„Braucht der Fußball Atomkraft? Der Club und Areva – Sponsoring um jeden Preis?“ – Diskussion in Nürnberg

„Braucht der Fußball Atomkraft, Sponsoring um jeden Preis – Der Club und Areva ?“, stellen die Organisatoren einer Diskussionsveranstaltung  am Mittwoch, 13. April 2011, um 19.30 Uhr im Künstlerhaus, Festsaal, Königstraße 93, in Nürnberg. Es diskutieren Günter Wippel, Uranium Network, Julius Neumann, Vorstand im Fanclub „Ultras“, Dr. Helmut Rießbeck, IPPNW (Bündnis Aktiv für Menschenrechte ippnw-nuernberg.de).

Von der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Nürnberg (GRUENE.RATHAUS.NUERNBERG.DE)

Das Trikot des 1. FCN: hinten hui – vorne pfui ?

Jubelnd reißt Christian Eigler mit der Rückennummer 8 die Arme hoch. Er hat das Leder mit einem prächtigen Schuss im gegnerischen Tor versenkt. Stolz reckt er seine Brust. Sein Trikot zeigt den Namen Areva. Das Trikot des 1. FCN: hinten hui – vorne pfui ? Japan kämpft mit den Folgen einer Atom-Katastrophe! Areva ist der Weltmarktführer in der Atomwirtschaft – und zwar von der Urangewinnung über den Kraftwerksbau bis zur Atommüll-Entsorgung.

Uran-Tagebau, die schmutzigste Seite der Atomkraft

Im krisengeschüttelten zentralafrikanischen Staat Niger ist Areva Hauptakteur im Uran-Tagebau, der schmutzigsten Seite der Atomkraft. Die erhöhte Strahlenbelastung in Wasser, Erde und Luft in der Umgebung der Uranminen hat verheerende Folgen für die Gesundheit der Minenarbeiter/innen und die gesamte Umgebung.

Wir fragen:

• Soll sich der Club von einem solchen Sponsor vor den Karren spannen lassen?

• Soll der Fußballsport als Feigenblatt für die Atomwirtschaft mit all ihren schmutzigen Seiten herhalten?

• Wollen der Club und seine Fans dem Atomkonzern Areva auch nach der Katastrophe von Fukushima dabei helfen, die Gesellschaft über die Gefahren der Atomindustrie zu täuschen?

Veranstalter:

Bündnis 90/Die Grünen Stadtratsfraktion Nürnberg

IPPNW Regionalgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen

Bündnis aktiv für Menschenrechte Nürnberg

Kurzinformation:

Braucht der Fußball Atomkraft? Der Club und Areva – Sponsoring um jeden Preis?

Mittwoch, 13. April 2011, 19.30 Uhr, im Künstlerhaus, Festsaal, Königstraße 93, Nürnberg.

 

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„Täter Helfer Trittbrettfahrer – NS-Belastete von der Ostalb“ – Vortrag in Schwäbisch Hall

Ein Vortrag in Schwäbisch Hall mit dem Titel „Täter Helfer Trittbrettfahrer – NS-Belastete von der Ostalb“ findet am Freitag, 8. April 2011, um 20 Uhr im Club alpha 60 (Löwenkeller) in der Stuttgarter Straße statt.

Von VVN-Bund der Antifaschisten, Club alpha und Freidenker Verband

Massenmörder, Helfershelfer, Trittbrettfahrer und Nutznießer der NS-Gewaltherrschaft

Dabei geht es auch um Ernst Kapphan, ehemaliger Schuldirektor in Heidenheim und von 1959 bis 1971 Mitglied im Schwäbisch Haller Gemeinderat. An den meisten Orten der württembergischen Ostalb sind hiesige NS-Täter fast schon wieder vergessen. Der Referent, Dr. Wolfgang Proske, der soeben im Ulmer Verlag Klemm + Oelschläger das Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete von der Ostalb“ herausgegeben hat, stellt einige dieser NS-Belasteten vor. Sein Buch erinnert in 16 Biographien an ihr Wirken und ihr Umfeld. Beschrieben werden Massenmörder, aber auch beflissene Helfershelfer sowie Trittbrettfahrer und Nutznießer der NS-Gewaltherrschaft. Damit wird in einem ersten Ansatz die NS-Täterforschung über Großtäter hinaus auch auf untergeordnete NS-Belastete ausgeweitet.

Erich Ehrlinger aus Giengen, zeitweise Vorgesetzter von Adolf Eichmann

Darunter befinden sich Erich Ehrlinger aus Giengen, zeitweise Vorgesetzter von Adolf Eichmann, Einsatzgruppenleiter und gegen Kriegsende Amtschef im „Reichssicherheitshauptamt“ Berlin; Johann Haßler, Gaswagenfahrer aus Dischingen, aber auch Ernst Kapphan, ehemaliger Schuldirektor in Heidenheim und von 1959 bis 1971 Mitglied im Haller Gemeinderat. Was wurde aus diesen Tätern nach 1945?

Veranstalter sind: VVN – Bund der Antifaschisten, Club alpha und Freidenker Verband

Weitere Informationen zum Buch, zur Veranstaltung und zu den Veranstaltern:

http://www.klemm-oelschlaeger.de/product_info.php?products_id=97

http://www.clubalpha60.de/

http://schwaebisch-hall.vvn-bda.de/wir/

http://www.freidenker.org/cms/dfv/

http://www.crailsheim.de/204.0.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzhaftlager_Welzheim

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„Der Protest gegen Bundeswehrgelöbnis in Stuttgart war und ist legitim“ – Bündnis für Versammlungsfreiheit fordert Einstellung aller Verfahren

„Der Protest gegen Bundeswehrgelöbnis war und ist legitim – wir fordern die Einstellung aller Strafverfahren gegen die Beteiligten“, erklärt das Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit.

Von Thomas Trüten, Sprecher des Stuttgarter Bündnisses für Versammlungsfreiheit

Sitzblockade gewaltsam geräumt

Am 30. Juli 2010 fand auf dem Stuttgarter Schlossplatz ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr statt. Vorab gab es breite Gegenaktivitäten. So wurde unter anderem die St. Eberhards-Kirche in der Königstraße besetzt und nach wenigen Stunden durch die Polizei geräumt. Am Tag des Gelöbnisses selber wurden eine Sitzblockade gewaltsam geräumt und insgesamt über 70 Personen in Gewahrsam genommen. Inzwischen erhielten die Betroffenen Strafbefehle und Bußgeldbescheide.

