„Gelochte Augenblicke“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zehnter Teil

„Gelochte Augenblicke“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zehnter Teil. Die Handlung, Personen und Namen sind vollkommen frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

X Genuss

… Vergebung? So sinnierte Carl. Er jedenfalls würde seiner geliebten Paula vergeben! Falls der Vorwurf wahr wäre, und man es ihr tatsächlich nachweisen könnte, würde sie wegen Mordes angeklagt werden. Paula Engel nämlich, brauchte mittlerweile einen Strafverteidiger, um ihre Unschuld am Tod von Lucian Teufel beweisen zu können. Carl hatte erst vor ein paar Tagen den obligatorischen monatlichen Anruf seines Informanten Findus bekommen. Findus, der für ihn nicht nur die Dubiositäten seiner alten Verbindungen und die teuflischen Machenschaften der Erbschleicher von Onkel Ewalds Vermögen auskundschaftete, sondern nebenher stets auch ein Auge auf Paulas Lebenswandel warf, berichtete ihm schier Unglaubliches. Man vermute als Todesursache eine Vergiftung durch das Abendessen bei seiner Großtante, Selbstmord würde ausscheiden, da sich Lucian Teufel niemals eine warme Mahlzeit zubereitete. Bei diesen Worten wurde es Carl mulmig zumute, erinnerte ihn diese Redewendung doch sofort an eine frühere Angewohnheit Paulas. Kultivierte sie ja bereits als Heranwachsende ihren Widerwillen sich warme Mahlzeiten zuzubereiten und trug diese Schrulle auch noch als reife Frau gezielt vor sich her, um wirklich jedem ihrer
Verehrer klar und deutlich zu machen, dass sie keinesfalls als treusorgende Ehefrau zu haben sei.

„Essen in guter Landluft“

Seit einer Weile beobachtete Findus, dass Paula sich neuerdings für Hausarbeit und Garten interessiere. Findus zählte ihm detailliert sämtliche Kochkurse sowie alle einschlägigen Vorträge, welche Paula bei der Volkshochschule und bei renommierten Gastronomen besuche. Carl nahm diese Berichte gleichmütig zur Kenntnis, maß ihnen jedoch keinerlei Bedeutung zu; er hatte ihre spöttischen Bemerkungen noch gut im Ohr, mit denen Paula ihm jahrelang ihre Überzeugung zu häuslichen Themen kundtat. Carl Eugen Friedner hörte den Berichten seines Informanten belustigt zu – schenkte dem scheinbaren Wandel, dass Paula sich mit zunehmendem Alter zu einem Heimchen am Herd mausern würde, aber keinesfalls Glauben. Er vermutete viel eher, dass Paula an einem Fotoprojekt zu den jetzt modern werdenden gesellschaftlichen Themen, wie „Essen in guter Landluft“ oder „Lust an Blatt und Wurzel“ und „Fleischlos am Busen der Natur“ arbeitete – für ihre Arbeit nämlich tat sie alles.

Bärlauchzwiebeln

Darüber, ob Paula sich überdies in ihrer neuen Hausgemeinschaft nützlich machen und dem kleinen schattig gelegen Garten zu neuem Glanz verhelfen wollte, oder ob mehr dahinter zu vermuten wäre, dachte Carl erst nach, als Findus ihm da letzthin berichtete, dass sich Paula im frühen Frühjahr mit Plastiktüten und einem Schäufele zu ausgiebigen Spaziergängen am Kocher entlang aufmachen würde, um unterwegs Bärlauchzwiebeln auszugraben. Gesetzlich war das doch nur mit vernünftigem Grund erlaubt, überlegte Carl. Was bezweckte Paula damit? Und er ließ sein humanistisches Wissen aus der Bubengymnasiumszeit Revue passieren: Glaubten nicht bereits die alten Germanen, dass die besonderen Kräfte des Bärlauchs auf die des Bären übergingen und damit auf die Menschen, wenn sie diese Pflanzen verzehren würden? Bärlauch ist reich an Schwefelverbindungen, Magnesium, Mangan und Eisen. Und trotz des hohen Schwefelgehaltes im Bärlauch kommt es nach dem Verzehr zu keinem Mundgeruch oder einer eigenartigen Körperausdünstung.

Giftiger Aronstab

Dann fügte Carl Eugen Friedner sein frisch erworbenes Wissen, welches ihm auf lehrreichen Führungen vom Umweltbiologen Schütz vermittelt wurde, hinzu. Der im frühen Frühjahr austreibende giftige Aronstab ist dem so gesunden Bärlauch im Aussehen verblüffend ähnlich. Aber wo der Bärlauch einen typischen Geruch verströmt und ovale Blätter mit parallel verlaufenden Blattnerven besitzt, die sich ohne Verzweigung ausbilden, sind beim Aronstab hingegen unregelmäßig geformte, verzweigte Blattnerven zu erkennen. Bereits beim Pflücken bemerkt man die giftigen Inhaltsstoffe des Aronstabs durch auffällig deutliche Hautreizungen. Später, wenn sich Blüten ausgebildet haben, sind die beiden Pflanzen sehr gut voneinander zu unterscheiden, Bärlauch blüht in einem kleinen, rundlich anmutenden weißen Blütenbüschel, während sich die Blüte des Aronstabs in einem langen gelben Stab zeigt.

