„Die Brandstifter spielen Feuerwehr“ – Diskussionsrunde in Schwäbisch Hall zur Krise in der Ukraine

„Die Brandstifter spielen Feuerwehr“ lautet der Titel einer Diskussionsrunde in Schwäbisch Hall zur Krise in der Ukraine. Die Diskussion findet am Montag, 31. März 2014, um 20 Uhr im Büro des Club Alpha 60, Schwäbisch Hall, Pfarrgasse 3, statt.

Von der Organisation „internationale sozialistische Linke“ (isl)

Ist die Welt wirklich so, wie sie von unseren Politikern behauptet wird?

Beim aktuellen rhetorischen Säbelrasseln in den deutschen Medien wird Putin dämonisiert: Er ist die Verkörperung des Bösen, ein Psychopath mit Minderwertigkeitskomplexen, despotisch und vom Wunsch nach Wiederherstellung eines großrussischen Imperiums getrieben. Ist die Welt wirklich so, wie sie von unseren Politikern behauptet wird? Ist Putin der „Böse“? Sind Merkel und Obama wirklich die „Guten“? Um was geht es in der Ukraine? Wer sind die treibenden Kräfte? Was tun? Um diese Fragen soll es in einer Diskussionsrunde gehen, zu der die „internationale sozialistische Linke“ (isl) einlädt.

Kurzinformation:

Termin: Montag, 31. März 2014, um 20 Uhr, Schwäbisch Hall, Büro des Club Alpha 60, Pfarrgasse 3.

Weitere Informationen im Internet über die Internationale Sozialistische Linke (isl):

http://www.islinke.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_sozialistische_linke

 

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„Nahverkehr wird auch in Heilbronn bestreikt“ – Mittwoch ist zentraler Streiktag mit Kundgebung in Stuttgart

Am morgigen Mittwoch, 26. März 2014, wird im Rahmen des Nahverkehrsstreiktages an folgenden Orten in Baden-Württemberg der Nahverkehr bestreikt: Stuttgart, Esslingen, Freiburg, Karlsruhe, Heilbronn, Baden-Baden und Ulm.

Von der Gewerkschaft ver.di in Baden-Württemberg

Zentrale Kundgebung in Stuttgart

In vielen Städten und Gemeinden im Land wird morgen auch in allen anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes – wie angekündigt – die Arbeit niedergelegt. Zur zentralen Kundgebung auf dem Stuttgarter Marktplatz kommen Streikende aus der Region Stuttgart und mit 35 Bussen aus den Städten und Gemeinden im Filstal und der Region Neckar-Alb sowie dem Raum Heilbronn und Pforzheim.

Bsirske fährt mit 100 streikenden Erzieherinnen nach Freiburg

In den westlichen und östlichen Landesteilen ruft ver.di am Donnerstag zu Warnstreiks auf. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske wird am Morgen in Mannheim sprechen und anschließend mit dem Zug – begleitet von hundert streikenden Erzieherinnen – zur Kundgebung nach Freiburg fahren.

Große Kundgebung am Donnerstag in Ulm

In Ulm wird am Donnerstag die vierte größere Kundgebung in dieser Woche stattfinden mit Streikenden aus Oberschwaben, aus Aalen, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Ellwangen sowie auch aus der bayerischen Stadt Neu-Ulm.

Forderung: 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent

ver.di fordert eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden. Für den Nahverkehr soll es darüber hinaus eine Zulage von 70 Euro monatlich geben, in den Krankenhäusern sollen die Nachtzuschläge von 15 Prozent auf das Niveau der Nachtzuschläge im TVöD (20 Prozent) angehoben werden. Gleichzeitig will ver.di mit den Arbeitgebern über einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Arbeitstagen für alle Beschäftigte sowie über den Ausschluss von sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen sprechen. Das Ergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten beim Bund übertragen werden.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://bawue.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++3d767de2-b407-11e3-890d-52540059119e

Streikplanung in ausgewählten ver.di-Bezirken:

Mittwoch, 26. März 2014

Heilbronn-Neckar-Franken: Unter anderem beteiligen sich Nahverkehr und Hallenbad Heilbronn, die Städte Weinsberg, Neckarsulm und Crailsheim, Teilnahme in Stuttgart.
Kontakt: Marianne Kugler-Wendt, Telefon 0171-7649917.

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„Für eine Welt ohne Ausgrenzung und Menschenverachtung“ – Rede von Jochen Dürr bei einer Demonstration in Sinsheim

Bei der Demonstration „Für eine Welt ohne Ausgrenzung und Menschenverachtung“ am Samstag, 22. März 2014, in Sinsheim hat auch der Schwäbisch Haller Jochen Dürr gesprochen. Dürr ist Landessprecher der VVN-BdA Baden-Württemberg. Die Demonstration richtete sich vor allem gegen die rassistische Hetze gegen Flüchtlinge durch die regionalen Neonazi-Zirkel im Kraichgau und der Rhein-Neckar-Region.

Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht Jochen Dürrs Rede in voller Länge

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

ich stehe hier für die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen), die älteste antifaschistische Organisation, die seit Jahrzehnten konsequent gegen die Nazis und Krieg arbeitet und deswegen vom Verfassungsschutz (VS) überwacht wird. Da stellt sich für mich die Frage: Was macht dieser VS eigentlich?!

NSU: Braune Terroristen

In meinem kurzen Redebeitrag konzentriere ich mich auf die Rolle des Inlandsgeheimdienstes im Zusammenhang mit der NSU, den braunen Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrundes. Es gibt gut recherchiertes Material von Journalisten: Von Thomas Moser aus Stuttgart und Thumilan Selvakumaran aus Schwäbisch Hall. Jeden Tag werden von den mutigen Journalisten neue Fakten in die Öffentlichkeit gezerrt.

