Neues aus der Bananenrepublik Deutschland: Schmiergeld an Ärzte bleibt straffrei!

Ungezählte wirkstoffgleiche Medikamente konkurrieren auf dem heiß umkämpften Markt miteinander. Der Hersteller Ratiopharm half nach, Ärzte zur Verschreibung seiner Produkte zu motivieren – und durfte das wohl auch: Über 200 Korruptionsermittlungsverfahren wurden jetzt eingestellt.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

„Im derzeit größten Pharmakorruptionsverfahren der Republik bahnt sich nach Informationen des SPIEGEL ein überraschendes Ende an. Mehrere Staatsanwaltschaften stellten in den vergangenen Wochen die Strafverfahren gegen Ärzte ein, die vom Pharmaunternehmen Ratiopharm Geld oder Geschenke erhalten hatten. (…)
Die Staatsanwaltschaften, die nun die Ermittlungsverfahren eingestellt haben, beziehen sich in ihrer Argumentation auf ein nichtöffentliches Gutachten von Alexander Badle, dem Leiter der Ermittlungsgruppe Betrug und Korruption im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Er hat in einem mehr als 30-seitigen Gutachten dargelegt, weshalb die niedergelassenen Ärzte seiner Ansicht nach nicht bestraft werden können. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass, im Unterschied zu Ärzten an öffentlichen Kliniken, der Korruptionsparagraf bei niedergelassenen Ärzte keine Anwendung findet. Die Konsequenz aus Badles Gutachten ist, dass Schecks von Pharmaunternehmen an niedergelassene Ärzte nicht strafbar sind.“

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,648550,00.html

Siehe auch unsere älteren Beiträge zum Thema:
Die Ärzte, die Krankenhäuser und die “Kopfprämien” https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3815
Die Ärzte machen im Wahlkampf mobil https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3424
Ärzte kassieren kräftig ab https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3387
Noch einmal: Ärzteproteste und Honorarreform https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3014

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2 Gedanken zu „Neues aus der Bananenrepublik Deutschland: Schmiergeld an Ärzte bleibt straffrei!

  1. Wer als Arzt keine kritische Einstellung kultiviert und selbst denkt, erliegt der Pharma-Gehirnwäsche. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass das ganze System kurz vor dem, Zusammenbruch steht: Z. B. haben mir im Juni 2009 mehrere Patienten (aus dem Raum Buchen) berichtet, dass ihnen um 23 und 0 Uhr nachts Termine beim Kinderarzt angeboten werden. Die Kinder können dann am nächsten Tag nicht zur Schule gehen, weil sie sich von den Terminen erholen und schlafen mussten.

    Bundestagsbeschluss 2003: „Jeder Kassenarzt muss sich fortbilden, Sonst verliert er seine Zulassung. Die Fortbildungsinhalte… müssen frei von wirtschaftlichen Interessen sein.“ Dieser Beschluss wird offensichtlich ignoriert oder unterlaufen. ARD-Bericht: http://www.youtube.com/watch?v=T7vknKO4JZc
    „Es ist eine Produktwerbung, und es ist schlimmer als Werbung, denn sie ist getarnt als Fortbildung. Und der Arzt, der sich dort informieren, fortbilden will, nimmt an, dass es sich um objektive Information handelt.“ Prof. Peter T. Sawicki, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

    Auf Universitätsebene wird ähnlich verfahren:
    „»Harvard«-Professoren werden von der Pharmaindustrie geschmiert, um bestimmte Medikamente zu forcieren
    Der Druck auf die »Harvard Medical School« wegen Bestechung durch die Pharmaindustrie wird größer. Mitglieder der Fakultät hatten regelmäßig große Geschenke von Pharmaunternehmen erhalten, um bestimmte Arzneimittel bei ihren Studenten zu favorisieren.
    »Bevor ich hierher kam, hatte ich keine Ahnung, wie viel Einfluss pharmazeutische Unternehmen auf meine medizinische Ausbildung haben werden«, sagt David Tian, Medizinstudent im ersten Jahr. »Das wird während des Studiums bewusst unter den Tisch gekehrt. Aber unter dem Deckmantel von Wissensvermittlung werden bestimmte Marketinginformationen der Pharmaunternehmen weitergegeben.« Seine Mitkommilitonin Kirsten Austad ergänzt: »Wir werden in einem Gebiet der Medizin indoktriniert, das sich mehr und mehr kommerzialisiert.« Doch genau das ist der Sinn der Sache und dafür erhalten die Professoren auch großzügige Zuwendungen der Pharmaindustrie… „
    http://info.kopp-verlag.de/news/harvard-professoren-werden-von-der-pharmaindustrie-geschmiert-um-bestimmte-medikamente-zu-forci.html

    „Man muss einfach verstehen, wenn man mit dem obersten Managern und Chefs der ganzen Firmen zu tun hat, die im Gesundheitswesen tätig sind, reden sie nicht darüber was am besten für die Patienten ist, sie reden auch nicht darüber wie man die Patienten heilt, sie sprechen auch nicht wie man Krankheiten verhindert, das ist in ihren Augen völlig irrelevant, sie reden nur darüber wie man den Gewinn erhöhen, die Kosten reduzieren und die Rentabilität verbessern kann. Das Ziel ist, immer mehr Menschen als Patienten ins System zu bringen, mit mehr Bettenbelegung, mehr Labortests und Untersuchungen, mehr Medikamentenabgabe, mehr teure Behandlungen und mehr Operationen. Es geht nur darum, wie kann man pro Patient am meisten Geld rausholen. Es geht nie darum, was ist das Beste für die Patienten, sondern nur was ist am besten für die Konzerne und deren Aktionäre.“

    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/05/das-gesundheitssystem-das-keines-ist.html

  2. Kleiner Nachtrag hierzu: >“Ein ganz normales, natürliches Verhalten“: Mit diesen Worten kommentierte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, die Zahlungen des Pharmakonzerns Ratiopharm an Mediziner. Laut Berufsrecht ist die Annahme von Geld und Geschenken aber ein klarer Verstoß – was Frank-Ulrich Montgomery bei „Hart-aber-fair“ einfach unter den Tisch fallen ließ. In Paragraf 34 der Berufsordnung für Ärzte in Deutschland heißt es klipp und klar: „Ärzten ist es nicht gestattet, für die Verordnung von Arzneimitteln eine Vergütung oder andere Vorteile für sich oder Dritte zu fordern, sich oder Dritten versprechen zu lassen oder anzunehmen.“
    Umso erstaunlicher die Reaktion Montgomerys – immerhin einer der höchsten Repräsentanten der deutschen Ärzteschaft. Bei „Hart aber fair“ stellte er den Schmiergeld-Ärzten quasi einen Freibrief aus, wörtlich sagte er in der Sendung vom Mittwochabend: „Vor einigen Monaten (tatsächlich war es im November 2005, Anmerkung der Redaktion) hat eine große Zeitung behauptet, dass die Firma Ratiopharm Ärzte schmieren würde. 260 Ärzte sollten angezeigt werden (tatsächlich waren es 3000, Anmerkung der Redaktion). Die Staatsanwaltschaft hat in sämtlichen Fällen alle eingestellt (tatsächlich hat sie nur die ersten 200 Fälle eingestellt, Anmerkung der Redaktion), weil es nicht strafbar war, was da geschah. Es war ein ganz normales, natürliches Verhalten.“< http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,649617,00.html

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