„Wenn Journalisten die Kriegstrommeln schlagen und Generäle den Frieden fordern, läuft irgendwas komplett falsch“ – Link zum Artikel auf den „NachDenkSeiten“

Wir leben in verrückten Zeiten. Während die angeblich „linksliberale“ Presse im Gleichschritt mit einer übergroßen Mehrheit im Bundestag tagein, tagaus den Krieg in der Ukraine durch Waffenlieferungen weiter eskalieren und verlängern will, mahnen Generäle zur Zurückhaltung und fordern Friedensverhandlungen, um dem Sterben ein Ende zu setzen und eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur mit Russland aufzubauen, die die Gefahr eines Dritten Weltkrieges minimiert.

Von Jens Berger, NachDenkSeiten vom 16. Januar 2023

Erich Bad musste auf Zeitschrift „Emma“ ausweichen

Dies fordert unter anderem General a.D. Erich Vad, der von 2006 bis 2013 militärpolitischer Berater von Angela Merkel war. Und da wir in verrückten Zeiten leben, bekam Vad nicht die Gelegenheit, seine Forderungen im SPIEGEL, der ZEIT, der WELT oder einem Format der Öffentlich-Rechtlichen zu äußern, sondern „musste“ auf die nicht eben als sicherheitspolitisches Fachblatt bekannte Zeitschrift „Emma“ ausweichen. Dafür muss man der Emma und Vad dankbar sein.

„Burgfriedenspolitik“

Wie konnte es eigentlich so weit kommen, dass die öffentliche Debatte zu allen Fragen rund um den Ukraine-Krieg eine derartige Schlagseite bekommen hat? Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine scheint es in den großen Medien nur noch eine erlaubte Position zu geben und das geht von der konservativen FAZ bis zur als links geltenden taz. Aus dem August 1914 ist von Kaiser Wilhelm II das Zitat, „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche!“, überliefert. Historiker sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Burgfriedenspolitik“. Einen solchen Burgfrieden gibt es heute offenbar auch. Medien und große Teile der Politik befinden sich mental im Krieg und ordnen diesem „höheren Zweck“ alles andere unter. Nur alternative Medien wie die NachDenkSeiten und erstaunlicherweise die Emma, als einziges eher „klassisches“ Medium, spielen dieses Spiel nicht mit. (…)

Link zum ganzen Artikel auf den „NachDenkSeiten:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=92557

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„Pädagogische Fachkräfte fehlen“ – didacta-Bildungsmesse in Stuttgart

Personalmangel, Überstunden, schlechte Bezahlung, dazu Herausforderungen wie Corona-Pandemie, Ganztagsausbau oder die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher: Das Bildungssystem und sein Personal stoßen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Von den Organisatoren der didacta-Bildungsmesse Stuttgart

Fachkräfte müssen auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen können

Manchmal beginnt Qualität schlicht mit den richtigen Zahlen: Gruppengrößen von maximal 15 Kindern und einen Personalschlüssel von 1:3 bei Krippenkindern und 1:7,5 bei Kindern ab drei Jahren – das sind für Kindheitspädagogin Rahel Dreyer Voraussetzungen dafür, dass in der Kita „Fachkräfte auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen können […]“. Mit der Realität hat das jedoch wenig zu tun, kaum ein Bundesland wird dieser Anforderung gerecht. Und das obwohl in Kitas die Weichen für den späteren Bildungserfolg gestellt werden. „Mehrere Studien belegen, dass sich Kinder sprachlich, kognitiv und sozial ungünstig entwickeln, wenn diese Standards unterlaufen werden“, so Dreyer im „Spiegel+“-Interview. Die Wissenschaftlerin kritisiert in diesem Kontext, dass der Bund beim „Gute-Kita-Gesetz“ die Nutzung der Gelder den Ländern überlassen habe. Statt in die Qualität zu investieren, entlasteten einige Länder lieber die Eltern bei den Kita-Beiträgen.

Fachkräftemangel trifft die Schwächeren besonders hart

Drastische Auswirkungen hat der Personalmangel im Umgang mit Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien, denn sie benötigen in der Schule viel Unterstützung. Eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands ergab, dass 72 Prozent der Beschäftigten, die in Kitas in sozial schwachen Milieus arbeiten, diesem Unterstützungsbedarf wegen des zu niedrigen Personalschlüssels „überhaupt nicht oder eher nicht“ gerecht werden können. Ein Problem, das auch viele Brennpunktschulen kennen. Wie Hamburg, Sachsen oder NRW plant nun Baden-Württemberg für die gezielte Förderung dieser Schulen die Einführung eines Sozialindex. Hamburger Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen bekommen so beispielsweise bis zu 50 Prozent mehr Personal. 

Zuwendung und Vertrauen

„Jugendliche aus schwierigen Situationen brauchen beides, Zuwendung und Vertrauen in Lehrkräfte“, meint auch Prof. Dr. Riecke-Baulecke. Der Leiter des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg betont zudem in der Zeitschrift des Philologenverbands Baden-Württemberg: „Lehrerinnen und Lehrer sind Führungskräfte und üben einen der wichtigsten Berufe in unserer Gesellschaft aus. Sie ermöglichen Bildung und Demokratiefähigkeit der nachwachsenden Generation.“ Doch obwohl sie so wichtig sind, fehlen sie vielerorts – auch an den Beruflichen Schulen. Viele Lehrkräftestellen bleiben dort jedes Jahr unbesetzt, tausende Unterrichtsstunden fallen aus, speziell in den MINT-Fächern. Die Zahl der Lehrkräfte, die altersbedingt ausscheiden, ist dabei laut Pankraz Männlein, Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung e. V. (BvLB), „weitaus höher als die Zahl der Lehramtsstudierenden, die nachrücken“.

Mehr Nachwuchs ausbilden

Fachkräfte müssen also nicht nur angeworben, sondern vor allem in höherer Zahl ausgebildet werden. Dass beispielsweise die Zahl der Abbrecherinnen und Abbrecher in manchen Lehramtsstudiengängen bei fast 50 Prozent liege, ist für die Gewerkschaft GEW ein deutliches Zeichen für „erhebliche Mängel in den Studiengängen“. Vorsitzende Maike Finnern fordert, die Studienbedingungen zu verbessern, die Ausbildungskapazitäten in Studium und Referendariat zu erhöhen und den Numerus clausus (NC) für alle Lehramtsausbildungen abzuschaffen. Es sei höchste Zeit, Bund und Länder zu verpflichten, ihr „Versprechen einzulösen, zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung und Forschung zu investieren“.

