„Jetzt reden wir“ – Flüchtlingsproteste auch 2020 hochaktuell

Zwei Jahre ist es her, dass der selbstbewusste Ruf „Jetzt reden wir!“ der Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen durch die Republik hallte: Anlass war die am 9. Mai 2018 von Flüchtlingen selbstorganisierte Demonstration „Wir sind Flüchtlinge, keine Kriminellen.“

Nächtlicher Polizeiangriff

Sie richtete sich gegen eine bundesweite Diffamierungskampagne sowie den brutalen nächtlichen Polizeiangriff auf traumatisierte Menschen, die zuvor friedlich versucht hatten, die Abschiebung eines togolesischen Kollegen zu verhindern.

Alassa Mfouapon, einer der damaligen Verantwortlichen, sieht auch heute die dringende Notwendigkeit einer Protestwelle „Jetzt reden wir“

„Heute gibt es viele wichtige Gründe, erneut unter dieser Leitlinie zu demonstrieren: Die Klage gegen das Land Baden-Württemberg wegen des damaligen brutalen Polizeieinsatzes ist bis heute nicht behandelt.

Unschuldig im Gefängnis

– Viele Flüchtlinge haben bis heute keinen richtigen Aufenthaltstitel. Manche waren unschuldig im Gefängnis.

Menschenunwürdige Verhältnisse

– In der Corona Zeit sind menschenunwürdige Verhältnisse in der LEA und anderen Einrichtungen. Deshalb lohnt es sich, unter dem Motto ‚jetzt reden wir‘ den Kampf um die gemeinsamen Ziele fortzusetzen.“

Von Bundeswehr bewacht

– Bundesweit häufen sich in den letzten Wochen (Bremen, Leipzig, Halberstadt) berechtigte Proteste in zahlreichen Flüchtlingsunterkünften gegen den unverantwortlichen Umgang mit der Corona-Pandemie. Während allgemein Kontaktsperre gilt, ließ man in den Flüchtlingsunterkünften eine ungehemmte Ansteckung zu – in Ellwangen sind inzwischen über zwei Drittel der Flüchtlinge infiziert, die ganze Zeit eingesperrt – von Polizei und in Ellwangen sogar Bundeswehr bewacht. Das bezahlen die Flüchtlinge mit Dauer-Eingesperrtsein, Dauer-Angst, Dauer-Panik und Dauer-Verbot jeglicher Bewegungsfreiheit.

„Freundeskreis Alassa & friends“ gebildet

– Bezogen auf die bedeutende Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg beanstandet sein Rechtsanwalt Roland Meister: „Bis heute wurde in diesem Verfahren – an dem national und international großes Interesse besteht – noch kein Verhandlungstermin angesetzt. Das offensive Vorgehen auch auf juristischer Ebene trug bereits dazu bei, dass im Hinblick auf dieses Verfahren das Amtsgericht Ellwangen Strafverfahren gegen Flüchtlinge eingestellt bzw. ausgesetzt hat, weil es die Zulässigkeit von Razzien in Flüchtlingsunterkünften ohne richterlichen Beschluss bezweifelt.“ Ausgehend von Ellwangen 2018 hat sich eine bundesweite Bewegung „Freundeskreis Alassa & friends“ gebildet, die vielfältig Proteste und Prozesse koordiniert, öffentlich Stellung bezieht und nunmehr auffordert, am 9. Mai 2020 an möglichst vielen Orten bundesweit zu demonstrieren.

Alassa Mfouapon:Wir sind Flüchtlinge und keine Kriminellen

„Alle Sammellager sofort auflösen und evakuieren! Immer noch gilt: Wir sind Flüchtlinge und keine Kriminellen! Wir sind Flüchtlinge, wir sind auch Menschen und wir müssen leben!“

Freundeskreis Alassa & friends im Internet: change.org/alassa und change.org/evakuierung

Spendenkonto:

„Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“ oder „Moria“

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechster Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

