„Das System der Fallpauschalen ist falsch und gehört abgeschafft“, schreibt Jochen Dürr aus Schwäbisch Hall zu einem Artikel in der Südwestpresse (Haller Tagblatt, Hohenloher Tagblatt, Rundschau Gaildorf) vom 29. Dezember 2017 mit der Überschrift Kassen drohen Kliniken: „Spezialisierung oder Schließung“. Im Artikel von Hajo Zenker wird vom eigentlichen Problem in der Krankenhausversorgung abgelenkt. Von der Einführung der Fallpauschalen vor 13 Jahren redet er nicht: Was sind die ökonomischen Anreize für diese Fallpauschalen?!
Leserbrief von Jochen Dürr aus Schwäbisch Hall, Mitglied der Gewerkschaft Ver.di
Für die Krankenhäuser lohnt es sich:
1. geringe Kosten pro Fall zu produzieren
2. viele Fälle zu behandeln, mit hohem Gewinn
3. viele Fälle zu vermeiden, mit keinem Verlust
Zielvereinbarungen bestimmen einen Teil des Arztgehalts
Hinzu kommt noch, dass der Wettbewerb eine erhöhte Bürokratie verlangt. Neue Aufgabenfelder sind Kodieroptimierung und medizinisches Controlling. Diese neuen Arbeitsplätze werden dem gleich großen Kuchen des Stellenplanes entnommen und somit den anderen Arbeitsbereichen, vor allem in der Pflege Stellen gestrichen. Krankenhausträger müssen mit Krankenkassen und deren medizinischen Diensten diskutieren, wie Haupt- und Nebendiagnosen richtig zu kodieren sind oder wenn PatientInnen oberhalb der oberen Grenzverweildauer im Krankenhaus verbleiben sollen, weil es ihrer Gesundung dient. Mit ChefärztInnen und leitenden ÄrztInnen werden Zielvereinbarungen über Leistungen und Kosten abgeschlossen, die einen Teil der Höhe ihres Gehaltes bestimmen. Folge dieser Vereinbarungen sind die eventuelle geringere Mittelzuführung und/oder möglicher Stellen – und Bettenabbau für die jeweilige Station.
Privatisierung von Kliniken stoppen
Dies sind nur ein paar Beispiele, die deutlich machen, dass die Krankenhauspolitik in den letzten 20 Jahren durch die Politik an die Wand gefahren wurde und die Leidtragenden die PatientInnen durch schlechtere Versorgung und das Personal durch heftigen Arbeitsdruck sind. Die Beschäftigten in den Kliniken kämpfen derzeit unter dem Dach ihrer Gewerkschaft Ver.di für eine bessere Personalbemessung, um wieder eine qualitiv gute Arbeit für ihre PatientInnen machen zu können. Wer die Ökonomisierung des Gesundheitsbereichs abschaffen will, muss die zunehmende Privatisierung von Kliniken stoppen, die private Aneignung von Profiten für Kliniken verbieten und für eine Rekommunalisierung eintreten. Die Parteien im Bundestag sind gefordert, eine gesetzliche Personalbemessung durchzusetzen. Auch 2018 lohnt es sich dafür zu kämpfen und gesellschaftliche Mehrheiten zu schaffen.
Mehr Informationen im Internet:
www.krankenhaus-statt-fabrik.de
www.klinikpersonal-entlasten.verdi.de
Link zum Artikel „Kliniken: Spezialisierung oder Schließung“ in der Südwestpresse vom 29. Dezember 2017:
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/kassen-drohen-kliniken_-spezialisierung-oder-schliessung-24417276.html