„Baubeginn im neuen Club-Domizil: Verein will über 1500 Arbeitsstunden ehrenamtlich leisten“ – Club Alpha 60 in Schwäbisch Hall

Die Umbauarbeiten des Club-Domizils in der Schwäbisch Haller Spitalmühlenstraße 13/2 haben begonnen. Bis zum Vereinsjubiläum im Sommer 2016 soll das neue Gebäude des soziokulturellen Zentrums Club Alpha 60 e.V. bezugsfertig sein. Mindestens 1666 Arbeitsstunden will der Verein ehrenamtlich leisten. Die Ära der „Übergangslösung“ Löwenkeller geht somit ihrem Ende entgegen.

Von Tobias Schmidt vom Verein Club Alpha 60, Schwäbisch Hall 

„Es könnte traumhaft schön werden“

Am Samstagvormittag, 10 Uhr, war es endlich soweit. Unter der Leitung von Club-Mitglied Silvan Kronmüller begann eine bunte Schar von aktiven Vereinsmitgliedern mit dem Umbau des Gebäudes Spitalmühlenstraße 13/2. Wobei Umbau zunächst Abriss bedeutet. Manche Zwischenwände und Deckenverkleidungen müssen entfernt werden, damit das neue soziokulturelle Zentrum optimal eingerichtet werden kann. „Wir sind jetzt schon viel weiter, als wir ursprünglich geplant hatten. Wir sind übermotiviert,“ berichten Harald und Max bei einer Arbeitspause. Dabei sei dieses Wochenende erst der Probelauf. Und weiter: „Innen richtig viel Platz. Chilliger Außenbereich – es könnte traumhaft schön werden.“

„Bau-Tiger“

Der Umbau der ehemaligen „Haller Arbeit“ wird seit Monaten detailliert geplant, von einer Gruppe Vereinsaktiver, die sich selbst „Bau-Tiger“ nennen, und in enger Rücksprache mit dem Architekten Hansjörg Stein stehen. „Viele Vereinsaktive haben eine handwerkliche Ausbildung. Davon profitieren wir ungemein,“ freut sich Angie Sebek, die mit anderen für die Bautruppe ein veganes Curry kocht.

Sommer-Slam

„Als vor über einem Jahr die ersten Beschlüsse für einen Umzug im Gemeinderat fielen, überwog bei uns eher ein ungläubiges Staunen als eine ausgelassene Feierlaune, wir konnten es fast nicht glauben“, so Tobias Schmidt vom Vereinsvorstand. Jetzt seien alle hochmotiviert. „Anders hätten wir das Programm der letzten Wochen auch nicht stemmen können,“ so Schmidt weiter. „Neben der ganzen Orga-Leistung der Bau-Tiger hatten wir einen unglaublich schönen Sommer-Slam. Beim Gerümpelturnier Alpha-Cup haben immerhin sechs Mannschaften teilgenommen, davon zwei Flüchtlingsmannschaften und eine vom Goethe-Institut. Und nicht zuletzt fünf Konzerte mit insgesamt zehn Bands sowie zwei Vorträgen alleine in den letzten zwei Wochen.“

Veranstaltungen laufen weiter

Im Sommer 2016 soll der Umzug stattfinden. Solange wird das Veranstaltungsprogramm im Löwenkeller fortgeführt. Im neuen Club-Domizil soll es neben dem Veranstaltungsraum des Vereins eine Kneipe geben. Im oberen Stockwerk sollen eine KünstlerInnenwohnung und Atelierräume entstehen.

Sommerpause für Umbau nutzen

Der Club nutzt nun seine Sommerpause bis zum 11. September 2015 verstärkt für den Umbau. Am 10. Oktober 2015 ist die Jahreshauptversammlung des etwa 400 Mitglieder starken Vereins, im Sommer 2016 das 50-jährige Bestehen des Vereins.

