„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ – Redebeitrag von Jochen Dürr, DGB-Kreisvorsitzender, bei der „Kundgebung #solidarität“ in Crailsheim

Der DGB-Kreisvorsitzende Jochen Dürr hat bei der „Kundgebung #solidarität“ in Crailsheim am 22. Januar 2022 auf dem Schweinemarktplatz gesprochen. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht Dürrs Redebeitrag in voller Länge.

Rede von Jochen Dürr, DGB Kreisvorsitzender Schwäbisch Hall bei solidaritätKundgebung in Crailsheim

Liebe Freundinnen, liebe Kolleginnen, sehr geehrte Damen und Herren

Das Zitat des Buchenwald-Überlebenden Willi Bleicher „ Du sollst Dich niemals vor einem lebenden Menschen bücken „ ist das Vermächtnis für uns als Gewerkschafterinnen. Die Achtlosigkeit und Schamlosigkeit der so genannten Querdenkerinnen gegenüber der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Opfer werden wir als Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes und seiner Einzelgewerkschaften nie akzeptieren.

Nicht in die Talkshow, sondern vor Gericht

Wer heute einen Davidstern an der Jacke trägt und damit die Verfolgung und Ermordung von Millionen Juden mit seiner eigenen Lage während der Pandemie vergleicht, wer Schilder vor sich her trägt, auf denen ‚Arbeit macht frei‘, der Schriftzug über den Toren vieler Konzentrationslager, und „Impfen macht frei“ steht, wer von „Nürnberg 2.0“ schwafelt und damit das Infektionschutzgesetz mit den Nürnberger Rassegesetzen gleichsetzt, der will die Verbrechen der Vergangenheit mindestens verharmlosen, der will die Geschichte umschreiben, will vergessen machen, was in Auschwitz, Treblinka, Buchenwald geschehen ist, und sich selbst vollkommen überhöht als Opfer auf der politischen Bühne inszenieren, und das, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind nicht irgendwelche Meinungsäußerungen, das sind Straftatbestände, das gehört nicht in die Talkshow, sondern vor Gericht, da braucht es unseren entschiedenen Widerspruch!

Opfer dieser Pandemie sind die vielen Toten, sind die Kranken, sind die Angehörigen

Opfer dieser Pandemie sind auch die Kolleginnen und Kollegen der Gesundheitsbranche

Unsere Kolleginnen beispielsweise in der Pflege und Betreuung sind nun fast im dritten Jahr unter erschwerten Bedingungen die sogenannten Heldinnen und es wird geklatscht. Sie mussten lange um Masken betteln und um Schutzkleidung, davon war im März 2020 kaum etwas vorhanden. Das stundenlange Tragen von FFP-Masken und von Schutzkleidung in Quarantänesituationen in den Pflegeheimen und Einrichtungen macht die Kolleginnen mürbe und erschwert die Arbeitsbedingungen noch mehr. Viele Stellen sind schon lange unbesetzt, weil die Kolleginnen die untragbaren Bedingungen nicht mehr aushalten. Die öffentliche Daseinsvorsorge auf den Intensivstationen, den Gesundheitsämtern und in der ambulanten Altenhilfe wurde durch die neoliberale Politik der Schwarzen NULL und der Einführung von Fallpauschalen schon lange vor der Pandemie gegen die Wand gefahren.

Beschäftigte in Gastronomie und Einzelhandel können Lebensunterhalt oft nicht bezahlen

Labore wurden privatisiert und heute wundern wir uns über die langen Wartezeiten auf die Ergebnisse von PCR-Ergebnissen. Erzieherinnen in KITAs und Lehrerinnen in Schulen mussten / müssen um Masken betteln – Testmaterial wurde erst spät beschafft oder war lange gar nicht vorhanden, weil die Produktion schon längst in Billiglohnländer ausgelagert worden waren und jetzt die Lieferketten brachen. Die Beschäftigten in Gastronomie und Einzelhandel waren über einen langen Zeit mit 60 Prozent Kurzarbeiterinnengeld in Existenznöten und konnten / können bis heute nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im Gegenzug feierte der Versandhandel mit Amazon an der Spitze exorbitante Gewinne und bezahlt dafür keine Steuern. Den Kolleginnen im Einzelhandel an der Kasse wurden Toilettenpackungen an den Kopf geworfen – ein Großteil der Lebensmittelkonzerne verdienten sich dumm und dämlich – die Beschäftigten wurden mit Gutscheinen abgespeist. Die Tarifflucht im Lebensmittelbereich geht weiter und ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag wird verweigert.

Nach dieser Analyse bedarf es einer Kehrtwende aus Sicht der Gewerkschaften:

Die öffentliche Daseinsvorsorge z.B. in Gesundheitsämtern muss personell gestärkt werden.

Die Pflege / Betreuung braucht eine gesetzliche Personalbemessung.

Weitere Informationen im Internet und Kontakt zum DGB-Kreisverband Schwäbisch Hall:

https://nordwuerttemberg.dgb.de/ueber-uns/kreisverbaende/kv-schwaebisch-hall

Weitere Informationen im Internet über Jochen Dürr:

https://www.agmav-wuerttemberg.de/index.php/agmav-vorstand/vs-jochen-duerr

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