übungsleiter mit den Teamfotos der Jugendmannschaften verglich.

Sechsstellige Strafen in Hohenlohe

Das Hohenloher Lokalmagazin Gschwätz berichtet über zwei baden-württembergische Amateurvereine, die wegen dubioser Zahlungen im Visier der Behörden standen. In einem Fall ermittelte der Zoll gegen Spieler und Vereinsvertreter wegen Schwarzarbeit. Zwei Verantwortliche des Vereins und ein Spieler wurden zu auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafen verurteilt. In einem anderen Fall musste ein Vorstand eines Amateurvereins eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen bezahlen und Ansprüche bis zu 200.000 Euro an Berufsgenossenschaft, Rentenversicherung und Finanzamt nachzahlen.

In den Kieler Nachrichten warnt Tim Cassel, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands, Vereine vor „erheblichen Folgen“, wenn sie unsauber arbeiten. „Wenn man seriös und langfristig erfolgreich einen Verein leiten will, geht das nur, wenn man das solide aufbaut.“

Link zum Originalartikel auf der Internetseite von CORRECTIV:

https://correctiv.org/aktuelles/wirtschaft/2022/01/19/bezahlung-im-amateurfussball-schwarzgeld-von-jaehrlich-bis-zu-500-millionen-euro/

Link zur ARD-Fernsehdokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball“:

https://www.sportschau.de/fussball/video-ard-doku-milliardenspiel-amateurfussball—wenn-das-geld-im-umschlag-kommt–100.html

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„Keine Verhandlungen, mehr Waffen, mehr Widerstand“ – Deutschland: Dreht sich die Stimmung zu Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg?

Keine Verhandlungen – mehr Waffen – mehr Eskalation: Es wird immer offensichtlicher, dass sich die westliche Ukraine-Politik auf diese knappe Formel zusammenfassen lässt. Im Zentrum steht dabei die Lieferung schwerer Waffen, die für eine ukrainische Offensive zur Rückeroberung verlorener Gebiete gedacht sind.

Artikel von Jürgen Wagner, auf der Internetseite heise-online vom 7. Mai 2022 / Informationen zugesandt von Paul Michel aus Schwäbisch Hall

Deutschland wird Kriegspartei

Auch Deutschland wird insbesondere mit der nun beschlossenen Lieferung von Panzerhaubitzen immer mehr zur Kriegspartei. Doch je deutlicher sich die Konturen dieser überaus riskanten Stellvertreter-Strategie herauskristallisieren, desto stärker wandelt sich trotz medialer Dauermobilmachung die Stimmung in der Bevölkerung, die wenn sie vielleicht auch nicht komplett kippt, sich dennoch in jüngster Zeit deutlich verschiebt.
Keine Verhandlungen

Verhandlungslösung

Es lohnt noch einmal ein Blick zurück: Ende März 2022 waren die Medien voll mit Berichten, die Ukraine und Russland stünden kurz vor einer Verhandlungslösung zur Beendigung des Krieges. Beim Redaktionsnetzwerk Deutschland hieß es:

Russlands Krieg gegen die Ukraine könnte durch die Verhandlungen schneller beendet werden, als Beobachter bisher angenommen haben. […] Demnach gebe es einen ersten Entwurf des Waffenstillstandsdokuments, in dem einige der Forderungen Russlands aber fehlen. […] Russland [soll] in dem Dokument nicht mehr an seinen Forderungen festhalten, die Ukraine zu "entnazifizieren" und zu "entmilitarisieren". […]

Die Ukraine [soll] in den Gesprächen angeboten haben […], über die Zukunft der Krim Verhandlungen über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren zu akzeptieren. […] Zudem sei die Ukraine angeblich bereit, einen neutralen Status zu akzeptieren, wenn es Sicherheitsgarantien verschiedener Staaten für den Fall eines erneuten russischen Angriffs geben sollte - darunter auch China.
Redaktionsnetzwerk Deutschland 