Weg aus dem Hamsterrad „Fachkräftemangel“ finden

„Mit mehr Personal verbessern sich die Arbeitsbedingungen für alle. Damit steigen die Chancen, dass sich mehr Menschen für die Arbeit in einer Kita oder Schule entscheiden und zugleich die vorhandenen Fachkräfte im Beruf bleiben“, bilanziert Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Allerdings: Der Weg ist noch weit, und nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen kann ein Weg aus dem Hamsterrad namens „Fachkräftemangel“ gefunden werden.

Über die didacta – die Bildungsmesse in Stuttgart

Vom 7. bis 11. März 2023 führt die didacta als weltweit größte und Deutschlands wichtigste Bildungsmesse wieder Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Stuttgart zusammen.

Einige Veranstaltungen:

Forum Bildungsperspektiven
Diskussion: Berufsorientierung in Zeiten des Fachkräftemangels
08.03.2023
15:30 Uhr bis 16:15 Uhr

Forum Bildungsperspektiven
Diskussion: Keinen Bock auf Schule!? Strategien gegen den Lehrkräftemangel
Jürgen Böhm, Helmut Hochschild, Petra Ferrari, N. N.
09.03.2023
14:00 Uhr bis 14:45 Uhr

Forum Berufliche Bildung
Diskussion: Fachkräftelücke schließen, Future Skills vermitteln. Was soll Berufsorientierung heute leisten?
Christoph Dahl, Stefan Küpper und Dr. Susanne Koch, N. N.
10.03.2023
12:00 Uhr bis 12:45 Uhr

Forum Schulpraxis
Exzellenz für Baden-Württemberg. Neue Fortbildungsangebote für Schulleitungen
Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke
08.03.2023
11:00 Uhr bis 11:30 Uhr

Forum Schulpraxis
Diskussion: „Wir können (nicht) mehr!“ – Praxisprojekte in Zeiten multipler Krisen und von Bildungsungerechtigkeit
Balu und Du e.V. und Gäste
11.03.2023
12:00 Uhr bis 13:00 Uhr

Nähere Informationen zu den Veranstaltungen der didacta 2023 gibt es im Internet auf folgender Seite:

www.didacta-messe.de

Weitere Artikel und Interviews zur didacta – die Bildungsmesse 2023 gibt es im Dossier auf der Internetseite

www.bildungsklick.de

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„Weckelweiler Gemeinschaften bei einem Rundgang kennenlernen“ – Anmeldung per E-Mail oder telefonisch


Die Weckelweiler Gemeinschaften als anthroposophisch orientiertes Sozialunternehmen der Behindertenhilfe in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler laden am Freitag, 27. Januar 2023 zu einem geführten Rundgang durch ihre Werkstätten ein.

Von den Weckelweiler Gemeinschaften

20 unterschiedliche Werkstätten

Insgesamt betreiben die Gemeinschaften 20 unterschiedliche Werkstätten. Der Rundgang beginnt um 13.30 Uhr. Treffpunkt ist an der Litfaßsäule vor dem SoBio in der Heimstraße 16 in Weckelweiler. Am Rundgang Interessierte müssen bereit sein, in den Werkstätten eine FFP2-Maske zu tragen.

Anmeldungen: Telefon 07954 970-0 oder per E-Mail piller@weckelweiler.de

Weitere Informationen und Kontakt:

https://weckelweiler.de/

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„Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsorganisationen wurden attackiert“ – CDU-Kreisvorstand Schwäbisch Hall verurteilt Angriffe auf Hilfsorganisationen

Der CDU-Kreisvorstand Schwäbisch Hall verurteilt Angriffe auf Hilfsorganisationen. Dies hat der im Dezember neu gewählte Vorstand des CDU-Kreisverbands bei der konstituierenden Sitzung am Montag, 9. Januar 2023 beschlossen.

Vom CDU-Kreisvorstand Schwäbisch Hall

145 Personen mit 18 verschiedenen Nationalitäten festgenommen

Mit frischem Wind und wichtigen Themen für das Jahr 2023 nahm der Kreisvorstand die Arbeit auf. In der politischen Diskussion standen auch die Ereignisse der Silvesternacht im Fokus. Aus Berlin und anderen Städten wurde über schockierende Angriffe auf Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsorganisationen berichtet. Die Mitteilung der Berliner Polizei, dass zur Silvesternacht 145 Personen mit 18 verschiedenen Nationalitäten wegen verschiedener Delikte festgenommen wurden, hatte eine bundesweite Debatte losgetreten.

In Heilbronn Silvesterrandalierer zu neun Monaten Haft verurteilt

Einzelne Angriffe gegen Einsatzkräfte hat es in der Vergangenheit auch im Landkreis Schwäbisch Hall gegeben. Einigkeit herrscht im CDU-Vorstand darüber, dass tätliche Angriffe auf Rettungs- und Einsatzkräfte strafrechtlich konsequent verfolgt und rasch aufgearbeitet werden müssen. Anerkennend wird auf den Fall in Heilbronn verwiesen, wo nur wenige Tage nach dem Angriff auf Polizeibeamte ein Silvesterrandalierer zu neun Monaten Haft verurteilt wurde.