„Michele Kiesewetter war kein Zufallsopfer“

Die Ergebnisse der Ermittlungsgruppe des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg lassen alle Fragen offen. War die ermordete Michele Kiesewetter nur ein Zufallsopfer?! Nein, liebe FreundInnen, der VS lässt die Katze bewusst nicht aus dem Sack.

Unterschriftenaktion der VVN-BdA Baden-Württemberg

Es müssen die richtigen Fragen gestellt. Seit Ende Januar 2014 gibt es eine Unterschriftenkampagne der VVN-BdA Baden-Württemberg für einen parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschuss im baden-württembergischen Landtag. Es geht um die Aufarbeitung von neuen Merkwürdigkeiten, Unklarheiten und Ungereimtheiten.

Neue Fakten werden tagtäglich bekannt:

– Im NSU Prozess in München

– Durch die Untersuchungsausschüsse im Bundestag, den Landtagen von Thüringen, Bayern und Sachsen

– Presseberichte über die Verstrickungen vom VS mit den V-Leuten in den Nazistrukturen

Nur einige Beispiele für aufklärungsbedürftige Sachverhalte seien genannt:

In der ausgebrannten „NSU“-Wohnung in Zwickau wurden Stadtpläne und andere Dokumente gefunden, die Hinweise auf ausgespähte Anschlagsziele und Fluchtrouten in Baden-Württemberg enthielten. Die größten Rätsel gibt der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter am 25. April 2007 auf der Heilbronner Theresienwiese auf. Trotz des hohen Nachdrucks, mit dem Morde an Polizeiangehörigen sonst aufgeklärt werden, tappten die Behörden von einer Ermittlungspanne in die nächste und immer im Dunkeln.

Strafanzeigen gegen ermittelnde Beamte der Polizei

Der rassistische Verdacht auf Sinti und Roma veranlasste Romani Rose, den Vorsitzenden des Zentralrates der Sinti und Roma zu Strafanzeigen gegen ermittelnde Beamte der Polizei. Erst als beim Auffliegen des Terrortrios am 4. November 2011 in Eisenach im ausgebrannten Wohnmobil die Waffen der ermordeten Polizistin und ihres Kollegen sowie deren Handschellen gefunden wurden, ging die Polizei von einem rechts terroristischen Hintergrund aus und ordnete die Taten dem „NSU“ zu.

Hinweise einer V-Frau wurden ignoriert

– Warum spielte bei den Ermittlungen nie der Hinweis eine Rolle, den eine „V-Frau“ dem baden-württembergischen Landesamt für Verfassungsschutz schon kurz nach der Tat gegeben hatte, wonach Neonazis aus Schwäbisch Hall in die Ereignisse verwickelt waren?

– Warum wurde niemals nachdrücklich vier Phantombildern der Täter nachgegangen, die kurz nach dem Heilbronner Mord von Zeugen erstellt wurden? Keines ähnelt den Mitgliedern des Terrortrios, eines aber verblüffend einem polizeibekannten Nazifunktionär, ehemaligen Söldner, einschlägig Vorbestraften und mutmaßlichen „V-Mann“ aus der Region?

– Warum hielten sich am Tag des Heilbronner Mordes mindestens fünf Mitarbeiter von Geheimdiensten auf oder in der Nähe der Theresienwiese auf?

– Welche Verbindungen bestehen zum baden-württembergischen „Ku-Klux-Klan“, dessen Gründer und Leiter, wie jetzt vom Innenministerium bestätigt wurde, ein „V-Mann“ des baden-württembergischen Verfassungsschutzes war? Der Gruppenführer der ermordeten Polizistin war zusammen mit mindestens einem weiteren Polizisten ebenfalls Mitglied dieser rassistischen Gruppe.

„Neoschutzstaffel – NSS“

– Was hat es mit dem Todesfall am 16.9.2013 auf dem Cannstatter Wasen auf sich? Dort wurde ein junger Neonazi angeschnallt und verbrannt in seinem Auto gefunden. Er war an diesem Tag nach Stuttgart gefahren, um beim Landeskriminalamt zum Mordfall in Heilbronn auszusagen. Zuvor schon hatte er Hinweise auf eine ihm bekannte weitere Naziterrorgruppe namens „Neoschutzstaffel – NSS“. gegeben, die in Baden-Württemberg aktiv sei.

– Warum weicht der Heilbronner Polizistenmord vom sonstigen Tatschema des „NSU“ so offensichtlich ab? Warum wurde die Mordserie an Gewerbetreibenden mit Migrationshintergrund (mit immer derselben Waffe!) nach der Heilbronner Tat abgebrochen?

Aufruf zur Unterschriftenaktion:

Unseren Aufruf der VVN-BdA Baden-Württemberg haben als ErstunterzeichnerInnen über 80 Menschen aus der Politik, den Gewerkschaften und anderer Organisationen unterzeichnet!

Wie verhält sich die grün-rote Landesregierung zur Einrichtung eines NSU-Untersuchungsausschusses?

Die SPD-Landtagsfraktion steht voll hinter Innenminister Reinhold Gall, der keinen Untersuchungsausschuss haben möchte. Der SPD-Landesvorstand hat sich in einem Antrag auf eine Enqueteausschuss geeinigt, der am kommenden Samstag in Wiesloch bei einem Sonderparteitag der SPD Baden-Württemberg diskutiert und verabschiedet wird. Als VVN-BdA Baden-Württemberg werden wir mit einem Infostand vertreten sein und mit den Delegierten intensiv für einen Untersuchungsausschuss werben.

