„Sie halten das System am Laufen: Menschen in Pflege- und Gesundheitsberufen, in Supermärkten, in der Landwirtschaft und in Versorgungssystemen“ – Informationen des „Forum Umwelt und Entwicklung“

Die Corona-Krise hält die Welt in Atem. Durch Maßnahmen wie #StayAtHome und die Verlagerung von Arbeitsprozessen ins Home Office versuchen auch wir im Netzwerk derzeit, einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten – und denjenigen die Arbeit zu erleichtern, die derzeit das System am Laufen halten: Menschen in Pflege- und Gesundheitsberufen, in Supermärkten, in der Landwirtschaft und in Versorgungssystemen.

Informationen des „Forum Umwelt und Entwicklung“

Schattenseiten der globalisierten Produktions- und Lieferketten

Mittel- bis langfristig wird es jedoch auch darum gehen, die richtigen politischen Konsequenzen aus der Krise zu ziehen. Die Pandemie bringt politische Diskussionen auf die Tagesordnung, die noch vor wenigen Monaten undenkbar schienen – zum Beispiel über die Schattenseiten der globalisierten Produktions- und Lieferketten und damit entstehender Abhängigkeiten. Über die fatalen Auswirkungen des viel zu lange vorangetriebenen Sparkurses im Gesundheitssystems sowie eines Wirtschafts- und Handelssystems, das die profitable Ausweitung von Märkten als wichtigstes Ziel verfolgt.

Zugang zu Medikamenten erschwert

Die Krise zeigt auch, welche ökonomischen Tätigkeiten wirklich systemrelevant sind. Und es sind gerade nicht diejenigen, in deren (Export)-Interessen jahrzehntelang Handels- und Investitionsschutzabkommen abgeschlossen wurden – sondern häufig diejenigen, die sowieso bereits mit den negativen Folgen dieser Abkommen konfrontiert waren: Auch mit Hilfe von Freihandelsabkommen wurden Gesundheitsdienstleistungen jahrzehntelang liberalisiert und privatisiert, die bäuerliche Landwirtschaft unter Druck gesetzt und durch Verschärfung von Eigentumsrechten der Zugang zu Medikamenten erschwert.

„Das neoliberale Weltmarktprojekt ist gescheitert“

Sicherlich, wir befinden uns im Krisenmodus. Schon sind Stimmen zu vernehmen, die eine möglichst schnelle Rückkehr zum Business as Usual einfordern. Angesichts der Ungleichheiten, die dieses Business as Usual bisher produziert hat, kann das aus unserer Sicht keine Option sein. Vielmehr gilt es gerade angesichts der Krise, auf verfehlte Politikansätze hinzuweisen und progressive Krisenlösungen einzufordern: „Das neoliberale Weltmarktprojekt ist gescheitert. Jetzt ist es Zeit, die Handelsbeziehungen auf Basis eines neuen Wirtschaftskonzepts umzugestalten und dabei das gute Leben für alle in den Mittelpunkt zu stellen“, konstatierte Alexandra Strickner von Attac Österreich in einem sehr lesenswerten Kommentar, der in der österreichischen Zeitung „Der Standard“ erschienen ist.

Daher wollen wir an dieser Stelle auf einige empfehlenswerte Diskussionsbeiträge und Aktivitäten zivilgesellschaftlicher Organisationen zur Corona-Krise hinweisen:

· Unter dem Stichwort „Corona: Was jetzt wirklich wichtig ist“ zeigt Attac die Konstruktionsfehler unserer profitorientierten globalisierten Wirtschaft auf und sammelt Beiträge dazu, wie wir zu einer solidarischen, sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Gesellschaft kommen und was wir aus der Corona-Krise lernen können.

· Medico international weitet im Dossier „Solidarität in Zeiten der Pandemie“ den Blick auf die globale Perspektive und mahnt, dass die existierenden Ungerechtigkeiten in der Krise noch weiter verschärft werden.

· Auch der Corona-News-Ticker von Inkota hebt die Auswirkungen der Pandemie für den Globalen Süden hervor, wo vielerorts die Menschen nicht nur gegen die Ausbreitung des Virus, sondern um ihre eigene Existenz kämpfen.

