„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden fünfunddreißigster Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden fünfunddreißigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXXV Kraft

… Also, resümierte Carl: Es war Paulas Tante, Renate Teufel gelungen in ihrem Sohn Wilhelm und in ihrem Enkel Lucian ihre eigene maßlose Gier weiterleben zu lassen. Diese beiden dienten nicht nur als Werkzeug, um das Vermögen der Eheleute Bündner in die Familie Teufel zu überführen, sondern sie sollten überdies die unliebsame Nichte aus dem Weg räumen.

Erschüttert

Über diese Erkenntnis war Carl zutiefst erschüttert. Gut, dass Paula erst übermorgen in den Schwarzwald kommen wollte. Das Wissen um einen geplanten Mord musste auch er erst verdauen. Und um dies seiner geliebten Paula schonend beizubringen, würde er sehr behutsam vorgehen müssen. Außerdem waren aus seiner Sicht noch ein paar Fragen offen. Woher wusste das Trio von der Zielgeraden auf der Paula sich bereits bewegte. Wie waren die vermeintlichen Täter dahinter gekommen, dass Paula bei ihrem Anwalt einen Termin hatte? Paula Engel hatte ansonsten eine recht effektive und überaus charmante Art ihre Vorhaben zu verschleiern. Zufällig geschah der Anschlag nämlich genau in der Nacht, als sie sich am anderen Morgen, schon in aller Herrgottsfrühe auf dem Weg nach Kreuzlingen machen wollte. Und so fragte sich Carl Eugen Friedner: Vor was fürchteten sich die Teufels sonst noch? Denn um jemanden geplant erschlagen zu wollen, muss man sich schließlich in einer akuten Bedrängnis befinden und über eine erhebliche kriminelle Energie verfügen.

Flächendeckend zellulare Stromversorgung

Heiner Grün und Paul Malibo holten Carl lautstark aus seinen Gedanken. „Wo bist du grad?“, fragte Paul, und Heiner setzte hinzu: „Wahrscheinlich überlegt er, wie man in seiner Heimatstadt die Bühler, trotz ihrem geringen Gefälle, aufstauen könnte, um dort ein kleines Wasserkraftwerk zu errichten.“ Über die Ablenkung durch die Freunde erleichtert, stimmte Carl in das Gelächter mit ein und ergänzte gewandt: „Warum eigentlich nicht? Ich gehe davon aus, dass nach der Wahl in Baden-Württemberg nicht nur im Schwarzwald endlich eine clevere Form der Daseinsvorsorge betrieben wird. Und wenn dann, nach der Bundestagswahl im Herbst, flächendeckend eine zellulare Stromversorgung möglich wird, muss ich mir das ja ganz bildlich, auch in Hohenlohe vorstellen.“ Er grinste über seine eigene Schlagfertigkeit.

Haus und Hof verspielt

„Bei dem fürstlichen Wald durch den wir gehen, fällt mir ein, wie die früheren Fürsten hier eine recht hinterlistige Form der Daseinsvorsorge betrieben haben.“ Carl erzählte den Freunden was er heute Morgen im Jahrbuch zur Wahrung des heimischen Kulturgutes gefunden hatte: „An kalten Abenden im Februar waren die meisten Winterarbeiten getan, aber die Bauersleute konnten noch nicht recht aufs Feld. Frauen hatten mit Handarbeiten zu tun und Männer vertrieben sich die Zeit im Wirtshaus mit Cego spielen. Zu diesen Treffen gesellte sich der Fürst dazu und lud die Spieler zum Schnaps ein. Jeder Wirt im Dorf schenkte da auch gerne aus. Es kam ein schöner Batzen Geld zusammen, bis endlich die meisten der Bauern sturzbetrunken waren. Das Kartenspiel der Schwarzwälder jedoch, ist so tückisch wie das Schnapstrinken – man kann nicht mehr aufhören, und irgendwann weiß man gar mehr, zu welchen Schandtaten man sich hinreißen lässt. Beim Cego wird in jeder neuen Runde der auf dem Tisch liegende Einsatz verdoppelt und die Gier, das stetig anwachsende Häuflein Geld zu gewinnen, steigt auch ohne Alkohol kurzerhand ins Unermessliche. Der Fürst brauchte also nur zu warten bis der Schnaps wirkte. Sobald er nur noch lauter hochrote Gesichter hinter den Spielkarten erblickte, wurden die Bauern dann ganz gezielt über den Tisch gezogen. So verspielte mancher tüchtige Mann Haus und Hof und der Fürst war wieder um einige Schwarzwaldhöfe und Waldstücke reicher.

Heute Medien statt Schnaps

Die betroffenen Familien aber, mussten noch mitten in der Nacht ihre Sachen packen und fortziehen. Eine sofortige Neubesetzung der Höfe war bereits geplant, es gab genug Anwärter, die sich etwas zusammengespart hatten, um einen vermeintlich eigenen Hof zu bewirtschaften. Auf diese Weise wurde, neben der üblichen Erbfolge, mancher arme Häußler über Nacht zum Hintersassen.“ Nachdem Carl mit der Anekdote fertig war, fasst Heiner knapp zusammen: „Es hat sich nicht viel geändert an den schändlichen Gewohnheiten der Obrigkeit – die heutigen Fürsten nehmen halt anstatt Schnaps die Medien zur Hilfe.“