Eine Kirchenbesetzung und ihre Folgen

Im Anschluss an den Gottesdienst am Sonntag den 25. Juli stellten sich in der Domkirche St. Eberhard zwei Dutzend KriegsgegnerInnen der Kirchengemeinde vor und kündigten an die Kirche bis zum Gottesdienst im Rahmen des öffentlichen Bundeswehr-Gelöbnisses am darauf folgenden Freitag nicht mehr verlassen zu wollen. Desweiteren sicherten sie zu, sich angemessen und respektvoll zu verhalten und boten an, sich an dem Programm in der Kirche nach Kräften zu beteiligen.

Sieben Friedensaktivisten über mehrere Stunden in Polizeigewahrsam genommen

Dennoch beschloss der Dompfarrer und Stadtdekan, Prälat Michael H.F. Brock, der wenige Monate später durch das Aktionsbündnis K21 zum Vermittler im Konflikt um Stuttgart 21 benannt wurde, bereits zwei Stunden später die Kirche durch die Polizei räumen zu lassen. Sieben Friedensaktivisten wurden daraufhin über mehrere Stunden in Polizeigewahrsam genommen. Inzwischen bekamen die Aktivisten Strafbefehle, wogegen teilweise Widerspruch eingelegt wurde. Die ersten Prozesse stehen bald an.

Die Unterzeichner dieser Erklärung fordern Straffreiheit für die Kirchenbesetzer und sofortige Einstellung aller Verfahren!

Blockierer erhielten Bußgeldbescheide

Am Tag des Gelöbnisses selber versuchten rund 70 KriegsgegnerInnen mit einer Sitzblockade vor der St. Eberhardskirche den reibungslosen Ablauf des öffentlichen Gelöbnisses zu blockieren. Daraufhin sperrte die Polizei einen Teil der Königstraße und räumte die friedliche Blockade teilweise gewaltsam. Über fünf Stunden mussten die betroffenen Friedensaktivisten in Gewahrsam verbringen. Inzwischen hat ein Teil der Betroffenen Bußgeldbescheide des Ordnungsamtes u.a. wegen angeblicher „Verstöße gegen das Versammlungsgesetz“ erhalten. Gegen eine Vielzahl dieser Bescheide wurde Widerspruch eingelegt, einige führten auch zu einer Einstellung aufgrund von Geringfügigkeit. In den kommenden Wochen stehen mehrere Gerichtstermine an.

Forderung von Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit:

In einem Grundsatzurteil aus dem Jahr 1995 stellt das Bundesverfassungsgericht eindeutig klar, dass auch Blockaden – sofern keine „Gewalt oder Drohung mit einem empfindlichen Übel“ angewandt wird – durch das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit geschützt werden. Wir fordern die Aufhebung aller Bußgeldbescheide.

Solidarität mit den Betroffenen!

Diese Kriminalisierung legitimen Protestes stellt keinen Einzelfall dar. Ob bei den Protesten gegen S21, antifaschistischen Aktivitäten oder Aktionen gegen Krieg – Bußgeldbescheide und Strafbefehle werden immer mehr zur alltäglichen Behördenpraxis. Gerade deshalb ist es notwendig sich mit den Betroffenen zu solidarisieren und diese zu unterstützen. Besucht die Gerichtstermine, schafft Öffentlichkeit, engagiert euch für die Versammlungsfreiheit. Betroffen sind einzelne, gemeint sind wir alle!

Diese Erklärung wird herausgegeben durch:

Einzelpersonen:

Tom Adler Betriebsrat bei Daimler und Stadtrat SÖS&LINKE Stuttgart, Hagen Battran, Florian Beißwenger – Mitglied der Blockadegruppe gegen Stuttgart21, Daniel Behrens Vorstand DIE LINKE Bietigheim-Bissingen, Roland Blach Landesgeschäftsführer DFG-VK Baden-Württemberg, Achim Buhl, Reinhart Czisch, Alfred Denzinger Unternehmensberater, Rudersberg, Jochen Dürr Landessprecher der VVN – BdA Baden Württemberg, Denise Gers ver.di Ortsvorstand Ludwigsburg, Heike Hänsel Bundestagsabgeordnete die Linke, Thomas Haschke Sprecher LAG Frieden die Linke Baden-Württemberg, Wolfgang Hänisch, Bernhard Hoell, Evelyn Hofer Wirtschaftskorrespondentin Rudersberg, Reiner Hoffmann Mitglied der IG Metall und des Betriebsrats der Porsche AG in Zuffenhausen, Christa Hourani Betriebsrätin Daimler IG Metall, Manfred Jansen, Dieter Keller, Dieter Lachenmayer Sprecher des Friedensnetz BW, Tina Mürle, Konrad Nestle, Mike Pflugrath Aktivmitglied in der Attac Regional-Gruppe Schorndorf, Brigitte Renkl Kreisvereinigung der VVN-BdA Leonberg-Sindelfingen-Böblingen, Markus Spreitzer ver.di Ortsvorstand Stuttgart, Lydia Trüten IGM Vertrauensfrau Esslingen und VVN-BdA Kreis Esslingen, Thomas Trüten IG Metall Vertrauensleuteleiter Mitglied IG Metall Delegiertenversammlung Esslingen Kreisvorstand VVN-BdA Esslingen, Stefan Urbat piratige Kandidateneinzelmeinung.

Organisationen:

• AGIF (Föderation der ArbeitsimmigrantInnen in Deutschland)

• Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart

• ATIF (Föderation der ArbeiterInnen aus der Türkei in Deutschland)

• ATIK – YDG (Neue Demokratische Jugend)

• DFG-VK Baden – Württemberg

• DIE LINKE. Stuttgart

• DKP Baden-Württemberg

• DKP Rems-Murr

• FAU Stuttgart

• Initiative „Kein Nazizenentrum in Weiler, noch anderswo!“

Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit

• LAG Frieden die Linke Baden – Württemberg

• Libertäres Bündnis Ludwigsburg (LB²)

• Linke Hochschulgruppe Stuttgart

• MLPD Stuttgart

• Offenes Treffen gegen Militarisierung Stuttgart (OTKM)

• Revolutionäre Aktion Stuttgart

• Solidarität International Stuttgart

• VVN-BdA Stuttgart

Aktuelle Prozesstermine im Internet auf der Seite www.versammlungsrecht.info

 

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„Reinhold Schneiders innovative Düfte“ – Genießerrosen aus dem Taubertal mit Preis ausgezeichnet

Reinhold Schneider produziert im Taubertal bei Creglingen innovative Düfte. Für seine Demeter-Genießerrosen aus dem Taubertal mit einem Preis ausgezeichnet.