Merkwürdiger Tod des Vetters

Carl erinnerte sich an das vom Piperidin abgeleitete Coniin, das wie im Gefleckten Schierling, als so genanntes Pseudoalkaloid, ebenso in der Blüte des Aronstabs vorkommt. Auf Insekten betäubend und als Nervengift auf Menschen jedoch tödlich wirkt. Den griechischen Philosoph Sokrates, richtete die damalige Obrigkeit durch die
Gabe eines Schierlingsbechers im Jahre 399 vor Christus hin. Wollte seine geliebte Paula Vergeltung üben? Hatten sich ihre schlimmen Angstzustände seit dem Attentat auf ihr Leben in eiskalte Rachegelüste gewandelt? Carl durchlief ein kalter Schauer. Findus berichtete, dass man Paula des heimtückischen Mordes verdächtige. Da nach dem merkwürdigen Tod ihres Vetters Wilhelm, aus Scham über dessen Todesursache, kein Leichenschmaus veranstaltet wurde, habe Paula Engel nämlich Lucian Teufel, den trauernden Sohn ihres Vetters, nach der Beisetzung zu einem kleinen familiären Abendessen zu sich nach Hause eingeladen. Zuerst gab es eine Pasta mit frischem
Bärlauch aus dem Garten – zum Hauptgang, Rindergulasch im Reisrand, dazu Eichblattsalat, kam es für den Vergifteten ihn jedoch nicht mehr – Lucian wand sich von qualvollen Schmerzen gepeinigt, bereits kurz nach der Vorspeise am Boden. Als der von Paula herbeigerufene Notarzt endlich weit nach Mitternacht eintraf, war das Dessert verspeist, Vanilleeis mit heißen Himbeeren, und Lucian tot.

Der Notarzt vermutete sofort eine Vergiftung und rief die Polizei hinzu. Man könne Paula halt nichts nachweisen, da auch sie selber von Ihrem zubereiteten Essen gegessen hatte und ja dann eigentlich ebenso hätte daran sterben müssen. Carl Eugen Friedner schloss mit einem tiefen Seufzer die Augen – sein Leben würde noch heute zerrinnen und er würde wohl nie mehr in die sanften grünen Augen seiner geliebten Paula blicken können … Fortsetzung folgt

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4rlauch

https://de.wikipedia.org/wiki/Coniin

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/03392.html

https://seelengaertner.at/des-baerlauchs-giftige-doppelgaenger-das-maigloeckchen/

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„Waffenlieferungen und Wortgeklingel für mehr sinnloses Gemetzel“ – Leserbrief von Paul Michel aus Schwäbisch Hall zum Krieg in der Ukraine

Einen Leserbrief zum Krieg in der Ukraine hat Paul Michel aus Schwäbisch Hall geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Selenskyj korrigiert Aussage vom Vortag

Wenn jemand den bundesdeutschen Medien Glauben schenkte, stand Mitte Mai 2023 die Ukraine in Bachmut kurz vor dem Sieg. Der „Deutschlandfunk“ glaubte zu wissen, dass die russischen Invasoren „aufgerieben“ würden. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland meldete: „Erste Russen ergreifen die Flucht: Der Ukraine gelingt der Gegenschlag in Bachmut“. Dann meldete am 22. Mai 2023 völlig überraschend das russische Verteidigungsministerium die Einnahme der seit Monaten umkämpften und weitgehend zerstörten Stadt. Und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte das am Rande der G7-Konferenz im japanischen Hiroshima um die eigene Aussage einen Tag später wieder zu korrigieren.

Milliardenschwere Militärhilfen

Der Fall von Bachmut zeigt, wie weit sich westliche Leitmedien von ihrem Informationsauftrag entfernt haben. In der wirklich komplexen Gemengelage auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz von den bundesdeutschen Medien wird erst gar nicht ernsthaft versucht, eine Bestandsaufnahme der realen Lage vorzunehmen. Berichtet wird das, was ins eigene Weltbild passt. Im Moment scheint ein großer Bedarf an Erfolgsmeldungen des ukrainischen Militärs zu bestehen. Diesem Bedürfnis kommt die ukrainische Führung nur allzu gerne nach. Ohne jegliche Prüfung werden von der Presse die von der ukrainischen Führung ständig lancierten Erfolgsmeldungen als harte Fakten verkauft. Der Grund: Beide, die Kriegführenden in der Ukraine und die Zulieferer von Militärgerät aus den NATO Staaten, eint eine Sorge. Beide fürchten, dass immer größere Teile der Bevölkerung in den NATO-Staaten kriegsmüde werden und auf die Einstellung der milliardenschweren Militärhilfen drängen könnten. Mit ständigen, zur Not auch frei erfundenen Erfolgsmeldungen, soll dem entgegengewirkt werden.

Verhandlungslösung für Waffenstillstand von Nato-Ländern abgebürstet

Gleichzeitig erleben wir gegenwärtig einen neuen Schub milliardenschwerer Waffenlieferungen an die Ukraine. Mit diesen Waffenlieferungen, so die Botschaft, werde der Sieg des ukrainischen Militärs sichergestellt. Mit dem Verweis auf den nahen Sieg ließ es sich begründen, dass alle Versuche und Initiativen – vom Papst über Lula bis hin zum chinesischen Staatspräsidenten – endlich zu einem Waffenstillstand und einer Verhandlungslösung zu kommen, von den Regierungen der wichtigen NATO-Länder abgebürstet wurden.

