Gelochte Augenblicke – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden dreizehnter Teil

Gelochte Augenblicke – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden dreizehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

Feudal XIII

… Carl seufzte, eigentlich war er froh nicht mehr lange leben zu müssen. Es würde ihm erspart bleiben wie seine einstigen liberalen Jungmännerhoffnungen weiterhin an den jetzt herrschenden Realitäten zerschellen und wie sich nun, zu allem Überfluss, die im letzten Jahrhundert aufkeimenden Hoffnungen einer grünen Zukunft als einer der erbärmlichsten Schwindel aller Zeiten offenbarte.

Käuflich

Ein wenig amüsierte es ihn, dass gerade die alleroberste deutsche Linke, ausgebuchte Finanzexpertin und Autorin, ihre Bundestagskollegen beim Erzielen von erheblichen Nebenhereinkommen deutlich übertrumpfte. Gekauft von Finanzinstitutionen weiß sie, wie das System funktioniert und vor allem, wie die gegenwärtige Feudalwirtschaft zu
ihren Gunsten ausnehmbar ist. Würde man sie dazu jedoch konkret befragen, wäre ihre Antwort sicherlich genauso lapidar wie bei anderen Verdienern im Bundestag: Sie sähe da keinen Interessenskonflikt zwischen ihrer privaten Geldmacherei und dem parlamentarischen Volksvertretungsauftrag. Die geläufige Käuflichkeit, mit welcher Abgeordnete neben ihrer Blindheit geschlagen zu sein scheinen, wirkt sich ja nicht nur auf die persönliche Gewinnanhäufung aus – liefern sie doch nämlich genau mit diesem Verhalten demokratische Strukturen ans Messer und betonieren damit neuzeitliche feudale Herrschaftsstrukturen.

Kocherstrand

Missbilligend verzog Carl Eugen Friedner sein Gesicht, denn es tauchten allmählich in sämtlichen Teilen der Gesellschaft die hässlichen Fratzen machtmissbrauchender Persönlichkeiten auf. So kam erst vor Kurzem dem einst, aus der wohlbekannten Rattenfängerstadt, an den Kocher zugewanderten Rudi Blech seine unverhohlen bocksgeile Art und Weise, sich überall und jederzeit ungeniert billigstes sexuelles Vergnügen zu verschaffen, an den Tag. Im Namen gelungener Revolutionen wurden am Ende des letzten Jahrtausends von der Arbeitsplatzinhaberpartei ziemlich günstige Sexreisen organisiert. Und der Blecherne – immer auf dem Sprung ein Schnäppchen auf Kosten abhängiger Frauen zu machen – buchte sich geifernd seinen Jahresurlaub nach Übersee. Ah! Willige Frauen im Überfluss. Er konnte sich die üppigsten und jüngsten Frauen nehmen. So viele, wie ihm das tägliche und nächtliche Programm für kurze Nummern erlaubten. Mit einer fein säuberlich im Voraus berechneten Anzahl von Fünfmarkscheinen ausgestattet, flog er seinerzeit zu dem karibischen Inselstaat und kehrte dann, für eine geraume Zeit einigermaßen befriedigt, wieder an den, von ihm mittlerweile abgegrasten, Kocherstrand zurück.

Unterwerfung

Als der wahre Zweck der Reiseangebote der traditionellen Arbeitsplatzinhaberpartei irgendwann zu ziemlich ätzenden Diskussionen führte, besann er sich und rechnete korrekt aus, wie viel monetäre Ausgaben für den Flug, er sich ersparen könnte und kalkulierte dann, ganz schlau, mit der Geldnot der vielen, aus anderen Erdteilen eingewanderten, Frauen. Diese wären bestimmt willfährig genug für seine Begehrlichkeiten. Er wollte es sich einmal wieder so richtig gut gehen lassen und sich ein günstiges, aber doch besonderes Erlebnis leisten – man hatte ihm nämlich von unglaublich erotischen Erfahrungen erzählt – und der Einfaltspinsel folgte eben wie eh und je seinem nimmersatten Begehren nach weiblicher Unterwerfung.

Wohlgefühl

Im hohenlohischen Meditationsraum über der Jagst wollte er seine Lust von zwei Paar langbewimperten, dunkelbraunen Augen befriedigen lassen und buchte einen Stirnölguss. Der Shirodara ist die beruhigendste Art den Gedanken des Alltags zu entfliehen. Er ist wohltuend und wirkt entspannend. Der Stirnguss ist ein fester Bestandteil ayurvedischer Therapie. Dabei wird mit ein paar Zentimetern Abstand kontinuierlich angewärmtes und mit heilenden Kräutern versetztes Kokos- und Sesamöl auf die Stirn geträufelt. Kali Ma und ihre engelsgleiche Tochter Dakini waren
bereit. Bereits im Treppenhaus erklangen leise indische Weisen; das empfindsame Gemüt bewegende Tonfolgen, durch zweifellige Doppelkonustrommeln und langhalsige Zupfinstrumente hervorgerufen. Mit Hilfe der durch die Gänge wabernden edlen Düfte, wie Sandelholz, Zimtrinde, Patschuli, Lotus und Rosenholz war das indisch anmutende Wohlgefühl perfekt. Bereits bei der Aussicht sich kundigen Händen hinzugeben, welche zielgerichtet über seinen Körper wandern würden, begann Rudis Männlichkeit sich bereits hinlänglich zu regen.

Watteblättchen

Rudi ließ sein Handtuch auf den Boden fallen und legte sich arglos mit dem Rücken auf den hölzernen Behandlungstisch. Zuerst legte Dakini eine Art Wattewurst an den Augenbrauen über die Stirn hinter den Ohren entlang, um damit die Augen und beide Ohren zu schützen. Dann bedeckte sie seine geschlossenen Augen sanft mit in duftendes Rosenwasser getränkte Watteblättchen. Nachdem alle anderen Vorbereitungen von Kali Ma getroffen waren, begann das Öl an einem Docht aus Baumwollgarn aus dem Dharagefäß zu fließen. Im Abstand von acht bis zehn Zentimetern wurde das Gefäß in kleinen kreisenden Bewegungen über die Stirn hin und her bewegt. Nach etwa zwanzig bis dreißig Minuten war der sanfte Fluss beendet.

Leblos

Danach ist eine Ruhephase vorgesehen, um dem Körper Gelegenheit zu geben, die Behandlung ohne Aufregung zu verarbeiten. In dieser Phase müssen vor allem Kälte und Luftzug unbedingt vermieden werden. Kali Ma und Dakini schlossen leise die Türe hinter sich und überließen Rudi Blech der nötigen Stille. Abschließend wird das Öl mit warmem Wasser und einem milden, ayurvedischen Schampoo ausgewaschen. Doch zu dieser milden Auswaschung kam es nicht mehr –  Rudi Blech wurde nach der Ruhepause mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Ein
einziger glatter Schnitt, von einem Ohr zum anderen, hatte sein Leben beendet. Einer der neuen Jogis, der die abschließende schamponierende Waschung vornehmen sollte, fand ihn leblos daliegen. Als das scharfe Messer an seiner Kehle angesetzt wurde, wähnte Rudi einen aufreizenden Fingernagel an seinem Hals, welchen er als
den spürbaren Beginn, der von ihm so begehrten authentischen Ganzkörpermassage erhoffte. Am einen Ende der Wattewurst aufgenommen, und dann, spürbar schneidend für ihn, bis zum anderen Ende der Kehle fortgesetzt, wurde dies jedoch ein sauberer Durchschnitt der Kehle. Der augenblicklichen Auslöschung seines Lebens nicht
bewusst, trat Rudi wenigstens vollkommen entspannt vom hier und jetzt über ins Jenseits.

Jagstschloss in Verruf

Das teilweise geronnene Blut troff mit öligem Glanz die wie ein vertieftes Oval ins Holz hineingearbeiteten Auffangrinnen entlang, in den geschnitzten Abfluss. Darunter nahm ein bereitgestellter Bottich das Rinnsal des zäh abfließenden Blutölgemischs in sich auf. Der erste Verdacht fiel natürlich sofort auf Kali Ma und Dakini. Trotz
langwieriger Untersuchungen konnte den beiden jedoch nichts nachgewiesen werden. Dieses Blutbad aber brachte das grünlich angehauchte Jagstschloss bedauerlicher Weise jedoch abermals in Verruf. Nicht nur, weil sie vor ihm gegangen waren, sondern auch das so stimmige Ableben verschiedener miserabler Zeitgenossinnen und Zeitgenossen gaben Carl, in seinen letzten Minuten, ein sattes Gefühl der Genugtuung. Und weil Findus ihm laufend auch von guten Unternehmertaten aus dem Ländle berichtete, schöpfte er ein wenig Hoffnung auf eine gute Zukunft für die Überlebenden. … Fortsetzung folgt

Erläuterungen und Quellen:

Diäten:
https://taz.de/Wie-viel-Abgeordnete-nebenher-verdienen/!5925423/

Ernst Wolff:
https://www.kla.tv/2023-01-16/24784&autoplay=true

https://www.youtube.com/watch?v=TIdBkcJ820o

Kubanische Revolution:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fidel_Castro

Indische Bräuche:
https://www.yoga-vidya.de/prana/nadis-und-chakras/sushumna-nadi/

https://www.spiritwiki.de/w/Dakini

https://artedea.net/kali/

Hofdienerinnen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Holofernes#/media/Datei:Judit_decapitando_a_Holofernes,_por_Artemisia_Gentileschi.jpg

Mitarbeiterstiftung:
https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-eigentuemerwechsel-bei-modehaus-marc-cain-im-kreis-tuebingen-100.html

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„Personalmangel in Kindertagesstätten“ Bei gemeinsamer Recherche von Correctiv.Lokal mitmachen

Correctiv.Lokal recherchiert aktuell zu einem neuen Thema: Personalmangel in Kindertagesstätten. Bisher gibt es keinen flächendeckenden Überblick, wie viele Kitas wegen fehlendem Personal ihre Arbeit einschränken müssen. „Das wollen wir ändern.

