„Landart Bretzfeld 2012 – eine bisher wenig beachtete Ausstellung am Brettach-Radweg“

Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht hier einen Kunstbericht über eine langfristig angelegte Ausstellung in Bretzfeld, von der die regionale Presse teilweise noch nicht berichtet hat. Bei Gesprächen am Radweg hat der Autor festgestellt, dass Leute aus Heilbronn nichts über das Projekt „Landart 2012“ in Bretzfeld gelesen haben. Vielleicht erschien darüber nichts in der „Stimme“.

Von Hans A. Graef, Bretzfeld

Durch Kunst verändert „Landart Bretzfeld“ die Brettachtalaue

Markante Pyramiden und Riesenskulpturen fallen sofort auf, wenn man bei Adolzfurt auf dem Radweg oder der Straße unterwegs ist. Andere Kunstwerke muss man in der Pulvermühle Adolzfurt suchen – aber der Radweg-Flyer hilft bei der Suche. Der Brettachtal-Radweg hat das Motto „Natur pur“ – zwischen Bretzfeld Bürgerwiese und Geddelsbach wurden durch das Kunstprojekt „Landart 2012“ neue Akzente gesetzt, die unsere Wahrnehmung dieser Landschaft zwischen Wald und Weinbergen verändern. Besonders gewandelt hat sich das ehemalige Industriegelände der Dynamit Nobel, die Pulvermühle Adolzfurt, wo nach 1990 nach Abräumung und Renaturierung nun durch Kunst eine neue Wahrnehmung möglich wurde: im Kunstversteck hinter dem Kunstcontainer des Bretzfelder Kunstvereins sind zirka 20 Arbeiten zu suchen: Skulpturen, symbolische Objekte, bildhafte Szenen. Träger der Aktion „Kunst an Bach und Baum“ (HZ) sind die Gemeinde, der Kunstverein mit Vorstand Wolfgang Steck sowie Kurator Hans A. Graef.

Kurt Brauns „Workaholics“ als Metallfiguren

Beginnt man mit dem Rad auf der Bürgerwiese, findet man einen „Denker“ aus Sandstein von Wolfgang Steck, Kurt Brauns „Workaholics“ als Metallfiguren sowie eine bunte Balkenskulptur „7 Kubikmeter“ und ein rotes Segelboot von Hans A. Graef. Dieses Motiv im potentiellen Überschwemmungsgebiet wird durch eine Segeljolle und ein Indianerkanu unter dem Viadukt variiert. Ein kleiner Abstecher führt zu Richard Klein-Hollerbachs „Wasserangeln“ hinter der alten Post. Der „weibliche Torso“ des bekannten Weinsberger Bildhauers Karl-Heinrich-Lumpp im der Austraße 6/1 verwandelt den Vorgarten zur Idylle. In unmittelbarer Nachbarschaft ein Geheimtipp: Heinz Wredes „Mineralien-Fossilien-Museum“ sucht seinesgleichen in der Region! Nach zehn Rad-Minuten erreicht man das Rückhaltebecken A1, das durch die gewaltigen Riesen im Stile der Rapanui Moai auf den Osterinsel (Steck) vor der vier Meter hohen karminroten Pyramide (Graef) markiert wird. Auf der anderen Dammseite die erste der Arbeiten des Holzbildhauers Edwin Karl: ein gewaltiger Wächter, ein auf den Kopf gestellter Baumstamm. Ein weitere Groß-Skulptur „Verbunden“ Karls steht neben der letzten Radbrücke vor Geddelsbach, seine gewaltigen Flusskiesel liegen an Abfluss des Mühlkanals in der Pulvermühle.

Schülerprojekt „Augen“

Das „Kunstversteck“ kann man auf drei Zufahrten erreichen – direkt fährt man auf den Salzsilo zu, auf dem ein großes Plakat von der „Landart Bretzfeld 2012“ kündet. Unmittelbar daneben steht Ruth Mühleisens „Blattwerk“, eine mit Metallblättern bestückte Lärche sowie der bunte Kunstcontainer (Dietz und Strobel), in dem diverse Kunstaktionen und Ausstellungen geplant sind – zur Zeit sind dort Landschaftsfotos aus Island zu sehen. Vorher kann man noch die Wirtschaftsgeschichte von Dynamit Nobel studieren (Industriestandort bis 1990) Nun kann die Suche beginnen: Der größte Beitrag zur Ausstellung befindet sich am westlichen Eingang nach Adolzfurt, wo das umfangreiche Projekt „Augen“ des Bildungszentrums Bretzfeld (Bildende Kunst Klassen 2011) durch sechs Stelen und Figuren zusehen ist. Sie sind hier vor Ort durch Kooperation des Bildhauers Werner Köngeter mit den Kunstlehrerinnen Marion Lutz und Anke Kroneisen entstanden und wurden schon in Stuttgart gezeigt.

