„Zielgerichtete Zusammenarbeit im Rathaus und gute Gesprächskultur mit dem Gemeinderat“ – Interview mit dem OB-Kandidaten Rudolf Michl

Rudolf Michl.

Rudolf Michl.

Hohenlohe-ungefiltert hat allen sechs Crailsheimer Oberbürgermeisterkandidaten zwischen zehn und zwölf Fragen gestellt. Die Kandidaten-Interviews werden in der Reihenfolge des Eingangs veröffentlicht. Rudolf Michl (SPD) hat als Vierter geantwortet. Als Einziger nicht geantwortet hat Günther Freisleben (CDU).

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Bei bisher zwei Wahlveranstaltungen mit Ihrer Beteiligung war die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert anwesend. In keiner der zwei Veranstaltungen haben Sie konkret dargelegt, warum Sie Ihren bisherigen Job aufgeben wollen. Warum wollen Sie Ihren bisherigen Job nicht mehr ausüben?

RUDOLF MICHL: Das Amt des Oberbürgermeisters eröffnet in besonderer Weise Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, dies liegt mir. Im übrigen übe ich meine derzeitige Funktion, wie auch meine vorherigen Tätigkeiten, gerne aus, zumal sie ebenso für Bürgerinnen und Bürger wesentlich sind bzw. waren.

Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden – und: warum gerade in Crailsheim? Halten Sie Crailsheim wirklich für eine schöne Stadt, wie Sie es bereits mehrfach öffentlich gesagt haben – meinen Sie das auch im städtebaulichen Sinn?

Crailsheim hat, wie viele kriegszerstörte Städte, erhebliche städtebauliche Probleme. Crailsheim hat aber beträchtliches Potential sich weiter zu entwickeln. Schön ist vor allem das Umland um die Kernstadt mit Ortschaften, Hügeln und Jagsttal.

Kritiker von Ihnen bemängeln, dass Sie bereits als Oberbürgermeister von Balingen und als Bürgermeister/Erster Beigeordneter (?) (nicht Oberbürgermeister) von Aalen kandidiert haben. Konkrete Frage: Ist es Ihnen egal wo in Baden-Württemberg Sie ein hohes Amt in einem Rathaus ausüben können? Wie waren Ihre Wahlergebnisse in Balingen und Aalen?

Mir sind das Amt wie die Stadt gleichermaßen wichtig. Ich habe beide Wahlen mit achtbaren Ergebnissen abgeschlossen. Die Wahl in Aalen war keine OB-Wahl, sondern dem Gemeinderat war ich von den freien Wählern vorgeschlagen worden. Im übrigen, ich werde bei keiner weiteren OB-Wahl mehr antreten.

Wie stellen Sie sich als Oberbürgermeister den Umgang mit Kritikern – im Gemeinderat, in der Rathausverwaltung, in der Bürgerschaft und in den Medien vor – insbesondere, wenn Sie in der Sache hart angegangen werden?

Sachliche Kritik ist notwendig. Trotz Sachlichkeit kann sich ein Kritiker auch mal im Ton vergreifen, damit kann ich umgehen – niemand hat sich schließlich immer im Griff. Ich will als Oberbürgermeister gute Arbeit leisten und deren Ergebnisse offen legen. Das ist das wirkungsvollste Mittel, um auch unsachlicher Kritik zu begegnen.

Wie wollen Sie es schaffen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Crailsheim ihre Vorbehalte Ihnen gegenüber als Jurist, als gebürtiger Hesse und gegenüber Ihrer bisherigen Tätigkeit in den Neuen Bundesländern abbauen?

Dies sehe ich völlig anders, als die Frage unterstellt. Bei meinen Vorstellungsterminen ist deutlich geworden, dass mein beruflicher Hintergrund als Volljurist und die besonderen Erfahrungen als Berater und Aufbauhelfer einer neuen Verwaltung als großer Vorteil, geradezu als Alleinstellungsmerkmal wahrgenommen werden. Auch, was meine hessischen Wurzeln anlangt, sind mir keine Vorbehalte entgegengebracht worden. Ob meine hin und wieder durchbrechende Mundart eine entscheidende Rolle spielt, kann ich nicht einschätzen; persönlich freue ich mich im Gespräch über den besonderen Klang von Mundarten, denn das ist gelebte Sprache, Hochdeutsch ist notwendiger Kompromiss.