Informationen von Lilith Grull, Correctiv.Lokal

Kooperation mit Frag den Staat

Da diese Daten nicht überall zentral erfasst werden, müssen wir in einigen Bundesländern die Jugendämter direkt anfragen – und das bestenfalls mit eurer Unterstützung. Wir beginnen damit in Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Für die anderen Bundesländer laufen aktuell noch zentrale Anfragen. 
Um die Anfragen zu koordinieren und sicherzustellen, dass wir kein Jugendamt doppelt anfragen, kooperieren wir mit FragDenStaat. Einige kennen das Vorgehen bestimmt noch von unserer Recherche zu Schwangerschaftsabbrüchen.

Was wir genau vorhaben und wie ihr Anfragen übernehmen könnt, erfahrt ihr in diesem Dokument.

Correctiv Lokalkonferenz

Was sonst noch bei uns los ist? Same procedure as every week: Wir arbeiten natürlich weiter an der CORRECTIV.Lokal Konferenz. Diese Woche gibt es zwei Neuigkeiten. Zum einen haben wir schon vom Großteil der Speakerinnen und Speaker eine Rückmeldung erhalten. Weiter unten verraten wir ein paar Details vom Programm.  Zum anderen hatte ich euch im letzten Newsletter gebeten, zu verraten, welche Fragen euch zur Konferenz auf dem Herzen liegen – und ob es eine Kinderbetreuung vor Ort geben sollte. Letzteres habt ihr einheitlich mit Nein beantwortet.

Programm geht demnächst online

Bei den Fragen kam auf, ob es sich lohnt, nur am Sonntag zu kommen: Am Samstag gibt es mehr Programmpunkte als am zweiten Tag. Sonntag warten jedoch auch in fünf Tracks spannende Sessions bis tief in den Nachmittag auf euch. Das Programm geht demnächst online, dann könnt ihr es euch im Detail anschauen. Ein weiterer Punkt waren Fahrgemeinschaften. Ihr könnt euch dafür gerne auf Slack im Channel zur Veranstaltung vernetzen.

Webinar „So wird deine Recherche zum Podcast“

Wer jetzt schon Lust auf eine Fortbildung hat, der kann sich noch für das Webinar „So wird deine Recherche zum Podcast“ anmelden.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://correctiv.org/lokal/

https://correctiv.org/lokal/konferenz/?mc_cid=027d1d2da6&mc_eid=4c4cfc89fe

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„Weckelweiler Gemeinschaften bei einem Rundgang kennenlernen“ – Noch wenige Plätze frei


Die Weckelweiler Gemeinschaften als anthroposophisch orientiertes Sozialunternehmen der Behindertenhilfe laden am Freitag, 28. Juli 2023, um 13.30 Uhr zu einem geführten Rundgang durch ihre Werkstätten in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler ein.

Von den Weckelweiler Gemeinschaften

Treffpunkt vor dem Café SoBio

Insgesamt betreiben die Gemeinschaften 20 unterschiedliche Werkstätten. Der Rundgang beginnt um 13.30 Uhr. Treffpunkt ist an der Litfaßsäule vor dem SoBio in der Heimstraße 16 in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler. Es sind noch wenige Plätze frei.

Anmeldungen:

Telefon: 07954 970-0

E-Mail: piller@weckelweiler.de

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„Über uns hinaus“ – Werke von Paul Diestel auf dem Ehrenfriedhof Crailsheim sind auch am Kulturwochenende zu sehen

Die aktuelle Kunstausstellung des Stadtarchivs Crailsheim in der Gottesackerkapelle auf dem Ehrenfriedhof mit Werken von Paul Diestel kann auch am Kulturwochenende, von Donnerstag, 20. bis Sonntag, 23. Juli 2023, besucht werden. Die Ausstellung trägt den Titel „über uns hinaus“. Sie orientiert sich am Formenreichtum der Natur.

Informationen der Stadtverwaltung Crailsheim

Eine Veranstaltung des Stadtarchivs Crailsheim

Die Ausstellung mit dem Titel „über uns hinaus“ ist donnerstags von 17 Uhr bis 21 Uhr, freitags von 17 Uhr bis 20 Uhr und samstags und sonntags jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Sie läuft noch bis Sonntag, 23. Juli 2023. Der Eintritt ist frei. Veranstalter ist das Stadtarchiv Crailsheim.

Graben nach dem Wesentlichen

Paul Diestel, freischaffender Künstler seit 2019, orientiert sich in seinem künstlerischen Schaffen am Formenreichtum der Natur. Aus der Betrachtung von Ahornsamen, Fossilien oder Puppenstadien von Schwärmern entwickelt er eigenständige Werke. Dabei ist für ihn der bildhauerische Prozess ein Graben nach dem Wesentlichen durch Wegnehmen des Unwesentlichen. Mit der Reduktion der Form sucht Paul Diestel nach den Urformen, die den Dingen zugrunde liegen. Mit natürlichen Materialien wie Erde, Kalk und Hasenleim trägt er mehrere Schichten auf die hölzernen Objekte auf, verdichtet und poliert sie.

Blick wird zu Boden gelenkt

Der Ehrenfriedhof in Crailsheim wurde im Lauf der Geschichte immer wieder zum Spiegel des Zeitgeschehens und damit auch zum kollektiven Gedenkort des Erinnerns an Pestepidemien und Kriege. Der Ort versammelt Eindrücke und Überreste einer großen Zeitspanne. Mit der Ausstellung „über uns hinaus“ lenkt Paul Diestel unseren Blick zu Boden: er ist Träger von Erinnerungen – und gleichzeitig Lebensraum und Grundlage allen Wachstums.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.stadtarchiv-crailsheim.de/bestaende-service/ausstellungen/ausstellungen-2023/ueber-uns-hinaus/

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„Kolonial-Lobbyismus aus dem Hause Hohenlohe-Langenburg“ – Fürst Hermann spielte in der deutschen Kolonialpolitik eine herausragende Rolle – Sein Sohn Ernst II. leitete die Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt

Um 1900 war Deutschland hinter Großbritannien, Frankreich und Russland die viertgrößte Kolonialmacht der Welt. Überdurchschnittlich groß war die Kolonialbegeisterung in Württemberg, obwohl es fernab eines Seehafens lag. In der heutigen Öffentlichkeit kaum bekannt sind die Männer der ersten Stunde der deutschen Kolonialpolitik. Eine herausragende Rolle spielte hierbei Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg (1832-1913). In seiner Heimatstadt Langenburg ist heute noch eine Straße nach Fürst Hermann benannt. Die Kleinstadt mit etwa 2000 Einwohnern liegt im Landkreis Schwäbisch Hall, im Nordosten des heutigen Baden-Württemberg.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

1881 nicht mehr in den Reichstag gewählt

Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg initiierte 1882 die Gründung des Deutschen Kolonialvereins, nachdem er 1881 nicht mehr in den Reichstag gewählt worden war. Die Kolonialpolitik sah er als standesgemäßes künftiges Betätigungsfeld. Der Deutsche Kolonialverein fusionierte 1887 mit der Deutschen Gesellschaft für Kolonisation zur „Deutschen Kolonialgesellschaft“. Bis 1894 war der Hochadlige aus der württembergischen Provinz Präsident des größten kolonialpolitischen Lobbyverbands im Deutschen Reich. Nahe verwandt war das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg schon im 19. Jahrhundert mit dem englischen Königshaus und der Familie des deutschen Kaisers.