Respekt vor Mitmenschen durch verpflichtenden Gesellschaftsdienst fördern

Der CDU-Kreisvorstand verurteilt jegliche Angriffe auf Hilfsorganisationen und staatliche Institutionen aufs Schärfste, unabhängig von Herkunft und Gruppenzugehörigkeit. Solche Taten müssen ein gesellschaftliches Tabu bleiben. „Wir sind uns einig: Dem Dienst in staatlichen Einrichtungen und dem Ehrenamt in Vorsorge- und Rettungsaufgaben gebührt unser Respekt. Wir sind dankbar für jeden Einzelnen, der sich in Polizei, Feuerwehr und als Rettungskraft für unsere Gemeinschaft einsetzt“, fasst Kreisvorsitzender Tim Breitkreuz zusammen. Geht es nach dem CDU-Kreisvorstand, sollen jetzt Debatten über einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst unter verstärkter Einbeziehung der Feuerwehren, Rettungsorganisationen und der Polizei begonnen werden. „Es geht hier auch um den Respekt vor unseren Mitmenschen und den gemeinsamen Werten, die ein friedliches Miteinander in unserem Land sicherstellen“ so Tim Breitkreuz. Neben der vollen rechtsstaatlichen Strafverfolgung bedarf es eines versöhnlichen gesellschaftlichen Ansatzes, der ausgegrenzte und enttäuschte Menschen in die Gesellschaft zurückholt. Zusammenhalt und ein offenes Eintreten für Demokratie sind hier entscheidend. Hierfür setzt sich der CDU-Kreisverband Schwäbisch Hall ein.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.cdu-sha.de/index.php?id=3&no_cache=1

https://www.cdu.de/artikel/taeter-muessen-haerte-des-rechtsstaates-spueren?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_term=rss&utm_content=rss&utm_campaign=rss

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„Wenn der „Sturmvogel“ singt“ – Rechtsextreme Propaganda beim Winterlager im Jugendheim Hohenlohe in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen

Vom 27. Dezember 2022 bis 1. Januar 2023 führte der rechtsextreme „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ ein geheimes Winterlager in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen (Baden-Württemberg) durch. Kinder und Jugendliche trugen Fackeln, Fahnen und Uniformen mit schwarz-weiß-roten Abzeichen.

Von Timo Büchner| 6. Januar 2023

Odal-Rune

„Odalrune auf blutrotem Tuche | Weh voran uns zum härtesten Streit | Odalrune, Dir Zeichen aller Freien | Sei der Kampf unseres Lebens geweiht“ – so lautete eine Strophe aus dem Liederbuch der „Wiking-Jugend“ (WJ). Die WJ, 1952 gegründet, war eine neonazistische Kinder- und Jugendorganisation. Ihre Fahne war schwarz-weiß-rot und zeigte eine Odal-Rune. Im Nationalsozialismus wurde die Rune von der Hitler-Jugend und vom Rasse- und Siedlungshauptamt der SS verwendet.

Antisemitisch und rassistisch

Mehr als 40 Jahre konnte die WJ Neonazi-Ideologie unter Kindern und Jugendlichen verbreiten. Die Organisation konnte paramilitärische Lager durchführen und „Rassenkunde“ lehren. 1994 war Schluss: Das Bundesinnenministerium verbot die WJ. Nach einer Klage bestätigt vom Bundesverwaltungsgericht. Das Gericht urteilte, die WJ sei antisemitisch und rassistisch. Und: „Ferner verunglimpft sie die Bundesrepublik Deutschland und will die parlamentarische Demokratie durch einen Führerstaat nationalsozialistischer Prägung ersetzen.“

Der „Sturmvogel“ ist bis heute aktiv

1987, einige Jahre vor dem Verbot der WJ, wurde der „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ als Abspaltung gegründet. Seine Fahne ist, wie einst die Fahne der WJ, schwarz-weiß-rot und zeigt einen Vogel. Im Gegensatz zur WJ ist der „Sturmvogel“ bis heute aktiv. Im Sommer 2022 führte die rechtsextreme Kinder- und Jugendorganisation ein Zeltlager auf dem Immenhof durch. Der Immenhof, von Hecken und Wald verdeckt, liegt in Bispingen-Hützel (Niedersachsen).

„Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“

Ein großes Schild zeigte das Lagermotto in Frakturschrift: „Der Fröhlichkeit die Türen auf“. Damals leitete Wolfhard F. aus dem Raum Uelzen das Lager. F., Mitte 20, stammt aus einer völkischen „Sippe“ und hat Kontakt zum rechtsextremen Ludendorff-Netzwerk. Das Netzwerk pflegt die antisemitische und rassistische Ideologie Mathilde Ludendorffs (1877-1966). Der einflussreichste und wichtigste Verein des Netzwerks ist der „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“.

„Jugendheim Hohenlohe“

Der „Bund für Gotterkenntnis“ besitzt seit Anfang der 1970er-Jahre ein altes, mehrstöckiges Bauernhaus im Südwesten Deutschlands. Das Haus trägt den Namen „Jugendheim Hohenlohe“ und liegt in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen (Baden-Württemberg). Vom 27. Dezember 2022 bis 1. Januar 2023, knapp fünf Monate nach dem Zeltlager in der Lüneburger Heide, führte der „Sturmvogel“ ein Lager im „Jugendheim“ durch. Erneut leitete Wolfhard F. das Lager. Knapp 50 Personen, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche, nahmen teil. Jungs mit Scheitel, Mädchen mit geflochtenen Zöpfen. Erwachsene und Kinder trugen Uniformen. Die Teilnehmer in dunkelgrünen Hemden und schwarzen Zimmermannshosen. Die Teilnehmerinnen in dunkelgrünen Blusen und schwarzen Röcken. Am Ärmel ein rot-weißes Abzeichen mit schwarzem Vogel. Einzelne Teilnehmer*innen trugen Braunhemden ohne Abzeichen.

Fackeln, Fahnen, Uniform

Die Autos vor dem „Jugendheim“ kamen hauptsächlich aus Norddeutschland, Kennzeichen aus Ludwigslust und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) sowie aus Lüneburg und Uelzen (Niedersachsen) waren zu sehen. In Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen verfügt die völkische Szene seit Jahrzehnten über gefestigte Strukturen. Hin und wieder wurden Kennzeichen mehrerer Autos abmontiert. Offensichtlich sollte die Anwesenheit einiger Teilnehmer*innen verheimlicht werden.

Rechtsextreme „Identitäre Bewegung“.

So wurden die Kennzeichen eines weißen Mercedes aus Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) und eines silbernen Mercedes aus Meißen (Sachsen) abgehängt. Letzteres fuhr David S. aus den Reihen der rechtsextremen „Identitären Bewegung“. Die Kennzeichen täuschen über die Tatsache hinweg, dass die Teilnehmer:innen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren. Kurzzeitig stattete Dr. Hartmut Klink aus Ingelfingen-Lipfersberg (Baden-Württemberg) dem völkischen Lager einen Besuch ab. Der Augenarzt mit einer Praxis in Künzelsau ist mit Gudrun Klink verheiratet. Sie ist die Bundesvorsitzende des „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“.