Sinnloses Gemetzel geht weiter

Real werden die Waffenlieferungen allerdings das bestehende militärische Kräfteverhältnis nicht entscheidend verändern. All die milliardenschweren Waffenlieferungen und das publizistische Wortgeklingel haben aber eine Folge: Das sinnlose Gemetzel und das Leiden geht immer weiter.

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„Feinfühlig, brachial, satirisch“ – Poetry Slam zum Finale der Crailsheimer Kinder- und Jugendkulturwoche 2023

Während der Crailsheimer Kinder- und Jugendkulturwoche findet am Freitag, 21. April 2023, um 20 Uhr ein Poetry Slam im städtischen Hangar statt. Karten gibt es im Crailsheimer Bürgerbüro im Rathaus.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

„FAIRbinden – Hand in Hand“

Unter dem Motto „FAIRbinden – Hand in Hand“ gibt es vom 11. bis 21. April ein unterhaltsames Programm im Rahmen der Kinder- und Jugendkulturwoche (KiJuKuWo) mit über 30 Veranstaltungen, Aktionen, Workshops und Präsentationen. Zum Abschluss findet am Freitag, 21. April, um 20 Uhr ein Poetry Slam im Hangar statt – zuletzt hat es das 2019 gegeben. Der Poetry Slam wird vom Jugendbüro und dem Ressort Soziales & Kultur veranstaltet. Das Publikum hat an diesem Abend die Chance, Bühnenpoesie der Extraklasse zu erleben. Feinfühlige Lyrik, brachialer Humor oder satirische Kurzgeschichte: Bei diesem Slam kann und wird alles passieren – außer Langeweile. Mit dabei sind Lenny Felling aus Mainz, Landesmeister Hessen, Björn H. Katzur aus Kiel, Finalist der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften, Philipp Stroh aus Offenburg, Finalist der Baden-Württemberg-Meisterschaft und Steffi Neumann aus Bayreuth. Es moderiert Michael Jakob.

Info: Karten sind im Bürgerbüro der Stadt Crailsheim, Telefon 07951/403-0 oder beim Jugendbüro auf dem Volksfestplatz, Telefon 07951/95980 erhältlich. Allgemeine Fragen beantwortet das Sachgebiet Kultur, Telefon 07951/403-1289. Einlass ist am Freitag, 21. April 2023, um 19 Uhr.

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„Kunstauktion in Schwäbisch Hall für Aufforstungsprojekt in Peru“ – Solidarität International unterstützt „Canto Vivo“ mit zwei Aktionstagen

Die Vernissage und Benefiz-Kunstauktion im Theatersaal des alten Schlachthauses in Schwäbisch Hall findet am Samstag, 25. und Sonntag, 26. März 2023, zu Gunsten der Umweltschutzorganisation „Canto Vivo“ in Peru statt. Gemeinsame Veranstalter sind Solidarität international e.V. und Cribu ́s Tattoo Circus.

Von Solidarität International Schwäbisch Hall

Live Performance

Die Organisation Canto Vivo richtet seit Jahrzehnten ihren Focus u.a. auf Wiederaufforstungs- und Bildungsprojekte sowie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Am Samstag, 25. März 2023, von 16 Uhr bis 20 Uhr stellen verschiedene Künstler aus dem Schwäbisch Haller Raum ausgewählte Werke aus; eine Live Performance rundet den Abend ab.

Regionale Künstler

Am Sonntag, 26. März 2023, ab 15 Uhr, beginnt die Versteigerung ausgewählter Werke. Christian Bucher, der Inhaber von Cribu ́s Tattoo Circus in Schwäbisch Hall, unterstützt die Arbeit von Solidarität International schon seit vielen Jahren, und bereits vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, wurden mehrere Kunstauktionen und andere Veranstaltungen zu Gunsten von Solidarität International organisiert. Diese Tradition soll am letzten Märzwochenende nun „wiederbelebt“ werden und gemeinsam mit verschiedenen, regionalen Künstlern und Hobbykünstlern aus Schwäbisch Hall, werden Bilder und Gemälde unterschiedlichster Stilrichtungen ausgestellt und
teilweise versteigert.

Erlös für das Projekt „El Bosque de Solidaridad Interacional“

Solidarität International will Brücken bauen zwischen den Völkern und Menschen über Ländergrenzen hinweg. Der Verein entwickelt Projekte mit Partnern und Partnerorganisationen weltweit, die der Selbsthilfe, der Selbstorganisation und der Selbstbefreiung der Menschen vor Ort dienen. Alle dazu gesammelten Spenden werden
garantiert zu 100 Prozent an das entsprechende Projekt weiter geleitet. Der Erlös der Benefiz Auktion fließt an das Projekt „El Bosque de Solidaridad Internacional“ – den Wald der internationalen Solidarität. In einem entlegenen Gebiet Perus, werden seit mehreren Jahren gemeinsam mit Bauern und Schulkindern Wälder gepflanzt, die von der ortsansässigen Bevölkerung gepflegt und zum Anbau von Speisepilzen genutzt werden; diese wiederum verkaufen sie dann auf Märkten. So wird nicht nur ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet, sondern die Menschen erhalten eine Möglichkeit, ihre eigenen Lebensumstände eigenständig zu verbessern.

