„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden fünfzehnter Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden fünfzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XV Charakter

… er erwachte, war es ihm als ob er einen Alptraum gehabt hätte, ein Hammer schlug donnernd auf den Amboss, dabei klirrte es aber nicht wie beim Schmieden eines heißen Eisens, sondern der Schlag war kurz und hart, wie sonst nur Holz auf Holz klang. Er zwang sich, die Augen zu öffnen und war ziemlich erleichtert, sich in seiner gewohnten Umgebung wieder zu finden. Alles war wie üblich am Platz, er war daheim und in Sicherheit.

Beleidigt fühlen

Über den tatsächlich erlebten Alptraum machte er sich trotzdem noch Gedanken, er hatte sich gestern endgültig und in aller Öffentlichkeit blamiert. Zum Glück hatte das Ganze keine strafrechtlichen Konsequenzen gehabt, die Redakteurin hatte sich zu spät zur Anzeige entschlossen. Schweikhart erläuterte, zu seinen Gunsten folgerichtig, dass bei Beleidigungen eine Dreimonatsfrist gilt, und weil bereits der Strafantrag genau aus diesem Grund schon abgelehnt worden war, könne man hier in der folgenden zivilrechtlichen Auseinandersetzung auch keinen großen Schaden einklagen. Die Redakteurin hätte sich halt schon bälder beleidigt fühlen müssen.

Vollkommen verwirrt

Nun wurde die gesamte schmutzige Wäsche ausgiebig gewaschen, die Vorgeschichte erläutert, alle Briefe, die er geschrieben hatte, wurden vom Richter ebenfalls laut und deutlich vorgelesen. Er schämte sich furchtbar, er war in unverzeihlichem Maße entgleist. Als der Richter ihn fragte, warum er, als honoriger Anwalt, auch gleich eine so derart unsinnige Menge an Schmähschreiben verfasst hätte, konnte er nur noch stammeln, dass er vollkommen verwirrt gewesen sei. Alle weiteren Fragen musste Schweikhart für ihn beantworten – er selber brachte bis zum Ende der Verhandlung kein Wort mehr heraus.

Große Liebe

Was hätte er auch erklären sollen?  Dass sein Herz langsam aber sicher brach, dass er wegen einer Ähnlichkeit der Redakteurin mit einer anderen Frau so derart ausgerastet war, dass die Frau, welche der Redakteurin zum Verwechseln ähnlich sah, nur der Freundin seiner großen Liebe glich, dass sie, die große Liebe Paula, diese ihre Freundin einst zur Verstärkung in sein Büro mitgebracht hatte, weil sie, seine große Liebe Paula, ebenfalls sehr unzufrieden mit ihm war, weil er vor vielen Jahren hier in Heilbronn schon versagt hatte, als er gerade ihr helfen sollte, helfen musste und es nicht vermochte. Nein, es war nicht mehr erklärbar. Wer würde ihm folgen können, wer würde diese Zusammenhänge verstehen, verstand er ja nicht einmal selber immer das volle Ausmaß der Zusammenhänge.

5000 Euro Schadensersatz

Sein souveräner Kollege Schweikhart schaffte es, den Schaden mit einem Vergleichsangebot zu begrenzen. Durch die Zusage, sowohl eine persönliche, schriftliche Entschuldigung zu senden, als auch einer von ihm selber unterschriebenen Versicherung, künftige solche Beschimpfungen zu unterlassen und der Zahlung einer freiwilligen Schadensersatzleistung von fünftausend Euro an die Redakteurin, waren der Richter und die Klägerin zum Vergleich bereit. Das ersparte ihm weitere Verhandlungen und ausgiebige Presseberichte über seine Entgleisung. Die Journalistin war gekränkt und es tat ihm leid, wusste Carl doch ganz genau wie schmerzhaft es ist, wenn Ehrgefühle von anderen geschmäht werden.

Bestimmt und fordernd

Und er sinnierte wieder an den denkwürdigen Tag zurück, als Paula auf einmal in Begleitung von Melinda Gold in sein Büro kam. Zwei willensstarke Frauen, die sich ohne Angst vor ihm aufbauten. Carl Eugen musste nach Worten suchen, das war ihm noch nie passiert. Noch nie hatte es eine Mandantschaft gewagt, sich derart bestimmt und fordernd aufzuführen. Paula hatte wohl schon ab und zu von ihrer Freundin Meli erzählt, aber er hatte sich ein anderes Bild von dieser Freundin gemacht. Melinda Gold war ebenfalls Kunsthandwerkerin und arbeitete überwiegend in ihrem Atelier in einem Dorf am Rand der Schwäbischen Alb. Dort lebte sie mit ihrem Mann, zwei Töchtern und dem Kater in einem hübschen kleinen Häuschen mit einem großen Garten.

Innere Größe

Und nun streckte diese energische Frau ihm ihre Hand entgegen und stellte sich formvollendet vor „Melinda Gold, geborene Wert“, und blickte ihn mit klaren blauen Augen offen an. Frau Gold musste wegen ihrer geringen Körpergröße quasi von unten zu ihm heraufblicken, aber das tat ihrer Erscheinung keinen Abbruch, ihre Größe wirkte von innen heraus.

Einfach umwerfend

Carl war so konsterniert über das Anliegen der Frauen, die Ordner der alten Angelegenheiten haben zu wollen, dass er ihr Begehren nicht einmal, wenn er gewillt gewesen wäre, hätte erfüllen können. Paula alleine war schon immer eine eindrucksvolle Persönlichkeit, aber mit ihrer Freundin zusammen war das Duo einfach umwerfend und der überraschende Besuch wuchs ihm schlicht über den Kopf.

Tee und ein paar Kekse?

Hätte er die beiden aufgebrachten Frauen damals vielleicht zum Tee und ein paar Keksen einladen sollen? Er würde Anton fragen, morgen, endlich konnte er zu ihm fahren. Er wünschte sich so sehr, Paula wieder genauso freundlich wie früher begegnen zu können…. Fortsetzung folgt.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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