Aus für die NPD/JN-Landesgeschäftsstelle in Rosenberg-Hohenberg – NPD macht Profit mit dem Verkauf des Gasthofes Goldenes Kreuz

Schon im Oktober 2008 hatte Andreas Thierry Kontakt mit dem Bürgermeister von  Rosenberg aufgenommen und signalisiert, er wolle das Gebäude der NPD/JN- Landesgeschäftsstelle (ehemaliger  Gasthof „Goldenes Kreuz“) an die Gemeinde im Ostalbkreis zwischen Ellwangen und Crailsheim verkaufen.

Von der VVN Bund der Antifaschisten/Kreisgruppe Schwäbisch Hall – Aus der Zeitschrift Alpha Press März/April 2009

Eine Änderung in der Ortssatzung hatte der Gemeinderat für die Ortsmitte Hohenbergs als Sanierungsgebiet beschlossen, um sich das Vorkaufsrecht auf alle Gebäude und Grundstücke zu sichern. Zwischenzeitlich ist das Haus der NPD an die Gemeinde verkauft. Thierry und die NPD haben dabei ihren „Schnitt“ gemacht. Ernst zu nehmende Gerüchte sprechen von einem Verkaufspreis, der doppelt so hoch sein soll wie der Kaufpreis (45 000 €), den die Nazis bei der Zwangsversteigerung des „Goldenen Kreuzes“ bezahlen mussten. Thierry und Alexander Neidlein, die letzten gemeldeten Bewohner des Hauses, müssen bis spätestens Juni 2009 das Gebäude räumen.

Rückblick
Im April 2004 hatte Thierry vermutlich als „Strohmann“ der NPD das Haus ersteigert. Zunächst war das von Lars Käpplers gegründete „Verlags – und Medienhaus Hohenberg /Bücher-Herold und Versandhandel im „Goldenen Kreuz“ untergebracht. (Aus dem Programm: Der Berghof – Hitler ganz privat, VHS-Kassette, Kraft durch Freude – Urlaub im Dritten Reich-VHS Kassette – Buch: Gespräche mit Göring – … es präsentiert sich ein menschlicher, offener…Reichsmarschall). Seit der Übernahme der Immobilie durch die Rechten, rissen die Proteste, Demonstrationen, Aktionen und Auseinandersetzungen zwischen  Anwohnern und Rechten, nicht mehr ab.

Nach ideologischen und persönlichen Spannungen flog der „Daueraufmarsch-Anmelder für Schwäbisch Hall“ Lars Käppler (damals „Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft“) als „Geschäftsführer“ des „Verlags-und Medienhauses“ raus. Hintergrund der internen Auseinandersetzungen war sicherlich auch die Indizierung der Internetseite des „Verlagshauses Hohenberg“ durch die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM)“.  Sein Wohnsitz in Hohenberg erlosch und der bayrische NPD-Funktionär Roland Wuttke trat an seine Stelle als Geschäftsführer des „Verlags-und Medienhauses“.

Ab 1. Mai 2007 wurde das „Goldene Kreuz“ zur „Landesgeschäftsstelle des JN/NPD Landesverband-BaWü. Im Hause selbst sind nur noch Alexander Neidlein, Landesgeschäftsführer der NPD/JN und Andreas Thierry als Bewohner gemeldet. Beide haben große Pläne. Das Haus soll zum Schulungs- und Begegnungszentrum der Rechten entwickelt werden. Doch das will nicht recht gelingen. Das Gebäude, das immer gut unter Beobachtung von Antifaschistinnen und Anwohnern stand, wurde nur selten zwischen 2005 und 2009 als „Begegnungs- und Schulungsstätte“ genutzt.  Das Innenministerium Baden-Württemberg schreibt schon in einer Stellungnahme vom 18. September 2006: Hinweise darauf, dass das Haus regelmäßig als Begegnungs- und Schulungsstätte genutzt wird, gibt es derzeit nicht“. Weiter meldet der Verfassungsschutz, dass lediglich „…im Dezember 2005 in der Immobilie eine „Vorweihnachtsfeier…“ des Verlags“ für rund 50  geladene Gäste“ stattgefunden habe. Darüber hinaus konnten auch die AntifaschistInnenr nur wenige weitere Aktivitäten der Rechten recherchieren.