· In den Lobby-News rund um Corona stellt LobbyControl ausgewählte Artikel und Kommentare vor, die Fragen von Demokratie und Grundrechten, Lobbyismus und Einflussnahme und sozialen und politischen Ungleichgewichten berühren.

· Die Klimaschutz-Organisation 350.org ruft mit ihrem Offenen Brief „Grundsätze für eine #JustRecovery von COVID-19“ zu einer globale Strategie als Reaktion auf die Pandemie auf, die eine gerechte Zukunft für alle in den Mittelpunkt stellt.

· Greenpeace hat eine Petition für einen Neustart mit grünem Konjunkturprogramm gestartet: Wenn wir jetzt in erneuerbare Energien, saubere Mobilität, naturnahe Landwirtschaft und energiesparende Gebäude investieren, können wir eine grüne, gesunde und widerstandsfähige Wirtschaft schaffen, in der die Menschen und unsere Erde an erster Stelle stehen.

· Auch den Malwettbewerb von PowerShift wollen wir an dieser Stelle erwähnen – als ganz praktischen Tipp gegen Langeweile beim Zuhause-Bleiben: Alle Kinder sind herzlich dazu eingeladen, kreative Vorschläge für die „Straßen von morgen“ einzusenden: Sind sie grün und voller Radfahrerinnen und Fußgängerinnen? Wie viel Platz sollen große Autos bekommen, und wird es gar ganz neue Transportmittel geben?

Verhandlungen über den Welthandel

Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf den Fortschritt der laufenden Handelsverhandlungen hat, ist übrigens noch weitgehend unklar. Während die WTO-Konferenz im Juni abgesagt wurde, fanden die Verhandlungsrunden der EU mit Australien und Neuseeland wie geplant statt, beziehungsweise wurden ins Internet verlegt.

Sicher ist: Wir bleiben dran und setzen uns auch während Corona-Zeiten für eine solidarische Welthandelspolitik ein. Aktuelle Neuigkeiten aus der Welt der Handels- und Investitionspolitik erfahren Sie wie immer in unserem Newsletter.

  • + + EU-Mercosur-Abkommen + + +

Das Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay wird derzeit rechtlich geprüft und dann in alle Amtssprachen übersetzt. Bereits Ende letzten Jahres hatte die Bundesregierung angekündigt, das Abkommen während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (1. Juli bis 31. Dezember) voranbringen zu wollen. Schon im frühen Herbst könnte es somit im EU-Ministerrat zur Abstimmung stehen.

Ob dieser Zeitplan einzuhalten ist, hängt stark vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und seiner Folgen ab. Die argentinische Regierung, die sich zuletzt zunehmend kritisch äußerte, muss aktuell vor allem die durch die Pandemie noch verstärkte wirtschaftliche Krise bewältigen. Der brasilianische Präsident Bolsonaro gerät wegen seiner Verharmlosung der Pandemie und fehlender Maßnahmen zunehmend unter innenpolitischen Druck und es ist unklar, ob er seine Machtbasis langfristig aufrechterhalten kann – und wie das Land nach der Pandemie dastehen wird. Ebenfalls unklar ist derzeit, ob die von der Bundesregierung geplanten Veranstaltungen zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft wie geplant stattfinden können, und welche der geplanten Themenschwerpunkte tatsächlich auf der Agenda landen.

  • + + Abstimmung über CETA in den Niederlanden + + +

Mitte Februar stimmte das niederländische Unterhaus über das Handels- und Investitionsschutzabkommen der EU mit Kanada (CETA) ab. Nach wochenlangen intensiven öffentlichen Debatten fiel das Ergebnis schließlich mit 71 Ja- zu 69 Nein-Stimmen denkbar knapp für die vollständige Ratifizierung des Abkommens aus. Die Zustimmung ist aber nur die erste Hürde, auch das Oberhaus (das etwa dem Deutschen Bundesrat entspricht) wird noch entscheiden müssen. Dort hat die Koalition des liberalen Premiers Mark Rutte keine Mehrheit, eine Zustimmung gilt daher als unwahrscheinlich. Wann das Oberhaus abstimmen wird, ist noch nicht bekannt.