Von Iris Mühlberger aus Rot am See-Reinsbürg für den Demeter-Verband Baden-Württemberg

Außergewöhnliche Düfte gesammelt

Wenn Tautropfen auf Rosenblüten perlen und die Blüten sich gerade zu öffnen beginnen, ist der ideale Zeitpunkt der Rosenernte gekommen. Schon gegen sechs Uhr früh werden im Mai und Juni oberhalb von Creglingen im Taubertal außergewöhnliche Düfte gesammelt. Die Blüten werden vorsichtig per Hand von Reinhold Schneider und seinen Helfern gepflückt, danach ganz frisch an biologische Rosen-Verarbeiter geliefert. Nicht nur der wunderbare Geruch, der das Taubertal zu dieser Zeit erfüllt ist etwas Besonderes. Die ganze Idee des Demeter-Pioniers Reinhold Schneider sucht genauso seinesgleichen, nahezu weltweit.

„Mit Abstand ungewöhnlichster Genießerlandpreis bisher“

Das ist mit der Grund, warum seine innovative Idee jetzt auch von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMG) ausgezeichnet wurde. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Genießerland Baden-Württemberg“ gehört Reinhold Schneider zu den zehn Preisträgern, die eine Jury aus mehr als vierzig Einsendungen ausgewählt hat. Andreas Braun, Geschäftsführer der TMG, sprach bei der Preisverleihung vom „mit Abstand ungewöhnlichsten Genießerlandpreis bisher.“ Er überreichte dem Rosenbauer einen Scheck über 5.000 Euro mit dem Hinweis, dass seine Arbeit ein herausragender Beitrag sei und im besonderen Maße geeignet, die Genießerland-Idee zu fördern und weiter zu verbreiten.

Ingenieur der regionalen Produkte

Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn war sich bei der Preisverleihung sogar sicher, dass es nur wenige Menschen in Deutschland gibt, die so viel Erfahrung im Rosenanbau hätten wie Reinhold Schneider. Am Anfang sei er in der Region zwar nicht ganz Ernst genommen worden. Aber, egal, was Andere gesagt hätten, er sei seinen Weg gegangen. „Und der war richtig. Heute fahren viele Touristen nach Creglingen und besuchen seine Demeter-Rosenfelder.“ „Sie sind ein Ingenieur der regionalen Produkte“, ging Jochen Müssig von der Touristikgemeinschaft Liebliches Taubertal in seiner Rede noch weiter. „Man muss innovativ sein und einfach daran glauben.“ Die Touristikgemeinschaft feiert dieses Jahr ihren sechzigsten Geburtstag und ist deshalb besonders stolz über den Preis, eines „ursprünglichen und authentischen“ Taubertalers.

120 historische Rosensorten kultiviert

Reinhold Schneider selbst sieht seinen Rosenanbau in Creglingen schon immer als eine Mischung aus einer recht dornigen aber auch wohlduftenden Angelegenheit. Für ihn ist der Höhepunkt die Ernte: „Sie ist das Hinreißendste, was es gibt.“ Seit 1986 ist er Demeter-Bauer im Taubertal, seit 1996 dazu Rosenbauer. Außerdem pflegt er 400 hochstämmige Streuobstbäume, darunter rund hundert verschiedene alte Apfelsorten, dazu 250 Quittenbäume. Außerdem wächst auf seinen Feldern die Wildrose Rosa rubiginosa, deren frische Laubblätter unter anderem an die Naturkosmetikfirmen Weleda und Nature Friends geliefert werden. Von den etwa 120 historischen Rosensorten, die Reinhold Schneider kultiviert, baut er zwölf direkt zur Verarbeitung an. Es sind „alte“ Duftrosen, vor allem die bis zu tausend Jahre alten Typen der Rosa Alba, Rosa damascena, Rosa Centifolia und Rosa gallica. Sie hätten immer noch den „reintönigsten“ Rosenduft.

Ich fördere die Nützlinge mit Nisthilfen und Versteckmöglichkeiten

Als Demeter-Rosenbauer setzt Reinhold Schneider regelmäßig biodynamische Präparate ein. So harmonisiert zum Beispiel das speziell hergestellte Fladenpräparat das Wurzelumfeld beim Pflanzen. Um Blütenprozesse zu fördern setzt der Rosenbauer mehrmals Hornkiesel ein. „Meine Rosen erfreuen sich dadurch bester Gesundheit. Selbst die Blattläuse haben verstanden, dass sie bei mir nichts zu suchen haben. Ich fördere die Nützlinge mit Nisthilfen und Versteckmöglichkeiten. So beuge ich effektiv vor“.

Rosensaft, Rosenmus, Rosengelee, Roseneis, Rosenjoghurt, Rosenessig, Rosenwasser „Cuvee“ und vieles mehr

Reinhold Schneider verarbeitet einen Teil seiner Blüten selbst, zum Beispiel vermischt mit eigenem Apfelsaft zu Rosensaft oder püriert und pasteurisiert zu Rosenmus. Blumige Genüsse versprechen auch das selbst hergestellte Rosengelee, der Rosenessig und das Rosenwasser „Cuvee“. Reinhold Schneider hat ein Rosennetzwerk mit Veredlern und Anwendern seiner Produkte aufgebaut. Von ihnen werden Rosenköstlichkeiten produziert und direkt vertrieben, darunter Rosenfruchtaufschnitte, Rosensekt, -joghurt, -eis oder -honig.

Zentrum für Rosen-Vorträge, -Exkursionen und -Seminare

Auch die regionale Wirtschaft wird mit den Duftspezialitäten angekurbelt. Der Creglinger Bäcker Hein verkauft eine Rosenbiskuitrolle und zwei Restaurants haben blumige Rosenmenüs auf der Speisekarte. Der Rosenhof Taubertal ist Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau und gehört damit zum Netzwerk aus etwa 200 ausgesuchten Bio-Betrieben in Deutschland. Dazu macht er bei der SlowFood-Vereinigung mit und ist Zentrum für Rosen-Vorträge, -Exkursionen und -Seminare.

Weitere Informationen im Internet:

www.rosenhof-taubertal.de

www.demeter-bw.de

www.gartenrundbrief.de

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„68 Sinti und Roma aus Hohenlohe deportiert“ – Gedenktafel am Gleis 1 in Waldenburg angebracht

Mit einer kleinen Zeremonie gedachte der Kunstverein Bahnhof Waldenburg am 23. März 2011 der 68 deportierten Sinti-und Roma aus Hohenlohe. Symbolisch wurde ein Straßenschild für das ermordete Mädchen Klara Winter aus Schwabbach neben dem Gleis 1 angebracht. Genau um 10 Uhr am 23. März 1943 fuhr der aus Mosbach kommende Zug nach Auschwitz ab, der nordbadische Opfer des NS-Rassismus in die Vernichtung transportierte.

