„Reformation, Zivilcourage, Engagement: 500 Jahre Reformation“ – Veranstaltungen in Crailsheim im November und Dezember 2016

Seit Ende Februar 2015 führt die Stadt Crailsheim den Titel „Reformationsstadt Europas“ und ist damit Teil eines Projektes der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Zahlreiche Veranstaltungen befassen sich im November und Dezember 2016 mit dem Thema „500 Jahre Reformation“.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Eine von 62 „Reformationstädten Europas“

Mit dem Titel werden die historische Bedeutung der Stadt für die Geschichte der Reformation in Franken wie auch die vielfältigen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem bevorstehenden großen Reformationsjubiläum 2017 gewürdigt. Mit der Auszeichnung steht Crailsheim in einer Reihe mit Wittenberg, Worms oder Speyer, international mit Genf, Straßburg oder Breslau. Insgesamt tragen 62 Städte in 13 europäischen Ländern diesen Titel.

Starke Widerstände

Gewürdigt wurde, dass Crailsheim zu den Städten in Süddeutschland zählt, in denen die Reformation Martin Luthers sehr früh Fuß fasste. Bereits 1522 predigte Adam Weiß (zirka 1490-1534) hier in evangelischem Sinne. Geboren in Crailsheim war Weiß Professor für Theologie in Mainz, bevor er Ende 1521 auf die Pfarrstelle an der Crailsheimer Johanneskirche berufen wurde. Gegen nicht geringe Widerstände setzte Adam Weiß die Reformation in Crailsheim durch.

An der Lutherdekade beteiligt

Der ungewöhnlich frühe Anschluss der Stadt an die protestantische Bewegung und seine besondere regionale Bedeutung sind der Anlass, dass sich Crailsheim mit einer Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungen und Aktionen (Publikationen, Vorträge, Exkursionen, Stadtführungen, Ausstellungen etc.) an der Lutherdekade beteiligt.

Im November und Dezember bietet die Stadt Crailsheim mit verschiedenen Kooperationspartnern folgende Veranstaltungen an:

November 2016:

Samstag, 12. November, 9 Uhr, Volkshochschule: Vortrag Dr. Peter Lucke: Luther – Held oder Schurke im Renaissance-Theater?
Vor hundert Jahren konnte man in der Encyclopedia Britannica lesen, Judenfreunde und Judenfeinde beriefen sich gleichermaßen auf Luther. Auch in politischer und religiöser Hinsicht schwankt sein Charakterbild in der Geschichte. Engels schalt Luther einen Fürstenknecht, erkannte jedoch in seiner Reformation die erste der drei großen europäischen Revolutionen. Was ist aber Luthers umstürzende Botschaft des Christlichen, das Neue, in dem Max Weber den Geist des Kapitalismus sah? Und was das Gefährliche, das Spaltungen und Religionskriege heraufbeschwor? Ja, welche Rolle spielte der vielstimmige Reformationschor auf der Bühne der Renaissance am Beginn der Neuzeit? Dr. Peter Lucke hat Germanistik, Theologie und Philosophie studiert und bei Walter Jens in Tübingen über Reformationsflugschriften promoviert.
Veranstalter: Volkshochschule Crailsheim und Arbeitskreis Lutherdekade

Sonntag, 27. November, 18 Uhr, Johanneskirche: Begegnung und Aufbruch – Adventskonzert der Stadtkapelle Crailsheim
Mit dem Thema Begegnung und Aufbruch stehen Werke des Gedenkens Musik der Hoffnung und des Aufbruchs gegenüber. „The Story of Anne Frank“, komponiert von Otto M. Schwarz, berührt wie die Titelmelodie zu „Schindlers Liste“ gleichermaßen die Seele. Den Solopart der Violine übernimmt jeweils Alexandra Hänisch, die neue Leiterin der Musikschule.
Der triste und düstere November weicht dem Lichtmonat Dezember und die Musik leuchtet in den Advent hinein. Mit der 2016 von der Stadtkapelle an Professor Hermann Pallhuber erteilten Auftragskomposition „Momentum Profectionis“ über den alten Crailsheimer Choral „Christ fuhr gen Himmel“ bricht die Stadtkapelle bereits in das Jahr des Reformationsjubiläums 2017 auf.
Veranstalter: Stadtkapelle Crailsheim

Dezember 2016:

Donnerstag, 1. Dezember, 18.30 Uhr, Stadtmuseum im Spital: Eröffnung der Wanderausstellung „Frauen der Reformation“
Die Ausstellung rückt Frauen als Teil der reformatorischen Kirche, als Vertreter- und Vermittlerinnen sowie als Betroffene einer sowohl gesellschaftlichen wie religiösen Bewegung ins Blickfeld. Zwölf Protagonistinnen der Reformationszeit aus Mitteldeutschland, dem „Mutterland der Reformation“, werden vorgestellt. An Hand von Themen wie Bildung, Erziehung, Alltagsbewältigung, Krieg oder allgemeinem Priestertum wird gezeigt, welche Rolle Frauen in der Reformation spielten und auf welche Rollenmuster sie in der Reformation festgelegt wurden.
Einführung: Nadja Bennewitz (Historikerin aus Nürnberg)
Veranstalter: Stadtmuseum im Spital, Evangelische Familienbildungsstätte und Arbeitskreis Lutherdekade

Dienstag, 20. Dezember, Ratssaal/Innenstadt um das Rathaus: Crailsheim als Gastgeber des Europäischen Stationenweges
Von November 2016 bis Mai 2017 verbindet der Europäische Stationenweg insgesamt 67 Städte in 19 Staaten Europas und zeigt so die Vielfalt der reformatorischen Bewegung auf. Am 20. Dezember 2016 ist Crailsheim der Gastgeber – mit einem bunten Programm.