VI Erkenntnis

… „Hat dich der Schlag getroffen?“, unterbrach Heiner Carls Gedanken, „oder brauchst du jetzt auf die Erzählungen von Paul hin, eher einen Beruhigungstee anstatt Bier?“, fragte er Carl, während er aufstand, dem mitgenommen wirkenden Freund das Bier abnahm, sich wieder hinsetzte, die Flaschen öffnete und mit den Worten: „Alkohol hilft vielleicht vorübergehend diese elende >Karinakrise< zu vergessen, aber hilft nicht unbedingt aus einer Krise hinaus!“ jedem sein Bier zuschob. Carl holte tief Luft und setzte zu einer Erklärung an: „Nein, da hilft kein Tee und kein Bier – weder dem Paul noch mir“, und als Heiner verständnislos von einem zum anderen blickte, erklärte Carl Eugen weiter: „Man muss nicht erst umständlich aus anderen Kontinenten hierher nach Europa geflohen sein, um Frauen das Leben schwer zu machen.“

Paula

Heiner, der nicht wusste auf was Carl hinauswollte, wandte sich erneut an Carl: „Mensch, jetzt sag mal was los ist, hat dich die Geschichte von Paul derart umgehauen, dass du jetzt so blass bist, wie ein Kätzle am Bauch? Und außerdem hast du doch gar keine Frau“ und setzte nach einer Weile grinsend nach, „oder doch, sag, wo hast du sie versteckt?“ Carl Eugen Friedner seufzte und atmete nochmals tief durch: „Also, es gibt eine Frau von der ich euch seither nie erzählt habe. Ich schäme mich wie Paul über mich selber, und ich möchte am liebsten alles vergessen, was mit ihr zusammenhängt – sie heißt Paula. Aber das Vergessen funktioniert nicht, weder in meinem Hirn noch in meinem Herzen, und seit es mir gesundheitlich wieder besser geht, erst recht nicht mehr. Es fühlt sich an, als müsste ich einen schweren Stein mit mir herumschleppen den ich nirgends ablegen kann.“ Heiner blickte den Freund ungläubig an, sein Leben war – seit er mit Thea verheiratet war – geordnet.

Wärme-Kraft-Kopplung in anmutiger Kocherstadt

Neben den laufenden Aufregungen und Unwägbarkeiten, welche die Gründungen, Erweiterungen und die Aufrechterhaltung der Energiefirmen über Jahrzehnte hinweg mit sich brachten, hätte er keinerlei zusätzliche persönliche Belastungen vertragen. Heiner Grün hatte vor mehr wie vierzig Jahren angefangen, in den örtlichen Presseorganen seiner Heimatstadt mit Schriften aufzuklären und informelle Busreisen zu organisieren. Heiner wollte damals unter anderem, dass man die gute Idee der Wärme-Kraft-Kopplung* zum Betreiben von sogenannten Blockheizkraftwerken*, die in der anmutigen Kocherstadt im Nachbarkreis, in einem dort entstehenden, neuen Wohnviertel eingebaut wurden, durch Besichtigungen gründlich kennenlernte. Heiner Grün fand es schon damals enorm wichtig, dass der Gesamtwirkungsgrad von eingesetzter Energie in Heizungsanlagen so hoch wie möglich lag. Und im Lauf der Zeit wurden verschiedenste Energiefirmen unter dem Dach seiner GEDEA* vereinigt.

Energiedschungel

Der Weg durch den wirtschaftlichen und politischen Energiedschungel war oft arg steinig, aber seine Frau Thea unterstützte ihn, fast ausnahmslos darin, sich immer wieder aufs Neue für die zukunftsweisende dezentrale Energieversorgung in bürgerschaftlicher Hand einzusetzen. Die Verkündung der EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen* gaben ihm jetzt, in seinem unerschütterlichen Bestreben und in seinen stets sorgfältig weiterentwickelten Energiewendegedanken, letztlich doch recht. Er wurde neuerdings sogar von der Agentur für erneuerbare Energien e.V.* zu einem Interview gebeten. Die Eröffnungen von Paul schlauchten Heiner und er hatte bereits genug von den Berichten der Beziehungsstrapazen des einen Freundes – er hatte ja Glück mit seiner Ehefrau gehabt – wollte jetzt der andere etwa auch noch den Bodensatz vergangener Intimitäten aufrühren?

Gemeiner Betrug

„So, und jetzt erzählst du uns von deiner Paula, dann versenken wir den schweren Stein und du bringst das wieder in Ordnung. So wie wir dich kennen, Carl, kann das Ganze doch gar nicht so schlimm sein“, versuchte Heiner Carl zu beruhigen. „Diesmal täuschst du dich Heiner“, erwiderte Carl und begann den Freunden von der langjährigen innigen Zuneigung zu seiner geliebten Paula zu erzählen und von dem gemeinen Betrug, den man an ihr verübte und an dessen Gelingen er als ihr Steuerberater und Rechtsanwalt damals sogar maßgeblich beteiligt war.