Eine Dokumentation weiterer Aktivitäten:
– Von 27. bis 29. Oktober 2007 bot Andreas Thierry einer Gruppe Schweizer Nazis der PNOS (Partei national orientierter Schweizer) ein Schulungswochenende in Hohenberg an.

– Im Sommer 2008 trafen sich „15 Kameraden“ der Jungen Nationalen, (Nachwuchsorganisation der NPD) zur jährlichen „Kaderschulung“ über Kampagnenplanung“, „Aufgaben von Funktionsträgern“ und zum „Umgang mit Verfassungsschutz und Polizei“.

– Ende 2008 fand dann noch der „Landeskongress der JN-Baden Württemberg“ mit rund 80 Jungnazis in Hohenberg statt. Lars Gold (Fichtenau) wurde als Landesvorsitzender wiedergewählt und Alexander Neidlein als Landesgeschäftsführer bestätigt.

– Ansonsten haben im Hause keine größeren Veranstaltungen stattgefunden.
Damit können auch Neidleins Ankündigungen vom Juni 2008, in einem Brief an den Südwestrundfunk (SWR) als  großmäulige Verlautbarungen abgehakt werden, angesichts der Verkaufsverhandlungen, die wenige Monate später von Thierry aufgenommen wurden:

Ein Auszug aus Neidleins Brief: „Und warum sollte der Hausherr Andreas Thierry verkaufen? Er hat nicht nur den Landesverband hinter sich, sondern auch die Bundespartei: Im November (2007) war der Parteivorsitzende Udo Voigt zu Gast in Hohenberg. Dort wurden bereits weitere Möglichkeiten erörtert, wie das Objekt von Seiten der NPD in Zukunft noch besser genutzt werden kann. Zur Erinnerung: Bei den Landtagswahlen 2006 hat die NPD in Rosenberg 2.9% erzeilt, was das beste Ergebnis im Ostalbkreis war. Hier schlummert noch ein enormes nationales Potential für uns!“

Was das Landtagswahlergebnis 2006 angeht – lügt der Großschwätzer Neidlein in dem Brief wieder einmal: Die NPD erhielt genau vier Stimmen in Rosenberg, das entspricht einem Stimmenanteil von 0.4 Prozent. Aber rechnen war noch nie die Stärke der Neidleins und Konsorten, selbst beim 1000-jährigen Reich haben sie sich verrechnet, das hielt nur 12 Jahre.

Dienen und Verdienen

Die NPD-Nazis brauchen Geld. Seit der Verhaftung und Verurteilung ihres Bundesschatzmeisters Erwin Kemna, im September 2008, ist es schlecht um die Finanzen der NPD bestellt.
Kemna, der als „guter Kamerad“ vom NPD-Vorsitzenden Voigt beleumundet wurde, hat 741 000 Euro aus der Parteikasse in sein „Küchenstudio“ umgeleitet. Er habe das Geld, so Kemna, gebraucht um die „finanzielle Situation seiner Firma Wichman Küchen GmbH“ zu verbessern.

Alexander Neidlein macht wohl die Tage auch in „Küchen“. Er wurde beobachtet, wie er Anfang 2009 aus dem „Goldenen Kreuz“ die komplette Kücheneinrichtung des ehemaligen Gasthofes ausbauen und wegfahren ließ. Kameradschaftshilfe? Denn Kemna und Neidlein kennen sich gut aus ihrer gemeinsamen Zeit in Riesa, wo sie beide bei der „Deutschen Stimme“, der NPD- Parteizeitung, beschäftigt waren. Der Vorfall Kemna hat der NPD enorm geschadet. Bei weiteren Ermittlungen und Durchsuchungen bei der NPD , soll dem Verdacht nachgegangen werden, ob die NPD über falsche Spendenquittungen unrechtmäßige Zuschüsse aus der staatlichen Parteienfinanzierung bezogen hat. Allein zwischen 2004 und 2007 flossen mehr als 4,7 Millionen Euro aus Steuergeldern in die Kassen der NPD. Damit werden unter anderem solche Leute wie Thierry und Neidlein finanziell ausgehalten.