Weitere Infos im Internet: cribu-tattoo.de und solidaritaet-international.de

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„Rechtspopulistische, extremistische und rassistische Bewegungen“ – Suche nach möglichen Antworten bei einer Podiumsdiskussion in Crailsheim

Die weltweit erstarkenden rechtspopulistischen, extremistischen und rassistischen Bewegungen sowie mögliche Antworten darauf sind Thema einer Podiumsdiskussion, die die Ortsgruppe Crailsheim-Ellwangen der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) am Donnerstag, 23. März 2023, um 17.30 Uhr im Crailsheimer Forum in den Arkaden in Kooperation mit der Stadt Crailsheim veranstaltet.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Gemeinsames Fastenbrechen

Wie kann eine demokratische Gesellschaft auf Ausgrenzungen, Hass und Gewalt reagieren, durch die sich viele Menschen verunsichert und in ihrer Freiheit bedroht sehen? Darüber diskutieren im Forum in den Arkaden Folker Förtsch, Leiter des Stadtarchivs, Franz-Josef Konarkowski, Pfarrer bei der Katholischen Kirche Crailsheim, Iftikhar Shariq, Imam, und Hasanat Ahmed, stellvertretender Bundesvorsitzender der AMJ Deutschland. Sozial-
& Baubürgermeister Jörg Steuler spricht ein Grußwort. Im Anschluss an die Diskussion findet das Fastenbrechen statt

Info: Die Podiumsdiskussion wird in Kooperation mit der Stadt Crailsheim und der Ortsgruppe Crailsheim-Ellwangen der Ahmadiyya Muslim Jamaat veranstaltet und findet am Donnerstag, 23. März 2023, um 17.30 Uhr im Forum in den Arkaden in Crailsheim statt.

Weitere Informationen im Internet über die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ):

https://ahmadiyya.de/home/

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„Die Mongolei aus erster Hand“ – Für Vortrag in den Weckelweiler Gemeinschaften anmelden


Aktuelles aus der Mongolei steht am Samstag, 25. März 2023, ab 15 Uhr, bei den Weckelweiler Gemeinschaften auf dem Programm. Vier Mitarbeiterinnen der Gemeinschaften, die aus der Mongolei stammen, informieren im SoBio-Café über ihr Land und dessen wechselvolle Geschichte. Auch landestypische Speisen können gekostet werden.

Von den Weckelweiler Gemeinschaften

Atemberaubend schöne Landschaften

Die Mongolei ist viereinhalbmal so groß wie Deutschland, gehört mit rund drei Millionen Einwohner:innen aber zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt. Weite Steppen, hohe Berge im Norden und die Wüste Gobi im Süden – das Land bietet eine Fülle an atemberaubend schönen Landschaften.

Informationen aus erster Hand

Und auch über die jüngste Geschichte des Landes gibt es viel zu berichten. Denn in den letzten Jahrzehnten vollzog das Land den friedlichen Übergang zu einem demokratisch-parlamentarischen Regierungssystem. Das Besondere an der Veranstaltung ist, dass sich die Besucher:innen durch Lkhagvadulam Batbayar, Lkhagvasuren Garid, Tuvshintogtokh Khundan und Oyunjargal Nyamsuren aus erster Hand über Land und Leute informieren lassen können.

Als Bufdis in Weckelweiler

Die vier jungen Frauen kamen zunächst unabhängig voneinander über einen Bundesfreiwilligendienst zu den Weckelweiler Gemeinschaften und fassten hier anschließend beruflich Fuß. So absolviert Lkhagvadulam Batbayar derzeit ein Duales Studium im Bereich NGO-Management an der Hochschule Trier. In der Mongolei hatte sie bereits als Fachkraft im Bereich Wasserwirtschaft gearbeitet. Lkhagvasuren Garid, studierte Journalistik, und Oyunjargal Nyamsuren, die im Informatikbereich ein Studium absolvierte, machen derzeit eine Ausbildung in der Heilerziehungspflege (HEP) bei den Weckelweiler Gemeinschaften. Tuvshintogtokh Khundan, die in der Mongolei als Touristikerin gearbeitet hatte, wird ihre HEP-Ausbildung im Herbst beginnen.

Info: Die kostenfreie und inklusive Veranstaltung findet im SoBio-Café in der Heimstraße 16 in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler statt. Um eine Anmeldung per E-Mail wird gebeten: kaestner@weckelweiler.de

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„Verwirrende Gemengelage in der Ukraine“ – Diskussionsveranstaltung in Schwäbisch Hall mit Reinhard Lauterbach

„Verwirrende Gemengelage in der Ukraine“ heißt es bei der Diskussionsveranstaltung mit Reinhard Lauterbach am Dienstag, 21. März 2023, um 20 Uhr in den Räumen des Club Alpha 60, Spitalmühlenstraße 13/2, in Schwäbisch Hall.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Osteuropaexperte

Reinhard Lauterbach ist ein ausgewiesener Kenner der Verhältnisse in der Ukraine. Er hat längere Zeit als Korrespondent in Osteuropa (Ukraine und Weißrussland) gearbeitet. Sein Slawistikstudium hat er teilweise in Kiew absolviert. Er berichtet seit vielen Jahren für die „Junge Welt“ und andere Zeitungen.

Auf ein Ende der Kämpfe drängen

Obwohl in über einem Jahr Krieg beide Seiten einen hohen Blutzoll entrichtet haben, gibt es kein Anzeichen für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine. Für geringe Geländegewinne nehmen die kämpfenden Parteien hohe Verluste bei Soldaten und Zivilisten in Kauf. Ein Jahr nach der Verkündung der „Zeitenwende“ ist der Konflikt zwischen dem Westen und Russland heraus aus der latenten in seine akute Phase getreten. Mit der Lieferung von Kampfpanzern gießt die Bundesregierung Öl ins Feuer anstatt auf ein Ende der Kämpfe zu drängen. Thema seines Vortrags wird sein, was geschehen muss, damit endlich die Waffen schweigen.