Vom Kunstverein Bahnhof Waldenburg Gleis 1

Klara Winter wurde keine drei Jahre alt, ihre Mutter 21

Diese Ereignisse zu dokumentieren hat sich der Tübinger Kulturhistoriker Udo Grausam zum Ziel gesetzt, der in seinem Redebeitrag genaue Informationen über die Schicksale dieser ehemaligen Hohenloher gab, die hier beheimatet waren. Klara Winter wurde keine drei Jahre alt, ihre Mutter 21.

Gesellschaftliche Verantwortung der Kunst und Kultur

Zur Begrüßung wies Gleis-1-Vorstand auf den aktuellen Kontext der Sinti-Verfolgung in Europa hin und erläuterte seine Auffassung zur gesellschaftlichen Verantwortung der Kunst und Kultur. Unter dem Straßenschild, das für die Kommunen der Region ein Anstoß sein soll, das Gedenken an diese große deutsche Menschengruppe in ihre Volkstrauertage und ihr Geschichtsbewusstsein aufzunehmen, hängt eine Informationstafel (Der Text steht unten in diesem Artikel). Der Schwäbisch Haller Klarinettenkünstler Hans Kumpf umrahmte die Veranstaltung mit der Ballade „Nuages“ des Gypsy-Gitarristen Django Reinhardt, einem „Zigeuner-Flamenco“ und interpretierte die philosophische Welthymne „Blowing in the wind“ – die klagenden Klarinettentöne erinnerten die Zuhörer an das unermessliche Leid, das hier seinen Ausgang nahm. Im November wird das Thema im Gleis-1-Programm fortgesetzt.

Gedenktafel für KLARA WINTER und deportierte SINTI-ROMA aus Hohenlohe:

Das Mädchen wurde am 13.09.1941 in Schwabbach geboren. Der Eintrag im Geburtenbuch ist erhalten. Sie starb am 17.01.1944 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, im Lager B II e. Ihr Tod wurde im „Haupt­buch des Zigeunerlagers (Frauen)“ verzeichnet. Ihre Mutter Helene Emma Winter kam mit 20 am 27.11.1943 ins KZ Birkenau und starb am 28.6.1944.

Im Jahr 1977 hat das dafür zuständige Sonderstandesamt in Bad Arolsen die Sterbeurkunde für Klara Winter aus­ge­stellt. Erst im Jahr 2010 hat das Amt die Urkunde an die jetzt zuständige Gemeinde Bretz­feld mitgeteilt. Ein öffentliches Gedenken am 04.11. 2010 in Waldenburg hat an Klara Winter erinnert.

Am 23.3. 1943 um 10.00 Uhr hielt am Bahnhof Waldenburg der Transport der Deutschen Reichsbahn von Mosbach nach Auschwitz: Abfahrt am 23.3. um 5.06 Uhr, Ankunft am 25.3. um 15.01 Uhr. 29 Frauen und 24 Männer, Sinti, Roma und Jenische aus Baden, wurden in das Vernichtungslager deportiert. Unter ihnen waren auch in Hohenlohe geborene Angehörige der Familie Georges. Von den zehn Familienmitgliedern Georges kehrte niemand zurück. Für sie und für mindestens 68 in Hohenlohe geborene, verschleppte und ermordete Sinti, Roma und Jenische wird vom Kulturverein Gleis1 am Bahnhof Waldenburg eine kleine Gedenktafel angebracht.

Zur Rede von Zoni Weisz am 27. Januar 2011 im Deutschen Bundestag:

Ansprache von Zoni Weisz vor dem Deutschen Bundestag zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar 2011

(Anrede)

Dass ich am heutigen Tage, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, hier im Deutschen Bundestag zu Ihnen sprechen darf, stellt für mich ein besonderes Privileg und eine große Ehre dar. Gemeinsam mit Ihnen an dieser Stelle an die Schrecknisse der Nazizeit zu erinnern, ist eine besondere Erfahrung für mich persönlich, aber auch für die Gemeinschaft der Sinti und Roma insgesamt. Hier heute stehen zu dürfen, empfinde ich als Zeichen der Anerkennung des uns während der Zeit des Nationalsozialismus zugefügten Leids.

Meine Damen und Herren, dies ist nicht das erste Mal, dass ich hier vor diesem Plenum stehen darf. Auch am 7. November 1999 war ich hier. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Deutschen Bundestages durfte ich an dieser Stelle das Geschenk des niederländischen Parlaments, ein Blumenkunstwerk, realisieren. Als ich seinerzeit darum gebeten wurde, habe ich als Überlebender des Holocaust gezweifelt, ob ich diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen soll. Sie werden verstehen, dass eine solche Entscheidung nicht einfach war, doch ich bin stolz, dass ich diesen Auftrag angenommen und ausgeführt habe. Die Arbeit an dieser Blumendekoration hat mir ein gutes Gefühl beschert. Gerade hier, im Deutschen Bundestag, konnte ich zeigen, dass die Nazis uns nicht alle haben ermorden können. Dass wir das Leben wieder in die Hand genommen und etwas daraus gemacht haben. Für mich war es auch eine symbolische Geste an das Deutschland von heute.

Heute gedenken wir der Opfer des nationalsozialistischen Genozids an 500.000 Sinti und Roma, wir erinnern an die Opfer der Shoa, des Mordes an sechs Millionen Juden, und wir gedenken all der anderen Opfer des Nazi-Regimes. Es war ein sinnloser, industriell betriebener Mord an wehrlosen, unschuldigen Menschen, ersonnen von fanatischen Nazis, Verbrechern, die dazu in ihren Rassegesetzen eine Legitimation fanden. Jetzt, nahezu 66 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, stelle ich mir immer noch die Frage, wie es möglich war, dass so viele unschuldige Menschen ermordet werden konnten.

Unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 wurde der demokratische Rechtsstaat in schnellem Tempo zerschlagen. Politische Gegner wurden eingesperrt und auch Sinti und Roma wurden seinerzeit schon in die ersten Konzentrationslager abtransportiert.

Der Antisemitismus und der Antiziganismus können in Nazi-Deutschland doch niemandem entgangen sein, ebenso wenig die Politik, dies in Form konkreter antijüdischer und gegen sogenannte „Zigeuner“ gerichteter Maßnahmen und Verfolgungen ins Werk zu setzen. Die Nazis ließen keinen Zweifel aufkommen: weg mit den „Zigeunern“, weg mit den Juden, die sie beide als Gefahr betrachteten. Dass es den Sinti und Roma sowie den Juden schlecht ergehen würde, war klar.