Annäherung

Selbst ein EU-Beitritt scheint wohl Gegenstand der Gespräche gewesen und von Russland akzeptiert worden zu sein. Kurz nach Abschluss der Istanbul-Verhandlungen wurde Moskaus Unterhändler Wladimir Medinski mit den Worten zitiert: „Die Russische Föderation hat keine Einwände gegen Bestrebungen der Ukraine, der Europäischen Union beizutreten.“ Was dann genau geschehen ist, wird, wenn überhaupt, wohl erst in vielen Jahren herauskommen. Unmittelbar nach der Annäherung bei den Verhandlungen mehrten sich jedenfalls schon skeptische Stimmen westlicher Regierungschefs, namentlich von Boris Johnson und Joseph Biden. Bereits am 5. April 2022 berichtete die Washington Post darüber, innerhalb der NA werde die Fortsetzung des Krieges gegenüber einer Verhandlungslösung derzeit präferiert (siehe: Schwere Waffen für die Ukraine: „Raus aus der Eskalationslogik“).

Am 7. April 2022 meldete sich dann Russlands Außenminister Sergej Lawrow mit der Aussage, es seien von ukrainischer Seite Änderungen an den Verhandlungsdokumenten vorgenommen worden, die eine Einigung erschweren würden. Anfang Mai 2022 wiederholte Lawrow diese Aussage erneut:

Wir haben den Gesprächen auf Ersuchen von Wolodymyr Selenskyj zugestimmt, und sie begannen, an Dynamik zu gewinnen. Im März wurden auf einem Verhandlungstreffen in Istanbul Vereinbarungen getroffen, die auf den öffentlichen Äußerungen von Wolodymyr Selenskyj beruhten. Er sagte, die Ukraine sei bereit, ein neutrales, blockfreies Land ohne Atomwaffen zu werden, wenn sie Sicherheitsgarantien erhalte.

Wir waren bereit, auf dieser Grundlage zu arbeiten, vorausgesetzt, das Abkommen würde vorsehen, dass die Sicherheitsgarantien nicht für die Krim und den Donbass gelten, wie die Ukrainer selbst vorgeschlagen hatten. Unmittelbar nach diesem Vorschlag, den sie unterzeichnet und uns übergeben haben, haben sie ihre Position geändert.

Westen will derzeit keine Verhandlungslösung

Vor diesem Hintergrund deuten die Indizien deutlich darauf hin, dass der Westen (oder zumindest die USA und eine Reihe weiterer Verbündeter) derzeit von einer Verhandlungslösung nichts wissen will – und dies der Ukraine auch signalisiert haben. Stattdessen soll die sich nun bietende Gelegenheit wohl genutzt werden, um Russland so weit als möglich zu schwächen. Dies wurde im Übrigen von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski Ende April 2022 auch ganz offen als zentrales Ziel der USA so benannt. Erreicht wird dies, indem erst verhandelt werden soll, wenn die russischen Truppen militärisch vollständig aus der Ukraine vertrieben sind – also erst dann, sollten sie faktisch besiegt worden sein. Ende April äußerte sich beispielsweise die britische Außenministerin Liz Truss derart in einer Grundsatzrede namens „Die Geopolitik ist zurück“, der die britische Regierung auch extra eine deutsche Übersetzung spendierte:

Wir müssen unsere Unterstützung für die Ukraine deutlich ausbauen. […] Der Krieg in der Ukraine ist unser Krieg – er ist unser aller Krieg, denn der Sieg der Ukraine ist für uns alle eine strategische Notwendigkeit. Schwere Waffen, Panzer, Flugzeuge – wir greifen tief in unsere Waffenarsenale, fahren die Produktion hoch. Das alles ist notwendig. […] Wir werden noch schneller noch mehr tun, um Russland aus der gesamten Ukraine zu vertreiben.

Die „Logik“ schwerer Waffen

Die nun von immer mehr westlichen Staaten, unter anderem von Deutschland, beschlossene Lieferung schwerer Waffen passt zur westlichen Stellvertreter-Strategie. Denn die bisherige ukrainische Bewaffnung war zwar „geeignet“, um den russischen Vormarsch zu erschweren, aber für eine Rückeroberung verlorener Gebiete war sie weitgehend untauglich. Dafür braucht es schweres Gerät, das nun massenweise an die Ukraine geliefert wird – zusammen mit der wohl unmissverständlichen Forderung im Gepäck, in die Offensive zu gehen.