Gezwungen, eine schwere Rüstung zu tragen

Die Hauptaufgaben sah die Deutsche Kolonialgesellschaft darin, politische Unterstützer und Geld für deutsche Kolonialunternehmungen zu organisieren. 1889 meinte Fürst Hermann, es gelte zwar den europäischen Frieden zu wahren, Deutschland müsse jedoch seine „Stellung unter den Großstaaten Europas behaupten“ und sei „gezwungen, eine schwere Rüstung zu tragen.“

Viele Dokumente im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein

Viele Informationen und Dokumente über Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg und seinen Einfluss auf die deutsche Kolonialpolitik und den Koloniallobbyismus finden sich im Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein. Dort kann Fürst Hermanns Nachlass eingesehen werden. Einen guten Einblick in die kolonialen Angelegenheiten des Langenburger Fürstenhauses bieten zwei Aufsätze von Hans Peter Müller. Der Historiker arbeitete früher als Kreisarchivar im Landratsamt Schwäbisch Hall. Er befasste sich in zwei geschichtswissenschaftlichen Veröffentlichungen in den Jahren 2007 und 2011 mit Fürst Hermann und der Kolonialpolitik des Königreichs Württemberg. Die beiden Aufsätze wurden in der „Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte“ veröffentlicht.

Kolonialausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall

Zusammen mit Herbert Kohl konzipierte Hans Peter Müller die aktuelle Sonderausstellung des Hällisch-Fränkischen Museums in Schwäbisch Hall mit dem Titel „Württemberg in Afrika: Fragmente einer deutschen Kolonialgeschichte“. Dem Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg war dort eine eigene Info-Tafel gewidmet. Die Ausstellung war bis Sonntag, 25. September 2022, zu sehen.

Kolonialbegeisterung in Württemberg überdurchschnittlich groß

Obwohl weit von der Küste entfernt war die Kolonialbegeisterung in Württemberg überdurchschnittlich groß. Karl Mayer, einer der Führer der linksliberalen Volkspartei in Württemberg, sagte 1885, dass sich im „fantasiereichen Schwabenlande … die Volksstimmung am meisten von allen deutschen Staaten für das ganze Kolonialwesen und die Dampfersubventionen ausgesprochen habe“. Dafür hatte Mayer folgende Erklärung: „Es entspricht der schwäbischen Natur, wenn der Schwabe etwas vom blauen Meer und von weiter Ferne hört, so geht gern der Verstand mit ihm durch und er meint Wunder, was für große Wohltaten ihn erwarteten.“ So war es nicht verwunderlich, dass mit Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg ein prominenter Württemberger von Beginn an an der Spitze kolonialpolitischer Bestrebungen in Deutschland stand.

Bezirk Langenburg in Ostafrika

Das brachte Fürst Hermann zumindest ein wenig Ruhm und Ehre. In Ostafrika wurde während der Kolonialzeit ein Bezirk Langenburg genannt, manchmal auch nach seinem Hauptort Neu-Langenburg. Heute heißt die Stadt Tukuyu und liegt in Tansania. Der Bezirk befand sich am Nordende des Njassasees. Langenburg war 28900 Quadratkilometer groß, fast so groß wie das heutige Baden-Württemberg, das 35700 Quadratkilometer Fläche umfasst. Anfang 1913 lebten 195.800 Eingeborene und nur 137 Weiße im Bezirk Langenburg. Es gab dort 21 Missionsstationen, mehr als in irgendeinem anderen Bezirk Deutsch-Ostafrikas. 

Afrika-Reise 1862

Fürst Hermanns erster Kontakt mit dem noch weitgehend unbekannten Kontinent Afrika war im Frühjahr 1862. Er beteiligte sich als 30-Jähriger an einer Afrika-Reise seines Verwandten Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha. In der 21-köpfigen Gruppe befand sich auch der berühmte deutsche Tierforscher Brehm. Die Reise führte nach Ägypten, von dort aus mit dem Schiff auf dem Roten Meer bis zum Hafen Massaua im heutigen Eritrea. Eine strapaziöse Expedition führte ins Landesinnere bis ins abessinische Hochland. Die Reise sollte geographischen, naturwissenschaftlichen und völkerkundlichen Studien sowie zur Jagd dienen.

Zwei Elefanten und einen Delphin geschossen

Info 1: Bei den Jagden 1862 in Afrika schoss Fürst Hermann laut eigenen Aufzeichnungen unter anderem zwei Blauböcke, eine Kudu-Antilope, zwei Mantelaffen, sieben Geier, einen Schwarzstorch, einen Adler, zwei Elefanten und einen Delphin. Sein Abschussbuch führte Fürst Hermann akribisch von 1856 bis 1909. Es dokumentiert seine große Jagdleidenschaft. Die Gesamtzahl der vom Fürsten geschossenen „jagbaren Tiere“ beträgt 32421 Stück. Gut die Hälfte davon waren Hasen (16829). Aus heutiger Sicht erstaunlich sind 5760 erlegte Fasanen, 2395 Rebhühner, 859 Gamsböcke, 115 Schnepfen und 177 Auerhähne.

Amerika-Reise 1883

Info 2: Eine weitere Fernreise führte Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg im Sommer 1883 von Frankfurt/Main über Liverpool nach Kanada und in die USA. Auf der insgesamt zweimonatigen Reise besuchte er die Städte Boston, Montreal, Quebec, Ottawa, Toronto, Detroit, Chicago, Milwaukee, Minnetonka, St. Paul-Minneapolis, Winnipeg, Calgary, die Niagara-Fälle, New York und die dortige Militärakademie Westpoint. Für den Reiseabschnitt von Montreal aus konnte er einen „Extrazug der Pacific Union“ benutzen. 

Deutsches Reich war Kolonialmacht von 1884 bis 1919

Deutschland trat vergleichsweise spät als Kolonialmacht auf. Eigene Kolonien besaß das Deutsche Reich von 1884 bis 1919. Wie die anderen europäischen Kolonialmächte beutete Deutschland die Menschen in den Kolonien aus und entrechtete sie. Deutsche waren verantwortlich für geraubte Kunstgegenstände, brutale Gewaltakte bis hin zum Völkermord an den Hereros und Nama im heutigen Namibia mit geschätzt 70.000 Todesopfern. Bei Kriegshandlungen, die von Deutschen in Ostafrika geführt wurden, starben zwischen 250.000 und 300.000 afrikanische Ureinwohner. 

Abgeordneter der freikonservativen Reichspartei

Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg war schon früh politisch aktiv. Am 4. März 1861 trat er mit 29 Jahren in die württembergische Kammer der Standesherren (Erste Kammer des Landtags) ein, der er bis zu seinem Tod 1913 angehörte. Von 1877 bis 1895 war Fürst Hermann Vizepräsident der ersten Kammer. Von 1871 bis 1881 gehörte Hohenlohe-Langenburg dem Deutschen Reichstag als Abgeordneter der freikonservativen Reichspartei an. Sein Reichstagsmandat gewann er im heimatlichen Wahlkreis Württemberg 12, der die Oberämter Gerabronn, Crailsheim, Mergentheim und Künzelsau umfasste. Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg war ein entschiedener Befürworter des Bismarck-Reiches, obwohl der Reichskanzler lange Zeit keine deutschen Kolonien wollte. Hohenlohe-Langenburg hingegen setzte sich im Reichstag schon 1880 bei der Diskussion um die „Samoa-Vorlage“ vehement für eine offensive deutsche Kolonialpolitik ein. 1884 erfüllte sich sein Traum von eigenen deutschen Kolonien.

Deutsche Kolonien im Überblick:

Bis zum Jahr 1900 kamen folgende Gebiete unter deutsche Vorherrschaft: 1884 Deutsch-Südwestafrika (das heutige Namibia); 1884 Togoland (das heutige Togo und Teile des östlichen Ghana); 1884 Kamerun (das heutige Kamerun und kleinere Gebietsteile folgender heutiger Staaten: Nigeria, Tschad, Zentralafrikanische Republik, Republik Kongo und Gabun); 1885 Deutsch-Ostafrika (das heutige Tansania und kleinere Gebietsteile folgender heutiger Staaten: Ruanda, Burundi und Mosambik); 1885 Deutsch-Neuguinea (Teile des heutigen Papua-Neuguinea, die heutigen Marshallinseln, Teile der heutigen Salomonen, Nördliche Marianen, Palauinseln und Mikronesien); 1898 Kiautschou (heute Teil der Volksrepublik China) und 1900 Deutsche Samoa-Inseln (das heutige Samoa). (Quelle: https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/20171209 // Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 22. August 2022).

„Schutzgebiete“ fünfmal größer als das Mutterland Deutsches Reich

Die Gesamtfläche der deutschen „Schutzgebiete“ betrug rund 2,6 Millionen Quadratkilometer. Zwölf Millionen Einwohner lebten dort, davon waren nur etwa 24.000 Deutsche. Das Mutterland „Deutsches Reich“ (ohne Kolonien) erstreckte sich in dieser Zeit über eine Fläche von 540.000 Quadratkilometer. 1910 lebten im Deutschen Reich (ohne Kolonien) rund 65 Millionen Einwohner. Die Fläche der Kolonien war also fast fünfmal so groß, die Zahl der dortigen Einwohner betrug jedoch lediglich ein Fünftel der Einwohnerzahl im deutschen Mutterland. Die Kolonialgebiete waren weitgehend landwirtschaftlich geprägt.