Sinti und Roma sind nach Einführung der Nürnberger Rassengesetze im Jahre 1935, ebenso wie die Juden, aus rassischen Gründen verfolgt worden. Juden und „Zigeuner“ wurden als „fremdrassig“ definiert und all ihrer Rechte beraubt. Sie wurden vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Dem lag eine besondere Strategie zugrunde. Eine Strategie, die ich als „Salami-Taktik“ definieren möchte. Immer einen Schritt weiter, was letztlich in einer ganzen Reihe von Maßnahmen gipfelte: Identifizieren, erfassen, isolieren, berauben, ausbeuten, deportieren und schließlich ermorden.

Für die Olympischen Spiele des Jahres 1936 sollte Berlin „zigeunerfrei“ gemacht werden. Sinti und Roma wurden aufgegriffen und in ein Internierungslager im Berliner Vorort Marzahn abtransportiert, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. In den darauf folgenden Jahren wurden immer mehr Sinti- und Roma-Familien interniert, bis dann im Laufe des Jahres 1943 auf Befehl Himmlers nahezu alle Gefangenen nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.

Im Jahre 1936 wurde hier in Berlin unter der Leitung von Dr. Robert Ritter die „Rassenhygienische Forschungsstelle“ gegründet. Hier wurden Menschen fotografiert, es wurden ihre Gesichter und Körper vermessen und allerlei rassische Besonderheiten festgelegt. Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler befahl der Forschungsstelle im Jahre 1938 die Erfassung aller Sinti und Roma im Deutschen Reich. 24.000 so genannte „Rassegutachten“ wurden von Dr. Ritter und seinen Mitarbeitern verfasst – dies alles diente der Vorbereitung des Völkermords an den Sinti und Roma.

In der Zeitschrift des Nationalsozialistischen Ärztebundes schrieb Dr. Kurt Hannemann im Jahre 1938, ich zitiere: „Ratten, Wanzen und Flöhe sind auch Naturerscheinungen, ebenso wie die Juden und Zigeuner. […] Alles Leben ist Kampf. Wir müssen deshalb alle diese Schädlinge allmählich ausmerzen“. Dies, meine Damen und Herren, bedarf meiner Ansicht nach keiner näheren Erläuterung. Das ist Irrsinn in höchster Form.

Diese Art von Einlassungen trugen das ihre zur herrschenden Atmosphäre bei und verschafften den Nazis die Legitimation, diese von ihnen so bezeichneten „Untermenschen“ schließlich im großen Maßstab zu ermorden. Es gab im nationalsozialistisch besetzten Europa keine Familie unter den Sinti und Roma, die nicht vom Holocaust betroffen war.

Xenophobie, die Angst vor dem Fremden und den Fremden, gab es zu allen Zeiten. Für Sinti und Roma waren Verfolgung und Ausgrenzung nichts Neues. Seit Jahrhunderten wurden wir verfolgt und ausgeschlossen. Pogrome kamen regelmäßig vor. Deshalb hatten wir häufig keine Chance, ein normales Leben aufzubauen, zur Schule zu gehen und einen normalen Beruf auszuüben. Viele von uns wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Leider sind Xenophobie und Rassismus in großen Teilen Europas und des Rests der Welt immer noch hochaktuell.

Im Gegensatz zu den Juden, die vielfach nach ihrem Eintreffen in den Vernichtungslagern und nach der Selektion sofort vergast wurden, hat man Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau im Familienverband im sogenannten „Zigeunerlager“ interniert. Nach dem Aufstand im „Zigeunerlager“ im Mai 1944 wurden fast alle Männer aus dem „Zigeunerlager“ ausgesondert und in andere Konzentrationslager verlegt. Mein Vater, mein Onkel und andere Familienmitglieder wurden nach Mittelbau-Dora abtransportiert, wo sie in der unterirdischen Waffenindustrie unter erbärmlichsten Umständen arbeiten mussten. Sie sind dort ums Leben gekommen: „Vernichtung durch Arbeit“.

Die Bedingungen im „Zigeunerlager“ waren unvorstellbar. Hunger, Kälte und ansteckende Krankheiten forderten Tag für Tag ihren Tribut. Ich muss häufig an all die Mütter, auch meine Mutter, denken, die sich um ihre Kinder sorgten und sich das Essen vom Mund absparten, um ihre Kinder am Leben zu erhalten. Sie mussten in manchen Fällen erleben, dass an ihren Kindern die fürchterlichsten medizinischen Experimente durchgeführt wurden. Heute wissen wir, zu was das letztendlich führte. Wir können uns heute nur schwer eine Vorstellung von den unvorstellbaren Leiden machen, die diese Menschen erlitten haben. In der Nacht vom 2. auf den 3. August wurden die verbliebenen 2.900 Frauen, Kinder und alten Menschen aus dem „Zigeunerlager“ vergast, darunter auch meine Mutter und meine zwei Schwestern und mein Bruder.

Meine Damen und Herren, der Völkermord an den Sinti und Roma ist immer noch ein, wie ich es nenne, „vergessener Holocaust“. Ein vergessener Holocaust, weil ihm in den Medien nach wie vor wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Ich frage mich, warum das so ist. Sind die Opferzahlen ausschlaggebend für die Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird, oder ist das Leid eines einzelnen Menschen wichtig?

Ich habe in den zurückliegenden Jahren Dutzende von Gedenkreden gehört, in denen die Redner in keiner Weise an das Schicksal der Sinti und Roma erinnert haben. Eine halbe Million Sinti und Roma – Männer, Frauen und Kinder – wurden im Holocaust ausgerottet. Nichts oder fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde sie heute verantwortungsvoller mit uns umgehen.

Deshalb müssen wir weitermachen, wir müssen über den Holocaust immer wieder berichten. Ich engagiere mich im holländischen Verband der Sinti und Roma und bin Mitglied im Nationalen und im Internationalen Auschwitz-Komitee. Ich spreche oft in Schulen, und es ist meine Pflicht gegenüber meiner gesamten ermordeten Familie, dazu beizutragen, dass dies niemals vergessen wird.

Sinti und Roma waren nach dem Krieg nicht organisiert und hatten folglich auch keine Stimme. Aus diesem Grund wurden wir auch nicht gehört. Es dauerte bis in die Siebzigerjahre, bis Selbsthilfeorganisationen entstanden und wir unsere Stimme erhoben haben und diese Gehör fand. Vielleicht tragen Sinti und Roma auch selbst Verantwortung für die geringe Aufmerksamkeit, die unsere Tragödie erfährt. Innerhalb unserer Kultur ist es nämlich nicht üblich, mit Außenstehenden über die Schrecken jener Zeit zu sprechen. Nur wenige sind bereit, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen oder mit anderen zu teilen.