Kein lockerer Frühsport, sondern eher Drill

Am 30. Dezember 2022, am Morgen eines Lagertages, ging um 7 Uhr das Licht im „Jugendheim Hohenlohe“ an. Um 7:15 Uhr strömten zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem Haus, darunter 8- und 9-Jährige. Viele trugen Shirts und kurze Hosen. Die Temperatur lag knapp oberhalb des Gefrierpunkts. Plötzlich joggten drei Personen in Richtung Kirchberg, drei weitere Personen in Richtung Wald. Sie bildeten offenbar die Vorhut und sollten schauen, ob Beobachtung oder eine Gefahr droht. Erschöpft kamen die Kinder und Jugendlichen nach einer Runde in der Dunkelheit zurück und machten den Eindruck: weniger lockerer Frühsport, sondern eher Drill.

Alle in Uniform

Pünktlich um 8 Uhr begann auf einer Wiese der Morgenappell mit Fackeln, einem Dutzend Fahnen und Liedern statt. Neben Kindern und Jugendlichen nahmen einige Erwachsene teil, alle in Uniform. Die Szene auf der Wiese hat viele Parallelen zur verbotenen WJ, aber auch zum Bund Deutscher Mädel und der Hitler-Jugend aus dem Nationalsozialismus.

Das Überleben des Stärkeren

Derartige Lager haben das Ziel, das „deutsche Volkstum“ zu bewahren und das „arische“ Erbe weiterzutragen. Eine wichtige Rolle spielt Sport und insbesondere: der harte Wettkampf im Sport. Einmal fuhren die Teilnehmer:innen ins Schwimmbad, an einem anderen Tag zum Fußballspielen. Einmal soll im Wald ein Survivaltraining stattgefunden haben. Das Motto lautet: „survival of the fittest“ (deutsch: das Überleben des Stärkeren).

Aufschrift „Offizieranwärter-Bataillon 2 Hammelburg“

Ein Jugendlicher trug ein Shirt der Rechtsrock-Band „Kategorie C“, darauf zu sehen: ein Schwert mit der Parole „Widerstand“. Ein anderer trug eine rote Trainingsjacke mit der Aufschrift „Offizieranwärter-Bataillon 2 Hammelburg“. Der Bundeswehr-Verband, stationiert im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen (Bayern), wurde im Frühjahr 2021 aufgelöst. Womöglich genoss der junge Mann eine Ausbildung im Militär.

„Von der Maas bis an die Memel“

Das Lager gipfelte in der Neujahrsnacht. Der „Sturmvogel“ stellte in dieser Nacht seine Nähe zum Deutschen Reich zur Schau. Die Teilnehmer*innen entzündeten ein großes Feuer, bildeten einen Kreis und sangen das Deutschlandlied. Nicht nur die dritte, sondern auch die erste und zweite Strophe. In der ersten heißt es: „Deutschland, Deutschland über alles / Über alles in der Welt / Wenn es stets zu Schutz und Trutze / Brüderlich zusammenhält / Von der Maas bis an die Memel / Von der Etsch bis an den Belt“. Die vier Flüsse liegen außerhalb des Territoriums der Bundesrepublik Deutschland. So fließt die Memel durch Belarus und Litauen, die Etsch durch Südtirol (Italien). Im Nationalsozialismus wurde lediglich die erste Strophe gesungen und unterstrich damit die Großmachtpläne des Deutschen Reiches. Mit Blick auf die Shoah und den Zweiten Weltkrieg entschied die Bundesrepublik Deutschland, bloß die dritte Strophe zur Nationalhymne zu machen. Am nächsten Morgen war das Feuer erloschen. Es blieben Asche und letzte Spuren der Glut. Das Lager war beendet.

Link zum Artikel auf der Internetseite Belltower News:

Rechtsextreme Propaganda – Wenn der „Sturmvogel“ singt

https://www.belltower.news/rechtsextreme-propaganda-wenn-der-sturmvogel-singt-145095/

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“ Radarfallen lösten 16.904 Mal aus und brachten 648.757 Euro“ – Rückblick in Zahlen auf das Jahr 2022 in Crailsheim

Wie viele Badegäste kamen 2022 ins Freibad und ins Hallenbad? Wie wird das neue Horaffenlastenrad genutzt, welche Großereignisse und Jubiläen fanden statt? All das zeigt ein Rückblick in Zahlen auf die Stadt Crailsheim.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

400.000 Besucher:innen beim Volksfest

Manchmal sind Zahlen gar nicht so nüchtern, wie viele denken. Zum Beispiel dann, wenn sie die Ereignisse einer Stadt über das gesamte letzte Jahr abbilden. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass in Crailsheim 200 Baugenehmigungen erteilt worden sind? Dass es 80 Winterdiensteinsätze gegeben hat, dass die Radarfallen 16.904 Mal ausgelöst haben und dass 5.086 Besuchende ins Stadtmuseum gekommen sind? Auch Grund zu Feiern hatte
die Horaffenstadt oft, beispielsweise die seit 75 Jahre bestehende Partnerschaft zu Worthington, 20 Jahre Jugendbüro oder das Volksfest, das in seiner traditionellen Form stattfinden konnte und 400.000 Besuchende
angelockt hat. Zahlen über Zahlen, die allesamt die Bandbreite dessen aufzeigen, was in Crailsheim im Jahr 2022 geschehen ist:

• 804 Mitarbeitende waren Ende 2022 bei der Stadtverwaltung beschäftigt. Es gab 116 Neueinstellungen und 22 Azubis, die 2022 begonnen haben. Insgesamt gibt es derzeit 52 Azubis. 16 Mitarbeitende sind 2022 in Rente gegangen.

• 28.675.703 Euro betrug die Summe der Auszahlungen aus Investitionstätigkeiten.

• 621 Crailsheimerle wurden bis Dezember 2022 geboren. Das Ja-Wort gaben sich 158 Paare. Bis Mitte Dezember 2022 wurden 417 Todesfälle gezählt.

• 4.994 Falschparker wurden 2022 im Stadtgebiet gezählt. Die Radarfallen lösten 16.904 Mal aus und brachten 648.757 Euro ein.

• 200 Baugenehmigungen wurden seitens der Unteren Baurechtsbehörde erteilt. Im privaten Baubereich wurden rund 90.000.000 Euro investiert.