Gewünscht werden mutige Delegierte

Ich wünsche mir am kommenden Samstag in Wiesloch, nur wenige Kilometer von hier entfernt, mutige Delegierte, die für einen NSU-Untersuchungsausschuss stimmen werden.
Mit einem Untersuchungsausschuss ist Schluss mit dem Kurs der Kaschierung und Vernebelung der intensiven Kontakte des Inlandsgeheimdienstes mit den Nazistrukturen in Baden-Württemberg. Liebe SPD … das ist eine klare Aufforderung von hier aus … von dieser Demonstration!

Lasst mich abschließend etwas zur NPD sagen:

Alexander Neidlein, derzeit NPD-Landesvorsitzender, ist vorbestraft wegen Bankraub, war mehrfach als Söldner in Südafrika und Bosnien und sieht einem der Männer mutmaßlich den Fahndungsfotos aus Heilbronn ähnlich. Ist Neidlein mutmaßlich ein V- Mann des Inlandsgeheimdienstes ?! Diese Frage wäre zu klären.

Der NPD den finanziellen Boden entziehen

Ich wünsche, dass das NPD-Verbotsverfahren des Bundesrates zu einem guten Abschluss kommt und die NPD dann keine Steuermittel und Parlamentsstrukturen mehr zur Verfügung stehen. Den offensichtlichen Verstrickungen der NPD und der rechten Kameradschaften wie hier auch in Sinsheim und ihrem offensiven Auftreten in der Sinsheimer Öffentlichkeit wäre damit zumindest der finanzielle Boden entzogen.

Noch ein letztes Wort zur Hetze gegen Flüchtlinge:

Ich erinnere an das Jahr 1992, wo nach rassistischen Übergriffe gegen Flüchtlinge wie in Rostock-Lichtenhagen und anderen Orten in der Republik der Grundgesetzartikel zum Asylrecht geändert wurde … durch die Parteien CDU, CSU, FDP und SPD … das darf nicht vergessen werden. Daraufhin wurden die Grenzen nach Deutschland dicht gemacht und es kommt nur noch ein Promille überhaupt zu uns. Durch kriegerische Ereignisse in vielen Ländern verlassen viele Menschen ihr Herkunftsland und kommen aber oft nicht weit. Durch die Agentur Frontex saufen viele Flüchtlinge im Mittelmeer ab und werden durch eine militärische Außenpolitik die EU-Außengrenzen abgeschottet werden.

Gegen die alten Ressentiments gegen Flüchtlingsunterkünfte kämpfen

Wir müssen auch 2014 gegen die alten Ressentiments gegen Flüchtlingsunterkünfte kämpfen. Es bedarf einer geschlossenen Gegenwehr aller demokratischen Kräfte in Orten, wo rassistische Stimmungen gegen Flüchtlingsunterkünfte wieder hochgezogen werden.
Es muss aber auch eine massive Gegenwehr geben, gegen homophobe Demonstrationen auf unseren Straßen, angeführt von Rechtsradikalen und rechten Kirchenkreisen. Sie machen mobil gegen einen Bildungsplan an baden-württembergischen Schulen, der dafür sorgen soll, dass Menschen als Menschen geachtet und beachtet werden.

Gegen Rassismus, Hetze gegen Flüchtlinge und Homophobie

Der alltägliche Kampf gegen Rassismus, Hetze gegen Flüchtlinge und Homophobie braucht einen gesellschaftlichen Konsens und breitere Bündnisse, als sich heute in Sinsheim hier zusammengefunden hat.

Nehmen wir das als Hausaufgabe mit nach Hause:

in unserem Freundeskreis,
in unsere gewerkschaftlichen Strukturen
in unsere Antifastrukturen

Der Konsens kann zusammengefasst werden:

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

Weitere Informationen und Kontakt:

http://schwaebisch-hall.vvn-bda.de/2014/03/23/rede-jochen-durr-vvn-bda-landesprecher-22-03-2014-sinsheim/

https://linksunten.indymedia.org/de/node/102781

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„Verdi-Ortsverein Schwäbisch Hall wählt heute (Donnerstag) einen neuen Vorstand“ – Berichte und Anträge an die Bezirkskonferenz

Zu einer Mitgliederversammlung, heute Donnerstag, 20. März 2014, ab 20 Uhr, im Gasthaus Rose, Bahnhofstraße 9, in Schwäbisch Hall lädt die Gewerkschaft Ver.di alle Mitglieder aus Schwäbisch Hall und Umgebung ein.

Von Jochen Dürr, Vorsitzender des Ver.di-Ortsvereins Schwäbisch Hall

Rückblick auf die vergangenen vier Jahre

Auf der Tagesordnung steht der Bericht des Ortsvereinsvorstandes Schwäbisch über die Tätigkeiten in der vergangenen vier Jahren, Neuwahlen des Ortsvereinsvorstandes, der Delegierten zur Bezirkskonferenz und Anträge an die Bezirkskonferenz.

Weitere Informationen und Kontakt:

Jochen Dürr, Vorsitzender Ver.di Ortsverein Schwäbisch Hall

Telefon: 0791 – 54118

Handy: 0175 45 17 157

Telefax 0791 – 55178

E-Mail: jochenduerr66@gmx.de

Internet:

https://heilbronn.verdi.de/

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„Wer betrügt, sitzt!“ – Leserbrief von Jochen Dürr zur Haftstrafe für Uli Hoeneß

Dieser gesellschaftliche hochgeschätzte Fussballfunktionär hat mit der Hinterziehung von über 27 Millionen Euro Steuern und einer fehlerhaften Selbstanzeige ein hohes Maß kriminelle Energie gezeigt.