Wer sich weiter über den Umbau informieren möchte, findet alle Infos auf der Umzugshomepage:

http://clubalpha60.de/umzug/

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„Landratsamt: Empörung unbegründet“ – Leserbrief von Roland Hampp aus Gaildorf zum Fischsterben in der Jagst

Sogar die Radio-Nachrichten vermelden, Bürger seien empört über die Informationspolitik des Landratsamts (LRA) Schwäbisch Hall zum Fischsterben in der Jagst bei Kirchberg nach einem Großbrand.  Diese Reaktion ist laut Landratsamt „unbegründet“.

Leserbrief von Roland Hampp, Gaildorf

Größte Flusswasservergiftung seit Jahrzehnten

Das LRA ist zuständig für die aktive Mit-Hilfe bei Umweltverbrechen wie der massiven Auswilderung von Windrad-Monstern im gesamten Kreisgebiet; ist aber weit weniger gefordert bei der Ab-Hilfe in Sachen Umweltkatastrophen – „der größten Flusswasservergiftung seit Jahrzehnten in BW“ (BUND). Und dies macht uns auf dem entsprechenden Flussabschnitt in den nächsten fünf Jahren aus einem artenreichen Fließgewässer die dahindümpelnde Totkloake.

Staatskanzlei in Stuttgart steht davor

Das Amt betreibt auch keine „falsche“ Informationspolitik – da es als klassische „Durchführungsverordnungs-Ausführungsbehörde“ weder in dem einen noch im anderen Fall über nennenswerte „Informationen“ verfügen dürfte. Da sei die „Grüne“ Staatskanzlei in Stuttgart vor!

Waldbrandgefahr steigt

Hitzeperioden mit erhöhter Waldbrandgefahr werden in Zukunft zur Regel. Daran ändern die Windradmonster im Wald auch rein gar nichts. Im Gegenteil. Sie vergrößern nur das Gefahrenpotenzial.  Wie wird unserer Feuerwehr das geplante kontrollierte Abbrennenlassen gelingen bei einer jederzeit möglichen Havarie an einer industriellen Großanlage – trotz installiertem Wasserreservoir und geplantem Großeinsatz einer Traktorflotte mit Gülle(wasser)fässern?

Regelmäßig Todesfälle

Was geschieht bei Funkenflug und Übergreifen des Feuers (in unserer ach so windreichen Region!) auf (recht nah!) benachbarte WKA, von denen es, dem grünen Feuereifer folgend, bald 40 Stück geben soll?  Vielleicht besorgt uns die Behörde schon mal Löschflugzeuge und schickt seine Mannen auf Fortbildung zu den (weltbesten) Firefightern nach Kalifornien – ohne zu verschweigen, dass es dort trotz bester Ausrüstung und Ausbildung regelmäßig auch zu Todesfällen kommt (Dennoch bitte alle Wehren im gesamten Kreisgebiet berücksichtigen!).  Kostenübernahme: Sicher gern durch die zukunfts-gewissenhaften Investoren.

Brand-Schneisen ordentlich zuschütten

Das LRA hat Probleme mit der adäquaten Verfüllung von Schlag(!)-Löchern auf Landstraßen? Okay – aber bei Waldgroßbränden über WKA-Rodungs-Freiflächen hinaus wird´s Ländle (wiederum) zuverlässig zuschlagen und nicht nur Brand-Schneisen ordentlich zuschütten! Vertrauen wir einfach mal drauf. Wie immer.

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„Entrüstung“ – Leserbrief von Roland Hampp aus Gaildorf über den Besuch von Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) in Schwäbisch Hall

Vom „Gehörtwerden“ des Bürgers hat der Ministerpräsident mal getönt. Heute will er davon nichts mehr hören. Es scheint ihn geradezu seine kommunistische Kaderpartei-Schulung einzuholen, wenn er auf Bürger (mit Dogmen; schwachen Argumenten) einbrüllt, die nicht seiner Meinung sind. Aber da hört auch bei mir der Spaß auf.

