Ehemals verschollene jüdische Standesbücher jetzt im Internet – Auch viele Dokumente von jüdischen Gemeinden in Hohenlohe einsehbar

Mit der Digitalisierung der jüdischen Standesregister bietet das Landesarchiv Baden-Württem­berg professionellen und privaten Forschern aus aller Welt erstmals die Möglichkeit, eine stark nachgefragte Quelle online auszuwerten. Auch in Hohenlohe hat es zahlreiche jüdische Gemeinden gegeben. Beispielsweise in Crailsheim, Michelbach/Lücke, Dünsbach, Braunsbach, Dörzbach, Schwäbisch Hall und in vielen weiteren Ortschaften. Auch von den jüdischen Gemeinden in Hohenlohe sind die Dokumente nun online einsehbar. www.landesarchiv-bw.de/hstas/findbuch/j386

Von Dr. Regina Keyler,  Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Die Standesregister der jüdischen Gemeinden, die in Baden und Württemberg seit dem 19. Jahrhundert geführt worden waren und vor Einrichtung der Standesämter die wichtigste genealogische Quelle darstellen, wurden 1942 vom damaligen Reichssippenamt eingezogen, um sie zentral in Schloss Rathsfeld in Thüringen auf Mikrofilm aufnehmen zu lassen. Diese Filme überstanden die letzten Kriegstage, im Gegensatz zu den Standesregistern, die seitdem als verloren gelten müssen. Die Firma Gattermann, die die Verfilmung im Auftrag des Reichs­sippenamts vorgenommen hatte, bot in den Nachkriegsjahren den jüdischen Kultusgemeinden und den Archivverwaltungen die Filme zum Kauf an. In den südwestdeutschen Staaten wurden die Filme aus Staatsmitteln bezahlt und den jüdischen Gemeinden zur Verfügung gestellt. Bald jedoch traten die Kultusgemeinden an die Ministerien mit der Bitte heran, von den Filmen Abzüge herstellen zu lassen, da die Filme von schlechter Qualität waren und sich ohne Spezialgeräte kaum nutzen ließen.
Als die „Gattermann-Filme“ in das Hauptstaatsarchiv Stuttgart kamen, war ihr Erhaltungszu­stand schlecht. Durch unsachgemäße Lagerung war das Trägermaterial brüchig geworden, so dass die Gefahr von Bildverlusten bestand. Durch die Lagerung in einem geregelten Klima und eine langsame Befeuchtung konnte der Erhaltungszustand so weit verbessert werden, dass in den 1980er Jahren Duplikatfilme hergestellt werden konnten, die für die Nutzer an Mikrofilm­lesegeräten im Lesesaal des Hauptstaatsarchivs Stuttgart bereitgestellt wurden.
Die Nutzung war jedoch immer noch mühsam, denn bei der Aufnahme waren zunächst alle rechten, dann alle linken Seiten eines Bandes verfilmt worden, so dass zusammengehörige Aufnahmen auf dem Film verteilt waren. Auch nachdem die einzelnen Seiten ausgedruckt und die Bände rekonstruiert worden waren musste für manche Seite, die auf dem Ausdruck nicht lesbar war, auf den Film zurückgegriffen werden.
Das Landesarchiv Baden-Württemberg präsentiert seit über 10 Jahren Archivgut im Internet. Daher war es naheliegend, diese schwer zugänglichen Archivalien den Nutzern digitalisiert zur Verfügung zu stellen. Die Digitalisate wurden in die richtige Reihenfolge gebracht und mit dem Online-Findbuch verknüpft. Die Qualität ist beeindruckend: durch Bildbearbeitungsverfahren war es möglich, extrem über- oder unterbelichtete Seiten wieder lesbar zu machen.

Weitere Infos unter www.landesarchiv-bw.de/hstas/findbuch/j386

Dr. Regina Keyler
Landesarchiv Baden-Württemberg
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 4
D-70173 Stuttgart
Tel.: 0711/212-4327
Fax: 0711/212-4360
E-Mail: regina.keyler@la-bw.de

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