Leserbrief von Jochen Dürr, Schwäbisch Hall

Hoeneß sieht sich als milder Wohltäter

Aus meiner Sicht wäre das Rechtsempfinden der Bevölkerung erheblich verletzt worden, wenn man/frau die großen Fische immer davon kommen ließe. Kleinen Selbständigen drohen wegen einer verspäteten Umsatzsteuerklärung schon sehr saftige Strafen. Ein milder Wohltäter mit einer Sozialwohnung am Tegernsee, so sieht sich Herr Hoeneß wohl gerne.

Hoeneß zahlt in seiner Wurstfabrik Löhne unter Tarif

Schauen wir doch genau hin: Uli Hoeneß und sein Sohn sind Inhaber der Wurstfabrik Howe KG bei Nürnberg – die zahlt Löhne unter Tarif, setzt auf Leiharbeit und Befristungen. Einen Betriebsrat gibt es dort schon gar nicht. Wo ist die Politik jetzt gefordert?! Kriminelle Steuerdiebe werden durch die strafbefreiende Selbstanzeige gemäß Paragraph 371 der Abgabenordnung – die nur für Bagatellfälle zu rechtfertigen ist – geschützt. Sag mir doch einer mal: Bei welcher Straftat kann sich ein Täter durch Selbstanzeige der Bestrafung entziehen?!

Steueroasen austrocknen

Aus meiner Sicht gibt es den besten Beitrag zur Steuerehrlichkeit durch Austrocknung von Steueroasen. Banken muss die Lizenz bei wiederholter Beihilfe zur Steuerhinterziehung entzogen werden. Die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge ist abzuschaffen. Die Politik und Gesellschaft hat also genug zu tun. Für Hoeneß gilt die umgewandelte Parole der CSU: Wer betrügt, der sitzt!

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„Gemeinwohl vor Wirtschaftsinteressen: Handelsabkommen TTIP und CETA stoppen“ – Online-Petition unterschreiben

„Gemeinwohl vor Wirtschaftsinteressen: Handelsabkommen TTIP und CETA stoppen! Eine Botschaft an die Kandidatinnen und Kandidaten für das EU-Parlament“ lautet eine Online-Petition der Organisation attac.

Von der Organisation attac

Weitreichende Handels- und Investitionsabkommen (TTIP und CETA)

Derzeit verhandelt die EU mit den USA und Kanada über weitreichende Handels- und Investitionsabkommen (TTIP und CETA). Wir erklären als Bürgerinnen und Bürger:

– Wir fordern ein Ende intransparenter Verhandlungen hinter verschlossenen Türen und eine demokratische Neugestaltung der EU-Handelspolitik.

– Eine Schwächung bestehender Arbeitnehmerrechte, Umwelt- und Verbraucher­schutz­standards sowie Finanzmarkt­regeln durch TTIP oder CETA ist inakzeptabel. Auch eine Einschränkung zukünftiger politischer Handlungs­spielräume lehnen wir ab.

– Banken und Konzerne dürfen keine neuen Klagerechte gegen Staaten (Investor-State-Dispute-Settlement, ISDS) vor privaten Schieds­gerichten erhalten, durch die sie demokratisch getroffene Entscheidungen hintertreiben können.

– Aus diesen Gründen müssen die Verhandlungen zu TTIP und CETA sofort abgebrochen werden. Wir fordern die Mitglieder des EU-Parlaments auf, sich offen für ein Ende dieser Verhandlungen einzusetzen und, sollten die Verträge dennoch zur Ratifizierung vorgelegt werden, diese zu verweigern.

Wir werden die Unterschriften dieser Petition vor der Europawahl Ende Mai 2014 an die Kandidatinnen und Kandidaten für das EU-Parlament überreichen.

Petition unterschreiben:

www.attac.de/ttip-stoppen

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„Beim Wählen ans UmFAIRteilen denken“ – Helfen Sie mit, die „Zukunftszeitung“ zu verteilen

Im vergangenen Jahr (2013) hat das „UmFAIRteilen-Bündnis“ für Anfang April 2014 dezentrale Aktionswochen verabredet, um Gesicht zu zeigen für UmFAIRteilung. Wir wollen daran erinnern, dass die Verteilungsfrage ein zentrales Thema bleibt. Denn im Mai 2014 sind gleich in zehn Ländern Kommunalwahlen und für alle gibt’s die Wahl zum Europaparlament.

Newsletter der UmFAIRteilen-Koordination

Nachrichten, die wir seit langem gerne lesen würden

Um die Aktiven vor Ort zu unterstützen, gibt es den Vorschlag nach einer Idee der US-amerikanischen Yes-Men und von Attac eine „Zukunftszeitung“ zu verteilen. Aus „Bild“ wird „Bald“, eine Zeitung, die Nachrichten zur Besteuerung großer Vermögen bringt, wie wir sie seit langem gerne lesen würden.

Vermögenssteuer wieder einführen

Die Zeitung wird das Datum 1. April 2015 tragen, also ein Jahr lang aktuell bleiben – und Ihr werdet staunen, was es dort zu lesen gibt anlässlich der Wiedereinführung der Vermögenssteuer, der Erhebung einer europaweit koordinierten Vermögensabgabe und endlich neuer Möglichkeiten in den Städten und Gemeinden. Natürlich lädt die Zeitung auch dazu ein, sich zu engagieren, damit unsere vorweggenommenen Nachrichten Realität werden können.