Rohstoffe aus den Kolonien

Deutsche Siedler errichteten in den Kolonien Plantagen vor allem für Kautschuk, Hanf, Baumwolle und Kaffee. Im Deutschen Koloniallexion aus dem Jahr 1920 werden Rohstoffe aufgezählt, die aus den Kolonien nach Deutschland importiert worden waren.

Aus Deutsch-Ostafrika: Elfenbein, Sisal, Sesam, Kokosnüsse, Matten, Bauhölzer, Gold, Hörner, Kopra, Kaffee, Kakao, Flusspferdzähne, Tabak, Baumwolle, Erdnüsse

Aus Deutsch-Südwestafrika: Diamanten, Kupfererz, Blei, Wolle, Hörner, Straußenfedern, Harze, Gerbstoffe, Guano, Felle

Aus China/Provinz Kiautschou: Kohle, Seife, Seide, Erdnussöl, Erdnusskerne, Kuhhäute, Strohborten, Borsten, Glaswaren

Schnaps und Bier waren wichtige deutsche Exportgüter nach Afrika

(…) Ab 1884 bestanden zwei Drittel der Hamburger Exporte, gut drei Fünftel des deutschen Afrikahandels, aus Spirituosen. „Das ganze Leben hier“, klagen die Missionare in Kamerun, „ist gewissermaßen von Branntwein durchtränkt“, schreibt Cora Stephan in einem Artikel in der deutschen Tageszeitung „Welt“ vom 12. Dezember 2012. Auch Bier stellte einen bedeutenden Anteil an den deutschen Exporten in die Kolonialgebiete dar. Weitere wichtige Exportgüter in die Kolonien waren Maschinen und Eisenwaren, Brücken- und Eisenbahnanlagen, Anlagen zum Telegraphenbau, Zement, Kohle und Schießpulver.

Kolonien waren ein Verlustgeschäft

Für das Deutsche Reich waren die Kolonien insgesamt betrachtet ein Verlustgeschäft. Die anfangs hoch gesteckten Erwartungen erfüllten sich nicht. Die Kolonien scheinen eher für das nationale Selbstbewusstsein wichtig gewesen zu sein. Mit den Kolonien in Übersee fühlten sich viele Deutsche als neue Weltmacht. Die Handelsbilanzen – außer zeitweise für die kleine „Musterkolonie“ Togo – waren allesamt negativ. Und: Nur wenige Menschen aus Deutschland – insgesamt 24.000 – siedelten sich in den „Schutzgebieten“ an. Viel attraktiver war die Auswanderung nach Amerika. Über 1,7 Millionen Menschen verließen allein zwischen 1880 und 1893 das Deutsche Reich.

Deutsche Kolonialgesellschaft hatte 45.000 Mitglieder

Einflussreiche Persönlichkeiten hatten 1882 den Gründungsaufruf des Deutschen Kolonialvereins unterzeichnet. Es herrschte Aufbruchstimmung. Deutschland strebte nach seinem „Platz an der Sonne“ – wie dies später genannt wurde. 1885 zählte der Deutsche Kolonialverein bereits über 10.000 Mitglieder (Hans Peter Müller) – vor allem aus den gehobenen Gesellschaftsschichten. 1887 fusionierte er mit der 1884 gegründeten „Deutschen Gesellschaft für Kolonisation“ von Carl Peters zur Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Der fusionierte Verein hatte bei dem Zusammenschluss insgesamt 15.000 Mitglieder (Hans Ulrich Wehler). Fürst Hermann wurde Vorsitzender des fusionierten Vereins, Carl Peters, der in Deutschland als „Gewinner Ostafrikas“ verherrlicht wurde, war kurzzeitig sein Stellvertreter. Wegen seines brutalen Vorgehens gegen Einheimische wurde Carl Peters von seinen Gegnern auch „Hänge-Peters“ genannt. Dieser gewalttätige Mann musste sich nun in der Hierarchie der Kolonialgesellschaft hinter dem gemäßigteren Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg einordnen. Carl Peters wurde 1890 zum Ehrenmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft ernannt. 1914 hatte die Kolonialgesellschaft 45.000 Mitglieder (Wehler).

Fürst Hermann wird Ehrenpräsident

Bis 1894 stand der Langenburger Fürst an der Spitze dieser größten und einflussreichsten Lobby-Gruppe für die kolonialen Angelegenheiten des noch jungen Deutschen Reiches. Für seine Verdienste um die „koloniale Sache“ wurde Fürst Hermann 1893 zum Ehrenpräsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft ernannt. Die DKG war aber zu keiner Zeit eine Volksbewegung. In ihr versammelte sich vielmehr eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Elite des Landes. Eng verknüpft war sie mit dem im Februar 1882 in Stuttgart gegründeten „Württembergischen Verein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Ausland.“ Mit regelmäßigen Vortragsveranstaltungen nahmen die Stuttgarter Handelsgeografen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des kolonialen Interesses ein. Auch das heutige Lindenmuseum geht auf die Stuttgarter Handelsgeographen und ihren einstigen Vorsitzenden Karl Graf von Linden zurück. Es firmiert heute in Stuttgart als „Staatliches Museum für Völkerkunde“. / Quelle: https://www.lindenmuseum.de/ueber-uns/geschichte, abgerufen am 2. August 2022)

Statthalter von Elsaß-Lothringen

1894 berief der deutsche Kaiser den Langenburger Fürsten Hermann zum Statthalter des Reichslandes Elsaß-Lothringen. Den Vorsitz in der Kolonialgesellschaft legte er daraufhin nieder.

Johanniterhaus im Schwäbisch Haller Diak

In den Jahren 1889 und 1890 wurde das Johanniterhaus auf dem Gelände des Diakonie-Krankenhauses in Schwäbisch Hall errichtet. Das „Diak“ verbesserte mit seinen Ärzten und Diakonissen seinerzeit die Gesundheitsversorgung in Hohenlohe beträchtlich. Über der Eingangstür des Johanniterhauses gibt es noch heute eine Schrifttafel mit der Inschrift: „Im Jahr 1889 und 1890 erbaut von der Württembergischen Genossenschaft des Johanniterordens unter dem Commendator Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg.“ In Hohenlohe hat sich der Fürst also auch um soziale und gesundheitliche Belange der überwiegend ländlichen Bevölkerung gekümmert. Heute ist im Johanniterhaus mit dem markanten Uhren- und Glockentürmchen die „Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ untergebracht.

Überschuss an Arbeitskräften

Zurück zur Kolonialpolitik – Für Hermann zu Hohenlohe-Langenburg hatte es schon früh mehrere Gründe gegeben, warum Deutschland eine aktive Kolonialpolitik betreiben sollte. Ihn beunruhigte die Überbevölkerung und die berufliche Perspektivlosigkeit vieler Menschen in Deutschland. Fürst Hermann war überzeugt, dass die „Schaffung von Niederlassungen für unser überschießendes Menschenkapital immer dringender“ werde. „Für den Überschuss an Arbeitskräften“ müssten „neue Gebiete in überseeischen Gebieten erworben“ werden. Außerdem gelte es „für unseren Handel und unsere Industrie neue Absatzgebiete“ zu schaffen, meinte Fürst Hermann.

Mitglied im „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie

Gegenüber seinem Verwandten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst bezeichnete er Kolonialpolitik auch als Mittel zur „Bekämpfung des Sozialdemokratismus“. Der ideologische Kampf gegen die Sozialdemokratie war Fürst Hermann jahrzehntelang ein wichtiges Anliegen. Als gut zahlendes Mitglied gehörte der Langenburger Adelige dem 1904 gegründeten „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie“ an. Diesem Verein bezahlte er 1908 den Jahresbetrag von 100 Mark. Das war deutlich mehr als der Monatsverdienst eines Arbeiters, der bei etwa 60 Mark lag. Keinem der rund 50 Vereine, in denen er seinerzeit Mitglied war, bezahlte Fürst Hermann im Jahr 1908 einen höheren Jahresbetrag (Quelle: Hohenlohe Zentralarchiv Neuenstein, La 140 Bü 17).

Nicht nur „uneigennütziger Förderer des kolonialen Gedankens“

Erstes konkretes Ziel aktiver Kolonialpolitik war für Hohenlohe-Langenburg und seine Mitstreiter das Errichten von Handelsstationen. Für die Deutsche Kolonialgesellschaft galt es zudem, die Kolonialidee in immer weitere Bevölkerungskreise zu tragen. Nach Ansicht des Historikers Hans Peter Müller, war Fürst Hermann „keineswegs nur der uneigennützige Förderer des kolonialen Gedankens“.

Einige Beteiligungen und Ämter von Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg bei kolonialen Gesellschaften und Organisationen:

– Hohenlohe-Langenburg beteiligte sich an Colins neuer Handelsgesellschaft im heutigen Guinea und gehörte deren Verwaltungsrat an.