Katastrophaler Stellvertreter-Krieg

Das ist jedoch nichts anderes, als das Rezept für einen lang andauernden katastrophalen Stellvertreter-Krieg, wie etwa der Historiker Jörg Baberowski, der seit Jahren eher durch recht putinkritische Töne auffiel, recht unmissverständlich ausführte:

Ich habe Zweifel, ob es gelingen wird, durch die Lieferung schweren Kriegsgeräts an die Ukraine den Konflikt zu beenden. Putin wird sich nicht geschlagen geben, weil er sich eine Niederlage nicht leisten kann. Die Folgen eines langwierigen Zerstörungs- und Vernichtungskrieges werden für Russland und die Ukraine verheerend sein. […] Jetzt kommt es darauf an, einen neutralen Vermittler zu finden, der einen Frieden aushandelt, von dem beide Seiten einen Gewinn haben. Eine andere Lösung kann es gar nicht geben, wenn wir einen langen Zermürbungskrieg verhindern wollen.

Dennoch – oder wohl: gerade deswegen – nimmt die Lieferung schwerer Waffen immer weiter Fahrt auf. Allein die USA sollen seit Kriegsbeginn Waffen im Wert von 3,7 Milliarden US-Dollar an die Ukraine geliefert haben – doch das ist nichts gegenüber dem, was US-Präsident Joseph Biden erst kürzlich zusätzlich dazu beim Kongress beantragt hat:

Die US-Regierung rüstet die Ukraine im großen Stil auf, um das Land im Krieg gegen Russland zu unterstützen. Biden hatte […] angekündigt, den Kongress hierzu um die Bewilligung von weiteren 33 Milliarden US-Dollar (31,4 Milliarden Euro) zu bitten. 20 Milliarden davon sollen für Militärhilfe genutzt werden.
Berliner Zeitung 

50 Gepard-Flugabwehrpanzer bewilligt

Deutschland wiederum will den Großteil der Mitte April neu ausgelobten zwei Milliarden Euro für die „Ertüchtigung“ befreundeter Akteure für die Ukraine verwenden. Zwar berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland erst vor wenigen Tagen, aus einer Anfrage der Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen gehe hervor, der Wert deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine würde sich bislang „nur“ auf rund 190 Millionen Euro belaufen, allerdings dürfte dieser Wert mit der nun beschlossenen Lieferung schwerer Waffen schnell in die Höhe schießen.

Schon Ende April wurden 50 Gepard-Flugabwehrpanzer bewilligt, während es zunächst um die Lieferung von Panzerhaubitzen 2000 noch widersprüchliche Informationen gab (siehe Schickt Scholz Panzerhaubitzen der Bundeswehr in die Ukraine?). Am 6. Mai wurde dann aber auch über deren Bewilligung berichtet:

Deutschland will der Ukraine weitere schwere Waffen liefern: Nach Angaben von Verteidigungsministerin Lambrecht soll Kiew sieben Panzerhaubitzen vom Typ 2000 erhalten. Auch eine Ausbildung werde den ukrainischen Streitkräften angeboten.
Tagesschau 

Kriegsteilnahme

Damit droht Deutschland aber laut dem im Auftrag der Linken erstellten Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste: „Rechtsfragen der militärischen Unterstützung der Ukraine durch NATO-Staaten zwischen Neutralität und Konfliktteilnahme“ die Schwelle zur Kriegspartei zu überschreiten. Bei der bisherigen Unterstützung handele es sich um eine „Gratwanderung“, heißt es darin. Mit ihr seien „gravierende rechtliche und militärische Folgen verbunden – von einer geographischen Ausweitung des Konfliktgebietes bis hin zum (nuklearen) Eskalationspotential“.

Allerdings sei im Falle einer – beim Ukraine-Krieg eindeutigen – Verletzung des Gewaltverbots der UN-Charta „kein Staat mehr zur ‚Neutralität‘ gegenüber den Konfliktparteien verpflichtet“. Dabei wäre durch eine „militärische Unterstützung einer bestimmten Konfliktpartei in Form von Waffenlieferungen […] noch nicht die Grenze zur Konfliktteilnahme“ überschritten.

