„Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit in der Verantwortung“ – Konferenz der IG Metall in Schwäbisch Hall

„Eine Politik, die die Interessen der Mehrheit der Menschen in den Mittelpunkt stellt“, fordern über 100 Betriebsräte und IG Metall-Funktionäre aus der Region in einer Resolution, die sie bei einer Konferenz der IG Metall in Schwäbisch Hall verabschiedet haben.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Bei Mahle in Öhringen gibt es ab 2011 keine Leiharbeit mehr

Dazu gehört für die Belegschaftsvertreter aus rund 70 Betrieben der Landkreise Schwäbisch Hall und Hohenlohe der Einsatz gegen Leiharbeit im Betrieb. Eine konzernweite Vereinbarung strebt daher Siegfried Forisch, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Voith in Crailsheim zum Thema Leiharbeit an: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit soll in Zukunft auch bei uns gelten“, nennt er als Ziel. Sonja Hanselmann, Betriebsratsvorsitzende bei Mahle in Öhringen geht einen Schritt weiter: „Ab 2011 gibt es bei uns keine Leiharbeit mehr.“ Spitzen sollen beim Öhringer Automobilzulieferer dann mit befristeter Beschäftigung abgefangen werden.

Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen

„Leiharbeit und andere Formen prekärer Beschäftigung stehen für Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen“, weist Heidi Scharf, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall, auf Missstände hin. „Wir wollen Arbeitsplätze, die allen Beschäftigten Sicherheit und Perspektive bei fairen Arbeitsbedingungen und Einkommen in den Betrieben bieten. Gleiche Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten müssen gesetzliche Mindestbedingungen sein, die nicht umgangen werden können“, fordert sie die Bundesregierung zum Handeln auf.

Leiharbeiter verdienen im Schnitt 35 bis 45 Prozent weniger

Prognosen sagen, dass es zum Jahresende 2010 mindestens eine Million Leiharbeitnehmer in Deutschland geben wird – etwa zehn Prozent davon in Baden-Württemberg. Leiharbeitskräfte verdienen im Schnitt 35 bis 45 Prozent weniger als Festangestellte in vergleichbaren Positionen. Der im September von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen vorgelegte Gesetzentwurf zur Leiharbeit begrenze weder die Auswüchse, noch den massenhaften Missbrauch von Leiharbeit. Vielmehr öffne die Ministerin damit dem Abbau von Stammarbeitsplätzen Tür und Tor kritisiert Scharf. Der von vielen Befürwortern ins Feld geführte „Klebeeffekt“, also der Wechsel in ein festes Arbeitsverhältnis, liegt höchstens bei sieben Prozent, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung belegt. Über die Hälfte aller in Leiharbeit geschlossenen Arbeitsverträge hat eine Laufzeit von weniger als drei Monaten. Die Folgen für Einkommen, Familie und Gesellschaft sind gravierend.

Mehr Investitionen in das Bildungssystem und qualifizierte Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen

„Es ist unsere Aufgabe als Betriebsräte, Leiharbeit im Betrieb erst gar nicht zuzulassen. Im Interesse aller Beschäftigten“, unterstreicht Ernst Kern, Betriebsratsvorsitzender von Stahl in Künzelsau die Verantwortung der Konferenzteilnehmer. In der einstimmig verabschiedeten Resolution fordern die Gewerkschafter auch mehr Investitionen in das Bildungssystem und qualifizierte Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen. Während betrieblicher Aktionstage in diesem Herbst und einer landesweiten Kundgebung am 13. November 2010 in Stuttgart wollen sie außerdem weiterhin gegen die Rente mit 67 protestieren und statt des „ungerechten Sparpakets“ für ein „Konjunkturprogramm, das auf Massenkaufkraft setzt“ demonstrieren.

Protest gegen das Milliardenprojekt Stuttgart 21

Auch das Thema Stuttgart 21 spielte auf der Veranstaltung eine Rolle: Die Mehrheit der anwesenden Gewerkschafter unterstützt den Protest gegen die Baumaßnahme. In einem Schreiben an den Bezirksleiter der IG Metall fordern sie den „demokratischen Schulterschluss“ mit der Bewegung gegen Stuttgart 21. „Steuergelder (auch) unserer Mitglieder wollen wir nicht Bauunternehmen und Immobilienspekulanten in den Rachen werfen!“. Sie fordern stattdessen einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, renovierte Bahnhöfe und Züge entsprechend den heutigen technischen Ansprüchen.

   Sende Artikel als PDF   
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.