– Für den Kolonialverein kaufte er Beteiligungen in Höhe von 50.000 Mark an der kurzlebigen Witu-Gesellschaft. In dem Ende 1887 gegründeten Unternehmen übernahm Hohenlohe-Langenburg das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden.

– Fürst Hermann war auch an der 1885 gegründeten „Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ beteiligt, die über ein Kapital von 800.000 Mark verfügte. In dieser Gesellschaft war er ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats. Führend beteiligt an der gut ausgestatteten Neuguinea-Kompanie war sein Verwandter Fürst Kraft zu Hohenlohe-Öhringen.

– Der Kolonialrat, ein Sachverständigenbeirat der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, wurde 1890 gegründet. Dem Kolonialrat gehörte auch Fürst Hermann an. „Wo die Mittel des Reiches nicht ausreichten, sollte die Deutsche Kolonialgesellschaft finanziell unterstützen“, sagte Hohenlohe-Langenburg.

– 1893/94 versuchte eine von der Deutschen Kolonialgesellschaft finanziell unterstützte Expedition, getragen von einem Komitee unter der Ehrenpräsidentschaft Hohenlohe-Langenburgs, im Gebiet südlich des Tschadsees die deutschen Interessen zu untermauern.

– Für seine Verdienste um die „koloniale Sache“ wurde Fürst Hermann bereits 1893 zum Ehrenpräsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft ernannt. Zu dieser Zeit war er noch als aktiver Präsident der Kolonialgesellschaft im Amt (bis 1894).

– 1894 kam es zur Gründung des „Deutschen Togokomitees“ mit Ehrenpräsident Hohenlohe-Langenburg. Dem Togokomitee flossen Spendengelder von über 20.000 Mark zu.

– 1894 wurde Fürst Hermann zum Statthalter von Elsass-Lothringen ernannt. Daraufhin legte er den Posten als Präsident der „Deutschen Kolonialgesellschaft“ nieder.

„Vertrag über Kolonien und Helgoland“

Am 1. Juli 1890 schlossen Deutschland und Großbritannien einen Vertrag ab, der im Volksmund „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ genannt wurde. Richtig hieß er aber „Vertrag über Kolonien und Helgoland“. Das Abkommen sollte Kolonialstreitigkeiten der beiden Länder beseitigen und die Grenzen der deutschen und britischen Kolonien in Afrika festlegen. Die Deutschen überließen den Engländern ihre Kolonie Wituland (im heutigen Kenia), verzichteten auf Erwerbungen in Uganda, im Betschuanaland (heute Botswana) und an der Somaliküste. Im Gegenzug erhielt das Deutsche Reich einen Zugang von Deutsch-Südwestafrika zum Fluss Sambesi, den so genannten „Caprivi-Zipfel“. Außerdem wurden die provisorischen Grenzen zwischen Deutsch-Ostafrika und den benachbarten britischen Gebieten anerkannt. In dem Vertrag wurde außerdem festgelegt, dass die seit 1807 britische Insel Helgoland an Deutschland zurückgeht. Sie wurde aber nicht gegen Sansibar eingetauscht, denn Sansibar war zu diesem Zeitpunkt ein freies Sultanat. Die Insel vor dem afrikanischen Festland war niemals eine deutsche Kolonie. Die Deutschen hatten lediglich einen schmalen Küstenstreifen am Festland gegenüber der Insel gepachtet und sich selbst als Schutzmacht Sansibars betrachtet (siehe https://www.planet-wissen.de/kultur/nordsee/helgoland/wissensfrage-100.html).

„Endgültige Formierung des deutschen Chauvinismus“

„Die wohl gravierendste Folge des Ausgleichs“ beim Helgoland-Sansibar-Abkommen, „war die endgültige Formierung des deutschen Chauvinismus. Dessen Exponenten, darunter bezeichnenderweise Carl Peters, sammelten auf Initiative Alfred Hugenbergs im September 1890 Gleichgesinnte und firmierten seit 1894 als `Alldeutscher Verband´“, meint der Historiker Hans Peter Müller. „Dieser Verband, sozusagen die Inkarnation deutschen Größenwahns, trug seither maßgeblich zur Vergiftung des politischen Lebens bei.“ Nach Ansicht der „Alldeutschen“ habe sich Deutschland beim Helgoland-Sansibar-Abkommen über den Tisch ziehen lassen und „einen Hosenknopf gegen einen neuen Anzug eingetauscht“. Die Einstellung der Alldeutschen war von einer übersteigerten Form des Nationalismus und einem aggressiven Patriotismus geprägt.

Mit „voller Energie“ der Kulturmission in Afrika widmen

Fürst Hermann war ein vom evangelischen Christentum überzeugter Mann. Im Juli 1890 hatte er als Vorsitzender an die Mitglieder der Deutschen Kolonialgesellschaft appelliert, sich mit „voller Energie“ der Kulturmission in Afrika zu widmen. Bereits 1886 hatte er die Bedeutung der Missionsgesellschaften betont und 1889 erneut für deren Unterstützung als „die eigentlichen Bahnbrecher der Kultur in unzivilisierten Ländern“ plädiert. (Hans Peter Müller in: Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg als Präsident des Deutschen Kolonialvereins und der Deutschen Kolonialgesellschaft (1882-1894), erschienen in Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 2011, Seiten 391-429)

Fürst Hermann amtsmüde als Kolonialfunktionär

Nach dem Ende der Bismarck-Ära 1890 wandelte sich unter Kaiser Wilhelm II. die deutsche Kolonialpolitik. Deutschland wollte seine Position als Weltmacht demonstrieren. Hohenlohe-Langenburg schien als Kolonialfunktionär zusehends amtsmüde zu werden. Sein schwindendes Interesse an seinem Präsidentenamt in der DKG war spätestens seit 1892 spürbar. Doch sein Abschied als Präsident des Lobbyverbands zog sich noch zwei Jahre hin. Im Herbst 1894 wurde er zum Statthalter im Reichsland Elsass-Lothringen berufen. Das kam ihm äußerst gelegen, um als DKG-Vorsitzender abzudanken. 

Idealbesetzung für das Präsidentenamt“ der Deutschen Kolonialgesellschaft

Der Historiker Hans Peter Müller urteilt: „Dank seines Namens und seiner Beziehungen war es Fürst Hermann gelungen, die unklaren Kolonialinteressen zu kanalisieren und sich an deren Spitze zu stellen. Als Hocharistokrat eingebunden in jenen parteiübergreifenden „ideologischen Konsensus“ (Hans-Ulrich Wehler) zur Systemstabilisierung war er, dem Geist des Kaiserreichs entsprechend, eine Idealbesetzung für das Präsidentenamt.“ Dass es ihm schließlich – mit Hilfe anderer – gelang, einen Mann wie Carl Peters einzubinden, spricht für seinen Realitätssinn. Allerdings war dafür ein politischer Preis zu bezahlen – die Annäherung der DKG an alldeutsche Ideen, die von einer übersteigerten Form des Nationalismus und einem aggressiven Patriotismus geprägt waren. Dieser Wandel wurde schließlich mit der Wahl des alldeutschen Gründungsmitglieds Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg als Nachfolger Hohenlohe-Langenburgs offensichtlich. „Fürst Hermann war zwar kein Alldeutscher, seine Nähe zu deren Denken, ist aber nicht zu bestreiten“, urteilt Müller.

Warum gibt es eine Fürst-Hermann-Straße in Langenburg?

In seiner Heimatstadt Langenburg ist Fürst Hermann eine Straße in dem 1970 erschlossenen Baugebiet „Großer Garten“ gewidmet. Auf Nachfrage konnten weder die Stadtverwaltung Langenburg noch die Fürstliche Schlossverwaltung Langenburg in ihren jeweiligen Unterlagen einen speziellen Anlass für die Straßenbenennung nach Fürst Hermann finden. Unklar sei auch, welche besonderen Verdienste er für die Kleinstadt im Nordosten des heutigen Baden-Württembergs hatte, teilten die Stadtverwaltung und die Schlossverwaltung mit. Beim Trauergottesdienst 1913 in Langenburg hatte der örtliche Dekan Ottmar Schönhuth den Fürsten Hermann „einen der tatkräftigsten Förderer der deutschen Kolonialpolitik“ genannt.