Veranstalter:

AK Programm (Vortrag + Wort) Wortveranstaltungen) des Club Alpha in Kooperation mit dem Friedensnetz Schwäbisch Hall

Nähere Informationen im Internet:

https://www.youtube.com/watch?v=LsunSjS9Fbs

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„Vielfältig, einzigartig, nachhaltig“ – Tag der offenen Töpferei in der Werkstatt Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau

„Vielfältig, einzigartig, nachhaltig “ heißt es beim deutschlandweiten „Tag der offenen Töpferei“ am Samstag, 11. und Sonntag, 12. März 2023. Mit dabei ist auch die Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau. Die Werkstatt von Stefan und Monika Fitzlaff ist jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

Von der Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau

Ein Wochenende im Zeichen des TONs und der KERAMIK

Über 500 Töpfer:innen und Keramiker:innen aus ganz Deutschland nehmen am Samstag, 11. und am Sonntag, 12. März 2023, jeweils von 10 bis 18 Uhr zum 18. Mal am „Tag der offenen Töpferei“ teil. An vielen Orten mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Die Aktion heißt außerdem „SCHAUEN, ANFASSEN, STAUNEN – Keramik deutschlandweit“.

Holzgestalterin ist vor Ort

Lust auf Keramik und mehr wecken Fitzlaffs in Kirchberg-Mistlau mit der Sonderausstellung: Intarsia, Holzgestaltung von Ulrike Scriba, die im Anschluss an den Tag der offenen Töpferei bis 14. Mai 2023, jeweils sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr in ihrem Ausstellungsraum zu sehen ist. Ulrike Scriba ist am Eröffnungstag, 11. März 2023 anwesend. Sie ist ausgebildete Bildhauerin, war beteiligt an der Restaurierung der Würzburger Residenz und hat seit 1976 eine eigene Werkstatt. Ab 1980 hatte Sie zahlreiche Ausstellungen im In-und Ausland. Von 1990 bis 1997 war sie „Artist in Residence“ in Großbritanien, USA und Kanada. Zahlreiche Auszeichnungen erhielt sie für Ihre meisterliche Könnerschaft in der Holzgestaltung. Ihre Werke und Fitzlaffs Keramikgefäße sind erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen.

Kressberg-Haselhof und Kirchberg/Jagst-Mistlau

Zum Tag der offenen Töpferei laden in der Region Siegfried Stier in Kressberg-Haselhof und Fitzlaffs in Kirchberg/Jagst-Mistlau ein.

Weitere Informationen und Kontakt:

www.tag-der-offenen-toepferei.de

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„Christ:innen sagen Nein zu Waffenlieferungen und Aufrüstung“ – Zum notwendigen Friedensbeitrag der Kirche für die Zukunft

Politik der Abrüstung ist richtig

Wir sind entsetzt über die Opfer des Krieges in der Ukraine und verurteilen die russische Invasion. Sie ist ein Bruch des Völkerrechts. Das Morden muss aufhören. Wir fragen uns, was der Beitrag von Christ:innen zum Aufbau von Frieden sein kann. Der EKD-Friedensbeauftragte Bischof Friedrich Kramer spricht sich deutlich gegen Aufrüstung und gegen Waffenlieferungen aus. Wir unterstützen seine Position in unserer evangelischen Landeskirche Württemberg mit Nachdruck. Aus unserer Sicht war die Politik der Abrüstung der vergangenen Jahre kein Irrtum.

Verhandlungen und Versöhnung

Eine Welt ohne Waffen und Krieg muss das Ziel jeglicher christlicher Friedensethik bleiben. Der Geist Jesu, der die Welt versöhnen und einen will, bewegt uns zu dieser Vision. Als Christ:innen rufen wir, wie die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen und die Bischöf:innen in der EKD, zu Verhandlungen und Versöhnung auf. Die Botschaft Jesu ist nicht mit einer Politik der Aufrüstung in Einklang zu bringen. Eine „Zeitenwende“ als politische Antwort auf den Ukrainekrieg, der einer von vielen Kriegen weltweit ist, weisen wir als einen in die Irre führenden Gedanken zurück.

Jesu verurteilt eine Politik der Waffen

Für Christ:innen ist Jesus Christus die Mitte und Wende der Zeit und aller Zukunft. Jesu Botschaft redet nicht einer Politik der Waffen das Wort. Sie stärkt vielmehr die Leidenden, die Verfolgten und die Friedensstifter:innen in ihrer Hoffnung:

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. … Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich. Matthäus 5,3-5.9-10

Gemeinsam an einer Welt ohne Waffen arbeiten

Wir bleiben nicht unschuldig. Die Angegriffenen rufen nach aktivem Beistand. Es ist jedoch unsere Aufgabe, sowohl die politisch Verantwortlichen in ihren Bemühungen um Frieden zu bestärken als auch Formen der Friedensarbeit weiterzuentwickeln. Es gibt bewährte und gut erforschte gewaltfreie Formen von Konfliktlösungen. Aufgabe der
Kirchen ist es, diese zu fördern, der Militärlogik zu widersprechen und gemeinsam an einer Welt ohne Waffen zu arbeiten.