Eine große Ausnahme dazu bildete der Protest während der Ostertage des Jahres 1980. Seinerzeit hatte eine Gruppe von Sinti im früheren Konzentrationslager Dachau als Protest gegen die rassistischen Erfassungsmethoden von Sinti und Roma durch Justiz und Polizei einen Hungerstreik begonnen. Es ist unglaublich, aber diese Erfassung stützte sich auf Akten aus der Nazi-Zeit und wurde teilweise sogar von früherem SS-Personal durchgeführt. Dieser Hungerstreik hat in den Medien seinerzeit, dies gilt gewiss für Deutschland, aber auch darüber hinaus, viel Aufmerksamkeit erregt und für mehr Verständnis für die Schrecken geführt, die unserem Volk während der Nazi-Herrschaft angetan wurden.

Meine Damen und Herren, der 17. März 1982 ist für die Gemeinschaft der Sinti und Roma ein historisches Datum. An diesem Tag empfing der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma unter Leitung des Vorsitzenden Romani Rose. Dabei vollzog der Bundeskanzler einen völkerrechtlich ausgesprochen wichtigen Schritt, in dem er das gegenüber den Sinti und Roma begangene nationalsozialistische Verbrechen als einen Völkermord anerkannte, der auf der Grundlage des Begriffs der „Rasse“ begangen wurde. Diese Aussage wurde durch seinen Nachfolger Helmut Kohl im November 1985 nochmals bestätigt. Bei der Eröffnung der Dauerausstellung über den Holocaust an den Sinti und Roma in Heidelberg durch den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog im Jahre 1997 erklärte auch er, dass der Genozid an den Sinti und Roma aus denselben rassischen Motiven heraus begangen wurde wie der Genozid an den Juden. Mit ungefähr 12 Millionen Menschen sind Sinti und Roma die wahrscheinlich größte Minderheit in Europa. Unsere Wurzeln liegen weit zurück im alten Indien. Insbesondere Linguisten haben diesen Zusammenhang hergestellt. Unsere Sprache, das Romanes, ist mit dem alten Sanskrit verwandt. Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde von Sinti und Roma in großen Teilen Europas berichtet. Entgegen vieler Klischeevorstellungen waren unsere Menschen Bestandteil der Gesellschaft ihres Landes, in dem sie lebten und arbeiteten. Sie leisteten auf positive Weise einen Beitrag zur Kultur ihrer Heimat. Sie waren Arbeiter, Handwerker oder Angestellte, Kaufleute oder Künstler.

Ich bin gebeten worden, Ihnen meine persönliche Geschichte und damit auch die Geschichte aller anderen vom Nazi-Regime verfolgten und ermordeten Sinti und Roma zu erzählen. Sie werden verstehen, dass es für mich nicht einfach ist, weil es mich in die traumatischste Phase meines Lebens zurückführt. Meine Damen und Herren, wir waren eine glückliche, angesehene und respektierte Familie. Mein Vater war Musiker und Instrumentenbauer und verkaufte Musikinstrumente. Darüber hinaus spielte er in unserem Familienorchester und hatte in verschiedenen Städten in Holland Engagements. Im Jahr 1943 begannen die Nazis bereits im großen Maßstab von den Niederlanden aus Juden nach Auschwitz und in andere Lager zu deportieren. Zu dieser Zeit hatten wir in Zutphen ein Geschäftshaus gemietet, in dem mein Vater Musikinstrumente reparierte und verkaufte.

Während der Besatzung der Niederlande führten die Nazis allerlei Maßnahmen ein, mit denen sie die Berufsmöglichkeiten für Sinti und Roma einschränken wollten. Diese einschränkenden Maßnahmen kennzeichneten den Beginn der Verfolgung und Deportation der Sinti und Roma in den Niederlanden. In Deutschland und den anderen von den Nazis besetzten Gebieten waren die Deportationen von Sinti und Roma seinerzeit bereits in vollem Gange.

Der 16. Mai 1944, meine Damen und Herren, ist der schlimmste Tag in der Geschichte der niederländischen Sinti und Roma. Die Nazis hatten angeordnet, dass in einer Großrazzia in den gesamten Niederlanden sämtliche „Zigeuner“ inhaftiert und in das Durchgangslager Westerbork überstellt werden sollten – dies in Erwartung ihrer Deportation nach Auschwitz. Dabei wurden sie von der niederländischen Polizei unterstützt. Nach der Ankunft in Westerbork wurden die Sinti und Roma unverzüglich in der Strafbaracke interniert und kahlgeschoren.

Am Morgen dieser Razzia war ich nicht zu Hause. Ich hatte bei meiner Tante übernachtet, die sich mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf versteckt hatte. Das Gefühl, das einen durchfährt, wenn man erfährt, dass der eigene Vater, die eigene Mutter, die Schwestern und der Bruder von den Nazis aufgegriffen worden sind, ist nicht zu beschreiben. Man wird von Angst, Verzweiflung und Panik ergriffen. Wir mussten so schnell wie möglich untertauchen. Wir trugen ein wenig Kleidung zusammen, nahmen das Essen, das wir noch hatten, und tauchten in den Wäldern unter und versteckten uns bei Bauern. Eine kleine Gruppe von neun Menschen. Unsere Angst und Ungewissheit waren unbeschreiblich.

Nach drei bangen Tagen und Nächten wurden auch wir festgenommen und zum Abtransport ins Durchgangslager Westerbork verbracht, wo wir mit unserer Familie zusammengeführt werden sollten. Der 19. Mai war der Tag, an dem der sogenannte „Zigeunertransport“ von Westerbork abging. Meine Damen und Herren, der Zufall wollte es, dass dies der einzige Transport aus Westerbork war, von dem Filmaufnahmen angefertigt wurden. Vermutlich kennen Sie das Bild des zwischen den Waggontüren stehenden Mädchens. Das Mädchen trug eine Kopfbedeckung, vermutlich weil es sich für seinen kahlgeschorenen Kopf schämte.

