„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierundzwanzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXIV Freude

… am Freitag war er schon in aller Herrgottsfrühe wach und seine ersten Gedanken galten Paula. Er träumte nicht, sie würde sich tatsächlich heute mit ihm treffen. Konnte es eine neue Gemeinsamkeit geben? Carl Eugen verbot sich sofort weitere grüblerische Gedanken, die zu nichts führen würden, und begann mit den Vorbereitungen für diesen besonderen Tag. Der Gartenplatz sollte den letzten Schliff erhalten. Überstehende Wedel und Ranken hatte er bereits gestern so zurechtgebogen, dass auch keiner beim gemütlichen Sitzen stören würde, den Tisch und die Bank und die zwei Stühle waren abgestaubt. Und nun holte er das grobe weiße Tischtuch aus dem Küchenwäscheschrank, legte zwei im gleichen Stil eingesäumte Leinenservietten dazu, räumte zwei Kuchengedecke, zwei kleine Löffel und Gabeln auf ein Tablett. Und dachte auch daran, die korbartige Schüssel für die süßen Stückchen und die Vase mit Wasser, in die er später ein paar der wildwachsenden Wiesenblumen stecken würde, bereitzustellen.

Erstaunliche Gleichgültigkeit

Er wollte unbedingt einen guten Eindruck auf Paula machen – obwohl er gar nicht wusste, ob ihr dieser Aufwand gefallen würde. Sie hatte früher in manchen Dingen des täglichen Lebens eine erstaunliche Gleichgültigkeit an den Tag gelegt. Und er hatte sie nie zu sich nach Hause eingeladen, immer waren sie sich im Rahmen der bestehenden Mandantschaft nur in seinem Büro oder in der Kreisstadt begegnet. In seinem Büro bereiteten seine Bürodamen den Tisch und legten eine Kleinigkeit zum Kaffee dazu, wenn es entsprechenden Besuch von Kundschaft gab.

Erste Gewitterwolken

Carl Eugen erinnerte sich an ein Zusammentreffen vor vielen Jahren. Damals hatte er Paula an einem Freitagnachmittag zu sich in seine neuen Büroräume eingeladen. Seine angestellten Helferinnen hatten frei und er deckte den Besprechungstisch, bereitete selber den Kaffee zu und war sogar extra für sie in einer Bäckerei der Nachbarschaft einkaufen gewesen. Damals zogen zwar schon die ersten Gewitterwolken auf, aber es war immer noch möglich, gemütlich miteinander Zeit zu verbringen und zu sprechen. Sobald längere Gespräche stattfanden, ging man zusammen eben in ein nahegelegenes Lokal in der Kreisstadt.

Alte Vertrautheit

Gedankenversunken sah er zum Küchenfenster hinaus, als es auch schon klingelte – das müsste sie sein. Sein Herz schlug unversehens wie verrückt, und als er die Haustüre öffnete stand Paula da und lächelte ihn spöttisch an. Als er ihr seine offene Hand zum Gruß hinstreckte, strahlte sie ihn übers ganze Gesicht an. Carl war erstaunt über ihre Offenheit und es freute ihn ungemein, dass die alte Vertrautheit zwischen ihnen im ersten Augenblick des Wiedersehens zu spüren war.

Keine Unterstellung

Paula hatte sich verändert, ihre wunderschönen grünen Augen glänzten und sie blickten ihn aufmerksam an. Sie wirkte zufrieden und malträtierte ihn nicht gleich mit ätzenden Fragen, die er nicht beantworten konnte, und keine einzige Unterstellung kam über ihre Lippen. Paula erwähnte ihrer beider Streitpunkte, die leidige Geschichte vor Gericht, welche sich zum wunden Punkt entwickelt hatte, oder gar das Haus, an dem sich permanent eine Auseinandersetzung entzündete, mit keinem Wort. Sie freute sich einfach ihn wiederzusehen, ja sie freute sich an ihm persönlich, an seiner Anwesenheit. Paula sagte ihm wie sehr sie ihn vermisst hatte. Dieses Geständnis von ihr zu hören machte ihn verlegen, er hatte nicht mit so vielen charmanten und liebevollen Worten von ihr gerechnet.

Erleichtert

Das Essen in der „Esche“ war wie üblich ein Gedicht, aber sie hatten sich so viel zu erzählen, dass sie dem herrlichen Mahl kaum die gebührende Aufmerksamkeit schenkten. Die Eschenwirtin beobachtete Carl Eugen Friedner und seine Begleiterin trotzdem mit wohlwollender Freude, sie kannte Carl schon von Kindesbeinen an und Paula war bei ihr in den letzten Jahren ein oft und gern gesehener Gast. Frau Knollerie schmunzelte und war erleichtert, dass diese zwei Menschen doch wieder zueinander gefunden hatten. Es war traurig genug gewesen, die Entzweiung von Paula und Carl mit ansehen zu müssen und die Beiden über so viele Jahre getrennt und unversöhnlich zu wissen.

Plätschernder Wasserfall

Er bezahlte die Rechnung und das Paar verabschiedete sich schon bald nach dem Hauptgang – das Dessert wartete bei ihm daheim in Form von Kuchen und süßen Stückle, er hatte sie extra für Paula in der örtlichen Bäckerei eingekauft. Carl war überglücklich, ein wenig unsicher noch, ob er nicht bald unsanft aus einem seligen Traum erwachen würde, oder ob er sich diese idyllische Szenerie nur so intensiv einbildete. Aber es gab kein böses Erwachen, nein sie war endlich wieder in seiner Nähe. Seine Paula, die er so liebte, ging nun wieder neben ihm her und redete in der Art, die er von ihr gewohnt war, wie ein plätschernder Wasserfall auf ihn ein. Paulas Wortfluss war nach dem langen Schweigen ein wohltuender Balsam für Carl. Ihre Aufmerksamkeit ergoss sich wie ein warmer Regen auf seine dürstende Seele. Sie gingen gute zwei Stunden miteinander spazieren, und Paula schien mit ihm zusammen im Gespräch die Zeit ebenso zu vergessen wie Carl…. Fortsetzung folgt.

Wer hat auch schon eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der
Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist,
können sich diejenigen gerne an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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