• 8 Bebauungspläne wurden 2022 fertiggestellt. Beispiele hierfür sind das Hallenbad im Maulachtal oder das ehemalige Raiffeisengelände. 9 Bebauungspläne wurden 2022 aufgestellt bzw. begonnen, beispielsweise das „Schubert Quartier“, die „Reitanlage Krappenäcker“ oder der „Rotebachring“.

• 41 Sozialwohnungen konnten 2022 generiert werden, die voraussichtlich 2023/24 bezugsfertig sind. Dies entspricht einer Wohnraumfläche von rund 2.650 Quadratmetern.

• 257 Gewerbebetriebe meldeten sich 2022 im Stadtgebiet an. Dem gegenüber stehen 191 Abmeldungen. Zudem gab es 97 Gewerbeummeldungen.

• 44 Ausgaben des Stadtblattes sind 2022 erschienen.

• 100 Fundsachen wurden im Fundbüro abgegeben.

• 989 Kinder wurden in den 19 städtischen Kitas betreut, davon 90 Prozent in den Kindergärten und 10 Prozent im Krippenbereich. Hierfür arbeiten 199 Beschäftigte, darunter 160 pädagogische Fachkräfte, 27 Auszubildende und 12 Hauswirtschaftskräfte. 2022 gab es 14 städtisch betreute Ganztagesgruppen.

• 123 Stadtführungen fanden 2022 statt. Daran nahmen 2.283 Personen teil.

• 726 vhs-Veranstaltungen konnten durchgeführt werden. Darauf verteilten sich 9.653 Teilnehmer. Die Zahl der Unterrichtsstunden lag 2022 bei 16.797. Im Dezember wurde die 99. Integrationskursreihe gestartet.

• 400.000 Besucherinnen und Besucher feierten auf dem Volksfest.

• 6 Aufführungen der Theatergemeinde gab es 2022, die Konzertgemeinde richtete 8 Konzerte aus.

• 5.086 Besucherinnen und Besucher wurden im Stadtmuseum bei den Sonder- und Dauerausstellungen gezählt. 2022 gab es 7 Sonderausstellungen, 13 Führungen und 21 Veranstaltungen.

• 11 Mal traf sich der Gemeinderat zur Sitzung. Das entspricht einer Sitzungsdauer von 42 Stunden und 57 Minuten.

• 58.971 Badegäste kamen an 132 Öffnungstagen ins Freibad Maulachtal. Im Hallenbad genossen 52.003 Badegäste an 229 Öffnungstagen das kühle Nass.

• 139.207 Parkkarten wurden in der Tiefgarage ausgegeben. Mit der Handypark-App wurde 10.581 Mal bezahlt.

• 10 Großbaustellen mit Kosten über 200.000 Euro wurden angegangen, unter anderem der Neubau Kindergarten Parkstraße, der Brandschaden und Ausbau des Dachgeschosses in der Burgbergstraße oder das Bürgerhaus Goldbach. Im Sachgebiet Tiefbau liefen beispielsweise die Druckleitung und der Neubau des Pumpwerkes Onolzheim, die Lärmschutzwand Triensbach und die Kanalarbeiten im Rahmen des Sanierungsgebietes Östliche Innenstadt.

• 80 Winterdiensteinsätze wurden im Winter 2021/22 gezählt.

• 73 Hochstamm-Bäume wurden auf städtischem Grund gepflanzt, davon 13 Obstbäume und 31 Bürgerbäume. Zudem wurden 990 Sträucher und 2.200 Stauden gepflanzt.

• 20 Mal wurde das Horaffenlastenrad von August bis November für je zwei bis drei Tage ausgeliehen.

• 1.198 Kinder hatten sich für das Kinderferienprogramm angemeldet. In den Sommerferien gab es insgesamt 134 Angebote. Die erste Woche der Stadtranderholung war innerhalb von vier Minuten ausgebucht.

• Der 9. Jugendgemeinderat wurde 2022 gewählt.

• 849.264,37 Euro wurde in die digitale Ausstattung der Schulen investiert.

• 75 Jahre besteht die Partnerschaft zu Worthington.

• 20 Jahre Jugendbüro – das wurde 2022 mit einem großen Programm gefeiert. Den Stadtjugendring gibt es seit 50 Jahren, was 2023 ebenfalls gebührend gefeiert wird.

• 8 Hochbeete wurden im Rahmen des Projektes „Essbare Stadt“ in Crailsheim aufgestellt.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.crailsheim.de/startseite

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„Crailsheimer Jugendgemeinderat kündigt weitere Anträge an“ – Interview mit den Jugendlichen Klara Klunker und Niclas Lies

Wo drückt den Jugendlichen in Crailsheim der Schuh? Welche Themen sollten unbedingt auch mal im Gemeinderat behandelt werden? Und wie können Jugendliche konkret Einfluss auf die Entwicklungen in ihrer Stadt nehmen? Die beiden 15-jährigen Vorsitzenden des Jugendgemeinderates, Klara Klunker und Niclas Lies, sind seit 26. März 2022 in ihren Ämtern und konnten in dieser Zeit schon einiges bewirken und anstoßen. Wie genau ihre Arbeit im Gremium aussieht, das erzählen sie im Stadtblatt-Interview der Stadt Crailsheim.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Lange Zeit kam kein neuer Jugendgemeinderat zustande. Ihr beiden seid nun bei der Wahl Anfang 2022 in das Gremium gewählt worden – als Vorsitzende und Stellvertreter. Warum habt ihr euch dafür beworben?

Klara Klunker: Durch die Familie interessiere ich mich unglaublich für Politik. Da habe ich den Jugendgemeinderat als Chance gesehen, um etwas verändern zu können. Ich möchte nicht hinter dem Rücken anderer schimpfen und mich beschweren, dass sie nichts machen. Ich habe mich für den Jugendgemeinderat aufstellen lassen, weil ich meine Ideen gerne umsetzen möchte.

Niclas Lies: Ich wollte schon immer irgendetwas verändern. Früher dachte ich, ich könne nichts Großes bewirken. Nun bin schon im zweiten Jahr Schülersprecher an der Realschule zur Flügelau und da habe ich gemerkt, dass ich doch etwas verändern kann – auch wenn ich nicht volljährig bin. Als ich mitbekommen habe, dass es eine Jugendgemeinderatswahl geben wird, versuchte ich einfach mein Glück – mit der Einstellung, etwas verändern zu wollen und zu können.