19./20. Dezember 2016: „Geschichtenmobil“ auf dem Schweinemarktplatz

20. Dezember 2016, 16 bis 18.30 Uhr: „Markt der Möglichkeiten“ (Schweinemarktplatz, Marktplatz, Liebfrauenkapelle, Rathaus)

20. Dezember 2016, 19 Uhr: öffentliche Festveranstaltung im Rathaus unter dem Motto „Reformation – Zivilcourage – Engagement“ (Ratssaal)
Veranstalter: Stadt Crailsheim, Evang. Johannes-Kirchengemeinde, AG Lutherdekade

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„Die Zwölf Artikel“ – Forderungen der Bauern gegenüber dem Schwäbischen Bund im deutschen Bauernkrieg 1525

Die Zwölf Artikel gehören zu den Forderungen, die die Bauern im deutschen Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa, und die zu den Zwölf Artikeln führenden Versammlungen gelten als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden.

Informationen zusammengestellt von Hohenlohe-ungefiltert

Standorte der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernkriegsmuseen

http://www.arge-dbkm.de/html/standorte_-_arbeitsgemeinschaf.html

Zwölf Artikel

https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf_Artikel

Die Zwölf Artikel gehören zu den Forderungen, die die Bauern im deutschen Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa, und die zu den Zwölf Artikeln führenden Versammlungen gelten als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden.

Geschehnisse:
Am 6. März 1525 trafen sich in Memmingen etwa 50 Vertreter der oberschwäbischen Bauerngruppen (des Baltringer Haufens, des Allgäuer Haufens und des Bodensee-Haufens), um sich über das gemeinsame Auftreten gegenüber dem Schwäbischen Bund zu beraten. Nach schwierigen Verhandlungen verkündeten sie einen Tag später die Christliche Vereinigung der Bauern, auch als oberschwäbische Eidgenossenschaft bezeichnet. Am 15. und am 20. März 1525 trafen sich die Bauern wieder in Memmingen und verabschiedeten nach weiteren Beratungen die Zwölf Artikel und die Bundesordnung.

Diese beiden sind die einzigen der vielen Programme des Bauernkrieges, die gedruckt wurden. Besonders die Zwölf Artikel wurden innerhalb der nächsten zwei Monate mit einer für die damalige Zeit ungeheuren Auflage von insgesamt 25.000 Exemplaren gedruckt und verbreiteten sich in ganz Deutschland. Da die beiden Texte im Laufe des Bauernkrieges nicht weiter entwickelt wurden, spricht der Historiker Peter Blickle von einer „verfassungsgebenden Bauernversammlung“ in Memmingen (…).

Der ganze Text der Zwölf Bauernartikel 1525:

http://stadtarchiv.memmingen.de/918.html

Übertragung aus:

Zwölf Artikel und Bundesordnung der Bauern,
Flugschrift „An die versamlung gemayner pawerschafft“.

Traktate aus dem Bauernkrieg von 1525, übertragen von Christoph Engelhard, mit einer Einführung von Peter Blickle über Memmingens Rang in der Geschichte der Reformation (Materialien zur Memminger Stadtgeschichte, Reihe A Heft 2, hrsg. vom Stadtarchiv Memmingen), Memmingen 2000

Bauernkrieg 1524 bis 1526

„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ – das war die Parole der Menschen, die 1789 auf die Straße gingen, um das „alte“ Regime zu stürzen. Die Französische Revolution war ein Meilenstein auf dem Weg zur Verwirklichung der Menschenrechte für alle. 260 Jahre zuvor waren die Bauern für dieselben Ziele in den Krieg gezogen. Sie wollten ihren Traum von einer gerechten Welt realisieren. Der Versuch sollte in einem blutigen Fiasko enden.
Das Leben der Bauern

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts besteht die Bevölkerung zu 80 Prozent aus Bauern, zu drei Prozent aus Adel, der Rest der Bevölkerung sind Städter. Die größte Bevölkerungsgruppe muss die Last des Staates tragen. Die Bauern finanzieren mit ihren Abgaben den Adel und die Geistlichkeit, sind aber gleichzeitig politisch völlig bedeutungslos. Zu dieser Zeit verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation. Nach 1450 erholt sich die Bevölkerung von der großen Pest, das heißt, die Bevölkerungszahl wächst. Da es aber nicht mehr als vorher zu verteilen gibt, werden die Leute ärmer. Missernten verschärfen noch die Lage. Nutznießer sind die Herren, die weiterhin die hohen Abgaben von den Bauern verlangen (…).

