„Martin Schofroh fehlt – Ein Naturkosthändler aus Überzeugung“ – Nachruf des Gewerbe- und Fremdenverkehrsvereins Kirchberg/Jagst

Der Gewerbe- und Fremdenverkehrsverein Kirchberg an der Jagst trauert um sein ehemaliges Mitglied Martin Schofroh. Der Naturkosthändler starb am 3. Januar 2023 nach kurzer schwerer Krankheit. Martin Schofroh wurde 67 Jahre alt. Viele Menschen sind traurig über den plötzlichen Tod des freundlichen Mannes.

Von Ralf Garmatter, Vorsitzender des Gewerbe- und Fremdenverkehrsvereins Kirchberg/Jagst

Im Mai 1991 Naturkostladen eröffnet

Am Dienstag, 31. Januar 2023, ist der Laden „Naturkost Schofroh und Müller GbR“ das letzte Mal geöffnet. Martin Schofroh betrieb sein kleines Geschäft in der Marktstraße 14 aus Überzeugung, mit Sachkenntnis und großem Einsatz seit Mai 1991. Es ist wahrscheinlich der am längsten von der gleichen Person und immer am gleichen Standort betriebene Naturkostladen in Hohenlohe. Urlaub hat Martin Schofroh in den fast 32 Jahren seines Bestehens so gut wie nie gemacht. Der Laden war immer offen – pünktlich und zuverlässig. Dank der Sparsamkeit und vorsichtigen Geschäftspolitik der Betreiber kam der Naturkostladen auch in schwierigen Zeiten mit schwarzen Zahlen über die Runden.

Am 3. Januar 2023 im Krankenhaus gestorben

Als 2014 ein Schlaganfall Martin Schofroh zu einer kurzen Pause zwang, sorgten sein Geschäftspartner Andreas Müller sowie Freunde, Bekannte und Kunden dafür, dass der Betrieb weiterlief – bis Martin Schofroh das Ruder nach einigen Wochen wieder selbst übernommen hat. Anschließend ging es noch acht Jahre weiter. An Silvester 2022 kollabierte Martin Schofroh in seiner Wohnung in der Poststraße 30. Ein Krankenwagen brachte ihn zunächst ins Haller Diak, von dort aus ging es mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik Heidelberg. Die Ärzte konnten ihm aber nicht mehr helfen. Er ist nicht mehr aus dem Koma erwacht. Martin Schofroh starb am 3. Januar 2023 im Krankenhaus.

„Wir werden Dich nicht vergessen“

An der Eingangstür zu seinem Laden hängen mehrere Verabschiedungsbriefe. Auf einem steht: „Gute Reise, lieber Freund, wir werden Dich sehr vermissen! Tag für Tag warst du für uns da … hier in diesem Laden! Hattest immer ein persönliches Wort für uns … und ein Lächeln. So sind wir nun fassungslos über den Verlust Deiner Person, lieber Martin! Wir werden Dich nicht vergessen – ganz sicher nicht! Ruhe in Frieden!“

Ein guter Freund, der immer da war

Martin Schofroh fehlt. Wie ein guter Freund, der immer da war – immer in Kirchberg, immer im Städtle. Als eines der letzten Kinder wurde Martin Schofroh am 12. November 1955 im Kirchberger Krankenhaus Adelheidstift geboren. Die ersten Jahre verbrachte er mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Schwestern in Kleinallmerspann und dann in Hornberg im alten Schulhaus. Seine Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ungarn geflüchtet. Schon bald zog die Familie nach Kirchberg ins Städtle. Dort besuchte Martin die Volksschule im heutigen Stadtmuseum.

Schlechte Erinnerungen an prügelnde Lehrer

Mit gemischten Gefühlen erinnerte er sich oft an seine Schulzeit. Belastet hat ihn vor allem die Hartherzigkeit und Gewalttätigkeit von prügelnden Lehrern. Nach der Schule lernte Martin den Beruf des Konditors in der Bäckerei Illig in Kirchberg-Tal. Schon früh machte er sich als Getränke- und Zeitschriftenhändler selbstständig. Er wollte sein eigener Herr sein und nach seinen eigenen Vorstellungen arbeiten.