Stichwort Transparenz: Wer finanziert Ihren teueren Wahlkampf mit Zeitungsanzeigen, Plakaten und dergleichen mehr? Wie teuer ist Ihr Wahlkampf? Wie viel Geld bezahlt Ihre Partei – die SPD (bei der allerdings Ihre Mitgliedschaft derzeit ruht)? Es geht bei diesen Fragen auch um das Thema Lobbyismus und Abhängigkeiten.

Sollte ich gewinnen, werden meine Familie und ich alles selbst bezahlt haben. Trotz der Notwendigkeit, als Bewerber von außen bekannt werden zu müssen, bemühe ich mich, eine Materialschlacht zu vermeiden. Die Faustformel für die Kosten lautet ein Euro je Einwohner, dies beinhaltet allerdings auch „Muskelleistungen“ und Spenden von Unterstützerinnen und Unterstützern.

Warum haben Sie Ihre Bewerbung erst am letzten Tag abgegeben und warum haben Sie sich erst nach dem Bewerbungsschluss beim Crailsheimer Ortsverein Ihrer Partei vorgestellt?

Unabhängigkeit lässt sich leicht behaupten, aber in einer kurzen Wahlkampfzeit nur schwer demonstrieren. Das gewählte Verfahren sollte dem dienen.

Wo sehen Sie in Crailsheim derzeit die größten Schwächen – was muss zuallererst verändert werden?

Crailsheim steht in vielem gut da. Rathausintern will ich vor allem eine zielgerichtete Zusammenarbeit und eine gute Gesprächskultur im Gemeinderat erreichen sowie die Dienstleistungsfunktion und Transparenz der Verwaltung sichern. Die weitere Verbesserung der Ganztagsbetreuung in Kindergärten/Schulen, die schrittweise Realisierung des STEP und die Beziehungen zu Nachbargemeinden sind kurzfristig aufzugreifende Themen. Gleichfalls kurzfristig will ich eine Seniorenbeauftragte sowie eine Ehrenamtsbörse installieren.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass Sie in dem aufreibenden Beruf als Oberbürgermeister nicht frühzeitig ausgebrannt sind wie Ex-Oberbürgermeister Andreas Raab – und vorzeitig in den Ruhestand gehen müssen, was für die Stadt Crailsheim auch mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre?

Meine gesunde Lebensweise und ein großer Freundeskreis werden dies sichern.

Noch immer wissen die Crailsheimer Bürgerinnen und Bürger nicht, welche genauen Hintergründe der Waffendiebstahl im Rathaus hatte und was an den Korruptionsvorwürfen beim Crailsheimer Volksfest dran ist. Werden Sie eine offensive Öffentlichkeitsarbeit machen – nicht nur bei diesen beiden Themen – oder wollen Sie die Bürger nur in kleinen Häppchen über wichtige Dinge informieren? Wer soll im Falle Ihrer Wahl Chef der Öffentlichkeitsarbeit im Crailsheimer Rathaus werden – und: wer soll Ihr persönlicher Referent werden?

Transparenz der Verwaltungsarbeit ist mir ein wesentliches Anliegen, dazu gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen die Verwaltung. Es wäre vermessen von mir, mich schon jetzt zu Stellenbesetzungen – gleich welcher Art –  zu äußern.

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5 Gedanken zu „„Zielgerichtete Zusammenarbeit im Rathaus und gute Gesprächskultur mit dem Gemeinderat“ – Interview mit dem OB-Kandidaten Rudolf Michl

  1. Ich finde es gut, dass nun endlich mal alle Kandidaten einen Fragebogen bekommen haben. Auch Herr Michel. Leider haben Sie hier aber eine Frage vergessen, die mich als Wähler ganz besonders interessiert. Es wurde noch nie gefragt, warum denn Herr Michel eine so lebhafte berufliche Vita aufweist. Kein gut klingender Posten wurde doch wirklich lange von ihm wahrgenommen. Wenn ich nur an den Personalchef eines Regierungspräsidiums mit 2000 Mitarbeiter denke, die er in seinem Lebenslauf angibt. Mag es liegen an was es wolle. Mir scheint es erheblich an Kontinuität und Durchhaltewille zu fehlen.