Zeitung kann bis 15. März 2014 bestellt werden

Die vierseitige „Bald“ wird in der grafischen Gestaltung und auch in den Textformaten stark an die von uns gar nicht geliebte „Bild“ erinnern und kann noch bis zum 15. März bestellt werden. 1000 Exemplare kosten 90 Euro. Aber es sind durchaus auch Bestellungen kleinerer Chargen möglich. Ganz nach Euren Verteilungsmöglichkeiten vor Ort.

Kontakt per E-Mail und Telefon

Wenn sich Aktive vor Ort vorstellen könnten, eine Verteilaktion zu starten sind Bestellungen per Mail an koordination@umfairteilen.de möglich. Für eventuelle Nachfragen stehe ich Euch Montag bis Mittwoch in der Zeit 11 Uhr bis 16 Uhr unter der Nummer 030-83203918 auch telefonisch zur Verfügung.

Zeitung durch ein regionales Einlageblatt ergänzen

Wir würden uns freuen, wenn viele Aktive, lokale Bündnisse und Gruppen Lust auf die Verteilung haben. Wo besonders viel Schwung vorhanden ist, gäbe es ja auch die Möglichkeit, vor Ort die Zeitung durch ein regionales Einlageblatt zu ergänzen.

Ansprechpartner sind notwendig

Für die Bestellung brauchen wir, eine/n AnsprechpartnerIn (E-Mail, Telefonnummer), eine Liefer- und gegebenenfalls Rechnungsadresse sowie eine Telefonnummer zur Rechnungsadresse für den Lieferdienst. Unser Ziel ist es, dass die Zeitung bis zum 27. März 2014 ausgeliefert wird.

Wir freuen uns auf Eure Bestellungen (bis 15. März 2014).

Herzliche Grüße

Eure UmFAIRteilen-Koordination

Weitere Informationen und Kontakt:

http://umfairteilen.de/start/home/

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„70 Jahre nach Ende der Besatzung immer noch keine Wiedergutmachung erhalten“ – Offener Brief eines griechischen Antifaschisten an Bundespräsident Gauck

Einen Offenen Brief an den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck hat Manolis Glezos geschrieben. Er fordert Deutschland auf, endlich für die Morde und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zu bezahlen. Glezos ist Vorsitzender des Nationalrats für die Einforderung der Kriegsschulden Deutschlands gegenüber Griechenland. Der 91-jährige griechische Antifaschist hat als junger Mann 1941 die Nazifahne von der Akropolis entfernt.

Zugesandt von einem Hohenlohe-ungefiltert-Leser

Der Offene Brief von Manolis Glezos:

Athen, 3. März 2014

Wir begrüßen die Ankunft des deutschen Bundespräsidenten in Griechenland und versichern Herrn Gauck unsere aufrichtige Hochachtung, unsere Wertschätzung sowie unsere solidarischen Verbundenheit mit dem deutschen Volk. Wir wollen aber auch versuchen, an die noch nicht eingelösten Verpflichtungen seines Landes gegenüber der Geschichte zu erinnern.

Säuglinge, Kinder, Frauen und Greise ermordet

Wie wir aus Meldungen in den Medien erfuhren, besucht der Bundespräsident auch die jüdische Gemeinde von Joannina, die fast vollständig dem Holocaust der Nazis zum Opfer gefallen ist: alle Angehörigen der jüdischen Gemeinde von Joannina wurden gewaltsam in die Krematorien des Schreckens gezerrt – nur aus dem einen Grund: sie waren Juden. Der Bundespräsident besucht auch den Märtyrerort Lyngiades, ein kleines Dorf oberhalb von Joannina, in dem Soldaten der Wehrmacht am 3. Oktober 1943 kaltblütig 82 unschuldige und friedliebende Bürger ermordet haben: unter ihnen Säuglinge, Kinder, Frauen und Greise. Dieser Massenmord geriet über Jahrzehnte hin in Vergessenheit, bis ein deutscher Historiker, Professor Christoph Schminck-Gustavus ihn nach mehrjährigen Nachforschungen wieder ans Tageslicht brachte.

Mehr als 100 Massenmorde haben die Nazis in Griechenland verübt

Mehr als 100 solcher Massenmorde, denen Zehntausende von Zivilisten zum Opfer gefallen sind, hat die Nazi-Wehrmacht in Griechenland begangen. 1770 Dörfer wurden in unserem Land niedergebrannt, mehr als 400.000 Wohnhäuser in Schutt und Asche gelegt. So ist unser Land zum Schauplatz einer niemals zuvor gesehenen Tragödie geworden; kein anderes Land hat sie in diesem Umfang und in dieser Gestalt erlitten. Das führte dazu, dass Griechenland nach dem Ende der deutschen Besatzung weniger Einwohner zählte als vor deren Beginn: Bombardierungen, Massenhinrichtungen, Hungertote, Opfer von Epidemien und der Rückgang der Geburtenrate bewirkten einen dramatischen Bevölkerungsrückgang von 13,7 Prozent. Demgegenüber betrug der Bevölkerungsverlust der Sowjetunion 10 Prozent, von Polen 8 Prozent und der von Jugoslawien 6 Prozent. Gleichzeitig erlitt Griechenland eine unsagbare ökonomische Katastrophe: das Land wurde restlos ausgeplündert und seiner Reichtümer beraubt. Archäologische Altertümer und Kunstschätze wurden gestohlen und ins Reich abtransportiert.

70 Jahre nach Ende der Besatzung immer noch keine Wiedergutmachung erhalten

Gleichwohl hat unser Land bis heute, also 70 Jahre nach Ende der Besatzung, immer noch keine Wiedergutmachung erhalten. Und dies obwohl von Deutschland an alle anderen zerstörten Länder bereits Kriegsentschädigungen gezahlt wurden: an alle anderen – nur nicht an Griechenland! Warum? Auch der Besatzungszwangskredit wurde an Griechenland nicht zurückgezahlt – anders als an Polen und an Jugoslawien. Ebenso wenig wurden die geraubten archäologischen Güter und Kunstgegenstände von unschätzbarem Wert zurückgegeben. Warum? Wie erklärt sich diese nicht nachvollziehbare Haltung gegenüber unserem Land?