Ratifizierungsverfahren in Deutschland

In Deutschland wird das Ratifizierungsverfahren aller Voraussicht nach starten, sobald das Bundesverfassungsgericht über die anhängigen Klagen geurteilt hat. Doch auch dieser Zeitpunkt ist immer noch nicht bekannt.

Deutscher Bundestag und Bundesrat über CETA

Sicher ist hingegen: Früher oder später werden auch der Deutsche Bundestag und Bundesrat noch über CETA abstimmen. Insbesondere im Bundesrat haben wir eine Chance, das Abkommen zu stoppen, denn in 11 von 16 Landesregierungen sind mittlerweile Bündnis90/Die Grünen beteiligt, die sich auf Bundesebene immer konsequent gegen CETA ausgesprochen haben. Diese Position gilt es auch auf Länderebene beizubehalten! Schon allein deswegen, weil die Ratifizierung des Abkommens einer „Selbstentmachtung der Politik im Kampf gegen die Klimakatastrophe“ gleichkomme, wie Alessa Hartmann von PowerShift in einem Beitrag im Berliner Tagesspiegel aufzeigte.

Online-Konferenz über CETA

Für alle, die ihr Wissen über CETA auffrischen wollen, bieten wir am 16. und 17. Mai 2020 eine Online-Konferenz an. Wer sich zum ersten Mal mit dem Abkommen beschäftigt, kann zudem bereits am 10. Mai 2020 an einem einführenden Webinar teilnehmen – und wer selbst gegen CETA aktiv werden will, ist herzlich eingeladen, an der Planung von Aktivitäten teilzunehmen.

Mehr Infos gibt es in Kürze im Internet auf folgender Seite: www.gerechter-welthandel.org/ceta

  • + + Rechtsstreit über die Geheimhaltung bei CETA-Ausschüssen + + +

Seitdem CETA in Kraft getreten ist, tagen Ausschüsse und Foren, um den Handel zwischen Kanada und der EU zu vereinfachen. In diesen Gremien wird jedoch auch Politik gemacht und es besteht ein hohes Risiko, dass hier ohne Kontrolle durch Parlamente, JournalistInnen und Öffentlichkeit Entscheidungen zum Beispiel gegen den Verbraucherschutz geplant werden. Doch während die Kommission die Tagesordnungen der Sitzungen veröffentlicht, gelten die Ergebnisse als geheim. Den Antrag des Umweltinstituts München auf Veröffentlichung der Protokolle eines Treffen im März 2018, bei dem Pestizidpolitik auf der Tagesordnung stand, lehnte die Kommission trotz der europäischen Informationsfreiheitsverordnung ab. Ihr wichtigstes Argument war, dass die kanadische Bundesregierung sich dagegen sperrt. Gegen diesen Bescheid erhob das Umweltinstitut Ende 2018 Klage vor dem Gericht der Europäischen Union in Luxemburg. Das Verfahren dauert inzwischen über ein Jahr und ist noch nicht entschieden.

EU-Kommission wollte pikante Informationen verheimlichen

Im Frühling 2019 bat das Umweltinstitut eine Kollegin der Organisation Council of Canadians, eine gleichlautende Anfrage nach dem kanadischen Informationsfreiheitsgesetz zu stellen. Die kanadische Regierung stellte ihr daraufhin das Protokoll und einige weitere Dokumente zur Verfügung. Offenbar war es nicht die kanadische Regierung, sondern die EU-Kommission, die die pikanten Dokumente unter Verschluss halten wollte. Auch wenn die Unterlagen inzwischen öffentlich sind, führt das Umweltinstitut den Rechtsstreit mit der Kommission fort. Denn dabei geht es grundsätzlich um die Frage, wie viel wir als BürgerInnen über die Verhandlungen in den CETA-Ausschüssen wissen dürfen.

Mehr Infos finden sich auf der Webseite des Umweltinstitutes.