Verstrickt

„Paula Engel, Handwerksmeisterin und Künstlerin, wurde meine Mandantin, weil angesehene Bürger aus der Kreisstadt, alte Verbindungen aus meiner Schulzeit, denen ich mich damals, vor zwanzig Jahren, immer noch verbunden fühlte, auf ihr Erbe aus waren. Sie wähnte sich bei mir sicher, da ich vom Land kam und ein ehrbarer Hohenloher war, der anscheinend nichts mit den Brüdern* in der Stadt zu schaffen hatte. Paulas Erbe war ein wertvolles Baudenkmal mitten in der historischen Altstadt. Damals hat man mich in einer perfiden Intrige gegen sie ausgespielt. Es waren ein früher einflussreicher Landespolitiker, der heute nur noch als Gemeinderat fungiert sowie ein rühriger selbsternannter Bauhistoriker, den man zum Ende der Intrige mit einem kleinen Anwesen abgefunden hat, in die ganzen undurchschaubaren Machenschaften verstrickt. Im Zusammenspiel mit dem ortsansässigen Kreditinstitut wurde Paula Engel gezielt um ihr Erbe gebracht. Ein vermögender Onkel Paulas wurde irgendwann eingeweiht und versuchte als erfolgreicher Geschäftsmann einzugreifen. Er wollte damals retten, was noch zu retten war, aber dieser Onkel starb leider am Tag des vorgesehenen Vertragsschlusses.“ Carl Eugen Friedner ließ nichts aus, erzählte auch von der Drohung, die damals gegen ihn gemacht wurde, sollte er es wagen mit den Geschehnissen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Knapp dem Tod entgangen

Er legte vor Paul und Heiner ein umfassendes Geständnis ab und überwand sich auch von der mit Fleiß* misslungenen Gerichtsverhandlung zu erzählen, von seiner jahrelangen Feigheit, seinem Schweigen gegenüber Paula, seiner Erkenntnis, dass er mit ihr hätte reden sollen, ja müssen, und auch davon, dass er erst vorhin erfahren habe, dass sie vor drei Jahren nur knapp dem Tod durch einen Überfall entgangen sei. „Wieso hast du das erst jetzt erfahren?“, wollte Heiner wissen, der nach einer Weile als erster wieder das Wort ergriff. Er beugte sich in Richtung des Freundes vor, um dann eindringlich an Carl zu appellieren: „Carl! Vor Dir kann es einem aber auch grauen. Mensch, das musst du unbedingt wieder in Ordnung bringen!“ … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Wärme-Kraft-Kopplung in Blockheizkraftwerken: https://de.wikipedia.org/wiki/Blockheizkraftwerk

*GEDEA: https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/A%252BKompakt- Bericht%2520D%2520Stand%252031.12.2019-Internet.pdf

* EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen EERL/EU-Richtlinie: https://www.clearingstelle-eeg-kwkg.de/gesetz/4696

*Agentur für erneuerbare Energien e.V.: https://unendlich-viel-energie.de/

*Text zum Interview: https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/ZzZ- Manuskript%2520Podcast-Querformat.pdf

*Brüder: Siehe Episode “Verrat“ aus „Irgendwo in Hohenlohe“: https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=19981

*mit Fleiß: Redewendung zu etwas, das mit voller Absicht unterlassen oder gemacht wurde.

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter folgender E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„Corona-Lockerungen“ – Spielplätze und Stadtmuseum in Crailsheim wieder geöffnet

Nachdem das Land wenige Stunden vor der offiziellen Freigabe der Spielplätze die Hygienevorgaben festgelegt hatte, konnte die Stadt am Mittwoch, 6. Mai 2020, nahezu sämtliche Anlagen in Crailsheim wieder öffnen. Für die Aufrechterhaltung der Lockerung ist die Beachtung des Abstandsgebotes die wichtigste Regel. Auch das Stadtmuseum Crailsheim ist wieder geöffnet.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Kurze Vorbereitungszeit

Erst wenige Stunden bevor die Spielplätze im Stadtgebiet durch die Corona- Rechtsverordnung am Mittwoch wieder freigegeben worden sind, hat das Land die offiziellen Hygienevorgaben hierfür verschickt. Ursprünglich hatte die Landesregierung am Wochenende die zum 6. Mai 2020 leicht verzögerte Öffnung damit begründet, dass sie den Kommunen genug Zeit zur Umsetzung geben wollte. „Leider sind diese von den Städten und Gemeinden sehnsüchtig erwarteten Hygieneempfehlungen nun erst am späten Dienstag durch das Ministerium mitgeteilt worden“, bedauert Crailsheims Oberbürgermeister Christoph Grimmer die geringe Vorlaufzeit.

