Regionale Medienkritik / 18. Juni 2009: Eberhard Gienger (CDU) sorgt sich wegen Bildungsstreiks um das Ansehen Deutschlands

In dieser Rubrik befassen wir uns regelmäßig mit Veröffentlichungen in den lokalen Hohenloher Medien. Wir wollen in dieser Rubrik journalistische Fehler aufzeigen, Kritik an Veröffentlichungen üben, aber auch Hintergründe benennen, wie bestimmte Berichte anderer Medien einzuordnen sind.

Von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Donnerstag, 18.Juni 2009: Eigentlich ohne großen Kommentar, nur mit einem fassungslosen Kopfschütteln, könnte man sich die Äußerungen von Eberhard Gienger (CDU) im Hohenloher Tagblatt zu den aktuellen Bildungsstreiks im Lande zu Gemüte führen:

„Dieser organisierte Bildungsprotest ist kontraproduktiv und schädlich für Studenten, Hochschulen und das Ansehen Deutschlands. Mit Gewalt gegen die Bildungspolitik zu protestieren, ist sinnlos und dafür habe ich auch kein Verständnis. Es gibt sicherlich Nachbesserungsbedarf, wie es häufig nach Reformen vorkommt. Aber Diskussionen sollten bitte auf anderer Ebene geführt werden.“ Eberhard Gienger (CDU), Neckar-Zaber

Das ist nicht nur frech, sondern hier zeigt sich die ganze Ignoranz der Macht. In Wahlkampfzeiten eifrig mit Bildungsthemen die Straßenlandschaft vollplakatieren, gleichzeitig aber
– marode Hochschulen mit überfüllten Hörsälen,
– ein Bildungssystem, das in den 70ern stecken geblieben ist,
– die planlose Einführung von G8,
– eine zunehmende Privatisierung von Bildung (Stichwort Bertelsmannstiftung ->
http://mikenagler.linkeblogs.de/?p=474)
in Kauf nehmen!

Man kann nun mal eine Hochschule nicht wie ein Unternehmen führen (Stichwort Exzellenzinitiative II. Siehe auch die aktuelle Diskussion in Stuttgart über die ‚Umwidmung‘ von über 20 Professorenstellen)

Hohenlohe ungefiltert meint: Eberhard Gienger ist kontraproduktiv für den Fortschritt der Bildungspolitik in Baden-Württemberg. Seine Äußerungen schaden dem Ansehen Deutschlands. Wir empfehlen ihn auf “eine andere Ebene“ zu führen – sprich ihn abzuwählen!
(Kommentar von Axel Wiczorke, Hohenlohe ungefiltert)

Der Lesetipp:
Konrad Paul Liessmann: Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft. 176 S., geb., € 18,40 (Zsolnay Verlag, Wien)

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2 Gedanken zu „Regionale Medienkritik / 18. Juni 2009: Eberhard Gienger (CDU) sorgt sich wegen Bildungsstreiks um das Ansehen Deutschlands

  1. Das Zitat beweist nur eines: Dass Herr Ginger von der Realität keinen Schimmer hat. Die Umstellung von Diplom auf Bachelor und Master hat für mich als Student fast nur Nachteile. Alle zu nennen, sprengt hier den Rahmen – wer will, kann sich auf der Website der Initiative des Bildungsstreiks ein Bild machen. Wenn etwas schiefläuft, muss sich der Zustand ändern! Und wenn es nötig ist, zu streiken, weil die Politiker ansonsten nichts von den Problemen der Schüler und Studenten wissen wollen – das ist das absolut legitim und notwendig. Es gehen nicht umsonst hunderttausende Studenten auf die Straße… aber darüber nachzudenken wäre ja Arbeit. Da wiegelt man lieber ab. Man kennt es nicht anders…

  2. Ein kleiner Nachtrag zum Thema >Privatisierung der Bildung<. Wie weit es mit der in Deutschland gekommen ist, zeigt ein Artikel der taz: Die Phorms AG ist die erste Privatschulkette Deutschlands. Doch wegen der Lehman-Pleite sitzen Schüler in Containern. Wie sich die Globalisierung an ihren Kindern rächt. Da gruselt es einen! http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sw&dig=2009%2F06%2F26%2Fa0058&cHash=377ebb56f4/&type=98

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