Absoluter Experte in seinem Metier

Freunde und Nachbarn bestärkten ihn Anfang der 1990er Jahre, sein kunterbuntes Sortiment auf Naturkost umzustellen. Mit Andreas Müller fand er einen guten Freund als Mitgesellschafter. Die GbR „Naturkost Schofroh und Müller“ war geboren. Der Naturkostladen mit zertifizierten Lebensmitteln aus „kontrolliert biologischem Anbau (k.b.A)“ wurde am 13. Mai 1991 offiziell gegründet. Im Laden war Martin der Chef. Intensiv las er seine Fachbücher zu gesunden Lebensmitteln. Er war ein absoluter Experte in seinem Metier.

Der Laden war ein Treffpunkt

Seine Geschäftspolitik war konservativ. Konsequent arbeitete er ausschließlich mit regionalen Großhändlern zusammen. Eier bezog er vom Biohof Maaß in Herboldshausen, Backwaren von der Bio-Bäckerei Wild in Lendsiedel. Jede Investition wurde gründlich überlegt. Im Büro tat bis zuletzt ein Telefon mit Wählscheibe zuverlässig seinen Dienst. Kartenzahlung im Laden wollte er nicht haben. Alles Prahlerische und Protzige lehnte Martin Schofroh ab. Neokapitalismus und Geldverschwendung waren ihm ein Gräuel. Er lebte bescheiden. Der Laden war sein Lebensmittelpunkt. Hier traf er viele Menschen, die gerne mit ihm ein Schwätzchen hielten – aber auch tiefgehende Gespräche mit ihm führten. Der Laden war ein Treffpunkt – auch für Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Für sie hatte Martin ein großes Herz. Auch Kinder gingen gerne bei ihm einkaufen, weil er immer ein freundliches Wort für sie hatte und jederzeit zu einem Späßchen bereit war.

Martin beherrschte die Weltsprache Esperanto

Nach der Arbeit zog sich Martin meist in seine Wohnung zurück. Ab und zu ging er ins Kino Klappe und schaute sich dort einen guten Film an. Seit Jahrzehnten beherrschte Martin die Weltsprache Esperanto wovon er seinen Kundinnen und Kunden hin und wieder eine Kostprobe gab. Martin Schofroh war überzeugter Pazifist und Antimilitarist. Er hoffte auf eine Welt, in der sich alle Menschen verstehen und friedlich zusammenleben können. Dafür arbeitete er bis zuletzt. Mit seiner Zugewandtheit und Freundlichkeit hat er viel dazu beigetragen, dass die Welt besser wird. Martin Schofroh wird fehlen.

Ausverkauf bis 31. Januar 2023

Mit ihm endet auch der Naturkostladen in Kirchberg. Am Dienstag, 31. Januar 2023, ist Schluss. Bis dahin wird die restliche Ware abverkauft – mit 30 Prozent Rabatt. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin sind nicht in Sicht. Der Gewerbe- und Fremdenverkehrsverein Kirchberg sagt auf Esperanto „Dankon“, lieber Martin´.

Die Urnenbeisetzung fand am Donnerstag, 26. Januar 2023, um 13.30 Uhr auf dem neuen Friedhof in Kirchberg/Jagst statt. Viele Menschen verabschiedeten sich dort von Martin Schofroh. Nach der Beerdigung trafen sich noch viele zum Gespräch im Kirchberger Kino Klappe. Schon zu Lebzeiten hatte Martin Schofroh unterschiedlichste Menschen zusammengebracht. Dafür gebührt ihm Dank und Respekt.

Info:

Der Laden „Naturkost Schofroh und Müller“, Marktstraße 14, in Kirchberg an der Jagst, hat noch bis Dienstag, 31. Januar 2023, geöffnet. Montag bis Freitag von 16.30 Uhr bis 19 Uhr, samstags von 9 Uhr bis 13 Uhr.

Weitere Informationen im Internet und Kontakt:

https://adressen.naturkost.de/naturkost-schofroh-und-mueller-gbr-74592-kirchberg

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