Abstandsgebot von 1,5 Meter

Noch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurden erste Maßnahmen zur Umsetzung getroffen. So galt es für alle 74 Anlagen die Quadratmetergröße zu ermitteln, da sich daran die maximale Zahl an erlaubten Kindern orientiert. Nach Ministeriumsvorgaben ist auf zehn Quadratmetern ein Kind zugelassen. Was wenig klingt, erweist sich in der Realität als eine Größe, die nur selten, selbst an gut besuchten Tagen, erreicht wird. Wesentlich entscheidender ist, dass sich die Besucher an das Abstandsgebot von 1,5 Metern halten. Das gilt nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für die Aufsichtspersonen selbst, wenn sie sich beispielsweise auf einer Bank niederlassen möchten. Zudem dürfen Kinder nicht alleine, sondern müssen immer in Begleitung eines Erwachsenen die Spielanlagen aufsuchen.
Durch einen Kraftakt in der Verwaltung und im Baubetriebshof ist es gelungen, sämtliche städtischen Spielanlagen bis Mittwochabend freizugeben und mit den entsprechenden Hygienehinweisen zu versehen. Spielgeräte oder -plätze an Schulen oder im Gebrauch von Kinderbetreuungseinrichtungen sind von der öffentlichen Nutzung zunächst ausgenommen.

Degenbachsee bleibt gesperrt

Weiterhin gesperrt bleibt indes der Degenbachsee samt dem dortigen Spielplatz. Hier laufen noch Sanierungsarbeiten am Kiosk, die wegen Verzögerungen durch die Corona-Krise nicht fristgerecht fertiggestellt werden konnten. Zudem hofft die Stadtverwaltung noch auf eine Klärung seitens des Landes, wie mit Badeseen künftig verfahren werden kann. Badeseen sind derzeit, wie Hallen- und Freibäder, noch gesperrt.

Stadtmuseum wieder geöffnet – Aber: Maskenpflicht

Seit dem 6. Mai 2020 kann das Stadtmuseum Crailsheim zu den gewohnten Öffnungszeiten wieder besucht werden. Allerdings müssen Besucher eine Maske tragen und nur eine begrenzte Zahl an Gästen kann gleichzeitig in die Räume. Neben den regulären Ausstellungen ist auch die regionale Schulkunstausstellung weiterhin zu sehen. Diese musste im März 2020 bereits nach kurzer Zeit aufgrund der Corona-Lage unterbrochen werden. Daher wurde die Ausstellung nun bis zum 27. Mai 2020 verlängert. Allerdings mussten die Hygienevorgaben verschärft werden. Besucher müssen in den geschlossenen Räumen des Museums künftig eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Zudem muss überall der Mindestabstand von 1,5 Meter eingehalten werden. Deshalb dürfen sich nur acht Gäste gleichzeitig in den jeweiligen Gebäuden aufhalten. Dadurch kann es zu Wartezeiten kommen.

Weitere Informationen und Kontakt:

www.crailsheim.de

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„Was wirklich wichtig ist“ – ATTAC-Gruppe ist solidarisch mit Forderungen der Beschäftigten im Diakonie-Krankenhaus Schwäbisch Hall

Auf eine Fotoaktion der Schwäbisch Haller Regionalgruppe von Attac macht Christian Kümmerer aufmerksam. Wie in diesen ungewöhnlichen Zeiten üblich, mit einer Besenlänge Abstand und Mund-Nase-Schutz, beteiligte sich die Attac-Gruppe an der bundesweiten Fotoaktion mit dem Motto „Was wirklich wichtig ist“.

Von Christian Kümmerer, Attac-Gruppe Schwäbisch Hall

Fahnen ausgerollt

Wir haben an unterschiedlichen Orten in Schwäbisch Hall Fahnen mit
den entsprechenden Forderungen ausgerollt und werden die anderen Bilder
in Kürze auf unserer Attac-Internetseite veröffentlichen.

