Fränkische Landeszeitung (Ansbach) spricht von „Sozialistischer Republik“ – Zeitung will Außenredaktionen schließen

Die Verlagsleitung der Fränkischen Landeszeitung (FLZ, Sitz in Ansbach) hat vor kurzem in der Neustädter Ausgabe ihrer Zeitung auf die massiven Proteste von Mitarbeitern, Lesern, Kommunalpolitikern, Interessenvertretern und Gewerkschaften reagiert. In einer Anzeige richten sich die Geschäftsführer an ihre Leser und ziehen die Initiativen zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zur Sicherung der journalistischen Qualität in den Schmutz. Eine Begründung für die Standort-Schließung bleiben die Verleger indes schuldig.

Von Bernd Aumiller, Referent für Kommunikation des Bayerischer Journalisten-Verbands (BJV)

Sozialistische Republik und Gewerkschaftsstaat?

In der Anzeige steht: „Lassen sie sich nicht einspannen für dubiose Ziele. Wir alle dürfen in einer funktionierenden Demokratie leben und brauchen keine sozialistische Republik und keinen Gewerkschaftsstaat.“

Der BJV hält den Kampf für den Erhalt von Arbeitsplätzen weder für dubios noch für sozialistisch. Ferner ist Qualitätsjournalismus eine tragende Säule einer funktionierenden Demokratie und ebenfalls kein dubioses Ziel. Dieser Verantwortung sollte sich ein Verleger bewusst sein und seine unternehmerischen Entscheidungen danach ausrichten.

Falscher Ehrgeiz und teilweise auch böser Wille?

In der Anzeige steht: „Viel Wirbel in den Gebieten Scheinfeld und Uffenheim macht zurzeit die „Konzertierte Aktion“ einer Partei im Schulterschluss mit Gewerkschaften. Es wird gearbeitet mit nicht belegbaren Behauptungen und Unterstellungen. Falschgeleiteter Ehrgeiz und teilweise auch böser Wille verbinden sich hier zu einer Allianz, die vieles im Sinn haben mag, nur nicht das Wohl und die Stärkung der betreffenden Region. Dieser Kampagne wird von uns entschieden entgegengetreten.“

Der BJV kämpft gegen die Schließung der Außenredaktionen in Uffenheim und Scheinfeld, mit der auch Kündigungen verbunden sind. Dies bestätigt der Verlag selbst am Beginn des Anzeigentextes. Der Rückzug aus einer Region ist keine „Stärkung der betreffenden Region“, wie es im Anzeigentext heißt, sondern eine erhebliche Schwächung. Die Verlagsleitung versichert zwar stets, dass die journalistische Qualität auch in der Region erhalten bleibt. Wie dies aber mit weniger Außenredaktionen, Redakteuren und Mitarbeitern möglich sein soll, wurde bis heute nicht dargelegt. Ein Konzept fehlt nach wie vor.

Großzügige, sozialverträgliche Abfindungen?

In der Anzeige steht: „Den drei Redakteuren konnten keine Arbeitsplätze an anderen Standorten zugewiesen werden. Für den schmerzlichen Verlust ihrer Arbeitsplätze wurden ihnen äußerst großzügige, sozialverträgliche Abfindungen angeboten, weit über den Sätzen der üblichen arbeitsgesetzlichen Rechtssprechung.“

Der BJV beurteilt die Abfindungen als üblich und nicht als „äußerst großzügig“. Es handelt sich dabei weniger um freiwillige Angebote der Arbeitgeberseite, sondern um das Ergebnis harter Verhandlungen. Die Redakteure haben noch nicht unterzeichnet. Bei den Betroffenen handelt es sich in allen drei Fällen um Familienväter, deren Existenz in der strukturschwachen Region massiv bedroht wird. Keine noch so hohe Abfindung kann den Verlust des Arbeitsplatzes kompensieren.

BJV: Verlagsleitung der FLZ sollte mit der gebotenen Profellsionalität verhandeln

Der BJV fordert die Verlagsleitung auf, eine sachliche und konstruktive Diskussion zu führen, anstatt unpassende Schlagwörter wie „sozialistische Republik“ und „Gewerkschaftsstaat“ zu bemühen. Über das Schicksal der betroffenen Mitarbeiter der Fränkischen Landeszeitung sollte mit der gebotenen Professionalität verhandelt werden, anstatt der Initiative zum Erhalt der FLZ-Standorte Scheinfeld und Uffenheim „bösen Wille“ zu unterstellen.

Kontakt:
Bayerischer Journalisten-Verband e. V.
Seidlstraße 8
80335 München
info@bjv.de
Internet: www.bjv.de

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