Mit Taten aufrichtig Reue zeigen

Der Besuch des ersten Bürgers der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland, der sich vor den Opfern verneigt, ist zweifellos von hoher symbolischer Bedeutung. Er ist für ihn auch eine Gelegenheit, die Ereignisse in ihrer vollen Tragweite zu begreifen. Es ist daher auch der rechte Moment, dass Deutschland – im Bewusstsein seiner Verantwortung gegenüber den Opfern von nationalsozialistischen Verbrechen – Reue zeigt. Aufrichtig und mit Taten! Es ist Zeit, dass Deutschland endlich die Mauer der Gleichgültigkeit und Härte unserem Land gegenüber durchbricht. Wenn wir den Willen haben, wird auch ein Weg gefunden werden, unseren Konflikt zu lösen: in einvernehmlicher und in uns wechselseitig anerkennender Weise, ohne Feindschaft und Schmerz.

Das Recht wieder herstellen

Unsere Parole ist: Gerechtigkeit, nicht Rache! 70 Jahre nach Ende der Besatzung und 24 Jahre nach der glücklichen Wiedervereinigung Deutschlands ist endlich die Stunde gekommen, dass die Bundesrepublik mit Taten ihre Schuld gegenüber dem Opfer des griechischen Volkes anerkennt, einem Opfer, das in hohem Maße dazu beigetragen hat, nicht nur Europa,  sondern auch Deutschland selber vom Joch der Naziherrschaft zu befreien. So ist dies auch – und vor allem – eine ethische Frage, eine Frage der Wiederherstellung des Rechts. Es ist aber auch eine notwendige Voraussetzung dafür, dass wir endgültig die schwarzen Seiten der nazistischen Vergangenheit hinter uns lassen, dass beide Länder und Völker gemeinsam ein neues Kapitel in ihrer Geschichte aufschlagen: ein Kapitel des Friedens, der Freundschaft und Zusammenarbeit auf der Grundlage der Gleichberechtigung, der Aufrichtigkeit und des gegenseitigen Verständnisses. So werden wir unser Ziel auch für die nachfolgenden Generationen erreichen.

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„Ukraine: Die Brandstifter spielen Feuerwehr – Nein zu Berlin, Moskau und Washington“ – Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Putin ist ein abgezockter, machtversessener Despot, der großrussischen Chauvinismus als Staatsräson festschreibt und oft brutal die Opposition im Land unterdrückt.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Wer ist der Aggressor?

Im gegenwärtigen Machtpoker um die Ukraine ist Putin derjenige, der das, was er für seinen angestammten Machtbereich hält, abzusichern versucht. Dagegen spielen die westlichen Mächte (USA, GB und BRD) den offensiven, ja aggressiven Part. Sie sind es, die ein Land (nämlich die Ukraine) aus dem Einflussbereich des Konkurrenten Russland herauszubrechen und in den eigenen Einflussbereich einzuverleiben versuchen. Dieser Drang nach Osten ist nicht neu. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Westen Moskau schon mehrfach brüskiert: Nach dem Ende des kalten Krieges und der Auflösung des Warschauer Paktes gab es eine Absprache mit Moskau, die NATO nicht weiter nach Osten auszudehnen. Berauscht von der eigenen Stärke kippten die NATO-Staaten diese Verabredungen alsbald in die Tonne und betrieben mit Nachdruck (und einigem Erfolg) das Projekt der NATO-Osterweiterung. Auch der Krieg der NATO gegen Jugoslawien erfolgte gegen den ausdrücklichen Einspruch Moskaus. 2008 unterstützte die NATO sogar die Gedankenspiele des georgischen Despoten Michail Saakaschwili, in die NATO einzutreten.

Anbindung an die EU ohne Konfrontation kaum möglich

Auch in Richtung Ukraine hatten die westlichen Staaten verschiedentlich schon Zugriffe versucht. 2008 gab es parallel zu Georgien auch an die Adresse der Ukraine das Angebot, der NATO beizutreten. Davon nahm man nach dem russischen Angriff auf Georgien aber Abstand. 2009 wurde die »östliche Partnerschaft« (Ukraine, Moldau, Georgien, Belarus, Armenien und Aserbaidschan) ausgerufen – der Versuch, den nächsten Ring von insgesamt sechs Staaten  (welche) per Abkommen unumkehrbar mit der EU zu assoziieren. Weil es sich bei diesen sechs Staaten um Länder handelt, die zum unmittelbaren russischen Interessengebiet gehören und teilweise eminente strategische Bedeutung für Russland haben, ist von Anfang an klargewesen, dass ihre Anbindung an die EU ohne Konfrontation kaum möglich sein würde.

Außenminister Deutschlands, Polens und Großbritanniens in Hausherrenmanier

Als sich Ende 2013 durch die eskalierenden Proteste auf dem Maidan in Kiew die Möglichkeit ergab, die Ukraine aus dem Einflussbereich Putins herauszubrechen, machten die westlichen Regierungen einen erneuten Anlauf in Sachen „Regime Change“. Unverhohlen ließen sie der prowestlichen Opposition alle politische Unterstützung zukommen. Ob und wie viel Geld dabei auch floss, werden wir vielleicht erst später mal erfahren. Bei den Vermittlungsgesprächen zwischen Yanukowitch und den Oppositionsparteien ab Mitte Februar agierten allein die Außenminister Deutschlands, Polens und Großbritanniens in Hausherrenmanier als alleinige „Schiedsrichter“ . Dabei den russischen Außenminister mit hinzuzuziehen, hielten sie für abwegig.