Mehr Pflegepersonal auf die Stationen

Die „Heldinnen des Alltags“ sind auch die Betrogenen des Alltags. Statt großer Worte brauchen die Beschäftigten auch hier im Diakonie-Krankenhaus Schwäbisch Hall (Diak) eine deutliche Verbesserung ihrer Einkommen und eine entschiedene Entlastung durch Verbesserung des Personalschlüssels. Das heißt mehr qualifizierte Ärztinnen und Pflegepersonal auf die Stationen, um den zeitlichen Umfang der Schichten und die Wochenarbeitszeit zu verringern.

Mehr „Heldinnen des Alltags“

Und was für das Pflege und Gesundheitswesen gilt, ist ebenso für andere „Heldinnen des Alltags“ wichtig. Egal, ob bei der Müllbeseitigung, im Einzelhandel, Energieversorgung, Busfahrerinnen oder anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Damit unterstützt Attac-Schwäbisch Hall die Forderungen der Gewerkschaft Ver.di und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

Weitere Informationen und Kontakt:

Christian Kümmerer, Kirchstraße 25, 74547 Untermünkheim-Enslingen

Zur Internetseite von Attac-Schwäbisch Hall:

https://www.attac-netzwerk.de/schwaebisch-hall/startseite/

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„Crailsheim: Auferstanden aus Ruinen…“ – Wiederaufbau nach 1945

Es gibt wahrscheinlich keinen gravierenderen Einschnitt in der Crailsheimer Stadtgeschichte als die Kriegszerstörung 1945. Von 1.799 Gebäuden in der Stadt Crailsheim waren im April 1945 1.152 von Kriegseinwirkungen betroffen. 444 davon waren total zerstört, 192 schwer, 77 mittelschwer und 439 leichter beschädigt. Zwei Drittel der Häuser in Crailsheim waren demnach nicht mehr oder nur noch eingeschränkt für Wohnzwecke nutzbar. Am verheerendsten war die Crailsheimer Innenstadt getroffen. Hier lag der Zerstörungsgrad bei zirka 95 Prozent.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Tausende waren obdachlos

„Die Innenstadt bot das Bild einer einzigen Ruine“. So beschrieben die beiden für den Wiederaufbau hauptverantwortlichen Planer, Baurat Gustav Schleicher und der Ingenieur Ludwig Schweizer, rückblickend die Situation in Crailsheim. Die Ereignisse der letzten Kriegswochen hatten Tausende von Crailsheimerinnen und Crailsheimern obdachlos gemacht. Sie hausten teilweise in den Kellern ihrer zerstörten Häuser, suchten Unterschlupf in den umliegenden Dörfern, bei Verwandten und Bekannten, oder wurden in noch bewohnbare Häuser eingewiesen, in denen man entsprechend enger zusammenrücken musste.

Katastrophaler Baustoffmangel – Bauboom erst ab 1949

Aus Sicht der betroffenen Menschen ging der Wiederaufbau zunächst sehr schleppend voran. Ende 1945 waren erst 13 neue Wohnungen fertig gestellt. Die Zahlen für 1946 (mit 50) und 1947 (mit 30 neuen Wohnungen) waren ebenfalls noch recht bescheiden. Erst 1948 und vor allem 1949 setzte mit 92 bzw. 183 bezugsfertigen Wohneinheiten ein größerer Bauboom ein.
Für diesen nur langsam in Gang kommenden Wiederaufbau gab es eine Reihe von Ursachen: Ein wesentlicher Grund lag im katastrophalen Baustoffmangel. In einer Bürgerversammlung im März 1947 machte Regierungsbaumeister Stoll folgende Rechnung auf: Der Wiederaufbau würde bei den aktuellen Liefermengen an Dachziegeln 22 Jahre, bei Zement 44, bei Kalk 52, bei Holz 93, bei Backsteinen 130 und bei Eisen, sage und schreibe, 504 Jahre in Anspruch nehmen. Erst mit der Währungsreform von 1948 und der Aufhebung der Bewirtschaftung für fast alle Baumaterialien kam mehr Dynamik in den Wiederaufbau.