Leserbrief von Roland Hampp, Gaildorf

Notfall: Windkraftgegner beim Ministerpräsidenten!

Grauhaar gegen Graubart. Wie zwei alte Waschweiber auf dem historischen Marktplatz zu Schwäbisch Hall bellen wir uns an. So peinlich, dass es aus der lokalen grünen Entourage tönt: Notfall! Windkraftgegner beim Ministerpräsidenten! Immerhin bleiben Grüne, am Tag des Neustarts japanischer Atommeiler, politisch korrekt: Notfall – nicht Störfall in Hall.

Ego-Shooter genug?

Wer sich für das Andere einsetzt, macht sich suspekt. Das eigene Macho-Ego durchzudrücken, ist akzeptiert. Hab ich mir mal sagen lassen. Also schwöre ich ab: Der Rotmilan ist mir so wurscht wie den Roten die kaltgestellte Rote im Feschtles-Zelt. Der Schwarzstorch interessiert mich so wenig wie die Schwarzen nächtens Fledermäuse wahrnehmen. Und die Grüne Hoffnung hab ich längst hinter mich geschmissen. Ich will weiterhin in unseren  Wäldern rumrennen können ohne den Scheusals-Anblick der welthöchsten Windrad-Monster und ich hab keine Lust, mit dem Bike auf Forstweg-Autobahnen gekillt zu werden. Ego-Shooter genug?

Der Ökologie hat er längst abgeschworen

Als der Hotelier an der bayerischen Grenze (zum gelobten Land der Monster-Freiheit) klagt, die geplanten Windräder vor der Pforte gefährden die Existenz seines Wellness-Hotels, verspricht Kretschmann, sich darum zu kümmern! Legte der Milan goldene Straußeneier, die Aufmerksamkeit der Öko(nomie)-Grünen wäre ihm sicher. Ich suche Wellness nicht im Hotel, sondern im Wald. Trotzdem ist das Anliegen des Betreibers verständlich – und lieber ein biederes Hotel in der Botanik als ein Rudel wildgewordener Monster. Wie wird wohl Kretschmann votieren, wenn´s wieder um die ökonomische Entscheidung geht. Denn der Ökologie hat er längst abgeschworen.

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„Kretschmann – selbstlos und ohne Hintergedanken“ – Leserbrief von Ulrike Hölzel, Michelbach/Bilz

Wir können uns glücklich schätzen! Welches Bundesland hat einen Ministerpräsidenten, der mit seinen Bürgern in deren Heimat wandern geht und das Gespräch mit denselben sucht? Einfach so, selbstlos und überhaupt nicht mit dem Hintergedanken an die kommende Landtagswahl.

Leserbrief von Ulrike Hölzel, Michelbach/Bilz

Suggestive Botschaft der Artikel

Wir können uns glücklich schätzen! Über die mehr als ausführliche  und durchweg lobende Berichterstattung und die vielen Bilder und Umfragen zu des Herren Besuch. Wir können uns glücklich schätzen! Wir werden gehört, unsere Sorgen und Nöte ernst genommen und wir haben einen Ministerpräsidenten, der mit uns auf Augenhöhe kommuniziert. So lautet für mich die suggestive Botschaft der vielen Artikel in der Lokalzeitung zu Kretschmanns Besuch in Schwäbisch Hall.

Ich habe das ganz anders wahrgenommen:

