Nach dem Tod eines Fuldaer Bundeswehrsoldaten: Gewerkschafter fordern Truppenabzug aus Afghanistan

Der aus Fulda stammende 24-jährige Fallschirmjäger Patrice S. von der Saarlandbrigade  gehörte im Oktober  zu den Opfern des deutschen Kriegseinsatzes in Afghanistan. Nach 14 Monaten  des Leidens verstarb er an den schweren Verletzungen, die er am 6. August 2008 bei einem Anschlag in Masar-i-Sharif erlitt.

Eingesandt an Hohenlohe-ungefiltert von Siegfried Hubele, Schwäbisch Hall

39 Deutsche starben in Afghanistan im Kriegseinsatz

Der junge Mann hatte sich zur Bundeswehr gemeldet, nachdem er keinen entsprechenden Ausbildungsplatz gefunden hatte. Wenn die vorliegenden Angaben stimmen sind bis Dezember 2009 beim Kriegseinsatz in  Afghanistan 36 Bundeswehrsoldaten und drei Polizisten ums Leben gekommen.

Ex-Verteidigungsminister Jung musste zurücktreten

Josef Jung, damals Kriegsminister, schwadronierte am Grab des jungen Mannes  vom „Einsatz für Frieden, Freiheit und Recht“ und bestand darauf,  Deutschland werde in Afghanistan „in seinem Engagement nicht nachlassen.“  Was Jung unter „Recht“ versteht, zeigte er mit der Vertuschung des verbrecherischen Luftangriffs vom 4. September 2009 bei Kundus, bei dem  über 140  Menschen, meist Zivilisten, ums Leben kamen. Der Druck der Partei Die Linke im und außerhalb des Bundestages und der Öffentlichkeit zwang Jung, seinen neuen Posten als Arbeitsminister im neuen schwarz-gelben Kabinett von Merkel-Westerwelle zu räumen.

Statt Töten und Sterben: Mittel für den zivilen Wiederaufbau bereitstellen

Der DGB-Kreisverband Fulda nahm den Tod des jungen Menschen zum Anlasse und initiierte einen Appell, in dem der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert wird. In dem Aufruf heißt es: „Wir sind bestürzt über die steigende Zahl der Opfer, die der Krieg in Afghanistan fordert. Junge Menschen werden in den Krieg geschickt, Töten und Sterben von den verantwortlichen Politikern billigend in Kauf genommen.“ Statt weiterer Aufstockung der Kontingente fordert der Appell den Abzug der Bundeswehr, die sofortige Einstellung aller Waffenlieferungen, keine logistische Unterstützung des Krieges, dafür die Bereitstellung von Mitteln für den zivilen Wiederaufbau.

Bisher rund 2000 Unterstützungsunterschriften

Zu den Erstunterzeichnern gehörten die hessischen Bundestagsabgeordneten sowie  Landtagsabgeordnete Hessens und Thüringens und weitere Funktionäre der Partei Die Linke (einschließlich der einstimmigen Zustimmung von deren Landesparteitagen), Funktionäre der SPD und von Bündnis 90/Grüne,  regionale DGB-Vorsitzende, Betriebsräte und ein breiter Kreis gesellschaftlicher Kräfte von  Hochschullehrern, Ärzten und  Schauspielern bis hin zu Persönlichkeiten der Kirchen, christlicher Organisationen/Institutionen (Pax Christi, der Bistümer, Ordensleute) der Freidenker, von Friedensforen, darunter des Darmstädter Signals, aber auch Freunde und Bekannte von ums Leben gekommenen Bundeswehrangehörigen sowie von Vereinigungen von Berufssoldaten. Von dem Anklang, den der  Fuldaer Aufruf findet, zeugen bisher die Unterschriften von zirka 2000 Unterstützern.

Alleinstehende Mutter einer zehnjährigen Tochter nicht vom Kriegseinsatz zurückgestellt

Bereits vor fünf Jahren beschäftigte der Tod einer aus Fulda stammenden Soldatin die Öffentlichkeit Hessens. Die  34-jährige Tatjana Reed mit deutscher und US-amerikanischer Staatsangehörigkeit kam als Sergeant der 66. in Kaiserlautern stationierten Transportkompanie der US-Besatzungsarmee am 22. Juli 2004 im Irak ums Leben. Verwandte berichteten damals, dass der alleinstehenden Mutter einer zehnjährigen Tochter eine Zurückstellung vom Kriegseinsatz nicht gewährt worden war.

Um den Druck auf Bundestag und Bundesregierung zu erhöhen, werben die Initiatoren des Fuldaer Appells um eine bundesweite Unterstützung ihres Aufrufs. Schließen Sie sich an, fordern Sie das Ende des Kriegseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan, verhindern Sie, dass weiter das Blut junger Deutscher vergossen wird.

Gerhard Feldbauer, Poppenhausen, Historiker, Publizist

Für weitere Unterstützungsunterschriften:

Die Fuldaer  Erklärung siehe http://www.kreisverband-fulda.dgb.de;
Online Unterzeichnung unter https://www.frieden-mitmachen.de/29/truppenabzug_jetzt!_frieden_statt_krieg!

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