„500 Mitarbeiter gingen betteln“ – Evangelische Arbeitgeber in Deutschland verweigern 600.000 Beschäftigten einen Tarifvertrag

500 Mitarbeiter diakonischer Einrichtungen und der evangelischen Kirche bettelten vor kurzem in Herrenberg. Zu der Aktion hatte die Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (AGMAV) aufgerufen, weil sich die Arbeitgeber beharrlich weigern, die schon lange vereinbarte automatische Tarifübernahme anzuwenden.

Von Wolfgang Lindenmaier, Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (AGMAV) im Diakonischen Werk Württemberg

Für die Beschäftigten gibt es nichts zu feiern

Die AGMAV hatte nach Herrenberg gerufen, weil dort zeitgleich eine Festveranstaltung mit dem evangelischen Landesbischof Frank July stattfand. Bei der Festveranstaltung sollten 30 Jahre „Dritter Weg“ als kirchliche Form der Tarifsetzung gefeiert werden. Die Demonstrierenden und Redner waren sich einig, dass es für die Beschäftigten nichts zu feiern gibt. Es war ein bunter und lautstarker Zug, der sich letzten Donnerstag zum Herrenberger Marktplatz auf den Weg machte. Bettelschalen, Sammelbüchsen, aber auch Trillerpfeifen und Vuvuzelas sorgten dafür, dass die Diakoniemitarbeiter gehört wurden.

Forderung: „Tarif. automatisch. diakonisch. gut“

Bei der Auftaktkundgebung am Bahnhof bezeichnete Wolfgang Lindenmaier die diakonischen Arbeitgeber als Rechtsbrecher, weil sie die Sonderstellung der Kirchen missbrauchen, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Günter Busch, zuständig für den Bereich Kirchen in der Gewerkschaft Verdi, bezeichnete es als Trauerspiel, dass die evangelischen Arbeitgeber in Deutschland 600.000 Beschäftigten einen Tarifvertrag verweigern. Zum Abschluss der Kundgebung auf dem Herrenberger Marktplatz rief Uli Maier, Vorsitzender der AGMAV, die Mitarbeiter der Diakonie auf, weiter für die enge Bindung der kirchlichen Tarife an den Tarif des öffentlichen Dienstes zu kämpfen. Er sagte, an die Adresse der Arbeitgeber gewandt: „Wir werden nicht länger zulassen, dass die Diakonie ihren Wachstumswahn auf Kosten der Arbeitnehmer verwirklicht. Wir erwarten, dass die vereinbarte Tarifautomatik eingehalten wird.“ Die 500 Kolleginnen und Kollegen auf dem Herrenberger Marktplatz skandierten die Forderung: „Tarif. automatisch. diakonisch. gut!“

Weitere Informationen:

http://www.agmav.diakonie-wuerttemberg.de/

Kontakt:

Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im Diakonischen Werk Württemberg, Heilbronner Straße 180, 70191 Stuttgart, Telefon: 0711-1656 266, Fax 0711 – 1656 49 266, E-Mail: agmavdww@web.de

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