Trümmer wurden bis 1951 wieder verwertet

Eine weitere zeitraubende Notwendigkeit war die Enttrümmerung der zerstörten Innenstadt. Aus finanziellen Gründen und um von Baumateriallieferungen unabhängiger zu werden, wurde, anders als in vielen anderen Städten, in Crailsheim nur ein geringer Teil des Trümmerschutts vor die Stadt gekarrt, um ihn dort abzulagern. Vielmehr wurden die Trümmer Straße für Straße, Grundstück für Grundstück abgeräumt und größtenteils einer sogenannten Trümmerverwertung zugeführt. Im Bereich des Rathauses richtete man dazu eine entsprechende Werkstätte ein, in der der Schutt zerstoßen und zermahlen und daraus neue Steine und Betonsplitt gewonnen wurden. Diese Trümmersteine bildeten in den ersten Jahren den wichtigsten Baustoff für den Wiederaufbau Crailsheims. Fünf Jahre – von Mitte 1946 bis Mitte 1951 – nahm die Trümmerverwertung in Anspruch. Nach einer vorläufigen Bilanz wurden über 110.000 Kubikmeter Schutt abgeräumt und daraus knapp 3,5 Millionen neue Steine gefertigt.

Vollständige Neuplanung

Die eigentliche Wiederaufbauplanung begann im Januar 1946 mit der Einrichtung eines „Planungsbüros für den Wiederaufbau“, dem sogenannten Wiederaufbauamt, das zunächst im Fliegerhorst untergebracht war. Unter der Leitung von Regierungsbaurat Gustav Schleicher arbeiteten dort Privatarchitekten auf Honorarbasis, die vom Innenministerium bezahlt wurden. Neben Regierungsbaumeister Stoll ist hier vor allem Diplom-Ingenieur Ludwig Schweizer zu nennen. Ihnen wie auch den Verantwortlichen der Stadtverwaltung war die Bedeutung der Aufgabe bewusst: Das Ergebnis ihrer Arbeit würde das Gesicht Crailsheims „in den nächsten paar hundert Jahren“ bestimmen.
Von Anfang an war klar, dass die „neue“ Stadt kein exaktes Abbild des zerstörten Alt-Crailsheim sein konnte, einer im Kern mittelalterlichen Stadt mit schmalen Gassen und dicht zusammengerückten Häusergruppen. Dem Aufbau sollte eine vollständige Neuplanung vorausgehen. Diese zielte auf ein neues und moderneres Erscheinungsbild der Stadt. Nicht die Reminiszenz an das historische Crailsheim war leitender Gedanke bei der Wiederaufbauplanung, sondern die zeitgemäßen Anforderungen an Zweckmäßigkeit und baulicher Klarheit. Das „neue“ Crailsheim sollte moderner, aufgelockerter und heller, nach den Maßstäben der modernen Stadtplanung „schöner“ werden.

Der Wiederaufbau orientierte sich dabei an folgenden zentralen Grundsätzen:

► Wichtige Durchgangsstraßen wurden verbreitert, neue geradlinige Straßenzüge in zuvor eng bebauten Quartieren geschaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist die heutige Adam-Weiß-Straße.
► Die Plätze der Innenstadt, insbesondere der Markt- und der Schweinemarktplatz, erfuhren eine deutliche Vergrößerung.
► Von der Nutzung her sollte Handels- und Gewerbebetrieben in der Innenstadt der Vorrang eingeräumt werden, während reine Wohngebäude und die noch vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe an den Stadtrand verlagert wurden.
► Geplant wurde ein Grüngürtel, der die gesamte Innenstadt umschloss.
► Architektonisch strebte man eine „optische Ganzheitlichkeit“ durch Reihung gleicher Formen an. Hierher gehört besonders das Motiv der Arkaden im Bereich des Marktplatzes und der Langen Straße, ein in Crailsheim völlig neues bauliches Element.

„Wilder“, planloser Wiederaufbau sollte verhindert werden

Im Mai 1949 genehmigte das Innenministerium den endgültigen Stadtbauplan. Bis dahin hatten alle Bauvorhaben in der Innenstadt nur provisorisch vorgenommen werden können. Baugesuche von Innenstadtbewohnern, die ihre Häuser wiedererrichten wollten, mussten zurückgestellt werden, ein „wilder“, planloser Wiederaufbau sollte unter allen Umständen verhindert werden. Es gab lange Wartezeiten, die angesichts der Wohnungsnot bei den Betroffenen zu großem Unmut führten.