Erbprinz Ernst II. tritt in koloniale Fußstapfen seines Vaters

In Hermanns koloniale Fußstapfen ist zeitweise auch sein Sohn Erbprinz Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg (1863-1950) getreten. Kaiser Wilhelm II. verschaffte seinem Cousin dritten Grades, die Aussicht auf einen Posten als Staatssekretär und ernannte ihn 1905 zum Leiter der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt. Diese Abteilung sollte zum eigenständigen Reichskolonialamt heraufgestuft werden, was aber misslang. Wegen interner Querelen und der Widerstände im Reichstag gegen die Finanzierung der neuen Behörde nahm der Langenburger Erbprinz 1906 schon wieder seinen Hut. (Quelle: Vorwort zum Bestand „Biografie von Fürst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg“ im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (HZAN) – verfasst im April 2005 von Thomas Kreutzer)

Völkermord an Herero und Nama in Südwestafrika

In die kurze Amtszeit von Ernst II. fiel 1905/1906 die bis dahin größte Kolonialkrise Deutschlands. Die Hereros und Nama in Deutsch-Südwestafrika hatten sich 1904 gegen ihre deutschen Unterdrücker erhoben. 1905 begann zudem der Maji-Maji-Aufstand in Deutsch-Ostafrika, der bis 1908 dauerte. An den Herero und Nama in Südwestafrika begingen die Deutschen einen grausamen Völkermord. Schätzungen zufolge starben etwa 70.000 Herero und Nama. Nach der Schlacht am Waterberg flüchteten die Herero in die Omaheke-Wüste. Der deutsche General Lothar von Trotha ließ die Wüste monatelang abriegeln und die wenigen Wasserstellen bewachen. Wer sich den Wasserstellen näherte, wurde erschossen. Zehntausende Menschen verdursteten. Etwa 80 Prozent der Herero-Bevölkerung starben bei dem Völkermord. Laut deutschen Quellen lagen die deutschen Verluste in den Kämpfen gegen die Herero bei 1282 Soldaten, die Mehrzahl von ihnen starb allerdings an Krankheiten wie Typhus und Cholera. (Quelle: https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/hereroaufstand/).

Bis zu 300.000 tote Einheimische bei Kolonialkrieg in Ostafrika

Noch mehr Opfer an der einheimischen Bevölkerung forderte der Maji-Maji-Krieg in Ostafrika. Heutige Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung – rund 250.000 bis 300.000 Menschen – durch den Krieg und seine unmittelbaren Folgen getötet wurden, die Mehrheit von ihnen durch eine Hungerkatastrophe: Die Zerstörung der Felder und Dörfer hatte den Menschen ihre Lebensgrundlage genommen.

Korruption und Misswirtschaft in der Kolonialverwaltung

In Deutschland wurde damals der Ruf nach einer neuen Kolonialpolitik immer lauter. Vor allem die politischen Parteien Zentrum und SPD kritisierten die Kolonialpolitik der Regierung. Vorwürfe der Misshandlungen Eingeborener, Rückendeckung für die Täter durch die Kolonialabteilung, Verträge, die ohne Wettbewerbs-Ausschreibung zum Nachteil der Staatskasse ausgehandelt waren, all dies summierte sich zur Forderung nach einer „neuen“ Kolonialpolitik. Einer der schärfsten Kritiker der deutschen Kolonialpolitik war der junge katholische Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger aus Buttenhausen in Württemberg. Erzberger prangerte Korruption und Misswirtschaft in der Kolonialverwaltung an und machte Morde und Misshandlungen öffentlich, die an der einheimischen Bevölkerung in Afrika begangen worden waren. 

Ruhmlose Verabschiedung des Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg

Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg war der massiven öffentlichen Kritik nicht gewachsen. Im Reichstag hatte er nicht die notwendige Rückendeckung. Die Mehrheit der Reichstagsabgeordneten konnte sich mit Ernst II. als Direktor der Kolonialverwaltung im Mai 1906 den notwendigen „Kurswechsel“ in der Kolonialpolitik nicht vorstellen. Der Reichstag ließ deshalb die Bildung eines selbstständigen Staatssekretariats für Kolonialpolitik scheitern. Im September 1906 legte Ernst II. sein Amt frustriert nieder. „Mit der ruhmlosen Verabschiedung des Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg war der Tiefpunkt der kolonialen Begeisterung in Deutschland erreicht“, schreibt Sören Utermark 2012 in seiner Doktorarbeit „Schwarzer Untertan versus schwarzer Bruder – Bernhard Dernburgs Reformen in den Kolonien Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Togo und Kamerun“.

„Wandel zum Besseren“ unter der Leitung von Bernhard Bernburg

Hohenlohe-Langenburgs Nachfolger als Direktor der Kolonialverwaltung wurde der Bankier Bernhard Dernburg. In der historischen Forschung wird dies als der „Beginn einer neuen humanen Ära deutscher Eingeborenenpolitik“ oder als „Wandel zum Besseren“ bezeichnet.

Die Weimarer Republik verachtet, den Nazis angebiedert

Nach dem Tod seines Vaters Hermann trat Ernst II. 1913 dessen Nachfolge als Fürst zu Hohenlohe-Langenburg an. In der Weimarer Republik unterstützte Ernst II. antirepublikanische Organisationen und biederte sich im Dritten Reich den Nationalsozialisten an. 1936 trat er in die NSDAP ein. Im gleichen Jahr wurde er zum Ehrenbürger von Langenburg ernannt. Noch heute gibt es in Langenburg einen Fürst-Ernst-Platz bei der ehemaligen Schule, In dem Gebäude sind heute das Langenburger Stadtarchiv und die Stadtbücherei untergebracht sind. Die Töchter von Fürst Ernst II., Prinzessin Alexandra und Prinzessin Irma waren als NS-Kreisfrauenschaftsführerin im Oberamt Gerabronn (Prinzessin Alexandra) und als Leiterin der örtlichen Frauenschaft in Langenburg (Prinzessin Irma) bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs tätig. Ernsts Sohn, Erbprinz Gottfried, ernannten die Amerikaner nach dem Krieg für einige Wochen zum Landrat des Kreises Crailsheim. Sie beriefen ihn aber sofort wieder ab, nachdem den Besatzern Gottfrieds Aktivitäten im Nationalsozialismus näher bekannt wurden.

Informationen zu frühen Kolonien:

1683 die Festung Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana gebaut

Genaugenommen haben deutsche Herrscher schon vor 1884 Kolonien errichtet. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ 1683 die Festung Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana bauen. Von „Fort Groß Friedrichsburg“ aus wurde mit Gold und Sklaven gehandelt. Das Fort blieb von 1683 bis 1717 mit brandenburgischen Soldaten besetzt. 1717 verkaufte Brandenburg-Preußen Groß Friedrichsburg an die Niederländische Westindien-Kompanie. Heute gibt es dort ein Museum „Fort Gross Frederiksburg“ und ein Gästehaus.

Der eigentliche Beginn der deutschen Kolonialpolitik war im Jahr 1884. Reichskanzler Bismarck stellte mehrere Besitzungen deutscher Kaufleute unter den Schutz des Deutschen Reichs. Damit nutzte er eine Phase außenpolitischer Entspannung zum Beginn eines von ihm so bezeichneten kolonialen Experiments. Während und nach dem Ersten Weltkrieg verlor Deutschland seine Kolonien. Die deutsche Kolonialzeit dauerte 35 Jahre – von 1884 bis 1919.

Link zu dem Artikel „Kolonien deutscher Länder vor 1871“ in Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonien_deutscher_L%C3%A4nder_vor_1871

Weitere Quellen und Literatur:

Mit Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg befasste sich der Historiker Hans Peter Müller in zwei längeren wissenschaftlichen Aufsätzen. Müller leitete viele Jahre lang das Kreisarchiv Schwäbisch Hall:

– Hans Peter Müller: „Das Königreich Württemberg und die Anfänge deutscher Kolonialpolitik (1879/80 bis 1890)“, erschienen in Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 2007, Seiten 421-456)

– Hans Peter Müller: „Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg als Präsident des Deutschen Kolonialvereins und der Deutschen Kolonialgesellschaft (1882-1894)“, erschienen in Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 2011, Seiten 391-429)

– Hans-Ulrich Wehler: „Bismarck und der Imperialismus“, dtv Verlag, Wissenschaftliche Reihe WR 4187, 4. Auflage, Mai 1976

– Sören Utermark: Doktorarbeit „Schwarzer Untertan versus schwarzer Bruder – Bernhard Dernburgs Reformen in den Kolonien Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Togo und Kamerun“, Universität Kassel, 2012

– Heinrich Schnee (Hrsg.), Deutsches Kolonial-Lexikon, Verlag Quelle und Meyer, Leipzig 1920

– Der Nachlass von Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein trägt die Signaturen La 140 und La 140a.

– Der Nachlass von Fürst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein trägt die Signaturen La 142.

