„Die AfD ist eine Partei der Reichen“ – Kommentar von Michael Schlecht, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Die AfD versucht den Anschein zu erwecken, sie sei Anwalt der Benachteiligten und der kleinen Leute. Ein Blick auf die wirtschaftlichen Forderungen der Partei lässt keine Zweifel zu: Nein, das ist sie nicht. Sie vertritt die Reichen – jene, die sie „Leistungsträger“ nennt.

Kommentar von Michael Schlecht, Wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag

Petry spricht von „realitätsferner Sozialromantik“

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry lehnt den Mindestlohn ab. Er sei „neosozialistisch“ und ein „Job-Killer“, ein Ausfluss „realitätsferner Sozialromantik“, schimpfte Unternehmerin Petry. Geringqualifizierten und „Beschäftigten in den klassischen Trinkgeld-Branchen“ drohe durch den Mindestlohn Arbeitslosigkeit und Armut. Dass Niedriglohnbeschäftigte von ihrem Einkommen nicht leben können – dafür hatte die AfD-Unternehmerin eine Lösung: Lasst die Allgemeinheit zahlen! Die AfD ist für staatliche Lohnzuschüsse statt Mindestlohn, für den die Unternehmen aufkommen müssen.

Es gab mehr Beschäftigung

Die Realität hat Petry widerlegt. Jobs hat der Mindestlohn nicht gekostet, im Gegenteil. Laut gewerkschaftlichem WSI-Institut wuchs zum Beispiel in der „klassischen Trinkgeldbranche“, dem Gastgewerbe, die Beschäftigung 2015 um mehr als sechs Prozent. Gleichzeitig können sich Kellner, Friseure und Sicherheitsdienstleister über deutliche Lohnerhöhungen freuen. Im Gastgewerbe legten die Tarifverdienste um 3,3 Prozent zu. Besonders hilft der Mindestlohn übrigens den Menschen in Ostdeutschland, wo die Bruttostundenlöhne um 3,6 (West: 1,7) Prozent zulegten. Warum findet die AfD im Osten bloß so viele Anhänger?

Lohndrücker

Die AfD findet einen Schutz der Beschäftigten vor Leiharbeit und Werkverträgen unnütz: „Geltende Regelungen wie das Entsendegesetz reichen weitgehend aus.“ Von wegen! Noch immer nutzen Unternehmen billige Leiharbeiter und Werkverträge, um die Löhne ihrer Beschäftigten zu drücken. Laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) „sind dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet“. Die Bundesregierung arbeitet gerade an neuen Regelungen, um diesen Missbrauch einzuschränken, jedoch nur minimal. Auch diese mikroskopischen Änderungen werden von der CSU blockiert. CSU und AfD erweisen sich als echte Freunde der Unternehmer – und nicht der Beschäftigten!

Reiche werden massiv bevorzugt

Steuerpolitisch orientiert sich die AfD nach eigener Aussage an dem Konzept von Paul Kirchhoff. Der hatte vor einigen Jahren einen dreistufigen Steuertarif vorgeschlagen: Der Spitzensteuersatz von 25 Prozent gilt ab einem Jahreseinkommen von 20.000 Euro. Das heißt: Wer 25.000 Euro verdient, zahlt 25 Prozent. Wer eine Million verdient auch. Das Steuermodell der AfD bevorzugt damit massiv die Reichen, die bisher maximal einen Steuersatz von 45 Prozent bezahlen müssen. Da dem Staat durch sein Konzept Milliarden-Einnahmeverluste drohen, wollte Kirchhoff auch „Steuerprivilegien“ abbauen. Hierzu zählte er übrigens auch die teilweise Steuerfreiheit von Sonn-, Nacht- und Feiertagsarbeit. „Privilegierte“ wie zum Beispiel Krankenschwestern, werden sich freuen!