Zum ganzen Text von  Planet Wissen:

http://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/der_bauernkrieg/

Internetseite zum Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“

http://www.panorama-museum.de

Das Panorama-Museum Bad Frankenhausen begrüßt Sie auf seiner Website. Als ein Museum der bildenden Künste präsentiert das Panorama neben seinem Hauptsammlungsgegenstand, dem Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke, wechselnde Ausstellungen, die neben kunsthistorischen Themen vorallem der zeitgenössischen figurativen Kunst von internationalem Rang gewidmet sind.

Im Blaubuch der Bundesregierung wird es als ein „Kultureller Gedächtnisort“ mit besonderer nationaler Bedeutung geführt. Hierzu gehören zwanzig Institutionen in den Neuen Bundesländern.

Am 07. September 2011 wurde das Panorama Museum mit dem „Europäischen Kulturerbe-Siegel“ ausgezeichnet.

Deutscher Bauernkrieg

Jahr 1525 – Die Karte zeigt die Orte der Aufstände im Deutschen Bauernkrieg.

http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/kultur/reformation/epoche/reformation/ereignis/deutscher-bauernkrieg.html?ht=6&ut1=113&ut2=87

Die Karte zeigt die Orte der Aufstände im Deutschen Bauernkrieg. Im Süden und in der Mitte Deutschlands brach 1525 ein großer Bauernkrieg aus.

Die Lage der Bauern

Die Bauern litten große wirtschaftliche Not. Nun forderten sie die Milderung ihrer Lasten und die Abschaffung der Frondienste. Damit aber rüttelten sie an der gesamten Gesellschaftsordnung. Sie beriefen sich mit ihren Forderungen auch auf die Lehre Martin Luthers. Seine Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ verstanden sie politisch. Dort heißt es: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“ Luther selbst hatte das jedoch nur auf den Glauben an Gott, nicht aber auf die Politik bezogen.

Erste Aufstände und die Zwölf Artikel

An vielen Orten kam es 1524 zu ersten Erhebungen. Tausende von Bauern sammelten sich. Sie schlossen sich zu so genannten „Haufen“ zusammen. Zunächst versuchten sie durch Verhandlungen zum Ziel zu kommen. In Schwaben verfasste die Bauernschaft im März 1525 Zwölf Artikel. In ihnen wurden zum Beispiel die Milderung der Frondienste, die Beseitigung der Hörigkeit und die Wiederherstellung der Allmende gefordert. Die Zwölf Artikel wurden gedruckt und verbreiteten sich in ganz Deutschland. Sie gelten als erste Niederschrift von Menschenrechten.

Der Schwäbische Bund der Adligen

Die schwäbischen Adligen waren im Schwäbischen Bund zusammengeschlossen. Ihnen wurden die Artikel übergeben. Die aber hatten kein Interesse an Verhandlungen und rückten mit einer Armee von Landsknechten und Reitern gegen die Bauern vor. Die plünderten indes Klöster und Adelssitze und brannten Burgen nieder.

Kämpfe

Die Bauern waren nur mit Dreschflegeln und Sensen bewaffnet. So hatten sie der Armee des Schwäbischen Bundes wenig entgegen zu setzen. Am 4. April 1525 ging die Schlacht bei Leipheim verloren. Am 16. April 1525, dem Ostersonntag, kam es zur Weinsberger Bluttat. Die Bauern töten den Grafen Ludwig von Helfenstein durch Stechen und Prügeln bei einem Spießrutenlauf. Er musste durch eine Menschengasse gehen und wurde von beiden Seiten mit spitzen Zweigen gestochen und verprügelt.
Gegen die Landsknechte (ausgebildete Soldaten, die für Geld kämpften) verloren die Bauern jedoch. Die Anführer wurden hingerichtet, Weinsberg niedergebrannt. Weitere Haufen zogen plündernd umher. Einer von ihnen wurde angeführt von Götz von Berlichingen.

Schlacht bei Frankenhausen

In Thüringen mussten sich die Bauern unter Führung von Thomas Müntzer am 15. Mai 1525 geschlagen geben. Die Schlacht bei Frankenhausen endete mit der Gefangennahme und Hinrichtung von Müntzer. Viele tausend Bauern fanden den Tod in dieser und den anderen Schlachten.

Luther wendet sich gegen die Bauern

Martin Luther hatte sich inzwischen auch gegen die Bauern gewandt, da er die Gewalt gegen Klöster und Adlige verurteilte. Er verlangte in seiner Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ die Vernichtung der Aufrührer.

Die Folgen

In der Folgezeit wurden die meisten der zerstörten Klöster wieder aufgebaut, während die Mehrzahl der Burgen zerstört blieben und weiter verfielen. Die Anführer der Aufstände wurden hingerichtet, die übrigen Bauern wurden geächtet. Die Ziele der Bauern verwirklichten sich erst mehr als 300 Jahre später in der Märzrevolution von 1848.

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