Dieses Bild war für viele Jahre das Bild der Judenverfolgung, bis ein niederländischer Journalist, Ad Wagenaar, entdeckte, dass es sich bei dem Mädchen nicht um eine Jüdin, sondern eine Sintezza, ein Sinti-Mädchen mit Namen Settela Steinbach handelte. Dieser „Zigeunertransport“ hatte Westerbork bereits verlassen. Es war nicht möglich, uns noch rechtzeitig auf diesen Transport zu bekommen. Man brachte uns also zu einem dreißig Kilometer entfernt gelegenen Bahnhof, um uns dort auf den Transport zu setzen und uns so gemeinsam mit den anderen Sinti, Roma und Juden nach Auschwitz zu deportieren.

Ich erinnere mich an jedes kleinste Detail dieses Bahnhofs. Wir warteten auf dem Bahnsteig, als der Zug einlief. Soldaten und Polizei liefen umher, stampften mit den Füßen auf und brüllten: „Schnell, schnell, einsteigen!“ Ich sah sofort, wo unsere Familie war. Mein Vater hatte den blauen Mantel meiner Schwester vor die Gitterstäbe des Viehwaggons gehängt, ich erkannte ihn sofort. Es war ein Mantel aus einem weichen blauen Stoff. Wenn ich die Augen schließe, spüre ich heute noch, wie herrlich weich sich der Mantel meiner Schwester anfühlte. Auch wir sollten mit auf diesen Transport nach Auschwitz gehen.

Meine Damen und Herren, in manchen Fällen übertrifft die Realität die Vorstellungskraft. Mit Hilfe eines „guten“ Polizeibeamten, wahrscheinlich ein Mitglied der Widerstandsbewegung, ist es uns gelungen, der Deportation zu entgehen – wie in Gottes Namen war dies möglich? Der Polizist hatte uns vorher eingeschärft: „Ich gebe euch ein Zeichen, dann lauft um euer Leben.“ Hier stand der Zug nach Auschwitz: die Viehwaggons und darin meine ganze Familie. Auf der anderen Seite vom Bahnsteig stand ein normaler Personenzug. Als der Polizist seinen Hut abnahm, sind wir losgerannt und konnten in all dem Durcheinander auf den losfahrenden Personenzug aufspringen und so entkommen.

Das letzte Bild, das ich vor mir sehe, ist der Zug nach Auschwitz auf dem anderen Bahngleis. In diesem Augenblick sah ich, wie der Zug nach Auschwitz abfuhr. Mein Vater schrie voller Verzweiflung aus dem Viehwaggon meiner Tante zu: „Moezla, pass gut auf meinen Jungen auf“. Das war das Letzte, was ich von meinen Lieben sah. Dieses Bild hat sich für immer in meine Netzhaut eingebrannt.

Ich war allein. Als Kind von sieben Jahren hatte ich alles verloren und fiel in ein unermesslich tiefes Loch. Leider geschieht dies jetzt, heute, in großen Teilen der Welt immer noch, und Kinder werden Opfer von Gewalt.

Nach dieser wundersamen Flucht folgte eine Zeit der Entbehrungen und der Angst im Versteck. Tag für Tag die Angst, aufgegriffen zu werden. Versteckt in Wäldern, bei Bauern, in alten Fabriken und schließlich bei meinen Großeltern – bis zum Augenblick der Befreiung durch die Alliierten im Frühjahr 1945.

Nach der Befreiung kam die Unsicherheit. Vielleicht war sie noch schlimmer als die Angst während des Krieges. Lebte meine Familie noch, würde sie zurückkehren? Das Durchforsten der endlos langen Listen des Roten Kreuzes mit den Namen der ermordeten Menschen. Sie alle waren in Nazi-Konzentrationslagern ermordet worden. Mein Vater, meine Mutter, meine Schwestern, mein kleiner Bruder und 21 Familienangehörige.

Nach der Befreiung gab es keine Stellen, die sich mit dem Schicksal der Sinti und Roma befassten oder Hilfe boten. Die Juden hatten mit der Betreuung der eigenen Leute alle Hände voll zu tun und konnten uns keine Hilfe bieten. Die Behörden taten nichts. Später beschrieb die niederländische Regierung dies wie folgt, ich zitiere: „Die Betreuung, wenn es sie denn gab, war frostig und distanziert“.

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs sind innerhalb unserer Gemeinschaft heute noch ganz klar zu spüren. Unsere zweite und sogar noch die dritte Generation spürt die Last dieser Vergangenheit. Wir wurden unserem Schicksal überlassen. Die jahrhundertelange Geschichte von Stigmatisierung, Ablehnung und Ausgrenzung wiederholte sich. Nach dem Krieg mussten Sinti und Roma versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen. Vielen hatte man ihren gesamten Besitz genommen. Hilfe gab es nur sporadisch. Diejenigen, die die Nazi-Lager überlebt hatten, wurden innerhalb der eigenen Gemeinschaft aufgefangen. Langsam kam das Leben wieder in Gang, konnten Musikinstrumente gekauft und konnte Handel getrieben werden.

Meine Damen und Herren, schon in recht jungen Jahren habe ich begriffen, dass nur Bildung und Entwicklung der Weg in eine bessere Zukunft ist. Nach der Grundschule studierte ich Gartenbau, Floristik, Garten- und Landschaftsarchitektur sowie Kunstgeschichte. Alles über Abendschulen und spezielle Kursangebote.

1962 eröffnete ich mein eigenes Blumengeschäft in Amsterdam und gründete kurz danach eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfirma. Alles mit großer Unterstützung meiner Frau, die mir auch noch zwei wunderbare Kinder schenkte. Für vier Generationen unseres Königshauses durfte ich arbeiten. Unter anderem habe ich bei der Krönungsfeier von Königin Beatrix und der Hochzeit unseres Kronprinzen Willem Alexander den Blumenschmuck entworfen.

Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche große Ausstellungen geplant und durchgeführt und in den USA, Kanada und den meisten europäischen Ländern niederländische Blumen und Pflanzen vermarktet. In Anerkennung und Wertschätzung meiner Tätigkeit für die niederländische Blumenindustrie sowie meines Einsatzes für die Sinti und Roma in den Niederlanden und auch darüber hinaus wurde mir im Jahre 2002 aus den Händen von Königin Beatrix eine hohe königliche Auszeichnung zuteil: Ich wurde Offizier des Ordens von Oranje-Nassau.

Heute erinnern wir an die Schrecknisse der Nazi-Ära, doch erlauben Sie mir, etwas zur Stellung von Sinti und Roma, meinem Volk, im heutigen Europa zu sagen. In zahlreichen Ländern sind wir die älteste Minderheitengruppe. Es ist menschenunwürdig, wie Sinti und Roma, insbesondere in vielen ost- und südosteuropäischen Ländern wie zum Beispiel Rumänien und Bulgarien, behandelt werden. Der weitaus größte Teil ist chancenlos, hat keine Arbeit, keine Ausbildung und steht ohne ordentliche medizinische Versorgung da. Die Lebenserwartung dieser Menschen ist wesentlich geringer als die der dort lebenden „normalen“ Bürger. Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung sind an der Tagesordnung.