– „Fürst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg: Hitler als Geschenk Gottes für das deutsche Volk“ in Täter Helfer Trittbrettfahrer, Band 8 – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg, Wolfgang Proske (Herausgeber), 441 Seiten, 2018, Kugelberg Verlag, ISBN 978-3-945893-09-8

Sonderausstellung im Wintergarten des Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall:

Zusammen mit Herbert Kohl konzipierte der Historiker Hans Peter Müller die Sonderausstellung des Hällisch-Fränkischen Museums in Schwäbisch Hall mit dem Titel „Württemberg in Afrika: Fragmente einer deutschen Kolonialgeschichte“. Dem Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg ist dort eine kurze Info-Tafel gewidmet. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 25. September 2022, zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Begleitheft zu „Württemberg in Afrika: Fragmente einer deutschen Kolonialgeschichte“ im Hällisch-Fränkischen Museum

Zu der Schwäbisch Haller Sonderausstellung „Württemberg in Afrika: Fragmente einer deutschen Kolonialgeschichte“ im Hällisch-Fränkischen Museum ist ein Begleitheft erschienen. Das 30-seitige Heft im Format DIN A5 gibt es für 3,50 Euro im Shop des Hällisch-Fränkischen Museums. Herausgeber: Hällisch-Fränkisches Museum, Historischer Verein für Württembergisch Franken; Autoren: Hans Peter Müller, Herbert Kohl; Redaktion: Herta Beutter, Armin Panter; Layout: green design Elke Müller

Weitere Informationen und Kontakt:

Hällisch-Fränkisches Museum, Keckenhof 6, 74523 Schwäbisch Hall, Telefon 0791/751-289, Fax 0791/751-305, E-Mail hfm@schwaebischhall.de

Internet: https://www.haellisch-fraenkisches-museum.de/de/sonderausstellung/ausstellung-im-wintergarten

Wortlaut des Textes über Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg (1832-1913) im Begleitheft zur Sonderausstellung des Hällisch-Fränkischen Museums in Schwäbisch Hall „Württemberg in Afrika: Fragmente einer deutschen Kolonialgeschichte“:

Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg (1832-1913)

„Der Fürst war einer der herausragenden Vertreter der Kolonialbewegung. Nach dem Verlust seines Reichstagsmandats (1881) sah er in der Kolonialfrage sein künftiges Wirkungsfeld. Einflussreiche Persönlichkeiten unterzeichneten 1882 den Gründungsaufruf des Kolonialvereins: Die Frage der deutschen Kolonisation werde „von Tag zu Tag dringender“ und es gelte „herrenlose Gebiete“ zu kultivieren und die Förderung des Überseehandels vorzunehmen.

Der Gründungsversammlung präsentierte der Fürst die Vision des „nationalen Gedankens“ und die Hoffnung auf „praktische Resultate“. Erwartungsgemäß wurde er zum Präsidenten gewählt. 1883 zählte man 3260 Mitglieder und eine Reihe von Zweigvereinen, seit Ende 1884 erschien die Deutsche Kolonialzeitung. 1884 entstand dem Verein Konkurrenz: Carl Peters, als Gewinner Ostafrikas glorifiziert, gründete die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“; der Kolonialverein war ihm zu zögerlich.

Es gelang Hohenlohe jedoch, die beiden Gruppierungen zu verschmelzen (Deutsche Kolonialgesellschaft), Peters wurde für kurze Zeit Vizepräsident. Angesichts von internen Krisen zeigte sich Hohenlohe nach 1890 amtsmüde. Er bekleidete danach das Amt des Statthalters für Elsass-Lothringen.“ 

Einige Beteiligungen und Ämter von Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg bei kolonialen Gesellschaften und Organisationen:

– Hohenlohe-Langenburg beteiligte sich an Colins neuer Handelsgesellschaft im heutigen Guinea und gehörte deren Verwaltungsrat an.

– Für den Kolonialverein kaufte er Beteiligungen in Höhe von 50.000 Mark an der kurzlebigen Witu-Gesellschaft. In dem Ende 1887 gegründeten Unternehmen übernahm Hohenlohe-Langenburg das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden.

– Fürst Hermann war auch an der 1885 gegründeten „Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ beteiligt, die über ein Kapital von 800.000 Mark verfügte. In dieser Gesellschaft war er ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats. Führend beteiligt an der gut ausgestatteten Neuguinea-Kompanie war sein Verwandter Fürst Kraft zu Hohenlohe-Öhringen.

– 1893/94 versuchte eine von der DKG finanziell unterstützte Expedition, getragen von einem Komitee unter der Ehrenpräsidentschaft Hohenlohe-Langenburgs, im Gebiet südlich des Tschadsees die deutschen Interessen zu untermauern.

– Der Kolonialrat, ein Sachverständigenbeirat der Kolonialabteilung, wurde 1890 gegründet. Dem Kolonialrat gehörte auch Fürst Hermann an. „Wo die Mittel des Reiches nicht ausreichten, sollte die Deutsche Kolonialgesellschaft finanziell unterstützen“, sagte Hohenlohe-Langenburg.

– Für seine Verdienste um die „koloniale Sache“ wurde Fürst Hermann bereits 1893 zum Ehrenpräsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft ernannt.

– 1894 kam es zur Gründung des „Deutschen Togokomitees“ mit Ehrenpräsident Hohenlohe-Langenburg. Dem Togokomitee flossen Spendengelder von über 20.000 Mark zu.

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„Kirchberger Bündnis: Vielfältig. Weltoffen. Demokratisch“ – Sternwanderung und Kundgebung in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen gegen Jugendheim Hohenlohe des rechtsextremen „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“

Eine Sternwanderung und Kundgebung veranstaltet das Kirchberger Bündnis in Kirchberg/Jagst am Samstag, 15. Juli 2023, ab 14.30 Uhr. Von vier Startpunkten im Stadtgebiet geht es zum Jugendheim Hohenlohe des rechtsextremen Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff). Dort treffen sich seit etwa drei Jahren auch gewaltbereite rechtsextreme Gruppierungen. Das Jugendheim Hohenlohe wird auch im Verfassungsschutzbericht 2022 des Landes Baden-Württemberg erwähnt. Dem zivilgesellschaftlichen „Kirchberger Bündnis – Vielfältig. Weltoffen. Demokratisch“ gehören 25 örtliche Vereine und Gruppierungen sowie 160 Privatpersonen an.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Kundgebung mit Dekanin Friederike Wagner

Bei der Kundgebung am Samstag, 15. Juli 2023, um 15.30 Uhr in Herboldshausen spricht die Crailsheimer evangelische Dekanin Friederike Wagner. Anschließend ist eine Mahnwache geplant. Verantwortliche der Veranstaltung sind die Stadträte Gerhard Borchers, Max Botsch (Aktive Bürger) und Axel Rudolph (Unabhängige Grüne Liste/UGL).

Am Samstag, 15. Juli 2023, um 14.30 Uhr geht’s los

Treffpunkte für die Sternwanderung sind um 14.30 Uhr in Kirchberg/Jagst (Ulmenstraße bei der Firma Deeg), Lendsiedel (Kirchplatz), Kleinallmerspann (Ortsmitte) und Lobenhausen (Ortseingang). Gemeinsam wird nach Herboldshausen gewandert oder mit dem Fahrrad gefahren. Wegen des heißen Wetters ist um 14.45 Uhr auch ein Bus-Shuttle von der Firma Deeg aus eingerichtet. In Herboldshausen ist für Schatten und Getränke gesorgt. Das Ende der Veranstaltung ist für 16.30 Uhr vorgesehen.

Wichtige Hinweise des Kirchberger Bündnisses zum Aktionstag am Samstag, 15. Juli 2023:

Wegen der zu erwartenden großen Hitze schaffen die Organisatoren neue Möglichkeiten, den Veranstaltungsort zu erreichen. In Kirchberg steht ab 14.45 Uhr bei der Firma Deeg in der Ulmenstraße ein Bus-Shuttle zum Veranstaltungsort und zurück zur Verfügung. Teilnehmer können auch selbst mit dem Rad oder dem Auto nach Herboldshausen kommen. Geparkt werden kann von Saurach/Gewerbegebiet Seefeld kommend Richtung Herboldshausen auf der K2500 nach der ersten Absperrung bis an die Kurve am Ortseingang, nur in Fahrtrichtung rechts. Die Kundgebung mit Mahnwache findet von 15.30 Uhr bis 16.15 Uhr in Herboldshausen statt.Am Veranstaltungsort ist für viele schattige Plätze und Wasser zum Trinken und Abkühlen gesorgt.

Weitere Informationen zum Jugendheim Hohenlohe und dem Bund für Gotterkenntnis Ludendorff:

https://www.facebook.com/photo?fbid=161067716988446&set=a.124808960614322

https://www.swp.de/lokales/crailsheim/rechtsextremismus-in-herboldshausen-der-geheimdienst-hat-den-bund-fuer-gotterkenntnis-auf-dem-radar-71014589.html

https://www.belltower.news/?s=Herboldshausen

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„Wettstreit der Poet:innen als Open Air“ – Sommer Slam des Club Alpha 60 in Schwäbisch Hall mit hochkarätiger Besetzung

Der Sommer Slam des Club Alpha 60 findet am Samstag, 15. Juli 2023 statt. Der Dichter-Wettstreit ist im Hof des Club Alpha 60 in Schwäbisch Hall, Salinenstraße 13/2 geplant. Einlass ist um 18.30 Uhr, Beginn der Veranstaltung: 19.30 Uhr.

