Offenes Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte: Wie sich der Umgang mit dem Nationalsozialismus in den vergangenen 30 Jahren gewandelt hat – Im KZ Dachau waren auch Menschen aus Hohenlohe inhaftiert

Zum zehnten Mal findet im Jugendgästehaus Dachau das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte statt. Die zweitägige Veranstaltung am Freitag, 9. und Samstag, 10. Oktober 2009, knüpft an das erste Symposium „Beschweigen und Bekennen“ im Jahr 2000 an und versucht den Wandel herauszuarbeiten, der im Umgang mit der NS-Geschichte in den letzten dreißig Jahren in vielen Bereichen von Wissenschaft, Bildung, Politik und Medien stattgefunden hat. Im Konzentrationslager Dachau saßen zwischen 1933 und 1945 auch Menschen aus Hohenlohe unter schlimmen Bedingungen in Haft.

Dr. Bernhard Schossig, Projektleiter Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte

Vor 30 Jahren gab es einen Wendepunkt im Umgang mit dem Nationalsozialismus

„Öffentliche Erinnerung und Medialisierung des Nationalsozialismus. Eine Bilanz der letzten dreißig Jahre“ lautet der Titel des 10. Dachauer Symposiums zur Zeitgeschichte am 9. und 10. Oktober im Jugendgästehaus Dachau. Renommierte Historikerinnen und Historiker analysieren die Veränderungen im Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus während der vergangenen drei Jahrzehnte. Die Zeitspanne ist nicht zufällig  das Ende der 1970er-Jahre markiert in Deutschland einen Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus: Mit dem Generationenwechsel begann man sich intensiv mit dem Holocaust zu beschäftigen, was zum Entstehen einer spezifischen Gedächtniskultur führte. So konnte 1979 nach Jahren der Verdrängung und des Schweigens die Ausstrahlung der Serie „Holocaust“ im westdeutschen Fernsehen zu einem epochalen Medienereignis in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland werden. Der Nationalsozialismus und vor allem die im Namen Deutschlands begangenen Gräueltaten wurden Gegenstand einer breiten öffentlichen Debatte.

Das Symposium betrachtet die Entwicklung bis heute

Hier setzt das 10. Dachauer Symposium an und betrachtet die Entwicklung im Umgang mit der NS-Geschichte bis heute. Dabei wird es drei Schwerpunkte geben:
1. Nationalsozialismus und Holocaust in Film, Fernsehen, Schulbuch, Printmedien und Internet
2. Nationalsozialismus und Holocaust in Gedenkstätten und Museen
3. Rezeptionsgeschichte des Nationalsozialismus

„Wie Deutschland sich in den letzten Jahrzehnten zum Gewinner des 2. Weltkrieges verwandeln konnte –  eine Außenansicht.“

Die Stadt Dachau und das Jugendgästehaus Dachau als Veranstalter haben die wissenschaftliche Verantwortung für das diesjährige Symposium Gerhard Paul vom Institut für Geschichte an der Universität Flensburg sowie Bernhard Schossig von der Universität München übertragen. Schossig hat auch die Gesamtprojektleitung für die Symposiumsreihe inne; Paul betreute bereits im Jahr 2001 ein Dachauer Symposium mit dem Thema „Die Täter der Shoah“. Auf dem 10. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte werden Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland sprechen, darunter Moshe
Zimmermann von der Hebräischen Universität Jerusalem. Sein Thema wirkt auf den ersten Blick provokant: „Wie Deutschland sich in den letzten Jahrzehnten zum Gewinner des 2. Weltkrieges verwandeln konnte –  eine Außenansicht.“

Jetzt anmelden:
Anmeldungen zum Symposium sind online unter www.dachauer-symposium.de/ möglich. Hier sind auch weitere Informationen über das diesjährige Symposium sowie über die gesamte Symposiumsreihe
abrufbar. Die Kosten für die Teilnahme mit Verpflegung und Übernachtung im Einzelzimmer belaufen sich auf 65,- Euro, im Doppelzimmer auf 50,- Euro pro Person. Ohne Übernachtung beträgt der Beitrag pro Teilnehmer 35,- Euro. Über Ermäßigungen informiert die Webseite.