„Was für ein Panorama“

Mittlerweile waren sie in der Talsohle bei der Linach angelangt; an dieser Stelle wäre die Linach zu überqueren, um direkt auf die Talseite der Staumauer zuzugehen. Heiner jedoch leitete die Freunde dazu an, auf dem Weg zu bleiben und wiederum eine Steigung zu nehmen. Als Belohnung für diese Anstrengung wurde dem Dreiergespann ein atemberaubender Ausblick über die Mauerkrone zuteil: „Ah, was für ein Panorama! Der glitzernde See wirkte in der Schwarzwaldkulisse ungemein romantisch und wenn man dann den Blick eine Weile nach rechts über die Wipfel schweifen ließ, ergoss sich irgendwann darunter der schnurgerade Gang über die Staumauer.
Beim Spazieren über diesen Gang hielten die Freunde immer wieder an, um rechts in die Tiefe der Talsohle zu blicken. Linker Hand blinkten die kräuselnden Wellen des aufgestauten Sees. Beim Vorwärtsschreiten konnte man dann zur Abwechslung in jedes einzelne der sieben schrägen Gewölbe der Staumauer schauen und sein Echo ausprobieren. Die in aufgelöster Bauweise errichtete Talsperre wurde vor hundert Jahren mit bewundernswerter Ingenieurkunst geplant. Umgesetzt wurde der hochgelegene Bau dann, mit Hilfe eines ganzen Dorfs voller Arbeiter, Handwerker und im Hintergrund wirkender tüchtiger Frauen. Auf einem der Gewölbe, ungefähr auf der Hälfte der begehbaren Mauer, gab es eine großzügige halbrunde Aussichtsplattform. Dort erfreuten sich die drei Freunde an dem aufgestauten Wasser und erörterten die Möglichkeit, den See als Winterspeicher zu benützen.

Guter Puffer

Vor der Schneeschmelze im Januar und Februar, brachte die Linach oft zu wenig Wasser um die Stromproduktion kontinuierlich zu sichern. Da wäre eine gezielte Absenkung des Wasserspiegels ein guter Puffer. Im Zusammenhang mit vorausdenkendem Handeln, kam die Sprache auf kommende Generationen, und ob diese wohl mit den Aktivitäten ihrer Mütter und Väter zufrieden wären. „Meinst du, dass unsere Kinder später stolz auf uns sind?“, wandte sich Heiner fragend an Paul.
Paul gab sich wortkarg: „Wir werden sehen.“ Er wollte nicht darüber nachdenken was seine Kinder später über ihn sagen würden. Seine beiden Söhne machten keinerlei Anstalten mehr nach Afrika zurückzukehren. Gerade der Erstgeborene aber hätte jetzt die Pflicht, seine Aufgaben in der Erbfolge zu erfüllen. Die eheliche Tochter Gislène war zwar mittlerweile in den väterlichen Haushalt zurückgekehrt, zeigte sich aber ziemlich widerwillig und borstig. Zudem gab es in der Großfamilie in Bamako ganz erhebliche Schwierigkeiten. „Na Paul, wo ist deine gute Laune von gestern hingekommen?“, fragte Carl nunmehr irritiert und als keine Antwort kam, setzte er noch frech hinzu: „Hat dich deine neue lila Flamme verärgert?“ Carl vermutete nämlich zudem – nicht ganz zu Unrecht – dass Pauls neue Freundin gänzlich andere Ansichten vertrat als der arg konservativ eingestellte Paul. Und wie man über solche Partnerschaften annehmen darf, leiden die in ihren altmodischen Vorstellungen gebeutelten Männer erheblich unter den modernen Vorstellungen ihrer Frauen.

Als Bürgermeisterin kandidieren

„Violetta hat damit gar nichts zu tun!“ entfuhr es da Paul heftig. „Sie hat sehr viel mit ihrer politischen Arbeit um die Ohren und wir sehen uns nur wenig“, kam es beleidigt von Paul. „Was macht denn deine Violetta?“, fragte Heiner nun neugierig. „Vielleicht können wir sie ja einladen, mit uns an der Linach spazieren zu gehen, damit wir uns politisch mit ihr auszutauschen – immerhin steht mancherlei Wahlkampf an. Und da hat womöglich deine Angebetete gute Ideen beizusteuern, um das Kraftwerk in den politischen Auseinandersetzungen weiterzubringen“, ergänzte Heiner begeistert. Paul erwiderte zerknirscht: „Sie ist bereits näher an dem Thema dran, als du denkst – sie will hier, in dieser Gemeinde als Bürgermeisterin kandidieren.“ Erstaunt über das plötzliche Auftauchen einer neuen weiblichen Kraft im kleinkarierten politischen Leben an der Breg, blieb Heiner der Mund offen stehen … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

Daseinsvorsorge in der Energie:
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Winterabsenkung:
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https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/LK%25C3%259C- Linach%2520f%25C3%25BCr%2520B%25C3%25BCrger%2520%252B%2520Schwab o%2520%2520%252B%2520S%25C3%25BCdkurier.pdf

Untertanengeist: http://www.freigeist-forum-tuebingen.de/2021/01/unglaublich-was-betrieben-wird- ein.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Hintersassen

Kräfte in der Demokratie: https://punkt-preradovic.com/gerichte-vor-entscheidung-mit-dr-reiner-fuellmich/ https://www.youtube.com/watch?v=RAMuLT3krEw&list=PL1eFyfyVP6giXRTGAhVQtKrl 7roRdNzsQ&index=1

Stiftung Corona-Ausschuss, Video der Sitzung Nr. 37 ab 0:00: https://corona-ausschuss.de/

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