„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neunundzwanzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neunundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXIX Haltung

… Paula antwortete ihm nicht, wie versteinert saß sie neben ihm und schwieg. Sie schien konzentriert zu fahren und wären sie nicht fahrender Weise im Auto unterwegs, so hätte man meinen können, dass die Zeit stehen geblieben wäre. Carl wiederholte seine Frage, ob sie vorhatte gegen ihn gerichtlich vorzugehen und sah Paula dabei erwartungsvoll von der Seite an.

Hintergründe offenbaren

Mit so einer direkten Frage hatte Paula Engel nicht gerechnet und sie war nicht gewillt Carl eine konkrete Antwort zu geben. Selbstverständlich hatte sie in der jahrelangen Zeit des Schweigens, alle nur erdenklichen Möglichkeiten, Carl zur Wahrheit zu zwingen, in Erwägung gezogen. Aber ihr stand nicht der Sinn danach Carl gerade jetzt dazu reinen Wein einzuschenken. Daher blieb sie unverbindlich in ihrer Antwort. Sie wollte ihn schmoren lassen bis er ihr die Hintergründe offenbart hatte. Dann könnte sie sich immer noch überlegen, ob es angemessen wäre ihm ihre seitherigen Pläne zu offenbaren.

Aufrecht begegnen

Carl Eugen Friedner durchschaute Paulas zur Schau getragene Zurückhaltung natürlich sofort – als Jurist war er genau in solchen Verhaltensweisen ja bestens geschult. Einzig die Zwickmühle – dass es hier nicht um irgendwelche taktischen Winkelzüge ging, sondern um das Verhältnis zu der Frau die er immer noch liebte – stellte ihn vor eine nahezu unlösbare Aufgabe. Wenn er die Hintermänner der damaligen Geschehnisse tatsächlich preisgeben würde, riskierte er damit von allseits anerkannten Persönlichkeiten offen geschnitten zu werden. Aber er würde damit Paula für sich gewinnen können. Er erinnerte sich an die Worte von Anton, an das Resümee, Paula aufrecht zu begegnen, ihr die Wahrheit zu sagen. Er atmete tief durch, beschloss bei seiner schmerzhaft erarbeiteten inneren Haltung zu blieben und kam damit wieder im Hier und Jetzt an.

Unter Druck setzen? 

In diesem Moment bog Paula von der Landstraße ab, nur noch wenige Kilometer und in ein paar Minuten wären sie bei ihm daheim ankommen. Carl erschrak, die Zeit war im Nu verflogen und nun müssten sie sich irgendwie voneinander verabschieden. Wäre Paula wohl bereit ihm noch etwas Aufschub zu geben? Wäre sie wohl bereit, sich nochmals mit ihm zu verabreden? Oder würde sie ihn jetzt ultimativ unter Druck setzen? Paulas Minenspiel ließ keine Schlüsse zu. Sie war anscheinend vollkommen gefasst und die Ruhe in Person. Den Wagen parkte sie souverän vor der Haustüre, er stand jetzt genauso wie sie ihn vor wenigen Stunden aus dem Hof gefahren hatte. Paula schaltete das Licht aus, zog die Handbremse an und den Schlüssel ab. Mit einer nachdrücklichen Geste legte sie den Schlüssel in die Mittelkonsole und blieb in aller Seelenruhe sitzen.

Warum sagte sie nichts?

Er rang nach Worten, sein Magen begann zu zwicken, er hatte den Faden verloren. Warum sagte sie nichts? Sie könnte ihm doch jetzt wirklich wieder einen Anfang zu finden. Paula Engel legte den Kopf etwas schräg, hob langsam die Augenbrauen und sah ihn fragend an. Noch war ihr Blick offen und freundlich, aber ihre Augen begannen verdächtig zu schillern. Täuschte er sich, oder waren nicht auch ihre Lippen bereits einen Hauch schmäler geworden? Sie brachte ihn vollkommen aus dem Konzept und faszinierte ihn immer wieder aufs Neue – aber vermutlich war das nun nicht gerade der richtige Moment ihr eine Liebeserklärung zu machen.

Ironie

Die Frage, ob es ihm die Sprache verschlagen habe, stellte Paula dann in relativ sanftem Tonfall. Ihr spöttischer Ton beruhigte ihn wieder soweit, dass er sich fassen und eine Antwort geben konnte. Paulas Ironie gab ihm wieder eine gewisse Sicherheit und er fühlte plötzlich deutlich, dass er sie wieder sehen wollte. Carl Eugen hoffte insgeheim auf ihr Verständnis, darauf dass sie heute keine Erklärungen mehr von ihm verlangen würde. Und er forschte mit stummem Blick in Paulas Gesicht nach Zustimmung.

Neu geknüpftes Band

Dann nahm er seinen Mut zusammen und fragte Paula, ob sie sich wieder sehen könnten. Zu sich hereinbitten wollte er sie nicht. Seine Befürchtung, sie könnte ihn falsch verstehen, hielt ihn davon ab, den Abend auf diese Weise noch länger auszudehnen. Zwar hätte er sie zu gern noch etwas bei sich gehabt, aber es erschien ihm im Augenblick nicht passend. Vermutlich war es klüger, das neu geknüpfte Band zwischen ihnen erst etwas fester werden zu lassen, bevor man es unnötig strapazierte, also noch zu warten. Es würde sich hoffentlich bald wieder mehr von der alten Nähe und Vertrautheit einstellen. Dann wäre es eher angebracht, sie wissen zu lassen, wie sehr er sich danach sehnte, mit ihr in harmonischer Zweisamkeit zu versinken.

Sann sie auf Rache?

Paula sagte ihm zu, sich zu melden und verabschiedete sich mit einem kurzen Gruß. Sie stieg aus und verschwand, ohne sich umzublicken, in Richtung ihres Wagens. Nach wenigen Sekunden hörte er wie sie wegfuhr und es wurde um ihn herum ziemlich still. Ob er je wieder mit Paula über eine gemeinsame Zukunft reden könnte? Oder interessierte sie sich nur noch für die unguten Dinge aus ihrer Vergangenheit, sann sie womöglich auf Rache…? Fortsetzung folgt.

Auch eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

b.haebich@web.de

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