„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achter Teil

Lang beschattete Täler – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

VIII Kultur

… Ja, Carl Eugen Friedner schmunzelte süßsauer, eindringliches Warnen vor vermeintlichen Gefahren war in seiner Berufspraxis ebenfalls ein alt bewährtes Werkzeug, um begründete Bedenken gründlich wegzuwischen. Angst zu schüren ist eine praktikable Methode politischen Handelns. Die geschürte Angst dann beständig am Köcheln zu halten, eine Kunst, die man wohl dosiert anwenden muss, um jemanden in Schach zu halten. Angstverbreitung verwendet man nicht nur bei Bevölkerungsmassen als zuverlässige Taktik, um das hintergründige politische Ziel zu erreichen. Seine geliebte Paula war damals ebenfalls, als es um den drohenden Verlust ihres geerbten Baudenkmals ging, bereits mit wenigen Dosen solcher einfachen Mittel schnell einzuschüchtern gewesen.

Umsatzeinbußen

Dieser bedrohliche Virus war ja nun mehr wie perfekt, um die langsam deutlich sichtbare wirtschaftliche Erlahmung kaschieren zu können, ohne seine Existenz hätte man ihn erfinden müssen. Die maßgeblichen Industrien sahen den nötigen Umbau bereits auf sich zukommen, und es hätte vermutlich niemand eingesehen, Wirtschaftszweigen, die satt im Geschäft waren, die Ausschüttung von Boni und Dividenden mit Hilfe des Staates zu ermöglichen. Carl wusste ja aus seiner neuen Bürogemeinschaft, wer sofort und ohne große Not die möglichen Hilfen, zum Beispiel Kurzarbeitergeld, beantragt und kassiert hatte. Wie anders erging es jedoch den kleinen Betrieben, den Gastronomen, den Künstlern. Trotz der in Baden- Württemberg möglichen Soforthilfe*, empfand Carl Eugen Friedner es bereits jetzt als beklemmend, was sich über die Monate hinweg für Umsatzeinbußen summierten, welche Kreditsummen da auflaufen würden. Die Maßgabe, dass Betriebe von steuerfinanzierten Gaben leben sollten, wo diese Steuern doch noch nicht einmal erwirtschaftet waren, war auf lange Sicht nicht umzusetzen. Er betrachtete es mit großer Sorge, dass kleine und findige Einzelunternehmer, wie seine Paula, nicht nur kein oder kaum mehr ein Einkommen hatten, sondern auch als Teil der bunten und lebhaften Kulturlandschaft im Ländle einfach kurzerhand unter den Tisch fielen.

Unsinnige Auflagen

Carl fragte sich, wie lange die unternehmungslustige und vergnügungsfreudige Bürgerschaft auf diese angenehmen Genüsse noch verzichten wollte? Wo sollte man denn nach einer ausgiebigen Wanderung eine Erfrischung in einer abseits gelegenen Wirtschaft finden? Wer würde einem beim Einkehren umgehend, und vor allem strahlend lächelnd, ein kühles Bier auf den Tisch stellen und wer würde einen fragen, was man zum Vespern möchte? Wie wollte man die vielen komplizierten Einschränkungen aufrechterhalten? Die Menschen in Baden-Württemberg waren Freizügigkeit gewohnt und lebten gern in einer offenen, vielfältigen und multikulturellen Gesellschaft. Wollte man als nächstes die Teile der Menschen, welche unsinnige Auflagen in Frage stellten oder sich dagegen wehrten, versuchen zu kriminalisieren?

Komplizierte Zusammenhänge

Bei diesem Gedankengang kamen ihm die mahnenden Worte seines Freundes wieder ins Bewusstsein. Carl Eugen fragte sich, was er jetzt tun sollte, der Heiner hatte ja recht. Er musste diesen Missstand, aktiv an einem Betrug beteiligt gewesen zu sein, aus der Welt schaffen – und zwar so schnell wie möglich. Je länger er warten würde, umso schwieriger und unmöglicher würde es sonst werden, die komplizierten Zusammenhänge zu entwirren, und er würde seiner Paula indirekt weiterhin Schaden zufügen, den gerade er vermeiden könnte. Und dann bräuchte er auch nicht weiter über die Einschränkung demokratischer Rechte zu schwadronieren, sondern könnte ganz simpel seine eigenen Handlungen tatkräftig auf Gerechtigkeit ausrichten.

Katalysator

Als ob der Freund seine Gedanken geahnt hätte, meldete Heiner sich unvermittelt aus dem Fond des Wagens zu Wort: „So ein Katalysator wie einst Fukushima, der einen schwäbisch schwätzenden, grünen Ministerpräsidenten* ans Rednerpult des Bundesrates beförderte, war weit mehr, als die Grünen über Jahre hinweg mit ihren realpolitischen Debatten erreichen konnten.“ Und setzte mit der Feststellung nach „Aber jetzt fallen sie wegen der „Karinakrise“ in alte und völlig überkommene, ja geradezu einfältige Verhaltensmuster zurück. Vielleicht ist ihnen auch die Macht derart zu Kopf gestiegen, dass gar kein Beschleuniger mehr hilft? Wo sie jetzt den streitbaren Tübinger Oberbürgermeister*, der ausgewogen und in längeren Sätzen, den Zusammenhang zwischen dem Tod von Kindern durch Armut und Hunger in Afrika und unseren Umgangsformen in der „Karinakrise“ darstellt, mit Fleiß lediglich fragmentarisch zitieren, um ihn dann, mit einem Parteiausschlussverfahren in die Pfanne zu hauen, was bedeutet, ihn aus der Partei ausschließen und in Folge als hervorragenden Oberbürgermeister abschießen zu wollen. Kann man sagen, dass sich diese Partei zu einer in sich geschlossenen Gesellschaft entwickelt hat?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Heiner fort: „Carl, was meinst Du zu dieser These: Diese „Karinakrise“ könnte doch auch dazu dienen, eine Ausweitung demokratischer Denkweisen und Diskussionen* in Gang zu setzen, also auch solche Denkprozesse, welche die Demokratisierung der Energiewende* innehaben?

Überfall

Carl manövrierte das Auto durch das tiefer gelegte Straßensystem zur Stuttgarter Innenstadt und hatte daher keine Muse, dem Freund eine angemessene Antwort auf seine Energiewendefrage zu geben – seine Gedanken kreisten um den Schläger, der seine Paula angegriffen hatte. Carl Eugen Friedner hatte begriffen, dass er jetzt handeln musste; er musste jetzt endlich alles in Bewegung setzen, den geschehenen Betrug und den wahren Grund für den Überfall auf Paula Engel aufzuklären. Morgen würde er sofort seiner geliebten Paula anläuten, das zumindest war er ihr schuldig … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Soforthilfen in Baden Württemberg: https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/foerderprogramme-und-aufrufe/liste- foerderprogramme/soforthilfe-corona/

*Winfried Kretschmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Winfried_Kretschmann *Stellungnahme des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer: https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/QzO-2b- Gew%25C3%25A4hrleistung%2520der%2520Stabilit%25C3%25A4t-ACER- Beitrag.pdf

*Demokratische Diskussionen: https://www.swr.de/swr1/bw/swr1leute/julian-nida-ruemelin-102.html

*Demokratisierung in der Energiewende: https://www.dieter-schaefer.eu/demokratie-aktion https://edna-bundesverband.de/news/edna-zum-bdew-5-punkte-programm-rolle- der-kleinen-und-mittleren-versorger-staerken/?unapproved=9&moderation- hash=c3a962945370630536e41cd3f9e4a156#comment-9

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