Verteidiger der Demokratie?

Während der Besetzung des Maidan war in den westlichen Medien ausschließlich von einer „Demokratiebewegung“ die Rede. Dass es sich bei einer der drei Oppositionsparteien auf dem Maidan um die rechtsextrem bis offen faschistische Partei „Svoboda“ handelte, die mit der deutschen NPD enge Beziehungen pflegt, wurde geflissentlich unter den Teppich gekehrt. Bis 2004 benutzten sie ein “ukrainisiertes” Hakenkreuz als ihr Parteisymbol. Tjahnibok selbst hasst jegliche Linke und rechtfertigt jene, welche mit Hitler kollaborierten, als Kämpfer gegen “Moskali, Deutsche, Juden und andere unreine Elemente”. Aus wahltaktischen Gründen hat Svoboda versucht, ihr Image zu mäßigen, spielte aber, zusammen mit der noch abscheulicheren Vereinigung von ultrarechten Parteien und Fußballhooligans, eine immer gefährlichere Rolle im Maidan-Protest. Trotzdem wurde der Parteichef von Svoboda auf dem Maidan vom deutschen Außenminister Steinmeier wie ein ganz normaler Verhandlungspartner behandelt.

Der »Rechte Sektor« verfügt über paramilitärische Strukturen

Dazu kommt noch der „Rechte Sektor“, Die Organisation ist ein Bündnis von ultra-nationalistischen und faschistischen Gruppen. Darunter sind auch die im Straßenkampf erfahrenen Kader der Ultra-Fanklubs des Fußballvereins Dynamo Kiew. Der »Rechte Sektor« verfügt über paramilitärische Strukturen. Sie treten unter rot-schwarzen Fahnen auf und sehen sich in der Tradition der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) sowie der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), die im Zweiten Weltkrieg eng mit den Nazibesatzern kollaborierte. Der „Rechte Sektor“ profilierte sich auf dem Maidan als die am  besten organisierte paramilitärische Kampftruppe gegen die Polizeikräfte von Yanukowitch und gewann so in der Bewegung stark an Ansehen und Einfluss.

Faschistische Gruppierungen

Diese faschistischen Gruppierungen konnten nach der der Flucht von Yanukowitch in der neugebildeten Regierung einflussreiche Positionen besetzen. Die braune Svoboda-Partei stellt im Kiewer Kabinett mehrere Minister, den Vizepremier und den Generalstaatsanwalt Oleg Machnitzkij. Der hatte sich offenbar dadurch empfohlen, dass er 2007 den heutigen Svoboda-Parteivorsitzenden Oleg Tjagnibok erfolgreich vor Gericht vertreten hatte, als dieser wegen einer Hetzrede gegen die „Moskauer jüdische Mafia“ angeklagt war. All das ist sicherlich Merkel und Obama bekannt, aber bislang ist kein Wort der Kritik an den Nazis zu vernehmen.

Putins Gegenschlag

Es konnte auch nicht wirklich überraschen, dass eine der ersten Maßnahme der neugebildeten Regierung darin bestand, Russisch als zweite Amtssprache in der Ukraine abzuschaffen. Dass dies beim russischsprachigen Teil der ukrainischen Bevölkerung große Ängste auslösen musste und diese Putin geradezu in die Arme trieb, dürfte kaum jemanden überraschen. So, wie der Westen die reale Unzufriedenheit mit Yanukowitsch für seine Zwecke ausnutzte, macht Putin nun dasselbe auf der Krim und im Osten der Ukraine. Präsident Putin hat sich vom russischen Parlament einen Freibrief für ein militärisches Eingreifen geben lassen. De facto haben russische Truppen wohl schon die Krim übernommen. Auf der Krim sieht ein Großteil der Bevölkerung die dubiosen, offensichtlich russischen Militärs, ohne Hoheitskennzeichnung als Schutztruppe.

Es wird mit zweierlei Maß gemessen

Dass die Bevölkerung auf der Krim und in weiten Teilen der östlichen Ukraine die neue Regierung in Kiew ablehnt und nicht anerkennt, wollen aber nicht nur die neuen Machthaber in Kiew nicht akzeptieren. Auch die EU sorgt sich wegen dieser Aktionen. Galt die Maidan-Bewegung, selbst noch als bewaffnete Nazi-Stoßtruppen die Polizei angriffen, der deutschen und westlichen Politik als „friedliche Protestbewegung“, so ist die Erstürmung eines Rathauses in Charkow nun ein „krimineller Akt“.

Heuchlerisches Geschrei

Schaut man sich das hierzulande veranstaltete offizielle Geschrei über die Aggression Putins auf der Krim an, so ist das schlicht heuchlerisch.  Zuerst soll das Land an die EU angeschlossen und dessen „Souveränität“ durch ein Assoziierungs-Abkommen und IWF-Programme weiter ausgehöhlt werden – dann aber kommt das große Jammern, wenn Russland seinerseits die Souveränität der Ukraine mit Füßen tritt und diese als Teil ihrer Einflusssphäre reklamiert. Weder Brüssel mit der Unterstützung der USA noch Moskau und seine Oligarchen handeln im Interesse der arbeitenden Menschen in der Ukraine.