Ergänzende Publikationen
Das Projekt Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte ist zweigleisig angelegt. Zu den Tagungsthemen erscheint jeweils im Wallstein-Verlag, Göttingen, ein wissenschaftlicher Sammelband gleichen Namens.

Band 1: Norbert Frei/Sybille Steinbacher (Hg.)
Beschweigen und Bekennen. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft und der Holocaust,
Göttingen 2001, vergriffen
Band 2: Gerhard Paul (Hg.)
Die Täter der Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche?,
Göttingen 2002, 2. Auflage
Band 3: Hans Günter Hockerts/Christiane Kuller (Hg.)
Nach der Verfolgung. Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in Deutschland?,
Göttingen 2003
Band 4: Bernd-A. Rusinek (Hg.)
Kriegsende 1945, Göttingen 2004
Band 5: Johannes Tuchel (Hg.)
Der vergessene Widerstand, Göttingen 2005
Band 6: Cord Arendes/Edgar Wolfrum/Jörg Zedler (Hg.)
Terror nach Innen, Göttingen 2006
Band 7: Ludwig Eiber/Robert Sigel (Hg.)
Dachauer Prozesse, Göttingen 2007
Band 8: Marita Krauss (Hg.)
Sie waren dabei. Mitläuferinnen, Nutznießerinnen, Täterinnen im Nazionalsozialismus,
Göttingen 2008
Demnächst erscheint Band 9: Andreas Wirsching (Hg)
Das Jahr 1933. Die nationalsozialistische Machteroberung und die deutsche Gesellschaft,
Göttingen 2009
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Hintergrundinformationen:
Die Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte (http://www.dachauer-symposium.de/) wurden von der Stadt Dachau aus ihrer Verpflichtung der Vergangenheit gegenüber in Zusammenarbeit mit dem Jugendgästehaus Dachau im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Sie sind Teil der vielfältigen Bestrebungen des modernen Dachau, sich mit der Vergangenheit der Stadt uneingeschränkt und aktiv auseinanderzusetzen. Dachau als Lernort will einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung und Begegnung leisten und die Erinnerung an die Opfer des KZ Dachau wahren. Im Rahmen der Dachauer Symposien wird Zeitgeschichte in ihrer gesamten Breite auf wissenschaftlicher Ebene behandelt. Zudem werden neue Forschungsansätze aus dem jeweiligen Themenumfeld präsentiert. Die Symposien stehen Wissenschaftlern und Fachleuten sowie der interessierten Öffentlichkeit offen. Die Veranstaltungen finden in regelmäßigen Abständen unter wechselnder wissenschaftlicher Federführung im Jugendgästehaus Dachau statt. Zweite Säule des Projekts ist die Reihe „Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte“ mit wissenschaftlichen Sammelbänden zu den jeweiligen Symposiumsthemen. Sie wird von Bernhard Schossig im Auftrag der Stadt Dachau und des Jugendgästehauses Dachau herausgegeben und erscheint im Wallstein-Verlag, Göttingen.

Das 1998 eröffnete Jugendgästehaus (http://www.jgh-dachau.de/de) hat sich zu einem Zentrum für historisch-politische Bildung für Schulklassen und Jugendgruppen und zu einer internationalen Jugendbegegnungsstätte entwickelt. Das Haus ermöglicht mehrtägige Veranstaltungen am Lernort Dachau und damit eine Intensivierung und Qualifizierung der pädagogischen Arbeit. In deren Zentrum steht die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Konzentrationslagers und der Gedenkstätte Dachau. Erweitert wird diese Auseinandersetzung auf die Gesamtgeschichte der NS-Zeit bzw. um den Transfer zur Gegenwart mit Themen wie Menschenrechte, Demokratie, Toleranz, Frieden etc. Träger der Stiftung Jugendgästehaus Dachau sind der Freistaat Bayern, die Große Kreisstadt Dachau sowie der Landkreis Dachau.

Weitere Informationen:
Dr. Bernhard Schossig, Projektleiter Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Telefon 089/715235, E-Mail bernhard.schossig@web.de

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