Was genau wollt ihr denn bewirken? Und wie einigt ihr euch, welche Themen euch wichtig sind?

Lies: Wir haben fixe Punkte, wie zum Beispiel die Nachbesprechung vom Gemeinderat. Da reden wird dann darüber, welche Themen jugendrelevant waren und was wichtig für die Jugendlichen in Crailsheim ist. Außerdem planen wir Aktionen und Events für die Jugendlichen.

Klunker: Viele von uns kommen auch mit eigenen Ideen in die Sitzung. Ein großes Anliegen sind uns die Aufenthaltsmöglichkeiten in der Stadt. Es gibt, glaube ich, keine Sitzung, in der wir nicht darüber reden, wie wir das irgendwie voranbringen können. Das ist das große Ding, was uns im Jugendgemeinderat alle verbindet, und für einige war es auch ein Grund, sich überhaupt dafür aufstellen zu lassen. Und das geht nicht nur den Jugendgemeinderat an, da muss auch der Gemeinderat hinschauen und sich einsetzen.

Ihr habt Ende vergangenen Jahres einen Antrag im Gemeinderat gestellt. Wie kam es dazu?

Lies: Das war überhaupt das erste Mal, dass der Jugendgemeinderat einen Antrag gestellt hat. Da ging es um die Bereitstellung kostenloser Menstruationsartikel an Crailsheimer Schulen. Und der Antrag wird bestimmt auch nicht der letzte bleiben.

Klunker: Ich persönlich war richtig stolz. Der Antrag war echt gut formuliert und wir haben durchweg positive Reaktionen darauf erhalten. Und ja, Niclas hat Recht: Das war wohl nicht der letzte Antrag. Gerade in Richtung Aufenthaltsmöglichkeiten überlegen wir fieberhaft, was man machen könnte. Daran schließt sich dann quasi nahtlos das Thema ÖPNV an – ein so großes Thema, dass es schon anstrengend ist, wenn man nur daran denkt.

Ihr habt also schon das Gefühl, als Jugendliche in der Kommunalpolitik auch ernst genommen zu werden?

Lies: Ja, auf jeden Fall. In den Gemeinderatssitzungen unterhalten wir uns ja auch mit den Stadträtinnen und Stadträten und tauschen uns aus.

Klunker: Der Großteil nimmt uns ernst, würde ich sagen. Vor allem, weil wir einfach präsent sind. Wir waren bislang in jedem Haupt-, Bau- und Sozialausschuss und Gemeinderat. Das zeigt schon, dass wir es selbst auch
ernst nehmen.

Die Stadträtinnen und Stadträte haben euch bereits mehrfach für euer Engagement gelobt. Wie fühlt sich das an?

Lies: Wir haben nicht nur alle Sitzungen mitgemacht, wir waren meistens auch mit weiteren Mitgliedern vom Jugendgemeinderat als Zuschauer vertreten. Und wenn das dann positiv wahrgenommen wird, freut es uns
natürlich.

Zum Thema Feedback: Wie sieht’s im privaten Umfeld aus, was sagen Freunde und Familie zu eurem Engagement im Jugendgemeinderat?

Lies: Von Freunden kommen ganz oft Vorschläge, die ich auch gut finde. Ich nehme das natürlich auf und dann versuche ich, da was zu machen. Meine Eltern finden es sehr gut, dass ich mich engagiere. Dass ich da wirklich viel Zeit reinstecke. Und meine Freunde denken genauso darüber, ich habe also Unterstützung von allen Seiten.

Klunker: Ja, das ist bei mir genauso. Natürlich gibt es auch diejenigen, die es zwar toll finden, was ich mache, sich das selbst aber niemals vorstellen könnten. Aber das ist ja auch in Ordnung.

Ihr sitzt teilweise richtig lange in den Gemeinderatssitzungen mit dabei. Wie viel Zeit nimmt die Arbeit für den Jugendgemeinderat in Anspruch und wie lässt sich das mit der Schule vereinbaren?

Klunker: Es kommt darauf an, in welcher Position man ist. Als Vorsitzende ist es natürlich nochmal anders, da wird man von den anderen Jugendgemeinderatsmitgliedern auch mal spontan angerufen, wenn sie bei irgendwelchen Aktionen Hilfe brauchen. Außerdem planen wir die Sitzungen zusammen mit Tessa Eign von der Stadtverwaltung, bereiten uns darauf vor – das dauert schon etwas länger. Aber ich habe gelernt, dieses Engagement und die Schule ganz gut zu trennen. Irgendwann muss man sich einfach abkapseln und sagen: Okay, jetzt ist Schule, jetzt denke ich mal nicht an die Aufgaben aus dem Jugendgemeinderat.

Lies: Es ist auch abhängig davon, was gerade ansteht. Zum Beispiel steckte hinter unserem Stand auf dem Adventscarré sehr viel Planung. Grob überschlagen, würde ich sagen, sind es im Monat etwa 20 Stunden, die wir für den Jugendgemeinderat aufwenden. Ohne Teilnahme an den Ausschüssen und Gemeinderatssitzungen. Wir sind uns einig, dass es sich mit der Schule noch vereinbaren lässt, aber gerade mit meiner Funktion als Schülersprecher habe ich dann doch nur sehr wenig Freizeit, um noch etwas anderes zu machen. Es ist stressig, aber man bekommt es schon hin. Und wir machen es ja gerne.

Apropos Zeitaufwand: Wie oft trefft ihr euch eigentlich? Und dauern eure Sitzungen auch so lange wie die des Gemeinderates?

Klunker: Wir treffen uns einmal im Monat, das ist fix. Aber gerade, um solche langen Sitzungen zu vermeiden, werden einige Themen meistens verschoben und in einer weiteren Sitzung besprochen.

Lies: Es gab bislang noch keinen Monat mit nur einer Sitzung, wenn ich mich recht erinnere. Aber die meiste Zeit nehmen auch nicht die Sitzungen selbst, sondern die Planungen vorher und die Nachbesprechungen in Anspruch.

Wie kann man sich eure Treffen vorstellen? Bei Pizza und Bier oder ganz seriös im Sitzungssaal?