Linke will, dass Reiche mehr Steuern bezahlen

Gleich ganz abschaffen will die AfD die Erbschaftsteuer – also die Steuer, die nur die Reichsten zahlen müssen. Denn bei ihnen konzentriert sich das große Geld: Die reichsten zehn Prozent der Deutschen halten laut DGB knapp 70 Prozent des gesamten Vermögens, dem reichsten einen Prozent gehört mehr als ein Drittel. Klar, in solchen Kreisen wird viel vererbt. Immerhin mehr als 200 Milliarden Euro jährlich. Davon bleiben gerade einmal sechs Milliarden beim Fiskus hängen. DIE LINKE will, dass gerade Reiche mehr zahlen und so zum Beispiel bessere Bildung finanziert werden kann.

Wachsende Ungleichheit schädigt das Wirtschaftswachstum 

Mit ihren Warnungen vor der Zuwanderung verschleiert die AfD ihre Vorhaben. Ihre Vorschläge helfen mitnichten den „kleinen Leuten“, sondern nur den Reichen und Unternehmern. Dabei hat die CDU-CSU-SPD-FDP-Grünen-Politik diese Gruppen in den letzten Jahren ohnehin schon durch Steuer- und Lohnsenkungen befördert – die Kapitaleinkommen sind allein seit dem Jahr 2000 drei Mal so stark gestiegen wie die Arbeitseinkommen. Nötig ist daher keine Abschaffung des Mindestlohns, sondern seine Erhöhung. Leiharbeit muss streng reguliert werden und die Reichen einen fairen Steueranteil beitragen. Das nutzt allen – selbst neoliberale Vereine wie die OECD geben mittlerweile zu, dass wachsende Ungleichheit das Wirtschaftswachstum beschädigt.

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„Die Grünen haben sich inzwischen zur Hightech- und Wirtschaftspartei ersten Grades entwickelt“ – Leserbrief von Ulrike Hölzel, Gaildorf

„Zuhörerin und Zukunftsgestalterin“ zu sein, verspricht die Landtagskandidatin der Grünen, Jutta Niemann, und wirbt dafür, sie und damit auch Kretschmann zu wählen. Die Vorstellung, die Grünen als unsere Zukunftsgestalter zu haben, finde ich beunruhigend. Die Grünen haben sich inzwischen zur Hightech und Wirtschaftspartei ersten Grades entwickelt  und machen damit der CDU noch Konkurrenz. Kretschmann will Heimat, Hightech und Highspeed.

Leserbrief von Ulrike Hölzel, Gaildorf

Die Angst Kretschmanns

Die Industrie 4.0, wie von Kretschmann forciert und beworben, offenbart eine Zukunft, die unter anderem die Individualität des Einzelnen komplett außer Acht lässt und den Menschen auf Vernetzung mit Maschinen reduziert. Schon  Schulen möchte Kretschmann mit digitalen Medien versorgt wissen, allen dagegen sprechenden Argumenten zum Trotz und seine große Angst ist, dass Deutschland den Anschluss an die USA und China im Bereich der erneuerbaren Energien verliert.

Stille für Geist und Seele ist nötig

Eine gesunde Seelenentwicklung, verbunden mit dem Glauben an eine höhere Macht, ist auch auf natürliche Schönheit angewiesen. Unsere Kinder werden, wohin das Auge blickt, auf unruhige Technik in dem, was mal Wald war, schauen. Mit der Zerstörung der Schönheit wird auch das tiefe Vertrauen in eine Schöpfung, die einstmals gut war, genommen. Stille für Geist und Seele wird es in unseren Wäldern nicht mehr geben. Ist das die Heimat, die sich Kretschmann für uns vorstellt?

Waffenlieferungen in Krisengebiete

Und überhaupt Heimat: Grüne sind an Waffenlieferungen in Krisengebieten beteiligt. Mit ihrer Zustimmung finden in den ärmsten Ländern Kriege statt und letztes Jahr waren es die Grünen, die über 100.000 Euro an Spendengeldern von bekannten Rüstungsunternehmen eingestrichen haben. Denkt Kretschmann auch an die Heimat der ärmsten, kriegsgebeutelten Länder?

Frieden für die Welt

Bleibt zu wünschen, dass unentschlossenen Wählern bewusst ist, was und wen sie wählen – Frieden für die Welt, die seelische und körperliche Gesundheit für uns und die Bewahrung unserer Schöpfung sind es mit den heutigen Grünen nicht.

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