  • + + Die Gefahren der CETA-Ausschüsse + + +

Mittlerweile hat die kanadische Organisation Council of Canadians zusammen mit Foodwatch Niederlande einen Bericht (in englischer Sprache) veröffentlicht, der die Tätigkeit des CETA-Ausschusses für Gesundheit und Pflanzengesundheit unter die Lupe nimmt. Anhand von Sitzungsunterlagen konnten sie aufzeigen, dass kanadische Behörden den Ausschuss nutzen, um europäische Grenzwerte für Pestizide anzugreifen – und dass sie damit zumindest teilweise erfolgreich sind. In Gesprächen über das Insektizid Dimethoat und den Herbizidwirkstoff Glyphosat – die beide im Verdacht stehen, krebserregend zu sein – äußerte der CETA-Ausschuss nicht nur Zustimmung zu Kanadas niedrigeren Standards, sondern beschloss darüber hinaus, sich aktiv für eine Änderung der EU-Vorschriften einzusetzen. Die Dokumente zeigen zudem Fälle auf, in denen sich die kanadischen Regulierungsbehörden umgekehrt weigern, die europäischen Standards zu diskutieren. Die Begründung: Aufgrund der größeren Bedeutung des US-Marktes müssten sie eine Harmonisierung mit den dort geltenden Standards bevorzugen.

  • + + TTIP 2.0 + + +

Auch in Zeiten der Corona-Krise führen die EU und die USA ihre Gespräche über zwei Handelsabkommen fort; in den vergangenen Wochen soll es mehrere Videokonferenzen zwischen EU-Handelskommissar Phil Hogan und US-Botschafter Robert Lighthizer zu diesem Thema gegeben haben. Zur Erinnerung: Im Sommer 2018 veröffentlichten US-Präsident Trump und EU-Kommissionspräsident Juncker ein gemeinsames Statement, in dem sie die Wiederaufnahme von Handelsgesprächen in einzelnen Bereichen ankündigten. Seit Frühjahr 2019 finden offizielle Verhandlungen statt: zum Abbau von Zöllen einerseits sowie zur Zusammenarbeit bei der so genannten „Konformitätsbewertung“ andererseits. Damit ist gemeint, dass beispielsweise Prüfverfahren für Produkte im jeweils anderen Land als gleichwertig akzeptiert werden.

Ernstzunehmende Gefahr für demokratische Entscheidungsprozesse

Doch was harmlos bürokratisch klingt, birgt tatsächlich eine ernstzunehmende Gefahr für demokratische Entscheidungsprozesse. Denn unter dem Deckmantel der Konformitätsbewertung diskutieren die Verhandlungsparteien auch die Angleichung beziehungsweise Absenkung von Standards, die vermeintlich den Handel behindern – beispielsweise Standards zur Lebensmittelsicherheit. Insbesondere bei den in der Fleischproduktion erlaubten Chemikalien, bei den erlaubten Höchstwerten an Pestizidrückständen sowie bei gentechnisch veränderten Organismen und neuen Gentechnik-Verfahren besteht die Gefahr, dass die EU Zugeständnisse an die USA macht und ihre eigenen vergleichsweise strengen Vorschriften lockern könnte.

„Kein TTIP durch die Hintertür“

Daher forderten über einhundert Nichtregierungsorganisationen aus ganz Europa im Februar in einem Offenen Brief an ihre Abgeordneten und Regierungen: Kein TTIP durch die Hintertür! Kein Ausverkauf unserer Regeln und Standards, kein Ausverkauf der Demokratie, Handel für alle – und nicht nur für Konzerne!

Ausführlichere Infos zum aktuellen Stand und den Gefahren von TTIP 2.0 enthält der Blogbeitrag von LobbyControl.

  • + + Veröffentlichungen + + +

Factsheet: Wie der Energiecharta-Vertrag ambitionierte Klimapolitik gefährdet

Weit über 100 Konzernklagen vor privaten Schiedsgerichten basieren auf dem internationalen Vertrag über die Energiecharta. Für die fossile Energiewirtschaft ist der Vertrag eine Geheimwaffe, um SteuerzahlerInnen für ihre klimaschädlichen Fehlinvestitionen aufkommen zu lassen. Das Factsheet beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte des Vertrages und stellt einige der besonders skandalösen Klagen und Klagedrohungen genauer vor. Zudem geht es auf den seit Ende 2019 laufenden Reformprozess ein und stellt die Forderungen der Zivilgesellschaft dar.