Um die sozialen Interessen der ukrainischen Bevölkerung geht es nicht

Um eines geht es bei diesem geostrategischen Gerangel und internen Machtkämpfen nie – die sozialen Interessen der ukrainischen Bevölkerung. Nationalistisch aufgeblasenes  Muskelspiel auf beiden Seiten birgt immer die Gefahr einer Eskalation des Konflikts aufgrund von nebensächlichen Fragen der „Ehre“ in sich. Weder die EU noch Russland bieten auch nur ein Fünkchen Perspektive, das für die Menschen in der Region entscheidende Probleme anzugehen: Die extremen Unterschiede  zwischen Reich und Arm zu beseitigen und die Macht der Oligarchen zu beschneiden.

Ein armes Land …

Die Ukraine ist auch im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern ein armes Land. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 kam eine vom Internationalen Währungsfond (IWF) durchgesetzte „Schocktherapie“. Diese führte in den Jahren 1992-95 zu einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts von 60 Prozent. Im Gefolge der Stabilisierung der russischen Ökonomie wuchs die ukrainische Wirtschaft um die Jahrtausendwende mit sieben Prozent relativ schnell. Von der globalen Krise wurde dann die Ukraine besonders hart getroffen. Allein 2009 sank die Wirtschaftsleistung um 18 Prozent. Die Industrie brach ein, die Landeswährung, die Hrywnja, verlor enorm. Die Staatsverschuldung stieg massiv an. Die Arbeitslosigkeit ist mit rund acht Prozent vergleichsweise niedrig – dafür ist die Einkommenssituation katastrophal. Der Durchschnittslohn beträgt gerade 300 Euro pro Monat, der Mindestlohn 110 Euro. Dabei existiert zudem ein enormes Gefälle zwischen der Westukraine (dem Zentrum der gegenwärtigen Aufstandsbewegung) und dem industrialisierten Osten. Das Durchschnittsgehalt im Bezirk Ternopil in der Westukraine beträgt mit 200 Euro weniger als halb so viel wie im Donezkbecken mit über 400 Euro.

…unter der Fuchtel der Oligarchen

Dem gegenüber steht enormer gesellschaftlicher Reichtum, konzentriert in der Hand der sogenannten „Oligarchen“. Hierbei handelt es sich um Individuen, oft ehemalige KP-Funktionäre mit guten Verbindungen zu staatlichen Stellen, die in der Umbruchphase nach 1990 schnell enorme Reichtümer zusammengerafft haben. Das Kapital der 100 reichsten Ukrainer beträgt laut der ukrainischen Forbes 37,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.  Während einige von ihnen, wie die Zechenbarone im Donezbecken und die energieabhängigen Chemiekonzerne, bisher eher an Moskau orientiert waren, standen Unternehmer in der West-Ukraine der EU näher. Doch weit wichtiger als die Frage Ost- oder Westorientierung ist für jeden dieser Oligarchen die Steigerung seines privaten Reichtums und politischen Einflusses. Die verschiedenen Fraktionen der Oligarchen manövrieren seit Jahren gegeneinander, um die politische Macht in ihrem ökonomischen Interesse zu organisieren. Einigkeit herrscht hingegen, wenn es darum geht, die Gesamtinteressen der Oligarchie gegen die ukrainische Bevölkerung zu verteidigen. Bestes Beispiel dafür ist die Steuergesetzgebung: Die Besteuerung der Reichen sowohl als Individuen als auch ihrer Unternehmen ist extrem niedrig. Die ukrainischen Unternehmen haben ihre offiziellen Firmensitze größtenteils in Offshore-Steueroasen und führen keine Gelder an den Staat ab. Der hatte deshalb in den letzten Jahren immer wieder Haushaltsnotlagen. Zahlen dafür müssen die lohnabhängig Beschäftigten, Rentner und Jugendlichen – immer wieder werden Lohnzahlungen im Staatssektor reduziert oder gar ausgesetzt und Sozialleistungen gestrichen. Die Regierungen wechselten in den letzten Jahren zwischen EU- und russlandfreundlichen Fraktionen der Oligarchie – bei der Steuergesetzgebung blieb jedoch alles beim Alten. Diese Zustände sind die eigentliche Triebfeder der Proteste. Artikuliert wurde dies auf dem Maidan allerdings kaum – die Proteste hatten kein erkennbares soziales Programm, sondern nur ein Ziel: Den Sturz der Regierung Yanukowitschs. Nicht zuletzt durch diese Schwäche der Protestbewegung konnten konservative und nationalistische Kräfte eine Führungsrolle übernehmen.

EU wirft Rettungsringe aus Blei

Was die Menschen von einem prowestlichen Regime in der Ukraine zu erwarten haben, deutet sich in den Bedingungen an, die die EU der ukrainischen Regierung in Vorfeld des verhandelten Assoziierungsabkommens gestellt hat. Der mittlerweile entlassene Premier Asarow hatte umrissen, wie diese Bedingungen aussahen: „Die Bedingungen bestanden darin, die Gas- und Heizkosten für die Bevölkerung um etwa 40 Prozent anzuheben, die Grund-, und Nettolöhne auf dem jetzigen Stand einzufrieren, die staatlichen Ausgaben merklich herunterzufahren, Subventionen für Strom zu senken und die Ausnahmeregelungen bei der Mehrwertsteuer in den Bereichen Landwirtschaft und anderen Sektoren allmählich zurückzunehmen“. Dieses Muster, nämlich Rettungsringe aus Blei zu werfen, ist aus Südeuropa, insbesondere Griechenland bekannt. Auch hier bedeuteten EU-Vorgaben Massenverarmung der Bevölkerung während die reichen Eliten nicht zur Krisenlösung herangezogen werden.

Wir sollten also ganz hinschauen, welche Gegenleistung die EU für den jetzt angebotenen Kredit in Höhe von elf Milliarden Euro macht.

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