Hänsels weiße Kieselsteine führen zu Gretels Schokoladenhäusle

Zentral liegt die kleine Insel, wo der Mühlkanal der Brettach abzweigt und auf der nun ein „Reiher“ von Kurt Braun sowie ein Tonkopf von Hristina Balceva steht, von der auch das eindrucksvolle Spinnennetz und das Objekt „Lasst die Schmetterlinge fliegen“ stammt. Auffällig die Sandsteinfigur „Durchblick“ von Harald Speckhardt, die bunten „Baumtänzer“ von Annemarie Heinz sowie Frank Rehms „Hänsels Hand“, eine mannshohe Betonfigur. Sie verweist auf waldtypische Märchenmotive und führt mit Hänsels weißen Kieselsteinen zu Gretels Schokoladenhäusle, das Graef mit duftender Kakaofarbe angestrichen hat. Weiße Steine führen von hier zum „Tischlein deck dich“ am Bachufer. An der Kreuzung Ektor Balcevs „Christoforus“, der sich in einem Baum verbirgt. Die Pulverstraße, an der einst die Bunker standen, ist neu mit Straßenschildern gekennzeichnet.

Pentagon mit Bonatz-Steinen

Neben dem Vorplatz am Stauwärterhaus, wo die regenreiche stimmungsvolle Vernissage mit den Öhringer Kunstradfahrern und der Musik von Lasse Graef (Keyboard) und Malte Lutz (Didgeridoo) statt fand, liegen die Steine vom Stuttgarter Hauptbahnhof – Motto „Kultur, denk mal! – Pentagon mit Bonatz-Steinen“, darin Karl-Heinrich Lumpps „liegender männlicher Torso“. Die fünf Parkbäume, Rosmarin und Lavendel wurden von den Künstlern gepflanzt“. Ein Höhepunkt der Ausstellung sind die „Spiegel im Wasser“ mit Bellevuepunkt von Richard Klein-Hollerbach unterhalb der Brücke, die durch Reflexion ein mysteriöses Lichtspiel ergeben, sowie der Blick in die Waldschneise, wo sechs Meter hoch zwei Kanus auf Dammhöhe hängen.

Drei witzige rot-braune Vogelscheuchen

Zurück auf den Radweg wo immer wieder Kunst-Straßenschilder als farbige Wegweiser auffallen, so auch die drei Blumenschilder (Balceva) vor der sonnengelben Pyramide auf dem nächsten Damm, den man nach weiteren Minuten erreicht. Auf dem Weg dahin verstecken sich im Gestrüpp drei witzige rot-braune Vogelscheuchen von Waltraud Geiger, Ruth Mühlhausen und Elfriede Schwaderer, von der auch die Ton-Blumenwiese stammt. Vor Erreichen der dritten (mondblauen) Pyramide steht noch eine Baum-Schule aus farbigen alten Schulstühlen. Edwin Karls gewaltige Baumskulptur „Verbunden“ – große Kettenglieder aus Holz zwischen zwei Baumstelen, beschließt den Kunstparcours, und in wenigen Minuten später erreicht man Geddelsbach.

Weitere Informationen und Kontakt:

E-Mail: hans.a.graef@t-online.de

Internet: www.landart-bretzfeld.de

KUNST AM BRETTACHTAL-RADWEG & Kunstversteck Pulvermühle Adolzfurt

Das Kunstprojekt „Landart Bretzfeld 2012“ – Kunst am Brettachtal-Radweg gestaltet die Kulturlandschaft zwischen der Bürgerwiese Bretzfeld, der Pulvermühle Adolzfurt und der Talaue Richtung Geddelsbach. „Natur pur“ heißt der Slogan des interkommunalen Radwegs Neuenstadt – Langenbrettach – Bretzfeld. Er mündet in die „Idyllische Straße“ Richtung Mainhardt. „KunstLandschaft“ lautet nun das Motto für die kulturelle Neugestaltung mit Skulpturen, Objekten und Symbolen entlang des Radwegs und im Bereich der drei Staudämme. Dort soll jeweils eine Pyramide an die Entstehung der Hochkultur Ägyptens durch Kultivierung des Wassers erinnern.

„Kunstversteck Pulvermühle“

Ein besonderes Projekt ist das „Kunstversteck Pulvermühle“. Auf dem Gelände der ehemaligen Dynamit-Nobel werden größere und kleinere Kunstwerke versteckt, die eine besondere Beziehung zum Wald oder zu diesem Standort haben: Märchenmotive, Wasserfiguren, Baumköpfe, rätselhafte Figuren. Zwei Informationstafeln erinnern an die Wirtschaftsgeschichte dieses bis 1990 bedeutenden Standorts, der durch das farbige Salzsilo optisch markiert wird. Wichtig bei allen Arbeiten ist der Bezug zur „Kunst-Landschaft.“

Geplant ist eine „Triennale Regionale“

Der Arbeitskreis „KunstRegion“ plant bis 2016 eine „Triennale Regionale“, die mehrere Kunstprojekte in der Region Heilbronn-Franken verbinden wird. Dort arbeitet Hans A. Graef mit, der als Kurator gemeinsam mit der Gemeinde Bretzfeld und Bürgermeister Föhl dieses erste experimentelle Konzept realisiert. Für Radfahrer vom Kocher her, für Autobahn-Reisende oder Stadtbahn-Touristen von Heilbronn oder Schwäbisch Hall her – der Brettachtal-Radweg ist prima erreichbar und eine weitere touristische Attraktion in Hohenlohe. Ein interessanter Termin an der Kunst-Radstrecke ist der Adolzfurter Holz- und Krämermarkt am 9./10.Juni 2012, wo spezielle Aktivitäten geplant sind.

Weitere Informationen im Internet über den Bretzfelder Teilort Adolzfurt:

http://www.bretzfeld.de/index.php?id=82

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