Gegen 17 Uhr, als Kretschmann auf dem Haller Marktplatz eintraf, in Gefolgschaft der ortsbekannten Grünen, war außer der Presse und einer Handvoll weiterer Menschen der Platz leer. Es war erstaunlich einfach, sich kurz an den „Landesvater“ zu wenden und sein Anliegen vorzubringen. Die Bodyguards, die einem dabei dicht auf die Pelle rückten, konnte man getrost ignorieren. Ich bekam eine Minute Redezeit und Herr Kretschmann war genau so lange zugewandt bis er den Grund meines Anliegens verstand. Dann wurde aus dem behäbig wirkenden Übervater ein aggressiver Politiker, der genau weiß, wie man Menschen einschüchtert und zum Schweigen bringt. Während seiner sehr emotional hervorgebrachten, lautstarken Antwort, habe ich mich abgewandt – und  verstanden, was ich schon wusste: dass wir mit Kretschmann alles andere als einen souveränen und verständnisvollen Ministerpräsidenten haben.  Im Gegenteil: Wer nicht blinden Gehorsam leistet, leise Kritik äußert oder einfach nur seine Sorge ausdrückt, fliegt raus; aus dem Gespräch mit MP Kretschmann.

Anlehnung an Verhältnisse in Nordkorea?

Irritierend war auch die Szenerie um Harald Ebner (MdB), der von Frauen umgeben war, auf deren grünen T-Shirts „Hohenlohe Ebner“ stand. Unterwerfen sich damit die Grünen Frauen ihrem Meister und ist das die Anlehnung an Verhältnisse in Nordkorea? Insgesamt eine erbärmliche Show – zugunsten einer Politik, die alles andere als den Menschen, die Umwelt und die Demokratie im Blick hat. Die Zeiten, in denen die Grünen mit Umwelt- und Friedenspolitik sowie einem respektvollen Umgang mit Bürgerrechten punkten konnten sind schon lange vorbei. Macht hinterlässt auch bei den damaligen Hoffnungsträgern tiefe Spuren.

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„Einknicken von Syriza vor dem Brüsseler Diktat“ – Artikel in der Zeitung „Junge Welt“ über „Tsipras rasante Karriere von links unten nach rechts oben“

Seit dem Einknicken von Syriza vor dem Brüsseler Diktat ist die gesamte
Linke gefordert, die Möglichkeiten und Grenzen linker Parteien zur
Entwicklung antikapitalistischer Bewegungen gründlich zu überdenken. Manfred Sohn war von 2008 und 2013 für „Die Linke“ im Niedersächsischen
Landtag. Er schrieb vor einigen Tagen einen Artikel für die Tageszeitung „Junge Welt“.

Von Manfred Sohn, Partei Die Linke

Anfang vom Ende der Periode Bismarck

Euphorisch feierte der damals fast 70-jährige Friedrich Engels die deutschen Wahlen vom 20. Februar 1890, in denen die Sozialistische Arbeiterpartei, also die spätere SPD, einen »überwältigenden Erfolg« errungen hatte¹. Recht hatte er mit der für eine englische Zeitung niedergeschriebenen Einschätzung, sie markierten »den Anfang vom Ende der Periode Bismarck«. Aber seine Hoffnung auf die Kraft der durch diesen Urnengang ermutigten SPD ging weiter. Kaiser Wilhelm II. werde schon einsehen, »dass die deutsche Arbeiterklasse alles, was man ihr anbietet, als Abschlagszahlung akzeptiert, aber nicht ein Jota von ihren Prinzipien und Forderungen nachlässt«. Konkreter formuliert er seine Hoffnungen in einem sechs Tage nach dem Wahltriumph geschriebenen Brief an Laura Lafargue: »Der 20. Februar ist der Tag des Beginns der deutschen Revolution. Es mag noch ein paar Jahre dauern, bis wir eine entscheidende Krise erleben (…) Aber die alte Stabilität ist für immer dahin.«²

Beginn einer Reihe von Enttäuschungen

Der alte, erfahrene Engels irrte. Und niemandem ist ein Vorwurf zu machen, der wie er seine Erwartungen in die bürgerliche Parlamentswahlen setzt, um dem kapitalistischen Zwangssystem zu entkommen. 125 Jahre später aber ist es an der Zeit, nüchtern zu konstatieren, dass der von Engels gefeierte Ausgang der Reichstagswahlen nur am Beginn einer Reihe von Enttäuschungen stand. Von den zerstobenen Hoffnungen dieses Februars 1890 über den Irrglauben, mit der Wahl zum deutschen Reichstag nach 1919 oder in Chile 1973 auf parlamentarischem Weg zum Sozialismus zu gelangen, reicht diese Serie nunmehr bis zu den jüngsten griechischen Ereignissen, die in zweierlei Hinsicht einen Höhepunkt markieren. (…)