Herausgegeben von PowerShift

Download des 8-seitigen Factsheets:

https://power-shift.de/stolperfalle-fuer-den-klimaschutz-wie-der-energiecharta-vertrag-ambitionierte-klimapolitik-gefaehrdet/

  • + + Termine + + +

Webinar zum Einstieg: CETA – neoliberale Handelspolitik contra Klima, Umwelt und Demokratie

  1. Mai 2020, 17 bis 19 Uhr (online)

Das Webinar richtet sich an Interessierte sowie an Aktive aus verschiedenen sozialen Bewegungen, die mehr über das Handels- und Investitionsabkommen der EU mit Kanada und über die damit verbundenen Gefahren für Klima, Mensch und Umwelt erfahren möchten.

Mehr Informationen und Anmeldung in Kürze unter

www.gerechter-welthandel.org/ceta

Online-Konferenz „Stopp CETA!“

16./17. Mai 2020 (online)

Die Konferenz umfasst Inputs, die die Auswirkungen von CETA auf verschiedene Bereiche zusammenfassen und den aktuellen Stand des Abkommens erläutern. Zudem wollen wir in Arbeitsgruppen Aktivitäten planen und unsere Argumentation schärfen.

Mehr Informationen und Anmeldung in Kürze unter

www.gerechter-welthandel.org/ceta

Sie wollen noch mehr Informationen zur Handelspolitik? Dann besuchen Sie unsere Webseite:

www.gerechter-welthandel.org

Unsere Facebook-Seite:

www.facebook.com/netzwerkgerechterwelthandel

Oder folgen Sie uns auf Twitter:

https://twitter.com/NetzWelthandel.

Die Datenschutzbestimmungen finden Sie unter

https://www.gerechter-welthandel.org/datenschutzerklaerung.

Impressum:

Forum Umwelt und Entwicklung, Marienstraße 19-20, 10117 Berlin

   Sende Artikel als PDF   

„Coronakrise, Wahrheiten und Globalkapitalismus“ – Kommentar von Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall

Angesichts des großartigen menschlichen Einsatzes der Ärzte, PflegerInnen und Hilfskräfte ist es schwierig, diese Argumente zu äußern – und unter Beachtung aller Vorsorgemaßnahmen: Denn ihnen allen gilt unser Dank angesichts der komplexen Situation und Krankheitsentwicklung durch Globalisierung (Reisesucht), Wirtschaftswachstum und Klimakrise, Privatisierung und Kapitalisierung der Gesundheit mit dem Ziel höherer Profite. Die Diskussion über die wirklichen Grundlagen, transparente Statistiken und strukturelle (gesundheits-)politische Defizite ist erforderlich.

Kommentar von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Monokulturen schwächen die Abwehrkräfte von Natur und Mensch

Zu den Ursachen: Der Evolutionsbiologe Settele, Vorsitzender des Weltbiodiversitätsrates, hat gezeigt, wie der globale Raubbau an der Natur, Abholzung und Zerstörung der Artenvielfalt, insbesondere durch Monokulturen die Abwehrkräfte von Natur und Mensch schwächt. Der Evolutionsbiologe Rob Wallace verweist auf strukturelle Ursachen der Pandemie und die Verantwortung der Agrarindustrie für eine Lösung zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Krankheit wurde ein Business und Investment

Jeder kann wissen, dass das Kaputtsparen des Gesundheitsbereichs in den reichen Gesellschaften zu Lasten von Kranken, Medizinpersonal und Pflegekräften die zweite Ursache der Seuche ist: an Vorsorge gespart, weil es sich nicht rechnet (USA, Großbritannien, Italien) – viele ohne Krankenversorgung. Bei uns gibt es seit 2003 „den marktgerechten Patienten“ und eine Zweiklassenmedizin – statt angemessener Versorgung aller. Aber Krankheit wurde ein Business und Investment für Blackrock und große Investoren.