Lies: Wir treffen uns im Rathaus, unser Stammplatz ist der Worthington-Besprechungsraum. Bier und Pizza gibt’s nicht, wir haben Brezel und Wasser. Natürlich reden wir ganz sachlich über die anstehenden Themen, aber wir
können auch zusammen lachen und Spaß haben. Das eine schließt das andere zum Glück nicht aus.

Klunker: Wir wurden ja quasi alle von verschiedenen Schulen zusammengewürfelt und kannten uns nicht. Deshalb ist es umso schöner, dass sich schon richtige Freundschaften gebildet haben und wir teilweise auch unabhängig vom Jugendgemeinderat Dinge miteinander unternehmen.

Gibt es Dinge, die ihr euch vor eurer Amtszeit anders vorgestellt hättet? Und was hat euch überrascht?

Lies: Eigentlich ist es genau so, wie ich es mir gedacht habe – oder nein, sogar noch besser. Ich dachte anfangs, man müsse in den Sitzungen sehr förmlich sein. Tatsächlich sind aber alle sehr offen, wir machen auch mal Späße und lachen viel. Das hätte ich so nicht gedacht.

Klunker: Mir geht es genauso. Zuerst war ich immer sehr zurückhaltend und ernst, bis mir die anderen dann auch mal die Rückmeldung gegeben haben, dass wir das doch ruhig etwas lockerer angehen können. In der Sache bleiben wir also ernsthaft, aber der Umgang miteinander ist eher freundschaftlich.

Gehen auch eure Berufswünsche in Richtung Politik?

Klunker: Ja, ich möchte unbedingt in der Richtung aktiv bleiben. Was ich genau machen möchte, weiß ich noch nicht. Erst einmal den Realschulabschluss und danach das Abitur. Was dann kommt, bleibt abzuwarten. Ich will auch viel reisen. Aber eines weiß ich: politisch aktiv will ich auf jeden Fall weiterhin bleiben.

Lies: Ich möchte ebenfalls Abitur machen. Danach würde ich gerne in Richtung Jura gehen, aber ich möchte auch, wenn es klappt, hier im Gemeinderat bleiben. Wer weiß, vielleicht sogar Bürgermeister. Ich hätte nichts dagegen.

Weitere Informationen im Internet über den Jugendgemeinderat Crailsheim:

https://www.jugendbuero-crailsheim.de/aktuelles/fuer-jugendliche/jugendgemeinderat/

https://www.instagram.com/jugendgemeinderat.cr/?hl=de

Kontakt per E-Mail:

JGR-Crailsheim@yahoo.com

Telefon: Stadtverwaltung Crailsheim, Tessa Eign, 07951/403-1155

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„Heimatgeschichtlicher Abend zum Burgberg und zur Kultur in Crailsheim“ – Stadtfeiertag mit Bürgerfest

Der Crailsheimer Stadtfeiertag steht bevor und ist nach zwei Jahren Corona-Pause wieder mit einem vollen Programm bestückt. Musikalisch gibt es beim Bürgerfest eine Bandbreite von Jazz über Swing bis hin zu bekannten Hits neu interpretiert. Das Programm wird unterhaltsam, witzig und musikalisch. Der Heimatgeschichtliche Abend steht im Zeichen des Burgbergs und der Kultur in Crailsheim. Am Stadtfeiertag selbst werden wieder die traditionellen Horaffen an Crailsheimer Kinder verteilt. Der Vorverkauf für alle Veranstaltungen läuft bereits. Die Termine sind unten in diesem Artikel zusammengefasst.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

„KultiCes Crailsheim – 25 Jahre Kultic“

Zwei Jahre gab es nur leichte Versionen des Crailsheimer Stadtfeiertags und des Rahmenprogramms. Die Pandemie ist vorbei und damit geht es wieder richtig los. Zum Einlass spielen beim Bürgerfest im Hangar-Foyer Frieder Scheerer am Saxophon und Jürgen Wünsch an der Gitarre Jazzstandards von Swing bis Bossa-Nova. In der Pause und nach dem Programm spielt das Duo „JU+MI“ mit Marcel Imbrogiano (Gesang) und erneut Jürgen Wünsch (Gitarre und Gesang) Musik aus verschiedenen Genres, deutsch, englisch, italienisch und spanisch, unterstützt von Frieder Scheerer. Das Bühnenprogramm beim Bürgerfest am Samstag, 11. Februar 2023 steht unter dem Motto „KultiCes Crailsheim – 25 Jahre Kultic“ und wurde entsprechend zusammengestellt: Mit dabei sind der Clown und Jongleur Matthias Romir, die A-cappella-Gruppe Anders und Kabarett-Comedian Martin Frank. Bereits am Vorabend steigt die Stadtfeiertagsparty im Ratskeller, die der Stadtjugendring Crailsheim veranstaltet.

Heimatgeschichtlicher Abend mit Burgberg und Kultur

Der Stadtfeiertag wird also wieder in großem Rahmen begangen. Deshalb fehlt auch nicht der heimatgeschichtliche Abend am Sonntag, 12. Februar 2023, um 18 Uhr in der Stadthalle Hangar. Das Stadtarchiv befasst sich in zwei Vorträgen mit der Geschichte des Burgbergs und der Kultur in Crailsheim. Der Vortrag von Dr. Helga Steiger „Der Burgberg – vom Wallfahrts- zum Naherholungsort“ präsentiert die Burgberg-Geschichte und wertet dazu auch bisher unbekannte Quellen des Stadtarchivs aus. Der zweite Vortrag des Abends „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – Geschichte der Kultur in Crailsheim“ mit Stadtarchivar Folker Förtsch greift die Jubiläen des zurückliegenden 25. Crailsheimer Kulturwochenendes und des bevorstehenden 25-jährigen Gründungsjubiläum von KultiC auf und beschäftigt sich mit der Geschichte der „Kultur“ und der Kulturtreibenden in Crailsheim. Bereits am Morgen gibt es einen Ökumenischen Gottesdienst in der St. Bonifatius-Kirche mit Dekanin Friederike Wagner und Pater Thomas Puthiyaparambil, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle Crailsheim.