Allerdings legt das Gutachten nahe, dass durch die nun beschlossene, in Deutschland erfolgende Ausbildung ukrainischer Soldaten für den Gebrauch der Panzerhaubitze 2000 diese rote Linie wohl endgültig überquert werden könnte:

Wenn neben der Belieferung mit Waffen auch die »Einweisung der Konfliktpartei bzw. Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen.
Gutachten Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag 

Gefährlicheres Spiel mit dem Feuer

Zwar weist der militärnahe Blog Augen geradeaus richtigerweise darauf hin, dass sich diese Einschätzung nur auf eine Quelle beziehe, den zitierten Bochumer Völkerrechtler Pierre Thielbörger. Dennoch ist völlig klar, dass die Bundesregierung wie auch ihre Nato-Verbündeten ein immer gefährlicheres Spiel mit dem Feuer betreiben, dem ein immenses Eskalationspotential innewohnt.

Dreht sich die Stimmung?

Augenscheinlich nimmt die Zahl derer, die im Eskalationskurs des Westens und der Bundesregierung eine große Gefahr erblicken, an Zahl zu. Deutlichstes Beispiel hierfür war der von der Emma veröffentlichte und zunächst von 28 Intellektuellen und Künstler:innen unterzeichnete offene Brief an Olaf Scholz. In ihm wird sowohl vor dem „Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt“ und dem „Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung“ gewarnt, die von der westlichen Stellvertreter-Strategie verursacht werden (siehe „Risiko einer Ausweitung des Krieges auf ganz Europa“).

Sorgen eines immer größeren Teils der Bevölkerung

Sofort wurde scharf gegen die Unterzeichner:innen geschossen, unter anderem mit einem von rund 50 Personen unterstützten offenen Brief des Zentrums für Liberale Moderne, das sich immer mehr als Bastion der Hardliner etabliert. Trotz aller Häme gegenüber dem – zugegebenermaßen teils nicht sonderlich elegant formulierten – Schreiben, das in der Emma veröffentlicht wurde, scheint es die Sorgen eines immer größeren Teils der Bevölkerung auf den Punkt gebracht zu haben. Den in eine Petition umgewandelten offenen Brief an Olaf Scholz haben inzwischen immerhin bereits rund 235.000 Menschen unterzeichnet.

Generell bestätigen jüngste Umfrageergebnissen, dass sich die Stimmung in Deutschland dreht – so berichtet das RTL/ntv-Trendbarometer am 3. Mai über seine jüngsten Befragungsergebnisse:

Hatten sich in der letzten Erhebung Anfang April noch 55 Prozent der Bundesbürger für eine Lieferung von Offensivwaffen und schwerem Gerät an die Ukraine durch Deutschland ausgesprochen, ist dieser Anteil im aktuellen RTL/ntv Trendbarometer auf 46 Prozent gesunken. Von 33 auf 44 Prozent gestiegen ist demgegenüber der Anteil der Bundesbürger, die sich generell gegen die Lieferung von Offensivwaffen und schwerem Gerät an die Ukraine aussprechen.
RTL/ntv Trendbarometer


Link zum Originalartikel auf der Internetseite von heise-online:

https://www.heise.de/tp/features/Keine-Verhandlungen-mehr-Waffen-mehr-Widerstand-7078407.html?seite=all
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„Mit großen Opfern bezahlt“ – Die Geschichte des 1. Mai als Tag der Arbeit

„Es ist schon eine eigene Sache um den Weltfeiertag des Proletariats, um die Feier des 1. Mai. Ein Fest ist er, aber eins, das immer mit schweren Opfern bezahlt wurde, das Aussperrungen brachte und Blut fließen sah.“ Dies Fazit zog 1926 die „Gewerkschaft“, das Organ des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter. Und dies war keine Übertreibung.