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“ Matthäus 5,13

Sicherheit neu denken

Die christlichen Kirchen haben in den vergangenen Jahrzehnten von der Botschaft des Evangeliums her für Abrüstung und alternative Sicherheitskonzepte geworben. Im Jahr 2017 wurde die „Erklärung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zur deutschen ÖRK-Erklärung: „Krieg in der Ukraine, Frieden und Gerechtigkeit in der Region Europa Rüstungsexporten“ verabschiedet. Die badische Landeskirche startete im Jahr 2019 das
Konzept „Sicherheit neu denken“.

Gegen Waffenlieferungen und gegen Aufrüstung

Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist eine umfassende Krise für jegliche Form europäischer Friedenspolitik. Gerade deshalb ist es im Sinne der Botschaft Jesu, wenn wir als Christ:innen nicht der Logik und Ideologie des Krieges verfallen. Entgegen dem momentan herrschenden gesellschaftlichen Diskurs wollen wir weiter für Friedensbemühungen, gegen Waffenlieferungen und gegen Aufrüstung eintreten.

Zehn Punkte gegen den Krieg und seine Logik

1. Waffenlieferungen befeuern und verlängern einen grausamen Krieg. Er fordert Tausende von Opfern im Kriegsgebiet und hinterlässt traumatisierte Männer, Frauen und Kinder. Der Ukrainekrieg trägt die Gefahr atomarer Katastrophen und eines Weltkrieges in sich. Weltweite Folgen, wie Hungersnöte und noch unübersehbare Wirtschaftskrisen, fordern ungezählte Opfer auf lange Zeit.

2. Von Hochrüstung profitiert weltweit vor allem die Rüstungsindustrie und ihre Lobby in Form von Milliardengewinnen. Die 100 Milliarden „Sondervermögen“ im deutschen Haushalt sind Ressourcen, die in anderen Aufgabenfeldern fehlen werden, z. B. in der Bildungs-, Gesundheits-, Sozial- und Klimapolitik.

3. Soldat:innen werden im Kriegsfall zu Held:innen stilisiert, die für ihr Vaterland oder für andere Werte sterben. Das Recht zu desertieren und den Wehrdienst zu verweigern, ist in diesem Krieg auf beiden Seiten nicht gegeben, wie auch das uneingeschränkte Recht auf freie Meinungsäußerung.

4. Deutsche Außenpolitik muss auf dem Hintergrund europäischer Geschichte am Ziel einer Friedensordnung im „gemeinsamen Haus Europa“ festhalten. Die deutsche Wiedervereinigung verdankt sich dieser historischen Vision. Verhandlungsoptionen bleiben diplomatisch unabdingbar.

5. Das „Gut-Böse-Schema“ in Politik und Medien greift zu kurz. Putin ist nicht der alleinige „Böse“. Auch die Kriege im Irak und in Afghanistan waren nicht gut. Der Westen hatte Gorbatschow versprochen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Dieses Versprechen wurde gebrochen. Das ist zu konstatieren.

6. Die sozialen Verwerfungen, die aus dem Krieg hervorgehen, sind ein nicht zu verantwortender Preis für die „Verteidigung des Westens und seiner Werte“ in der Ukraine. Den Preis für diesen Krieg bezahlen die Kriegsopfer und auch die Armen in Deutschland, in Europa und in der Welt mit Armut, Not und Tod.

7. Die Menschheitsaufgabe einer Energiewende geht nicht zusammen mit einem heißen Krieg, der neben Menschen auch Ressourcen und Natur vernichtet. Auf unserem Kontinent ist die Energiewende auf lange Sicht nur gemeinsam mit Russland zu schaffen. Sie ist auch weltweit nur gemeinsam zu schaffen.

8. Der Abbruch kultureller, universitärer und auch wirtschaftlicher Beziehungen mit Russland ist auf Dauer für eine zukünftige Friedens- und Klimapolitik kontraproduktiv. Sanktionen müssen auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden, wenn sie den Krieg nicht stoppen und mehr schaden als nutzen.

9. Die Diffamierung von Kriegsgegner:innen und Pazifist:innen durch Medien und Regierung ist undemokratisch. Kirche muss sich deutlicher an die Seite der Kriegsgegner:innen stellen, auch wenn sie deren Positionen nicht teilt.

10. Das Gebot Du sollst nicht töten bleibt für uns unaufhebbar. Daher setzen wir uns in unserer Kirche für gewaltfrei-aktive Methoden der Verteidigung ein, wie es sie in der Geschichte, auch in Osteuropa, vielfach schon gegeben hat. Wir fühlen uns nach wie vor der Erklärung der evangelischen Landeskirche in Württemberg zu deutschen Rüstungsexporten verpflichtet.

Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Johannes 14,27
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Quellen zur Stellungnahme:

1. Zur Position des EKD-Friedensbeauftragten Bischof Friedrich Kramer EKMD evangelische-friedensarbeit.de

2. Äußerungen der württembergischen und der badischen Landeskirche (2017/ 2019) 2017 _02_10 OKR Erklärung Rüstungsexporte.indd;

www.sicherheitneudeken.de

3. Zum Ansatz sozial-gewaltfreier Verteidigung

https://www.soziale-verteidigung.de/artikel/ziviler-widerstand-gegen-krieg-ukraine
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Die Stellungnahme kann mitunterzeichnet werden per E-Mail an:

E-Mail: Friedenspfarramt@elk-wue.de

Neuer Friedenspfarrer in Württemberg

Stefan Schwarzer aus Esslingen ist der neue Friedenspfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Von Kirchenrat Dr. Jörg Schneider wurde er in das Amt des Friedenspfarrers eingesetzt. Die Investitur fand am 2. Sonntag nach Epiphanias (Sonntag, 15. Januar 2023, um 15 Uhr) in der Hospitalkirche Stuttgart statt.

