„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden vierter Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ ist eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich – der Episoden vierter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind vollkommen frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

IV Geschäfte

… nur noch den heutigen Termin hinter sich bringen, dann war der Rest seiner Woche frei. Carl Eugen Friedner holte sein dunkelblaues Mäntelchen aus dem Fond des Wagens, zog es an, schritt bedächtig bergab und rief sich den Anlass der Sitzung in den Sinn. Es würde langweilig werden, es war fast immer dasselbe. Man wollte natürlich nur das Beste für den Kunden. Tückische, rhetorische Winkelzüge, Bauchgepinsel hier, sanfte Unterstellung da, und, wo es nötig war, die versteckte Drohung, das Geschäft komplett platzen zu lassen. Die Geplagten wurden in der Regel schnell gefügig – zu groß war ihre Abhängigkeit und die Sorge um ihre Unternehmen, die Mitarbeiter und die hoffnungsvolle Zukunft, die es dahinter eben auch möglichst dauerhaft abzusichern galt.

Hagenstein, ein seriös wirkender Mensch

Sympathisch und gepflegt, Hagenstein, ein seriös wirkender Mensch, dem man den gehobenen Bankfachmann und Juristen höchstens am perfekt verarbeiteten Anzug ansah. Er kam zügig zum Ende, ein gestandener Unterfranke, der sein Geschäft verstand, und hatte sich als angesehene und kunstinteressierte Persönlichkeit sowohl in der Stadt als auch im Kreis etabliert. Die heutige Verhandlung verlief moderat, die Verabschiedung beim Auseinandergehen war daher freundlich. Er war erleichtert und auch sein Magen gab Ruhe. Er würde sich jetzt endlich Zeit für sein schwieriges Vorhaben nehmen können. Keine anstrengenden und nervtötenden Nachgespräche, kein Zurechtrücken der Illusionen, welche man von seiner Vermittlertätigkeit viel zu oft hatte.

Macht unbarmherzig ausgespielt

Paula wäre damals verloren gewesen ohne ihn. Die Ranken wuchsen schnell und dicht in einem so prestigeträchtigen Fall wie dieser es war. Er hatte nur das Schlimmste verhindern können, zu mehr war er nicht in der Lage gewesen. Seine Gefühle schwankten zwischen der Scham, ihr kein dauerhaft guter Freund gewesen zu sein, und der wachsenden Wut auf diese alte Verbindung, die ihre Macht damals unbarmherzig über ihn ausgespielt hatte.

Unangenehme Fragen

Bevor er bei Anton anläuten würde, wollte er noch ein wenig den sonnigen Tag genießen, eine heiße Schokolade  in der Fußgängerzone trinken. Sich Gedanken machen, was sollte er ihm sagen? Sollte er ihm von seiner Sehnsucht nach ihr erzählen? Es gab eigentlich nur diesen einen triftigen Grund. Anton würde ihn verstehen, aber er würde auch unangenehme Fragen stellen, da war es sich ziemlich sicher. Er müsste ihm gegenüber dann vermutlich reinen Tisch machen, sonst hätte es wohl gar keinen Wert, überhaupt erst damit anzufangen.

Alles beim Namen nennen

Reinen Tisch machen, kein Ausdruck für das, was da in ihm in Bewegung kam, auftischen traf es eher, alles beim Namen nennen. Es wäre zwar eine Erleichterung, sich endlich alles von der Seele reden zu können. Aber wenn die Dinge erst beim Namen genannt werden würden, gäbe es dann noch ein Halten? Und was würde sie dazu sagen? Paula war damals die Leidtragende gewesen.

Magenzwicken

Sein Magen fing wieder an, furchtbar zu zwicken. Er legte drei Euro auf den Unterteller der Tasse, winkte dem Wirt kurz zu und machte sich auf den Heimweg. Er wollte zu Hause anrufen, dort störte ihn keiner.

Wahrscheinlich durchschaute sie ihn

Frau Plüsch stellte ihn wie gewohnt gleich durch, verschonte ihn aber heute, merkwürdiger Weise, mit ihrem spitzigen Tonfall. Hatte sie ihn doch gleich wieder erkannt und sich sogar sehr freundlich nach seinem Befinden erkundigt. Wahrscheinlich durchschaute sie ihn wie immer und wusste sofort, ohne ihn auch nur einmal gesehen zu haben, warum er anrief.

Stockend gab er die Fehler zu

Anton fragte zuerst besorgt, warum er sich denn so lange nicht gemeldet hätte. Darauf gab es eigentlich keine vernünftige Antwort und so nahm er seinen ganzen Mut zusammen und fiel gleich mit der Tür ins Haus. Er offenbarte ihm von seiner Sehnsucht nach Paula, die er so liebte, nach dem gemeinsamen Glück und der Harmonie. Stockend gab er die Fehler zu, die er gemacht hatte, welche Rolle er damals gespielt hatte. Wie tief verwoben er in die Sache gewesen war, und dass es ihm nicht möglich gewesen war, auszusteigen, er heute noch nicht wisse, ob und wie er das bewerkstelligen könnte, und wie krank ihn das alles mittlerweile gemacht habe. Anton stellte keine Fragen, er ließ ihn reden. Manchmal tönte ein leises Brummen oder erstauntes „Aha“ an sein Ohr. Nach einer guten Stunde hatte er genug geredet und er fragte, ob Anton noch am Apparat sei. Dieser räusperte sich, schnaufte einmal hörbar durch und sagte leise, aber sehr bestimmt „Du musst mit ihr reden, und zwar bald, alles andere bringt nichts, erzähle es ihr so, wie Du es mir erzählt hast“.

Anton wollte eine Antwort hören

Dann war es still in der Leitung, ein wartendes Schweigen, Anton wollte eine Antwort hören. Was sollte er sagen, bei dem Gedanken, ihr alles zu offenbaren, schnürte sich ihm der Hals zusammen. Er würde Paula furchtbar verletzen und womöglich war der Weg zu einer gemeinsamen Zukunft dann endgültig versperrt… Fortsetzung folgt.

Kontaktaufnahme zur Autorin: b.haebich@web.de

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