Neues von der Schweinegrippe

„Es wirkt wie ein unkontrollierter Massenversuch“ und das, obwohl die besondere Gefährlichkeit der Schweinegrippe bislang noch nicht einmal belegt ist. So der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser, der auch Herausgeber des pharmakritischen Arznei-Telegramms ist.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Aus dem Interview:
Die Bundesregierung hat die Weichen für eine Massenimpfung gegen die Schweinegrippe gestellt. Sie haben das Vorhaben schon vor Wochen einen »Großversuch an der deutschen Bevölkerung« genannt. Bleiben Sie bei der Kritik?

Ja. Die sogenannte Pandemie verläuft nach wie vor sehr milde, sowohl was die Verbreitung betrifft als auch den Krankheitsverlauf, der dem einer normalen Grippe ähnelt. Die Art und Weise, wie diese Massenimpfung vorangetrieben wird, halte ich für unverantwortlich. Der Impfstoff, der hierzulande gespritzt werden soll, ist in meinen Augen unzureichend erprobt. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt ungeklärt, in welchem Ausmaß Nebenwirkungen von den in dem Präparat enthaltenen Wirkverstärkern ausgehen können. Diese verstärken nicht nur die erwünschten, sondern auch die unerwünschten Wirkungen. Das Problem ist, daß demnächst auf einen Schlag 25 Millionen Menschen geimpft werden sollen. Selbst wenn es dabei nur selten zu unerwarteten Unverträglichkeiten käme, wären möglicherweise gleich etliche Tausende Menschen betroffen. Deshalb spreche ich von einem unkontrollierten Massenversuch (…)

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) warnt vor einer drohenden Massenepidemie im Herbst und Winter, vielleicht auch mit vielen Todesfällen. Besteht also nicht doch erhöhter Handlungsbedarf?

Hier wird ein Szenario entworfen, für das ich keine Rechtfertigung sehe. Nehmen Sie das Beispiel Australien: Dort ist bereits eine saisonale Grippe mit der Schweinegrippe zusammengefallen, ohne daß die Grippeviren aggressiver geworden sind. Und es gibt auch keine Indizien dafür, daß uns hierzulande eine besondere Gefährdung in der kalten Jahreszeit bevorsteht. Allerdings wird dann die Zahl der Grippeerkrankungen steigen und wie in jedem Jahr auch die Zahl von schweren Infektionen und Todesfällen. Aber das passiert jedes Jahr – auch ohne Schweinegrippe.“

http://www.jungewelt.de/2009/08-22/017.php

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