Baulandumlegung wurde bis 1956 notwendig

Die Umsetzung des neuen Stadtbauplans brachte es auch mit sich, dass nicht alle Ruinengrundstücke am alten Platz wiederaufgebaut werden konnten. Ungefähr 50 Ruinenbesitzer mussten zur Auflockerung der Innenstadt ausgesiedelt werden, in erster Linie die Besitzer landwirtschaftlicher Betriebe und nicht Gewerbe treibende Privatleute. Die Neuverteilung der Baugrundstücke machte eine Baulandumlegung notwendig. Von 1947 an bewertete ein gemeinderätlicher „Umlegungsausschuss“ alle Grundstücke der Innenstadt, entschied über jedes einzelne, ob es bleiben konnte, ob es verlegt oder mit einem Nachbargrundstück zusammengelegt werden musste, und nahm die Neueinteilung vor. Erst 1956 konnte der Ausschuss seine Arbeit abschließen. Über die komplizierten Verhandlungen mit allen betroffenen Grundstückseigentümern wurden mehr als 2.000 Seiten Protokoll angefertigt.

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„Einzelne wagten es doch“ – Ein neues Buch über den Widerstand in Ansbach während der NS-Zeit

„Einzelne wagten es doch“ lautet der Titel eines Buchs, das jetzt in Ansbach publiziert wurde und das aufzeigt, wie in der Zeit der Nazi-Diktatur trotz aller Repressalien und drohender Gefahren in der fränkischen Provinz Menschen sich wagten, Widerstand zu leisten oder sich widerständig zu verhalten.

Informationen zugesandt von Andreas Mundt, Buchhändler aus Crailsheim

Jahrzehntelang verdrängt und verhindert

Widerstand im „Dritten Reich“ – das verbindet man zumeist wohl vor allem mit den Hitler-Attentätern wie Georg Elser und Graf Stauffenberg oder mit der „Weißen Rose“, mit Berlin und München, mit den Zentren der damaligen Macht. Dass sich aber auch draußen im Land, sogar in den kleinen Städten Frauen und Männer auf unterschiedlichste Weise dem Nazi-Regime und seinen Untaten widersetzten, blieb oft weitgehend verborgen: nicht nur während der NS-Zeit, sondern bisweilen ganz gezielt und bewusst bis weit hinein in die Nachkriegsjahre. Wie in Ansbach, wo es der Kommunalpolitik gelang, die Erinnerung an die Geschehnisse, an die Verbrechen der Nationalsozialisten und an den Kampf dagegen jahrzehntelang erfolgreich zu verdrängen und zu verhindern.

Mindestens 2250 Euthanasie-Morde

Die mittelfränkische Bezirkshauptstadt war mit ihren in den dreißiger und vierziger Jahren etwa 32 000 Einwohnern eine Hochburg der Nazis. Und: Hier geschah in der Hitler-Ära Schreckliches, beispielsweise im Rahmen der „Euthanasie“. Mindestens 2250 Menschen, wahrscheinlich deutlich mehr, mussten ihr Leben lassen, nein, sie wurden ermordet in dieser Stadt oder von hier aus der Tötungsmaschinerie der Nazis zugeführt.

Widerwillig und selten thematisiert

Erst in den 1970er Jahren keimten die ersten ernsthaften Bemühungen auf, das Geschehen aufzuarbeiten. Jedoch blieb es noch bis hinein in die 1990er Jahre dabei, dass die Nazi-Verbrechen auf der kommunalpolitischen Ebene der Stadt nur äußert widerwillig und selten thematisiert wurden, wie auch die Frage nach einer Gedenkstätte für die Menschen, die sich hier dem NS-Staat widersetzt hatten, allen voran die Widerstandsgruppe Robert Limpert. Ein solches Denkmal wurde von der Mehrheit im Stadtrat gar als „Kainsmal“ abgelehnt, das sich diese Stadt nicht setzen wolle.

Stele „Wider das Vergessen“

Inzwischen aber hat sich die Situation verändert. Und die Gedenkstätte, eine „Widerstands-Stele“ direkt vor dem Ansbacher Rathaus, ist jenen mutigen Menschen gewidmet, die sich hier in unterschiedlicher Weise und an unterschiedlichen Orten widersetzten. „Wider das Vergessen“, heißt es in der Inschrift.
Die Stele wurde von der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken initiiert und finanziert. Vier Autoren aus derselben Gruppe (die Historiker Alexander Biernoth, Dr. Frank Fätkenheuer und Rainer Goede sowie der Journalist und Schriftseller Ulrich Rach) haben jetzt ein Buch herausgegeben, in dem sie aufzeigen, wo, wie und in welchem Umfang in dieser Stadt Frauen und Männer Widerstand leisteten oder sich widerständig zeigten.

