„Krieg im Wendland“ – Kritik an reißerischer Medienberichterstattung über Castor-Proteste

Prügelnde Polizisten, angezündete Räumpanzer, übel zugerichtete Demonstranten im Gleisbett: In Niedersachsen war Krieg am Wochenende des 6. und  7. November 2010. Jedenfalls ist das der Eindruck, den die Medien vermittelt haben:  Die Castorproteste scheinen diesmal ein nie dagewesenes Ausmaß an Gewalt angenommen zu haben. Aber stimmt das auch? Das NDR-Medienmagazin „Zapp“ hat dies überprüft und kommt zu einem anderen Ergebnis.

Informationen zugesandt von Hermann-Julius Bischoff, Schwäbisch Hall

Zum Fernsehbeitrag des NDR-Medienmagazins Zapp:

http://www.ndr.de/flash/zapp/interactivePlayer.html?xml=zappsendung245-interactiveBroadcasts.xml&sr=zapp

Der Text des Zapp-Beitrags auf der Internetseite des Fernsehsenders 3Sat:

http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/149544/index.html

Fazit des Zapp-Beitrags:

Reißerische Berichterstattung schadet allen

Der November (…) wurde nicht heiß. Er war sehr kalt und verlief auch im Wendland erstaunlich friedlich. Doch davon ist in der Öffentlichkeit nur wenig angekommen. „Eine reißerische Berichterstattung schadet letzten Endes allen“, so ARD-Reporter Nils Kicker. „Es schadet den Medien, den Demonstranten, den Leuten, die hier leben, und es schadet nicht zuletzt auch der politischen Diskussionskultur in Deutschland, weil alles auf das Thema Gewalt reduziert wird. Das ist das Wendland nicht.“

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Ein Gedanke zu „„Krieg im Wendland“ – Kritik an reißerischer Medienberichterstattung über Castor-Proteste

  1. Aus einem „Radio-Utopie“ Bericht über ein Interview mit Thomas Wüppesahl, Bundessprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer PolizistInnen, Mitglied des Bundestages a.D., Wirtschaftskriminologe:

    „.. Die Gewalt bei diesem Einsatz ging eindeutig nicht von den Demonstranten aus, sondern von der Polizei…“

    „…Während die Verantwortlichen in den Führungsetagen sich noch in medialer Sicherheit wähnten, stritten sie konsequent ab, dass ausländische Polizeikräfte an der Niederschlagung der diesjährigen Castorproteste beteiligt gewesen seien. Erst als Fotos von Castorbeamten mit der Rückenaufschrift POLICE auftauchten, gestanden sie deren Anwesenheit ein, wenn auch ausschließlich zu Beobachtungszwecken. Dann weitere Fotos, welche klar belegten, dass ein französischer Flic hingebungsvoll mit der Faust auf einen Castorgegner einptügelte, der bereits zusammengekrümmt auf dem Boden lag, ohne jegliche Gegenwehr zu leisten. Na dann eben ein Ausnahmefall, genau wie dessen Kollegen aus Polen und Kroatien….“

    …“In dem Maße, indem Schäuble und sein Nachfolger de Maizière von einer Militarisierung im Inneren träumen, um gegen all die sozialen Unruhen gewappnet zu sein, die bereits jetzt drohend ihre Schatten vorauswerfen, realisiert sich deren düsteres Hirngespinst bereits heute in Form von Wasserwerfern, die mit 20 Bar Wasserdruck Stuttgarter Rentnern die Augen herausschießen und Beamten, die sich immer routinierter das Blut protestierender Bürger von ihren Schlagstöcken wischen….Dass die Polizei in Gorleben 2010 sogar logistische Unterstützung der Bundeswehr erhielt, verurteilt Wüppesahl auf das Schärfste…“

    “..Der flächendeckende Beschuss mit Gasgranaten auf ein Waldstück, in dem sich Demonstranten aufhalten”, so Wüppesahl, “ist ein Mittel, dass man im Krieg einsetzt, um einen Feind zu vernichten. Die Gasgranaten sind zwar nicht tödlich, deren Einsatz liegt jedoch außerhalb jedweder Verhältnismäßigkeit…”

    Das gesamte Interview ist, unterbrochen von kurzen Musiktiteln, heute Donnerstag, den 25. Nov. 2010 von 19h bis 20:30h auf Radio Utopie als Hörfunkbeitrag zu hören.

    http://www.radio-utopie.de/2010/11/25/ein-kritischer-polizist-klart-im-interview-auf/#more-42352

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