Gebackene Horaffen für Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen

Am Stadtfeiertag selbst, in diesem Jahr ist es Mittwoch, 15. Februar 2023, werden traditionell gebackene Horaffen an Kindergärten, Schulen und in Senioreneinrichtungen verteilt. Um 19.15 Uhr ist der Aufmarsch der Bürgerwache Crailsheim zum Stadtfeiertag 2023 mit Ehrensalut auf dem Marktplatz. Im Anschluss (19.30 Uhr) empfängt Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer geladene Gäste im Rathaus.

Termine und Veranstaltungen zum Stadtfeiertag 2023 in Crailsheim:

Freitag, 10. Februar 2023, um 21 Uhr, Einlass 20.30 Uhr:

Stadtfeiertagsparty im Ratskeller, Stadtjugendring Crailsheim e.V., Einlass: 20.30 Uhr

Samstag, 11. Februar 2023, um 19 Uhr:

Bürgerfest zum Stadtfeiertag, „KultiCes Crailsheim – 25 Jahre Kultic“, Eintritt: 10 Euro (freie Platzwahl), Einlass: 18 Uhr

Sonntag, 12. Februar 2023, um 9.15 Uhr:

Ökumenischer Gottesdienst, St.-Bonifatius-Kirche, Dekanin Friederike Wagner und Pater Thomas Puthiyaparambil, Musikalische Begleitung: Stadtkapelle Crailsheim

19 Uhr: Heimatgeschichtlicher Abend, Vorträge im Hangar, Musikalische Umrahmung: Echt handg’macht, Eintritt: 5 Euro (freie Platzwahl), Einlass: 18 Uhr

Mittwoch, 15. Februar 2023:

Verteilung von Horaffen an Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen.

19.15 Uhr: Aufmarsch der Bürgerwache Crailsheim zum Stadtfeiertag 2023 mit Ehrensalut auf dem Marktplatz

19.30 Uhr: Empfang des Oberbürgermeisters für geladene Gäste im Rathaus

Weitere Informationen im Internet, Eintrittskarten und Kontakt:

https://www.crailsheim.de/site/Crailsheim/node/926013/tlist/yyyymm(202302)/index.html?zm.sid=zmvjko8nrww1&yyyymm=202302

https://www.crailsheim.de/site/Crailsheim/node/926013/zmdetail_11357719/Buergerfest.html?zm.sid=zmvjko8nrww1

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„Keine Probleme mit profaschistischen Kräften“ – Leserbrief von Wilhelm Maier aus Schwäbisch Hall zum Tod von Ex-Papst Benedikt XVI.

Einen Leserbrief zum Artikel „Theologische Fundiertheit geschätzt“ im Haller Tagblatt vom 4. Januar 2023 hat Wilhelm Maier aus Schwäbisch Hall geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief von Wilhelm Maier in voller Länge.

Leserbrief von Wilhelm Maier, Schwäbisch Hall

Dekan Thomas Hertlein aus Schwäbisch Hall

Der Dekan Thomas Hertlein äußerte seine Meinung zum verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. (Ratzinger). Dies wirft ein Schlaglicht auf die eigenen Auffassungen dieses Repräsentanten der katholischen Kirche in Schwäbisch Hall.

Es drängt mich, einige Fakten und Einschätzungen anzufügen:

Karfreitagsbitte für die „Bekehrung“ der Juden wieder eingeführt

In einer Rede am 15.3.1990 bewertete Ratzinger die Verurteilung Galileo Galileis 1616 als Ketzer durch die katholische Kirche als „rational und gerecht“. Er verurteilte scharf die lateinamerikanische Befreiungstheologie und insbesondere den Marxismus; schließlich sei das Christentum „keine sozialrevolutionäre Botschaft“. Doch mit pro-faschistischen Kräften hatte er keine Probleme. So rehabilitierte er 2009 die Bischöfe der Pius-Bruderschaft durch die Aufhebung ihrer Exkommunikation. Mitglied dieser Bruderschaft war auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson. 2007 führte er die Karfreitagsbitte für die „Bekehrung“ der Juden wieder ein, in der von den „perfiden Juden“ die Rede ist.

Sexuellen Missbrauch systematisch vertuscht

Während seines Pontifikats kamen die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche ans Licht. Pädophile Priester hatten bereits vor Jahrzehnten Kinder sexuell missbraucht und misshandelt. Jahrzehntelang wurden die Vorfälle von der Kirche systematisch vertuscht, die Opfer eingeschüchtert, die belasteten Priester nicht etwa entlassen, sondern allenfalls versetzt – wo sie wieder rückfällig wurden. Statt die Bereitschaft zu zeigen, die Fälle ernsthaft aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen – ohnehin um Jahrzehnte verspätet und erst auf Druck der Öffentlichkeit – wird die Kritik an der Kirche sogar zurückgewiesen. In seiner Osterbotschaft 2010 ging der Papst
mit keinem Wort darauf ein. Skandalös war Benedikts Aufsatz von 2019, in dem er die Protestbewegung von 1968 mit ihrer „Lockerung der Moral“ verantwortlich machte.

Befreiungstheologie in Lateinamerika bekämpft

McCarten fasst in seinem Buch „Die zwei Päpste“ die Rolle Benedikts bei diesen Skandalen so zusammen: „Als Präfekt der Glaubenskongregation war Ratzinger 1982 für die Bearbeitung von Missbrauchsfällen im Auftrag des Vatikans unter Johannes Paul II. verantwortlich gewesen. Dabei hatte es jedoch den Anschein, als hätten Ratzinger und Johannes Paul ihre Energie lieber darauf verwendet, Linkstendenzen wie die Befreiungstheologie in Lateinamerika zu bekämpfen. Ebenso kann man ihnen vorwerfen, bestenfalls völlig blind für die begangenen Verbrechen gewesen zu sein und schlimmstenfalls selbst die Bedingungen für eine perfide Kultur der Vertuschung geschaffen zu haben“.

Zahl der Kirchenaustritte steigt

Kein Wunder, dass die Zahl der Kirchenaustritte ansteigt. Als Chef der Kongregation für die Glaubenslehre hatte Ratzinger zuvor bereits die homosexuellen-, frauen-, abtreibungs- und kondomfeindliche Haltung der katholischen Kirche geprägt. Erstaunlich für mich, wie man diesen Mann mit „theologischer Fundiertheit“ und „konservativ“
bewerten kann.

Link zum Haller Tagblatt:

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