Von Christian Kümmerer, Enslingen

Thomas Schmidt für deutschsprachige Meisterschaften qualifiziert

Um möglichst allen Gästen ein unvergessliches Erlebnis bieten zu können, soll die Veranstaltung im Hof des Club Alpha Salinenstraße 13/2 stattfinden. In verschiedenen Runden treten die Künstlerinnen wieder gegeneinander an. Michel Jakob moderiert den Abend und fungiert als Schiedsrichter. Das Publikum entscheidet mit der Intensität ihres Applaus wer in die nächste Runde kommt. Unterschiedliche Erzählstile, spannende, skurrile Geschichten werden live performt. Lokale und weitgereiste Poet:innen gehen diesmal in den Schlagabtausch mit Reimen und Worten. Unter anderem ist Thomas Schmidt mit von der Partie. Er hat sich vor ein paar Monaten für die deutschsprachigen Meisterschaften qualifiziert. Ebenfalls im Feld des abendlichen Leseduells ist Barbara Gerlch die zweifache Nürnberger Vize-Stadtmeisterin wurde.

Bei schlechtem Wetter im Club Alpha

Sei dabei wenn es wieder heißt: „Respect the Poets!“. Bei schlechter Witterung ziehen die Dichter:innen in den Veranstaltungsraum um. Achtung: Dort ist der Platz begrenzt.

Weitere Informationen und Kontakt:

Christian Kümmerer, Enslingen

Telefon 07906 9409210

Handy 01626878335

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„Mögliche Täterschaft der Ukraine“ – Leserbrief von Paul Michel zur Zerstörung des Kachowska Staudamms

Zur Zerstörung des Kachowska Staudamms in der Südukraine hat Paul Michel aus Schwäbisch Hall einen Leserbrief geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Keine Beweise

Schon kurz nachdem in der Nacht zum Dienstag die Staumauer des Stausees von Kachowka im Süden der Ukraine zerstört wurde, wusste der ukrainische Präsident Wladimir Selenskyj, wer verantwortlich war. In der ihm eigenen Rhetorik bezeichnete er diesen Vorfall sofort als „ Kriegsverbrechen “ „russischer Terroristen“. Das politische Führungspersonal der westlichen »Wertegemeinschaft« ergriff sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls Partei für die Ukraine. Von Estland über Berlin und Brüssel bis Großbritannien sprachen Politiker von einem »Terrorakt« oder einem »Kriegsverbrechen«, für welches Russland zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Obwohl keinerlei Beweis für die Behauptungen vorgelegt wurde, berichtete die „seriöse“ Presse in der BRD wie gewohnt einhellig und schneidig im Sinne der vermeintlichen Staatsräson.

Eher zweideutige Berichte

Erstaunlicherweise erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Admiral John Kirby:„…wir können nicht abschließend sagen, was passiert ist “ Und siehe da: Über Nacht änderte sich die Berichterstattung in der westlichen Presse. Schlagzeilen, in denen einhellig Russland beschuldigt wurde, verwandelten sich in eher zweideutige Berichte, dass der Damm „zerstört“ worden sei, wobei „jede Seite der anderen die Schuld gab“.

Große Übersetzmanöver waren nicht möglich

Inzwischen kommen selbst manchen Zeitungen Zweifel an einigen Aussagen der ukrainische Führung. Die Russen, so Kiew, hätten den Damm gesprengt, um damit mögliche ukrainische Offensivoperationen in der Region zu verhindern bzw. zu verzögern. Militärexperten verweisen darauf, dass bei Cherson der Fluss so breit ist, dass das ukrainische Militär ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre, hier Übersetzmanöver für große Militärverbände durchzuführen.

Russische Verteidigungsstellungen vernichtet

Es ist mittlerweile bekannt, dass die von Russland kontrollierten Gebiete viel stärker als die auf der westlichen Seite von Überschwemmungen betroffen sind, weil die Gebiete auf der östlichen Sete tiefer liegen als die auf der westlichen. Experten des US-Instituts ISW stellten fest, dass die reißenden Fluten die russischen Verteidigungsstellungen an der Frontlinie vernichtet haben. Dabei sollen die Russen Kämpfer, Ausrüstung und Militärtechnik verloren haben.

Krim hat kaum eigene Trinkwasserressourcen

Zudem besteht nun für die Krim die Gefahr, dass sie von der Wasserversorgung durch den vom Stausee abzweigenden Kanal abgeschnitten wird. Das wäre für Russland ein echtes Problem, weil die Krim kaum über eigene Trinkwasserressourcen verfügt. Das alles will nicht heißen, dass eine Täterschaft Russland völlig auszuschließen wäre. Unter dem Strich sind jedenfalls die bisher von der ukrainischen Führung angeführten Behauptungen wenig überzeugend. Leider gibt es wenig Anlass zur Hoffnung, dass die Presse hierzulande ernsthaft die Möglichkeit einer ukrainischen Täterschaft untersucht. Da bleibt nur Eines: Wir die BürgerInnen dieses Landes müssen unser Hirn einschalten.

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„Delithification“ von Talya Lubinsky – Ausstellung des Kunstvereins Schwäbisch Hall zu den Themen Erinnern und Gedenken

Zur Ausstellungseröffnung von Talya Lubinskys „Delithification“ am Samstag, 3. Juni 2023, um 18 Uhr lädt der Kunstverein Schwäbisch Hall in seine Ausstellungsräume Am Markt 7/8 ein. Begrüßung durch die Vorsitzende Dr. Sonja Klee, 1. Vorsitzende. Die Kulturwissenschaftlerin Natascha Häutle führt in die Ausstellung ein.

Von Natascha Häutle, Kunstverein Schwäbisch Hall

Werkgruppen „Melting Stone“ und „Marble Dust“

Unter dem Titel „Delithification“ zeigt der Kunstverein Schwäbisch Hall e. V. Arbeiten der in Berlin lebenden südafrikanischen Künstlerin Talya Lubinsky. Sie beschäftigt sich auf außergewöhnliche Weise mit der Frage des Erinnerns und Gedenkens, das sich im Material Stein verfestigt. Die Künstlerin ist bei der Eröffnung anwesend. Talya Lubinsky (*1988) untersucht in ihren Arbeiten Stein als ein Material, durch das normatives Wissen und Praktiken rund um Gedenken und Erinnerung verkörpert und infrage gestellt werden. In der Ausstellung im Kunstverein Schwäbisch Hall werden zwei Werkgruppen gezeigt, „Melting Stone“ (2022) und „Marble Dust“ (2020).

Zwangsarbeitende schufteten im Steinbruch

„Melting Stone“ entstand 2022 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dort beschäftigte sich Lubinsky mit der geologisch-historischen Bedeutung des Granits, der während der NS-Zeit in dem angrenzenden Steinbruch von Zwangsarbeitenden abgebaut wurde. Einst als Lava 30 Kilometer unter der Erde fließend, wurde der Granit durch Kontinentalverschiebungen an die Oberfläche gedrückt, wo er in seiner verfestigten Form als Granit zu sehen ist. Mit „Melting Stone“ experimentierte Lubinsky mit der Erhitzung der Steine bis zu ihrem Schmelzpunkt und machte somit den Lebenszyklus des Granits sichtbar.

Schwarze politische Gefangene

„Marble Dust“ ist Ergebnis von Recherchen in Südafrika, im nördlich von Pretoria gelegenen Township Mamelodi. Auf dem Friedhof Mamelodi Cemetery wurden schwarze politische Gefangene bestattet. In den Büros fanden sich von der Zeit gezeichnete Seiten alter Registraturbücher mit Namen und Daten. Die Umrisse dieser halb zerfallenen Zeugnisse der Geschichte des Friedhofs hat Talya Lubinsky in Marmor hergestellt. Das fragile Papier wird damit in einem Material verewigt, das selbst aus dem Kalzium von Knochen und den Schalen von Meerestieren besteht, das durch die Einwirkung von Zeit und Hitze komprimiert wurde. Die Arbeit wurde erstmals 2020 im Künstlerhaus Bethanien in Berlin gezeigt, wo Lubinsky eine von der KfW Stiftung geförderte Artist Residency innehatte.

Über Gerechtigkeit und Solidarität nachdenken

Die poetischen und materiellen Qualitäten des Steins sind der gemeinsame Nenner der Arbeiten Lubinskys. In der Beschäftigung mit dem Material und den unterschiedlichen Bedeutungsschichten bieten sie zahlreiche Anknüpfungspunkte, um über Fragen von Erinnern und Gedenken, Gerechtigkeit und Solidarität nachzudenken. Talya Lubinsky erhielt ihren Master of Fine Arts an der University of Witwatersrand, Johannesburg, und arbeitet seit 2019 in Berlin. 2023 erhielt sie ein Stipendium für bildende Künstler:innen im Rahmen des Förderprogramms NEUSTART KULTUR.

Öffnungszeiten:

Die Ausstellung im Kunstverein Schwäbisch Hall ist von 4. Juni 2023 bis 10. September 2023 geöffnet. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Weitere Informationen und Kontakt:

Kunstverein Schwäbisch Hall e.V
Am Markt 7/8
74523 Schwäbisch Hall

Telefon 0791/9780186

E-Mail: info@kvsha.de

Internet: www.kvsha.de

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