Den ganzen Artikel der Tageszeitung „Junge Welt“ finden Sie auf folgender Internetseite:

http://www.jungewelt.de/2015/08-24/004.php

Anmerkungen:
1 Friedrich Engels, Die deutschen Wahlen 1890, in MEW 22, S. 3ff; folgende Zitate aus diesem Artikel
2 Ders., MEW 37, S. 359
3 Friedrich Engels, Vorwort zum dritten Band des »Kapital«, 4. Oktober 1894, MEW 25, S. 7
4 Karl Marx, Das Kapital, Band 3, MEW 25, S. 260
5 Dazu ausführlicher der Autor dieses Artikels in dem Buch »Am Epochenbruch«, PapyRossa 2014
6 Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Darmstadt und Neuwied 1967, S. 236
Manfred Sohn war von 2008 und 2013 für Die Linke im Niedersächsischen Landtag.

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„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierunddreißigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich. Der Episoden vierunddreißigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXXIV Geltung

… Paula lächelte bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung. Auch sie erinnerte sich an seine Frage, auf die er, wie sie damals vermutete, eigentlich gar keine konkrete Antwort wollte. Carl wollte wissen, wer sie war und es fiel ihm auf Anhieb, als unverbindlicher Gesprächsanfang, eben nur der Bezug zur Veranstaltung ein. Und er hatte den rechten Ton getroffen, Paula freute sich, auf diese Art von dem fremden Anzugträger angesprochen zu werden. Sie war von seiner wohlklingenden Stimme angetan und die wenigen Worte ließen deutlich auf die Hohenloher Herkunft schließen. Seine deutlichen Fragestellungen bezeugten sein aufrichtiges Interesse an ihr. Gleichzeitig ließ er ihr damit aber noch genug Spielraum, den Gesprächsfaden in ihrer Art aufzunehmen und weiterzuspinnen.

Recht nobel

Carl Eugen Friedner wirkte im dunklen Anzug mit perfekt gebundener Krawatte recht nobel und Paula fand ihn sofort äußerst sympathisch. Sein gewinnendes Lächeln und die eigenwilligen kleinen Löckchen auf seinem Kopf amüsierten Paula. Carls warme und herzliche Ausstrahlung paarte sich angenehm mit der zur Rundlichkeit neigenden Körperfülle. Paula fühlte sich bei dieser ersten Begegnung sofort zu ihm hingezogen. Sie konnte es schier nicht fassen – das wohlige Gefühl in seiner Nähe war, über die vielen Jahre und alle furchtbaren Geschehnisse hinweg das selbe geblieben. Auch jetzt fühlte sie sich neben ihm einfach wohl, es war ein angenehmes Gefühl in seiner Nähe zu sein. Und seine Worte taten ihr heute, wie damals, gut. Als sie sich aber ihrer aufkommenden Zuneigung bewusst wurde, rief sie sich augenblicklich zur Ordnung, schließlich hatte er nicht verhindern können, dass sie um einen guten Teil ihres Erbes gebracht wurde. Paula konnte und wollte diesen, für sie immer noch fragwürdigen Umstand auf keinen Fall hintenan stellen. Jetzt waren sie schon zwei Stunden miteinander unterwegs und er hatte sich immer noch nicht konkret zu den Geschehnissen hinter den Kulissen geäußert.