In Ungarn ziehen Rechtsextremisten wieder in schwarzer Kluft umher und schikanieren und überfallen Juden, Sinti und Roma. Neonazis haben Roma ermordet, darunter einen fünfjährigen Jungen. Es gibt in Gaststätten und Restaurants wieder Schilder mit der Aufschrift „Für Zigeuner verboten“. Die Geschichte wiederholt sich. Diese Länder sind vor Kurzem erst der Europäischen Gemeinschaft beigetreten, bezeichnen sich selbst als kultiviert. Schon im Oktober 2000 hat Günther Grass in seiner vor dem Europarat gehaltenen Rede vor dem aufkommenden Rechtsradikalismus gewarnt – Gruppierungen, die vor Gewalt gegenüber Minderheiten nicht zurückschrecken. Er sprach auch über die Vorurteile, über die Diskriminierung und die Benachteiligung von Sinti und Roma. Vorurteile, die seit dem Beitritt der neuen EU-Staaten in der Summe nur zugenommen haben.

Es ist kein Wunder, dass seit einigen Jahren insbesondere Roma auf der Suche nach einem besseren Leben und nach Zukunft für ihre Kinder nach Westeuropa kommen. In manchen Ländern Westeuropas wie Italien und Frankreich wird man dann wieder diskriminiert, ausgegrenzt und lebt unter menschenunwürdigen Umständen in Ghettos.

Man wird wieder des Landes verwiesen und in das Herkunftsland abgeschoben. Diese Menschen sind jedoch Einwohner von Ländern, die der Europäischen Gemeinschaft angehören. Die Europäische Kommission hat in Person ihrer Vizepräsidentin Viviane Reding mit deutlichen Worten gegen diesen nicht hinnehmbaren Zustand Stellung bezogen. Ich hoffe, dass man die betreffenden Regierungen darauf auch weiterhin ansprechen wird. Wir sind doch Europäer und müssen dieselben Rechte wie jeder andere Einwohner haben, mit gleichen Chancen, wie sie für jeden Europäer gelten.

Es kann und darf nicht sein, dass ein Volk, das durch die Jahrhunderte hindurch diskriminiert und verfolgt worden ist, heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, immer noch ausgeschlossen und jeder ehrlichen Chance auf eine bessere Zukunft beraubt wird.

Meine Damen und Herren, ich möchte enden, indem ich die Hoffnung ausspreche, dass unsere Lieben nicht umsonst gestorben sind. Wir müssen ihrer auch künftig gedenken, wir müssen auch weiterhin die Botschaft des friedlichen Miteinanders verkünden und an einer besseren Welt bauen – damit unsere Kinder in Frieden und Sicherheit leben können.

Ich danke Ihnen.

Zur ausführlichen Biografie von Zoni Weisz als PDF-Datei zum Herunterladen: Zoni_Weisz

Kurzinfo zu Zoni Weisz: „Wir haben das Leben wieder in die Hand genommen.“

Zoni (Johan) Weisz wurde am 4. März 1937 in Den Haag geboren. Er war das älteste Kind von Jacoba und Johannes Weisz und hatte zwei Schwestern – Augusta und Johanna – sowie einen kleinen Bruder mit Namen Emil. Sein Vater arbeitete als angesehener Musiker und Instrumentenbauer. Ende der 1930er Jahre zog die Familie nach Zutphen, einer
Kleinstadt in der Mitte des Landes, wo der Vater ein Musikgeschäft eröffnete.

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„Schulsystem umbauen, aus Atomkraft aussteigen“ – Jusos Schwäbisch Hall–Hohenlohe sehen neue Horizonte für Baden-Württemberg

Die Jusos Schwäbisch Hall-Hohenlohe sehen ein neues politisches Zeitalter in Baden-Württemberg anbrechen. Die Wählerinnen und Wähler haben sich gegen die Monotonie der CDU entschieden, diese habe nach 57 Jahren in der Führungsrolle nichts mehr zu bieten. Das Potenzial der Christdemokraten sei aufgebraucht, jetzt gilt es für Grün-Rot neue Maßstäbe zu setzen und die hohen Erwartungen zu erfüllen.

Von den Jusos Schwäbisch Hall-Hohenlohe

Abschaffung der Studiengebühren muss ganz oben auf der Tagesordnung stehen

Die Jusos gratulieren dem hiesigen Kandidaten Nikolaos Sakellariou zum erneuten Einzug in den Landtag und wünschen der Regierung unter Winfried Kretschmann und Nils Schmid eine sichere Hand, Baden-Württemberg zukunftsfest zu machen und mit Weitblick zu regieren. Insbesondere die Abschaffung der Studiengebühren müsse, so der Juso-Kreisvorsitzende Luigi Monzo, ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Auch der dauerhafte Ausstieg aus der Atomenergie und der grundlegende Umbau des Schulsystems seien Prioritäten. An dem nun angebrochenen spannenden Prozess werden sich die Jusos im Ländle aktiv beteiligen.

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„So käuflich ist die Presse – Einfluss zu verkaufen“ – Die taz deckt Schleichwerbung bei deutschen Zeitungen auf

In einer verdeckten Recherche hat die Tageszeitung „taz“ aufgedeckt, dass einige deutsche Tageszeitungen Unternehmen anbieten, auf Themenwahl und Inhalt ihrer Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Eigentlich sollten Journalisten bestimmen, was in einer Zeitung steht. Doch manchmal ist der Zeitungsinhalt abhängig von der Dicke des Geldbeutels eines Anzeigenkunden. Die taz hat ihre Recherchen in der heutigen Printausgabe der Tageszeitung (Samstag, 2. April 2011) veröffentlicht.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Links zu den Internet-Texten der taz:

„So käuflich ist die Presse“:

Einige deutsche Tageszeitungen bieten Unternehmen an, auf Themenwahl und Inhalt ihrer Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Das ergab eine verdeckte Recherche der taz. Dem Reporter, der sich als Vertreter einer Werbeagentur ausgab, machten die Mitarbeiter der Verlage entsprechende Zusagen (…).

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a1&dig=2011%2F04%2F02%2Fa0126&cHash=6bf0c8af05

SCHLEICHWERBUNG BEI ZEITUNGEN – Einfluss zu verkaufen:

http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/einfluss-zu-verkaufen/

Die Schleichwerbe-Recherche:

http://blogs.taz.de/rechercheblog/

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