„Opfer des Nationalsozialismus: Zwangsarbeiter in Bretzfeld ermordet“ – Filmbeitrag im SWR-Fernsehen

In der Fernsehsendung „Landesschau mobil“ des Südwestrundfunks (SWR) kommt auch Czeslaw Trzcinski vor, ein polnischer Kriegsgefangener der am 11. November 1942 von der Geheimen Staatspolizei im heutigen Bretzfelder Ortsteil Rappach gehenkt wurde. Dabei wird auch das vorgeschlagene Gedenken an das Mordopfer Czeslaw Trzcinski erwähnt.

Von Udo Grausam, Tübingen

Link zur SWR-Sendung vom 26. Juni 2020:

https://www.swrfernsehen.de/landesschau-bw/mobil/opfer-des-nationalsozialismus-zwangsarbeiter-in-bretzfeld-100.html

Kein dauerhaftes Gedenken geplant

Bretzfelds Bürgermeister Martin Piott Brief fasst die Entscheidung zum Trzcinski-Gedenken durch den Gemeinderat von Bretzfeld zusammen und lässt erkennen, was man in Zukunft dazu vor hat. Offenbar soll nach der öffentlichen Erwähnung des Namens Trzcinski in Ansprachen zum Volkstrauertag 2015 kein weiteres und besonders kein materiell dauerhaftes Gedenken mehr eingerichtet werden.

80. Jahrestag 2022

Im Jahr 2022 jährt sich am 11. November, dem polnischen Nationalfeiertag, die Ermordung des Czeslaw Trzcinski zum 80. Mal. Dann jährt sich auch unser öffentliches Eintreten für ein Gedenkzeichen zum 20. Mal, denn wir waren am 11. November 2002 zum ersten Mal damit öffentlich aktiv. Selbstverständlich werde ich bis 2022 weiter für ein Gedenken werben, denn so kennen Sie mich und so kennt ihr mich. Dazu wird es bis dahin hoffentlich mindestens eine Veröffentlichung geben; nämlich im Herbst 2021 eine Broschüre von „Erinnerungsorten“ in Hohenlohe, wo während des Nationalsozialismus Unrecht geschehen ist. Herausgeber ist das Kreisarchiv des Hohenlohekreises. Dazu sind auch Vorträge und andere Veranstaltungen in Vereinen, Arbeitskreisen oder in anderem Zusammenhang möglich.

Namensliste von Opfern

Außerdem habe ich mich entschlossen, bis 2022 eine Namensliste mit allen Opfern des Nationalsozialismus aus dem Mittleren Brettachtal zu erstellen; also vom Gebiet der heutigen Gemeinde Bretzfeld. Dies soll dem Vorhalt begegnen, dass ein materielles Gedenken an den Trzcinski ungerecht sei gegenüber allen anderen NS-Opfern aus dem Brettachtal, weil an sie bisher nicht erinnert wird – was immerhin ein Gerechtigkeits-Argument darstellt, das zu respektieren ist. Fünf Namen außer Trzcinski habe ich schon recherchiert, zum Beispiel Sofie Schneck aus Dimbach und Klara Winter aus Schwabbach. Für alle Hinweise auf weitere persönliche Schicksale bin ich herzlich dankbar.

Die Kontaktdaten von Udo Grausam:

Udo Grausam, M. A., Mathildenstraße 19, 72072 Tübingen

Telefon: 07071 9798117

E-Mail: ugrama1972072tue@unity-mail.de

Kontakt zu Bürgermeister Martin Piott aus Bretzfeld aufgenommen

Bretzfelds Bürgermeister Martin Piott hat auf einen Brief von Freunden von Udo Grausam geantwortet, den sie nach der Ausstrahlung des SWR-Fernsehbeitrags „Opfer des Nationalsozialismus: Zwangsarbeiter in Bretzfeld“ vom 26. und 27. Juni 2020, an Bürgermeister Piott geschickt hatten. In der Sendung kommt auch Czeslaw Trzcinski vor, ein polnischer Kriegsgefangener der am 11. November 1942 von der Geheimen Staatspolizei in Rappach gehenkt wurde, und es wird das vorgeschlagene Gedenken an ihn erwähnt.

E-Mail von Bürgermeister Martin Piott aus Bretzfeld:

Sehr geehrte(r) Dr. Avshalom und Hollister Mathis-Masury,

Ihr Schreiben mit Datum vom 3. Juli 2020 haben wir heute erhalten.

Hierzu möchte ich Ihnen mitteilen, dass es in der Gemeinde Bretzfeld und auch im Gemeinderat ein gutes und ehrendes Bewusstsein für die Opfer von Krieg und Gewaltverbrechen gibt. Man hat sich in der Vergangenheit aber bewusst dafür entschieden, den Schicksalen aller zu gedenken und das ehrende Erinnern und auch die Mahnung für die kommenden Generationen dadurch insgesamt aufrecht zu erhalten. Umgekehrt hat man nach Beratung im Gemeinderat davon Abstand genommen einen einzelnen Fall, auch wenn dieser tragisch und belegbar ist, durch eine Visualisierung hervorzuheben.

Das Gedenken und die Erinnerung an den verstorbenen polnischen Zwangsarbeiter Trzcinski und das ihm erlittene grausame Unrecht war zum Beispiel explizit Gegenstand der Ansprachen zum Volkstrauertag im Jahr 2015 in unseren Ortsteilen. So war auch dieses Schicksal in der Gemeinde bekannt und bewusst. Weitere diesbezügliche Maßnahmen sind derzeit von uns nicht angedacht. Ich darf Ihnen aber versichern, dass wir gerne bereit sind die Mahnung wozu ideologische Motivation führen kann aktiv in die kommenden Generationen zu tragen.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Rathaus Bretzfeld

Martin Piott

Bürgermeister Gemeinde Bretzfeld, Adolzfurter Straße 12, 74626 Bretzfeld

Telefon 07946/77112

Fax 07946/77114

E-Mail: martin.piott@bretzfeld.de

Link zur SWR-Sendung vom 26. Juni 2020:

https://www.swrfernsehen.de/landesschau-bw/mobil/opfer-des-nationalsozialismus-zwangsarbeiter-in-bretzfeld-100.html

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