Predigt zur Investitur von Pfarrer Stefan Schwarzer (Micha 6,8)

https://www.friedenspfarramt.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_friedenspfarramt/Predigt_Pfr_Stefan_Schwarzer_bei_der_Investitur_Friedenspfarramt_W%C3%BCrttemberg_23-0115_Stuttgart_Hospitalkirche.pdf

„Was gut ist“ – Hamburg anno 1995 – Deutscher Evangelischer Kirchentag. Da, liebe Gemeinde, liebe Brüder und Schwestern in Christus, da bin ich fromm und fröhlich durch die Straßen gezogen. Da habe ich die Lieder gesungen, die das Herz junger Menschen berühren und ich durfte dem großen, von mir hochverehrten Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch lauschen, der in Wirklichkeit natürlich viel weniger Kabarettist als tiefgläubiger Christenmensch war.

Liebe geübt?

Da, anno 95 in Hamburg, wusste ich, was gut ist und was Gott von mir fordert, nämlich sein Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor ihm. Wie wahr und kurz und prägnant das dem Propheten Micha ein paar tausend Jahre früher gelang, uns zu sagen, was Sache, gute Sache ist: Gottes Wort halten, Liebe üben, demütig sein! Bald drei Jahrzehnte später ließ ich mir am letzten Wochenende zusammen mit meinen Jungs einmal wieder Hamburger Wind um die Nase wehen, keine (19)90er-Nostalgietour, sondern eine coole Familienausfahrt im ohne Witz minutiös pünktlichen ICE und Afrikafeeling beim „König der Löwen“. Habe ich bisher eingelöst, was der Prophet als gut bezeichnet? Das Wort Gottes gehalten? Liebe geübt? Demütig vor Gott gewesen? Habt ihr es eingelöst durch die
Gezeiten Eures Lebens?

Was gut ist

Fragen, die zu beantworten eine sehr intime Sache sein können und je ehrlicher desto wahrscheinlicher Schmerz auslösen. Nun sind wir hier aber nicht in einer Gruppentherapie, sondern feiern miteinander Gottesdient – drum bitte erlaubt mir, euch gedanklich aus dem Intimen wieder herauszuholen und hin zum Text zu führen. Nehmen
wir ihn genau unter die Lupe, weniger in einem bibelkundlichen, mehr in einem existentialistischen Sinne (was natürlich auch schon wieder ganz schön hochtrabend und wenig demütig klingt): „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert“:

Gottes Wort halten

Konstatieren wir also, dass biblisches Wort wertet, Gutes und Böses existieren und sind nicht nur eine hilflose Zuschreibung orientierungsloser Menschen. „Tov“, so klingt dieses hebräische Wort für „gut“ und es ist genau dieses „Tov“, von dem uns am Uranfang erzählt wird, dass die Kraft, die schöpft und kreiert, an sieben
aufeinanderfolgenden Tagen jeweils am Abend das Geschaffene ansieht und dann sagt: „Und siehe: Es war gut.“ Und im Angesicht der ganzen Schöpfung mitsamt dem Menschlein darin heißt es abschließend sogar: „Und siehe: Es war sehr gut!“. Diese Kraft, die schöpft, hat ein Herz, das für das Leben schlägt und folgerichtig schafft sie Herzen, die für das Leben schlagen. Leben als solches soll also sein – das ist der religiöse Positivbefund. Um dieses Gut, dieses Gute zu behüten und zu bewahren, hat der Schöpfer dieser Welt Forderungen an uns. Gehen wir wieder zu Micha, zu den Forderungen, zur ersten, die lautet:

Gottes Wort halten – ui jui jui, wer beansprucht das alles und was folgt daraus alles? Jedweder religiös motivierte Terrorismus schwadroniert von Gottes Wort und tötet dann in seinem Namen. Wir alle sind nicht davor gefeit, unsere Haltungen mit den religiösen Worten zu unterfüttern, die uns gelegen kommen und dann zu sagen: „Wie kannst du nur ́was Anderes denken, das doch offenkundig gegen Gottes Willen ist?!“ Wie also halten wir Gottes Wort ohne in Beliebigkeit hier oder ideologische Abgründe dort zu geraten? Luther übersetzt Micha mit „Gottes Wort halten“, ergänzen wir diese Übersetzung um die aus der so genannten Einheitsübersetzung – dort steht: Recht tun. Gottes Wort halten ist also Recht tun. Dies ist mir ein Ansatzpunkt, mich an einem Beispiel dieser Tage ins Konkrete zu wagen: Wenn ich als Christenmensch mit einem Herz geschaffen wurde, das für das Leben schlägt, Krieg so offenkundig jedoch nicht lebensdienlich ist, dann ist er nicht Recht, sondern Unrecht. Ihn dann mit christlicher Theologie zu legitimieren, kann logischerweise nicht Recht, sondern muss Unrecht sein. Wenn ein Christ diese Legitimation trotzdem vornimmt, dann ist er logischerweise nicht im Recht – und in diesem Sinne ist für mich über den Moskauer Patriarchen Kyrill aus theologischer Sicht zu sagen, dass er im Unrecht ist und sich damit im Kreise derer befindet, die die Kriegsverbrecher unserer Tage sind.