Informationen der Gewerkschaft ver.di

1890 erster „Weltfeiertag der Arbeit“

Im Jahre 1890 begingen erstmals Millionen arbeitender Menschen in mehreren europäischen Ländern und in den USA gleichzeitig den »Weltfeiertag der Arbeit«. Sie folgten damit einem Beschluss des Internationalen Arbeiterkongresses von Paris 1889. Dort war zu einer »großen internationalen Manifestation« für den 1. Mai 1890 aufgerufen worden. Im Mittelpunkt stand die Forderung, »den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen«.

Arbeitsniederlegungen

Der 1. Mai 1890 war von den Delegierten des Kongresses auserkoren worden, da der Amerikanische Arbeiterbund (American Federation of Labor) für diesen Termin bereits »eine solche Kundgebung« beschlossen hatte. Für die amerikanische Arbeiterschaft war der 1. Mai ein wichtiges Datum. Traditionell wurden an diesem auch als »Moving Day« bekannten Tag neue Arbeitsbedingungen ausgehandelt. Zudem hatten schon am 1. Mai 1886 in den Vereinigten Staaten Hunderttausende die Arbeit niedergelegt, um den Achtstundentag durchzusetzen. In Chicago war es dabei zu erbitterten Auseinandersetzungen gekommen, bei denen es mehrere Tote gab, darunter auch Polizisten. Sieben Arbeiterführer wurden daraufhin in einem fragwürdigen Indizienprozess zum Tode verurteilt. Vier von ihnen starben am Galgen.

Erste Maifeier 1890 war allgemein, aber nicht einheitlich

Diese Ereignisse beeinflussten die Entscheidung, den 1. Mai zum internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiter zu proklamieren. Nur wie er begangen werden sollte, ob durch eine allgemeine Arbeitsruhe oder Demonstrationen nach Arbeitsschluss, blieb den einzelnen Ländern überlassen. In Deutschland wurde darüber kontrovers diskutiert.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion warnte vor einer allgemeinen Arbeitsruhe. Mit den Reichstagswahlen am 20. Februar 1890 war sie zu einer starken Kraft im Parlament geworden, obgleich noch das berüchtigte »Sozialistengesetz«, das »Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie« von 1878 galt. Sie fürchtete um die »Früchte des Sieges«, sollte es am 1. Mai zur allgemeinen Arbeitsruhe kommen. Daher schlug sie vor, nur dort, »wo immer man eine Arbeitsruhe am 1. Mai ohne Konflikte erwirken kann, da möge es geschehen«.

»Die erste deutsche Maifeier war zwar allgemein, aber sie war nicht einheitlich«, resümierte nach dem 1. Mai 1890 August Bebel, Vorsitzender der SPD. So waren in vielen Orten Arbeiterinnen und Arbeiter abends zusammengekommen, um den 1. Mai 1890 mit Versammlungen und Festen zu feiern. Etwa 100.000, vor allem in Hamburg und Berlin, hatten die Arbeit niedergelegt.

Langer Streit um Arbeitsruhe am 1. Mai

In Hamburg konterten die Unternehmer mit Massenaussperrung und Maßregelungen. Bis in den September zogen sich die Auseinandersetzungen. Viele erhielten die Arbeit erst zurück, nachdem sie aus ihrer Gewerkschaft ausgetreten waren. Die Mitgliederzahl der Hamburger Gewerkschaften ging um fast zwei Drittel zurück auf knapp 12.000.

Auch in den folgenden Jahren reagierten Unternehmer mit Aussperrung und Entlassung. Der Stempel im Arbeitsbuch »Entlassen am 2. Mai« war für viele Arbeiterinnen und Arbeiter die Folge des Engagements. Mit diesem »Kainsmerkmal« gelang es nur schwer, eine neue Beschäftigung zu finden. Dennoch gewann die Idee einer Maifeier immer mehr Anhänger.

Die Frage der Arbeitsruhe am 1. Mai blieb lange Zeit Streitpunkt in der deutschen Arbeiterbewegung. Angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts betonte die SPD den Gedanken einer allgemeinen Arbeitsruhe. So heißt es m einem Beschluss des Parteitages von Gotha 1896: »Als würdigste Feier des 1. Mai betrachtet die Partei die allgemeine Arbeitsruhe«.