    Bei der Beantwortung Ihrer Fragen fiel ihm ja jetzt wenigstens eine Antwort auf die Frage seiner Kandidatur in Crailsheim ein. Bei der Vorstellung in der Hirtenwiesenhalle sagte er noch, dass er OB in einer Stadt in Baden-Württemberg werden möchte. Auf Crailsheim sei er durch Bekannte gekommen. Ihm wäre es also egal, ob diese Stadt Crailsheim, Schwäbisch Hall, Tauberbischofsheim, oder wie auch immer heißen mag. Mittlerweile gibt er als Antwort das erkennbare Potenzial Crailsheims an. Das sagte sein Mitbewerber Freisleben übrigens bereits bei der ersten Vorstellung. Genau wie beim grünen Band durch Crailsheim (Jagst) und der Förderung des Radtourismus.

    Für mich disqualifiziert ihn diese Abguckerei der Programmpunkte eindeutig. Ich brauche keinen OB, der Phrasen anderer nachplappert. Ich bin imemr noch guter Hoffnung, dass dies ausser mir auch viele bemerkt haben. Ein „Fähnchen im Wind“ brauchen wir in Crailsheim bestimmt nicht.

  2. Wenn hier jemand etwas nachplappert, dann ist es der Kandidat Freisleben.
    Der aufmerksame Leser von Stadtblatt oder HT wird sich an Berichte erinnern wo der Gemeinderat, und hier besonders die SPD-Fraktion, seit Jahren die Nutzung des Jagstufers für Freizeit und Erholung einverlangt. Die Unterstützung durch die anderen Fraktionen, auch von den Grünen, oder die Stadtverwaltung war aber eher sehr oberflächlich.
    Die Förderung des Radtourismus ist für jeden Crailsheimer eine offensichtliche Notwendigkeit wenn man offenen Auges die vielen fremden Radtouristen in unserer Stadt wahrnimmt.
    Auch abgeschaut sind schon längst gemachte Überlegungen zur weiteren Nutzung des Gefängnisareals und damit verbunden sogar eine mögliche denkbare künftige Nutzung des Schlosses.

  3. @mampfi (Liebes SPD-Fraktionsmitglied ….)
    gute Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger in Crailsheim orientiert sich nicht daran, wer recht hat, bzw. aus welchem „politischen Lager“ das kommt. Außerdem ist nicht zielführend, bisherige kommunalpolitische Diskussionen den Ideen der Kandidaten gegenüberzustellen. Seien Sie doch froh, wenn ein „fachkundiger Kandidat mit eigenem Profil“ Ideen unabhängig davon hat, aus welchem „Lager“ sie kommmen. Das ist ja gerade das, was Crailsheim braucht: Das endlich diese Streitereien, wer recht hat, und wer der „Beste“ ist, aufhören und dann endlich mal zielgerichtet zum Wohle der Stadt gearbeitet wird. Aber das wird die SPD nie lernen, wenn sie das mangels Akzeptanz ihrer unproduktiven Diskussionskultur nicht „lernen muss“. Mann, bin ich froh, dass ich das von Außen betrachten kann, auch wenn es schade ist, wie schlecht unsere Nachbarstadt dadurch in der Presse bei der Bevölkerung ankommt.
    Crailsheimer Olé

  4. Ich glaube nicht, dass Herr Michl so ein fachkundiger Kandidat ist.
    Er möchte doch ,lt. seiner Aussage, nur irgendwo in Baden Württemberg OB werden. Ihm ist das ganz egal wo. Er hat sich auch einen super Fürsprecher genommen, unseren sehr beliebten Georg Schlenvoigt. Mit ihm zieht er zu den Veranstaltungen. Wir haben gesehen was alles während der Amtszeit von Schlenvoigt passiert ist. So etwas brauchen wir nicht noch einmal.
    Herr Michl ist für unsere Region viel zu unerfahren.

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