Geschichten vom Sterben, Leiden und Kämpfen

Sie berichten von Menschen, die sterben, leiden und kämpfen mussten, wie eben von Robert Limpert, den Widerstandskämpfer; vom damals in Ansbach residierenden Kirchenamtsdirektor Friedrich von Praun, der auf mysteriöse Weise im Gefängnis starb; vom polnischen Zwangsarbeiter Bornislaus Juzwik, der wie Limpert in den letzten Kriegsstunden hingerichtet wurde; von den SPD-Stadträten, die im KZ inhaftiert wurden; vom mitleidsvollen Verhalten einzelner Mitarbeiter in der Ansbacher Heil- und Pflegeanstalt gegenüber den Euthanasie-Opfern, unter ihnen viele Kinder, von der heimlichen Hilfe; von der komplizierten Situation in den Kirchen.

Reich illustrierte historische Dokumentation

Natürlich sind die Schilderungen des Widerstands und des widerständigen Verhaltens stets in den Kontext gebracht mit dem Geschehen, gegen das sich einst das Tun der sich widersetzenden Bürger richtete. So ist diese reich illustrierte historische Dokumentation auch eine Sammlung der verbrecherischen und politisch irrsinnigen Taten der Nationalsozialisten mitten in einer deutschen Kleinstadt, in der unmittelbaren Nachbarschaft der Bürger. Es ist eine erschütternde Darstellung von Geschehnissen, die heimatgeschichtlich bedeutend sind, in ihrer Tiefe und Intensität aber auch über die Grenzen der betroffenen Stadt hinaus als Beispiel dienen könnte und als Mahnung: „So etwas darf nie mehr geschehen!“

Buchinformation mit ISBN-Nummer

„Einzelne wagten es doch“, Alexander Biernoth, Frank Fätkenheuer, Rainer Goede, Ulrich Rach. Herausgeber: Ulrich Rach für die Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e. V. ISBN 978-3-00-065092-5. 96 Seiten, vierfarbig, 12,80 Euro.

Weitere Informationen und Kontakt:

Andreas Mundt, Sauerbrunnen-Buchhandlung, Kolpingstraße 6, 74564 Crailsheim

E-Mail: sauerbrunnen-buch@web.de

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„Überwältigende Spendenbereitschaft“ – Nähmaschinen und vieles mehr für Flüchtlinge auf Lesbos

Der Artikel im Haller Tagblatt (16. April 2020) „Nähmaterial für Lesbos gesucht“ und in Hohenlohe-ungefiltert hat eine kleine Spendenlawine losgetreten.

Von Wilhelm Maier, Schwäbisch Hall

29 große Kartons Stoff und 13 Nähmaschinen

Dann begann für uns eine sehr erfüllende, aber auch anstrengende Woche. Mehrere Anrufe pro Tag, Stoffe, Nähmaterial und Nähmaschinen wurden vorbei gebracht und in unserer Garage abgestellt. Am Ende standen da 29 große Kartons mit Stoff und 13 Nähmaschinen sowie ein großer Karton mit diversem Material. Viele Leute wussten über die Situation der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln Bescheid. Die Kartons mussten noch fest verklebt und mit einem Aufkleber über den Inhalt versehen werden. Am Ende mussten wir sogar noch einigen Leuten eine Absage erteilen.

Mit Spedition nach Griechenland

Die Sachen gehen mit einer Spedition nach Griechenland.
Auf das zentrale Spendenkonto sind seit 1. April 2020 rund 48592 Euro eingegangen (Stand vom 24.4.20).

Weitere Spenden sind möglich

Weitere Spenden sind möglich. Das Spendenkonto lautet:

Solidarität International e.V., IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: Moria/Lesbos)

Massenlager auflösen

Neben dieser Soforthilfe fordert der Frauenverband Courage und Solidarität International die sofortige Evakuierung aller Massenlager und -unterkünfte und die Unterbringung in kleineren Einheiten, damit es in dieser Corona-Pandemie nicht zu einem Massensterben kommt.

Wir möchten uns bei allen Spendern ganz herzlich bedanken.

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