„Geld regiert die Welt schlecht“

Ich sehe eine Bereitschaft, das durch die Klimadebatte begonnene Nachdenken über die Ökonomie des destruktiven Wachstums in Bezug auf die Gesundheit zu erweitern. Wie ein Hohn: Der Blackrock-Topmanager Friedrich Merz schickt sich an, Deutschland wie eine Investmentfirma zu regieren. Aber wie schlecht Geld die Welt „regiert“, zeigt doch die Pandemie! Erst Millionen einsparen – dann versuchen, mit Geld die katastrophalen Schäden zu reparieren. Wer hat das Kapital plötzlich? Über die Gefahren der weltweiten Ausbreitung einer Corona-Pandemie ist der Deutsche Bundestag im Januar 2013 informiert worden (Frontal21). Das RKI hatte einen „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ vorgelegt, wo das Seuchenszenario beschrieben wurde – ausgelöst durch eine „von Asien ausgehende Verbreitung eines Coronavirus“. Weshalb haben Bundestag und die Merkel-Regierung nicht reagiert?

Kritik an Statistiken und Folgemaßnahmen

An den Statistiken und Folgemaßnahmen gibt es Kritik: Wie genau kommen die Zahlen in den einzelnen Ländern zustande? Weshalb wird so wenig getestet wo dringlich? Werden Todesursachen differenziert erfasst? Weshalb gibt es keine Autopsie der Verstorbenen, die exakte Daten liefert? Bekannte Wissenschaftler wie die Virologen Professor Drosten, Professor Streek oder Professor Bakhdi fordern gezielte Maßnahmen bei den Gruppen, die wirklich gefährdet sind – und Tests und Schutz im Alltag, ohne Lockdown. Dass „Einsperrung“ Millionen Menschen wirtschaftlich schadet, aber der Natur und dem Klima nützt – Kein Grund zum Nachdenken?

   Sende Artikel als PDF   

„Grillplätze gesperrt“ – Wegen Corona müssen im Stadtgebiet Crailsheim auch die Maibäume am Boden bleiben

Wegen der Corona-Pandemie und der deswegen in Kraft gesetzten Rechtsverordnung wird es auf dem Crailsheimer Marktplatz in diesem Jahr keinen Maibaum geben. Auch in den Stadtteilen ist das Aufstellen verboten. Ebenso sind die öffentlichen Grillplätze bis auf Weiteres geschlossen.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten

Die Tradition der Maibaumfeiern muss in diesem Jahr ausfallen. Die aufgrund der Corona-Pandemie gültige Rechtsverordnung des Landes Baden-Württemberg regelt, dass das Zusammenkommen von Personengruppen unter dem Baum oder am Lagerfeuer nicht gestattet ist: „Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Haushalts gestattet. Zu anderen Personen ist im öffentlichen Raum, wo immer möglich, ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.“

Kein gemeinschaftliches Maibaum-Aufstellen

Somit ist das gemeinschaftliche Aufstellen der geschmückten Birke, was üblicherweise in der Nacht zum 1. Mai stattfindet, nicht erlaubt. Hierauf weisen das Landratsamt Schwäbisch Hall und die Stadt Crailsheim hin. Auch die Stadtverwaltung verzichtet deswegen darauf, den normalerweise vom Baubetriebshof gestalteten Baum auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zu errichten.

Bußgeld bis 1000 Euro

Aufgrund des frühlingshaften Wetters hat die Stadt zudem die öffentlichen Grillplätze am Degenbachsee und dem Waldspielplatz Schönebürg offiziell gesperrt. Entsprechende Schilder weisen auf das Nutzungsverbot hin. Die Ordnungsbehörden werden die Einhaltung der Vorschriften kontrollieren. Bei Zuwiderhandlungen droht ein Bußgeld von bis zu 1.000 Euro, im Wiederholungsfall sogar von bis zu 25.000 Euro.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.crailsheim.de/

   Sende Artikel als PDF