Vorsichtiger in diesem Punkt verhielten sich die Gewerkschaften. Sie hatten die Ausgesperrten finanziell zu unterstützen, was für viele der noch jungen Verbände kaum möglich war. So beschlossen beispielsweise die im Handel- und Transportgewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter, spezielle Maimarken für diejenigen herauszugeben, die am 1. Mai zur Arbeit gingen. Dazu stellten sie fest: »Die Maimarke im Mitgliedsbuch jedes einzelnen organisierten Kollegen sei der zielbewusste Ausdruck seines Solidaritätsgefühls und sein Stolz, in würdiger Weise zur erhebenden Feier des 1. Mai beigetragen zu haben«.

Seit 1919 allgemeiner Feiertag in Deutschland

Mit dem Ende des Kaiserreiches schien für die arbeitenden Menschen ein besseres Zeitalter zu beginnen: Der Achtstundentag wurde vereinbart und die Gewerkschaften »als berufene Vertretung der Arbeiterschaft anerkannt«. Zudem beschloss die Weimarer Nationalversammlung, den 1. Mai 1919 zum allgemeinen Feiertag zu erklären.

Das Erstarken der reaktionären Kräfte in der Weimarer Republik verhinderte jedoch eine reichseinheitliche Regelung für den 1. Mai. Den Ländern blieb es überlassen, die Feiertagsregelung festzulegen.

Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und politische Straßenkämpfe bildeten den Hintergrund der Maifeiern Ende der 1920er Jahre. Aus Furcht vor Ausschreitungen verbot der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, Karl Zörgiebel, Demonstrationen am 1. Mai 1929. Die KPD widersetzte sich, organisierte Kundgebungen. Mittags fielen die ersten Schüsse, die Gewalt eskalierte. Gesamtbilanz: 31 Tote und fast 200 Verletzte.

2. Mai 1933: SS und SA stürmen die Gewerkschaftshäuser

Die Nationalsozialisten, Ende Januar 1933 an die Macht gekommen, funktionierten den 1. Mai zum bezahlten »Nationalen Feiertag des deutschen Volkes« um.  Am 1. Mai 1933 inszenierten sie in Berlin ein gigantisches Massenspektakel. Bereits einen Tag später stürmten SS und SA die Gewerkschaftshäuser und zerschlugen die freien Gewerkschaften. Auch in den folgenden Jahren der Nazi-Diktatur wurde die Maifeier missbraucht: Unter dem Motto »Freut euch des Lebens« sollten befohlene Aufmärsche aller »Volksgenossen« die Idee des Klassenfriedens symbolisieren.

Der Gedanke, den 1. Mai in seiner ursprünglichen Form zu feiern, ließ sich jedoch nicht zerstören. Er lebte in kleinen Gruppen weiter, die sich unter großen Gefahren in Ausflugslokalen oder im Wald zu illegalen Kundgebungen trafen. Selbst in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft war der Maigedanke nicht totzukriegen.

1946: Erstmals wieder freie Maifeiern nach dem Krieg

Knapp ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im April 1946, bestätigte der alliierte Kontrollrat den 1. Mai als Feiertag. Nun konnten zum 1. Mai wieder freie Maifeiern stattfinden. Noch waren die alliierten Siegermächte allerdings skeptisch, erlaubten bei den Demonstrationen und Kundgebungen keine Fahnen und Spruchbänder. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es jedoch, wie ein Zeitzeuge berichtet, »ein erhebendes Gefühl, dass wir uns nach der faschistischen Tyrannei wieder frei bewegen konnten«.

Bei der ersten Maifeier nach dem Kriege konzentrierten die Gewerkschaften ihre Forderungen auf Probleme des täglichen Lebens: Verpflegung, Obdach, Kleidung. In den Jahren danach rückten die Parolen »Frieden in Freiheit und soziale Gerechtigkeit« in den Vordergrund der Maikundgebungen. Fragen eines geordneten Wiederaufbaus der Städte sowie der Wiedervereinigung standen dabei ganz oben an.