„Schönmehlgeschwätz“

Paula Engel rückte ein gutes Stück von ihm ab. Ihr Blick wurde hart, dann wandte sie sich Carl zu und fuhr ihn an: „Und? Wie sieht es heute mit deinem Erinnerungsvermögen aus?“ Und nach einer kurzen Atempause hub sie erneut an: „Wann willst du mir endlich reinen Wein einschenken?“ Carl hatte nicht mit diesem frontalen Angriff gerechnet und war betroffen über Paulas unverblümte Fragen. Gedachte er doch, zuerst das gute alte Verhältnis zwischen ihnen in Erinnerung rufen zu wollen. Die schwierigen Worte mit denen die verzwickten Umstände dann zu besprechen wären, würden noch bald genug benannt werden müssen. Er war sich ziemlich sicher, dass Paula ihm von nun an jedes weitere freundliche Wort als „Schönmehlgeschwätz*“ auslegen würde.

Vergangene Zuneigung

Warum konnte Paula die Erinnerungen an den wunderbaren Moment ihrer ersten Begegnung nicht mit ihm zusammen genießen? Und jetzt wo sie wieder zueinander gefunden hatten, erst ein wenig in Harmonie und glücklicher Zweisamkeit mit ihm schwelgen. Warum hing sie derart verbissen gerade an dem so furchtbar misslungenen Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit? Wie würde sie erst reagieren wenn er ihr die Umstände beschreiben würde ? Wo sie jetzt schon so ungehalten war, obwohl er noch gar nichts Konkretes gesagt hatte. Carl war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob er Paula die Wahrheit sagen sollte. Sie war ja auch kaum auf seine verbindlichen Worte eingegangen, zeigte so wenig Freude an einem friedlichen Zusammensein, sprach kein Wort von der vergangenen Zuneigung zwischen ihnen, oder ließ gar durchblicken, dass sie ihm immer noch wohlgesonnen war.

Versagt

Würde sie ihn wohl wieder fallen lassen, wenn er die Hintergründe benannt hatte? Wollte sie nur seine Kenntnisse und sonst nichts von ihm wissen? Einzig das entspannte Lächeln, das über ihr Gesicht gehuscht war, ließ ihn auf ihre Freude an der vergangenen Gemeinsamkeit schließen. Doch jetzt war das Lächeln in ihrem Gesicht verschwunden. Paulas Lippen waren bedenklich schmal geworden. Mit gehobenen Augenbrauen blickte sie ihn hart und fordernd an: „Warum hast du mich verraten?“ Carl senkte den Kopf. So schätzte sie es also ein. Es gab nur für oder gegen, sie würde keine Zwischentöne gelten lassen. Unterstellte sie ihm, gar vorsätzlich gegen sie gehandelt zu haben? Er überlegte angestrengt wie er sie beruhigen könnte und sprach leise zu ihr: „Paula, bitte hör mir erst zu, bevor du ein Urteil fällst. Ich habe dich nicht absichtlich verraten, ich habe –“ Carl rang mit sich, aber er sprach weiter: „… ich habe versagt. Ja, und ich konnte dir nicht so helfen wie ich es als dein Berater und Rechtsbeistand und vor allem als dein Freund hätte tun müssen.“

Erleichtert

Nun war es gesagt. Würde sie ihn jetzt einfach stehen lassen? Carl hielt den Blick immer noch gesenkt. Trotz der Angst wie Paula reagieren würde, war er unendlich erleichtert. Ja, er hatte schlicht und einfach versagt. Es war keine Ausrede mehr nötig, Carl war erleichtert. Er hob den Kopf und blickte nun seinerseits Paula fragend an, wie würde sie sein Geständnis aufnehmen ?… Fortsetzung folgt.

Erläuterung:

* Schönmehlgeschwätz, (Scheemählgschwätz):
Redewendung für leere, aber doch schöne Reden ohne konkreten Inhalt, kann sowohl
als lobende Schmeichelei, als auch als taktierende Heuchelei verstanden werden. Es
liegt in der Betonung der Rede, oder dem Eindruck des Hörers, was genau damit
gemeint sein soll.

Wer hat schon einmal eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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