Güte lieben

Liebe üben – die zweite große Forderung. Schon in der Lesung vorhin haben wir es gehört, dass ohne Liebe alles nichts ist. Liebe, dieses wankelmütige und unordentliche Gefühl, das uns die schönsten Momente und als Kehrseite der Medaille unweigerlich auch die schmerzhaftesten Momente unseres Lebens beschert. Liebe – üben:
Gott sei Dank sagt es Micha. Sie ist nicht einfach da, wird nicht beliebig aus dem Regal genommen und achtlos fallen gelassen. Nein, wir müssen sie üben. Am Morgen, wenn unser Körper sich seiner bewusst wird, am Mittag, wenn wir Platz nehmen und das Essen teilen oder auch alleine sind und am Abend, wenn die Tagesgeschichten zur Ruhe finden. Üben wie das Musikinstrument, das manchmal einer Diva gleich erst mal beleidigt ist, wenn man es ein Weilchen ignoriert hat. Liebe üben und dazu wieder die andere Übersetzung, die lautet: Güte lieben – kein Zufall, dass dies hebräische Wort für Liebe ebenso gut übersetzt werden kann mit Güte oder auch Treue. Stunden könnten wir uns jetzt und hier über diese Worte und die Nähkästchen unseres Lebens unterhalten, aber ihr wisst ja: Keine Gruppentherapie und so.

Friedensbeauftragter meiner Landeskirche

Drum also die dritte Forderung in Michas Wort: Demütig sein vor deinem Gott. Mit diesem dritten kehre ich langsam wieder ins Persönliche zurück und sage ohne Umschweife: Damals, anno 95, habe ich aufrichtig geübt, in all meinen Bezügen zu lieben und, ja, Gottes Wort zu halten, doch demütig ist ein 18-jähriger in der Fülle seiner Kraft nicht. Als junger Mensch gehört einem die Welt und die Forderung nach Demut hat da schon etwas sehr Abwegiges. In der Mitte des Lebens und als zutiefst vom Leid Geprüfter fällt mir der Zugang zur Demut leichter und in dieser Demut erlaube ich mir, auch im Amt des Friedensbeauftragten meiner Landeskirche, nicht alles zu wissen. Gerade in dieser komplexen europäischen Lage möchte ich Gesprächsräume offenhalten, in der gegen die Polarisierungen des Krieges, der Pandemie, der lebensbedrohlichen Entwicklungen des Klimas, liebevoller Diskurs möglich ist. Gedankenräume, in denen mehr als null und eins vorkommen, in denen die Liebe sich in solcher Weise Raum zu verschaffen vermag, dass der Frieden beim Frühstück täglich neu beginnen kann.

Friedensarbeit nicht in Freund-Feind-Schemata denken

In diesem Sinne bitte ich uns, dass wir unsere kirchliche Friedensarbeit nicht reduzieren auf die Frage: „Wie hältst du ́s mit der Ukraine und Russland?“ und daraus unsere Freund-Feind-Schemata ableiten. Ich bitte uns, dass wir unsere Friedensarbeit größer denken, so reich, so tief, verbunden mit den Kindern und den jungen Menschen, verbunden mit den Alten, verbunden mit den Geflüchteten, verbunden mit den Geschundenen und Ausgehungerten dieser Welt – sie und die Missachtung deren Lebens müssen uns ein bleibender Schmerz sein, damit unsere
Sehnsucht nach Heilung nicht verschüttet wird. Damit unsere Sehnsucht nach dem Frieden, der höher ist als alle Vernunft uns ins Handeln bringt und nicht in die Resignation versetzt. Stellen wir zum Schluss neben den großen Übersetzer Luther, der von der Demut spricht, die Einheitsübersetzung, die lautet: Achtsam mitgehen mit deinem Gott. Das Wort von der Demut kommt hier gar nicht vor, was auf den ersten Blick verblüfft. Auf den zweiten jedoch erscheint es mir folgerichtig und gar nicht schwer zu verstehen: Wir alle sterben eines fremden Tages und darin liegt grundsätzlich unser aller Demütigung. Mein Herz, das für das Leben schlägt, wird irgendwann nicht mehr sein. Bis zu diesem Tag möchte ich achtsam mitgehen mit meinem Gott und mit den Menschen im nahen und fernen Umfeld.

Fröhlich und fromm

Hamburg, anno 95: Fröhlich und fromm bin ich durch die Straßen gegangen. Vergangenes Wochenende lief ich wieder durch die Straßen Hamburgs, wieder fröhlich und wieder fromm, wenn auch sehr, sehr anders als damals.

Mein Wunsch an uns und alle Kreatur:

Trotz und in der Demütigung, die unserer Endlichkeit innewohnt, mit Gott mitgehen – fröhlich, traurig, manchmal alles zugleich und durcheinander, so sind wir Menschen einfach, und am Ende schließlich in ein Licht, das uns liebend birgt. Amen.

Pfarrer Stefan Schwarzer
Hospitalkirche Stuttgart
15. Januar 2023

Christ:innen sagen Nein zu Waffenlieferungen und Aufrüstung – Zum notwendigen Friedensbeitrag der Kirche für die Zukunft

Internt: https://www.friedenspfarramt.elk-wue.de/

Unterschriftenliste Stand 3. Januar 2023:

https://www.friedenspfarramt.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_friedenspfarramt/Unterschriftenliste_Stand_3.1.2023.pdf

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