Am 1. Mai 1955 verkündete der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sein erstes Aktionsprogramm. Hauptforderungen waren: kürzere Arbeitszeit, höhere Löhne und Gehälter, größere soziale Sicherheit, gesicherte Mitbestimmung, verbesserter Arbeitsschutz. »Samstags gehört Vati mir« lautete die Maiparole 1956. Doch auch die Einheit Deutschlands blieb Thema: »Wiedervereinigung: ohne Gewalt – doch bald«, hieß die Losung 1957.

In der DDR entwickelten sich die Maifeiern zu Militärparaden, mit denen die Wehrfähigkeit und -bereitschaft des »ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates« vorgeführt werden sollten. 

Maiparolen – Spiegel gesellschaftspolitischer Entwicklungen 

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wandten sich die Demonstranten am 1. Mai gegen die geplanten Notstandsgesetze: »Die Grundrechte sichern« (1963). Mit Beginn der Wirtschaftskrise und bei steigender Arbeitslosigkeit in den 1970er Jahren wurde eine alte Forderung wieder aktuell: »Recht auf Arbeit« (1978). In den achtziger Jahren lautete das Leitmotiv Vollbeschäftigung: »Arbeit für alle« (1982).

Im Jahr der deutschen Einheit 1990 feierten die deutschen Gewerkschaften 100 Jahre 1. Mai. Vergangenheit und Zukunft wurden verknüpft: »Solidarität sichert unsere Zukunft«. Die Losung zum 1. Mai 1991, der ersten gemeinsamen Maifeier im vereinten Deutschland, lautete: »Soziale Einheit in Frieden und Freiheit«. In den folgenden Jahren rückte die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit in den Vordergrund: »Deine Stimme für Arbeit und soziale Gerechtigkeit« (1998). „Wer, wenn nicht wir?“ – Mit diesem Slogan sollten im Jahr 2000 die klassischen Kompetenzen der Gewerkschaften herausgestellt und ihre Zukunftsorientierung deutlich werden.

Die Würde des Menschen zu achten, ihn nicht zu einem Kostenfaktor zu degradieren, war Zielrichtung der Maiparole 2005. Hieran knüpft der Slogan für 2006 an: »Deine Würde ist unser Maß«. Ein Leben in Würde ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr. Im Aufruf heißt es: »Ein Leben in Würde ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr. Millionen von Menschen sind dauerhaft arbeitslos. Weitere Millionen arbeiten Vollzeit zu Armutslöhnen. Dazu kommt die zunehmende Angst vor Arbeitslosigkeit und das drohende Abrutschen in Hartz IV. Die angekündigte weitere Verschlechterung des Kündigungsschutzes verschärft diese Situation noch. Auf der anderen Seite explodieren die Firmengewinne und Managergehälter. Selbst profitable Unternehmen entlassen Tausende von Beschäftigte. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sagt: So geht es nicht weiter. Wir treten ein für existenzsichernde Einkommen durch Tarifvertrag und Mindestlöhne, für eine gerechte Teilhabe der Beschäftigten am Wohlstand. «

Wie verlief der 1. Mai in der Pandemie? (2020/2021)

Der Tag der Arbeit war in den Jahren 2020 und 2021 stark von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geprägt. Dennoch ist es den Gewerkschaften gelungen, auch in diesem beiden Jahren ein verbindendes Element zu schaffen und den Tag der Arbeit gemeinsam begehen zu können. Mit jeweils 90-minütigen Livestreams kamen sich die Gewerkschafter*innen trotz Abstand näher und sangen sogar zum Abschluss gemeinsam in einem großen Chor. Wie ungewöhnlich der 1. Mai in diesen beiden Jahren verlief, zeigt auch die Rede des ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke. Er sprach 2021 in einem Autokino in Duisburg. Hupen statt Applaus, aber das tat dem Zusammenhalt keinen Abbruch.

Link zum Originalartikel auf der Verdi-Internetseite:

https://www.verdi.de/ueber-uns/idee-tradition/jahrestage-gedenktage/++co++1e9e0de6-792e-11ec-a15d-001a4a16012a?pk_campaign=

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