Ausstellung „Dorf unterm Hakenkreuz“ verlängert – Großes Publikumsinteresse auch in Schwäbisch Hall-Wackershofen

Der ehemalige Kreisbauernführer Friedrich Niklas aus Riedbach. Gezeichnet 1946 von einem Mithäftling im Internierungslager Ludwigburg.

Der ehemalige Kreisbauernführer Friedrich Niklas aus Riedbach. Gezeichnet 1946 von einem Mithäftling im Internierungslager Ludwigburg.

Auch zwei Generationen nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur 1945 ist das Erinnern an die Verbrechen und die Aufarbeitung der Zusammenhänge weiterhin wichtig. Über die großen Ereignisse ist viel geschrieben und gesprochen worden, und doch bleibt der Blick auf das Leben der Menschen vor Ort weiterhin eine wichtige Aufgabe. Wie funktionierte die Diktatur auf dem Land? Wie erlebten die Menschen die Zeit von 1933 bis 1945? Wer profitierte, wer wurde zum Opfer?

Von den Freilandmuseen in Baden-Württemberg

Sonderausstellungen bis 7. November 2010

Diesen und anderen Fragen geht das gemeinschaftliche Ausstellungsprojekt „Dorf unterm Hakenkreuz“ nach, das im Jahr 2009 gestartet ist. Das große Interesse bei Besuchern und Medien hat fünf der sieben Freilandmuseen in Baden-Württemberg veranlasst, ihre Ausstellungen bis 2010 zu verlängern.

Zwei Sonderausstellungen in Wackershofen zum Thema Nationalsozialismus

Das Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen nimmt den „Reichsnährstand“ in den Blick. Diese zentrale nationalsozialistische Organisation der Bauern war zuständig für die
Regelung des landwirtschaftlichen Marktes. Unter anderem wird in der Ausstellung die politische Laufbahn des Kreisbauernführers Friedrich Niklas aus Riedbach (heute Teilort der Stadt Schrozberg) dargestellt. Die Sonderausstellung „Dorf unterm Hakenkreuz“ in Wackershofen ist bis zum 7. November 2010 geöffnet. Auch die Sonderausstellung „Eugenik und Euthanasie – Rassenpolitik im Dritten Reich“ mit Beispielen aus Schwäbisch Hall und Hohenlohe ist in Wackershofen noch bis zum 7. November 2010 zu sehen (http://www.wackershofen.de/freilandmuseum/cms/front_content.php?idcat=41&lang=1).

Kinderlandverschickung

Das Odenwälder Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf konzentriert sich auf die Kinderlandverschickung. Die Evakuierung von Kindern aus den vom Luftkrieg bedrohten Städten hinterließ nicht selten einschneidende Erfahrungen im Leben der Betroffenen.

Rolle der Frauen und Mädchen – NS-Propaganda zielte auch auf Bauern

Die Rolle der Frauen und Mädchen im Nationalsozialismus behandelt das Freilichtmuseum Beuren. Das Oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach richtet das Augenmerk auf die NS-Propaganda, die sich stark auf die Bauern konzentrierte. Diesen verklärten Zerrbildern werden die Probleme der in der Landwirtschaft tätigen Menschen gegenübergestellt. Die Zwangsarbeiter, ihre oft bedrük-
kende Lebenswirklichkeit und ihre bewegenden Schicksale sind der Gegenstand des Bauernhaus-Museums Wolfegg.

Informationen über Politik, Sozialstruktur, Kultur und Wirtschaft,

Die fünf Ausstellungen ergänzen sich gegenseitig und informieren über Politik, Sozialstruktur, Kultur und Wirtschaft, auch wenn nicht der Anspruch erhoben werden soll, ein vollständiges Gesamtbild zu zeigen. Es lohnt sich also, sich auf den Weg zu machen und mehrere Ausstellungen zu besuchen. Die Vielschichtigkeit des Themas lässt sich so vielleicht am besten erfassen. Großer Dank gebührt dem Land Baden-Württemberg und der Landesstiftung Baden-Württemberg für die freundliche Unterstützung dieses Projektes.

Weitere Informationen im Internet: www.dorf-unterm-hakenkreuz.de und http://www.wackershofen.de/freilandmuseum/cms/front_content.php?idcat=41&lang=1

Buchtipp: „Dorf unterm Hakenkreuz – Diktatur auf dem Land im deutschen Südwesten 1933 – 1945, Herausgegeben von der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg und der Arbeitsgemeinschaft der sieben regionalen ländlichen Freilichtmuseen in Baden-Württemberg, Redaktion: Axel Burkarth/Bernd Holtwick, 176 Seiten mit 152 Abbildungen, 20x25cm, Broschur 16,90 Euro, ISBN978-3-7995-8044-1

Die einzelnen Themenbeiträge dieses Sammelbandes zum Nationalsozialismus auf dem Dorf ergänzen und bereichern sich gegenseitig. Sie werfen Schlaglichter auf die Vielschichtigkeit und nicht selten Widersprüchlichkeit der nationalsozialistischen Diktatur, die über sechzig Jahre nach ihrem Ende immer noch Kontroversen und Debatten hervorruft. Es handelt sich um eine Publikation der sieben ländlichen regionalen Freilichtmuseen in Baden-Württemberg und ist konzipiert als Begleitbuch für die Ausstellungen zum Thema „Dorf unterm Hakenkreuz“, die in den Freilichtmuseen 2009 gezeigt wurden und auch 2010 in fünf der sieben Freilichtmuseen zu besichtigen sind.

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