NPD-Immobilien-Spekulanten

Bei einer derartigen Ansammlung von kriminellen Parteikadern wie bei der NPD, sind die Grenzen zwischen saubermännischer Volksgemeinschaft und kapitalistischem Spekulantentum fließend. Das rechtsextremistische Immobilien-Karussell dreht sich schon eine Weile. Es ist deshalb auch nicht ganz auszuschließen, dass der Rückverkauf des „Goldenen Kreuzes“ durch die Gemeinde Rosenberg, mit saftigem Profit für die NPD, von Anbeginn der Plan der NPD war. Die  Szenarien an anderen Orten sind verdächtig ähnlich: Aus einer unverkäuflichen beziehungsweise überteuerten Immobilie, aus finanziellen Schwierigkeiten von Verkäufern oder aus im Clinch mit Behörden liegenden Besitzern, wird eine öffentliche Drohung konstruiert, die Gebäude an Neonazis zu verkaufen. Dass die NPD in einigen Fällen dahintersteckt liegt auf der Hand. So erwarb die Stadt Wunsiedel 2007 für einen Millionenbetrag den Gasthof „Waldlust“, nachdem Kaufgerüchte durch Jürgen Rieger (bekannter Nazi-Anwalt) öffentlich wurden und ein bekannter Neonazi medienwirksam mit seinem VW-Bus vorgefahren war.
Die Städte Grafenwöhr (eine Tennishalle), Cham (eine Diskothek) und Lauf (ein Wiesengrundstück), ließen sich in den letzten Jahren durch einschlägige Drohungen zu einem Kauf drängen.
Am 28. Oktober 2008 nahm der Gemeinderat im oberfränkischen Warmensteinach sein Vorkaufsrecht wahr und bot dem Besitzer der „Pension Puchtler“ den Verkehrswert von 380 000 Euro als Kaufpreis an. Damit reagierte die Stadt auf die Aussage eines Lehrers, er wolle den Gasthof für 1.84 Millionen Euro an den Hamburger Neonazi-Rechtsanwalt Jürgen Rieger verkaufen.
Um die Kaufabsicht der NPD zu untermauern, fand im September 2008 in der „Pension Puchtler“ eine Veranstaltung mit Rieger und dem NPD-Aktivisten Norman Bordin statt.

„V-Leute sind Faschisten mit V“

2003 stellte sich beim NPD-Verbotsverfahren in Karlsruhe heraus, dass einiges aus dem vorgelegten Belastungsmaterial von Autoren stammte, die über eine Nebeneinkunft beim Staat verfügen, und dass dies dem Gericht vorsätzlich verschwiegen worden war. Das Verfahren platzte. Dabei ist nicht von Geheimagenten, von verdeckten Ermittlern oder von Aussteigern die Rede. V- Leute in der NPD und deren Umfeld sind Neofaschisten und sie bleiben Neofaschisten, welche die Organisation aktiv aufbauen und vorantreiben. Immer wieder kommt es vor, dass sie auch an schweren Straftaten beteiligt sind. Sie unterscheiden sich von ihren Kumpanen nur durch eine kleine oder größere Nebeneinkunft aus der Staatskasse. Sie liefern auf konspirativem Wege Spitzelberichte an ihren V-Mann-Führer. Die so erlangten Informationen haben eine zweifelhafte Qualität, werden von den konkurrierenden Geheimdiensten eifersüchtig gehütet, und sie sind so geheim, dass sie nicht zu einer wirksamen Bekämpfung der NPD verwendet werden können.

Die V-Mann-Dichte in der NPD ist sehr hoch. Jedes siebte Vorstandsmitglied auf Bundes- und Landesebene soll dazu gehören. Man muss sich das einmal vorstellen: bei den Bundesvorstandssitzungen der NPD kommen die V-Männer des Bundes und der Länder und der anderen Geheimdienste zusammen, die alle voneinander nichts wissen und schreiben eifrig Spitzelberichte über andere V-Männer. Und das Ganze nutzt der NPD mehr als es ihr schadet.

Neidlein ein Faschist mit „V“ – ein V-Mann?

Alexander Neidleins frühe Karriere in der militanten Neonaziszene bietet allerhand Anlass für Spekulationen in diese Richtung. Er ist der Prototyp eines straffälligen Jungnazis, der in das „Rekrutierungsmuster“ der „Dienste“ passen würde. Wegen vermuteter, aber noch nicht angezeigter und beweisbarer Straftaten  zum „Mitmachen überzeugt“. Nazi kann er weiterhin bleiben und wenn er mitspielt, sogar mit Nebeneinkünften.

Söldner bei kroatischen Faschisten

Die Behörden verfolgten die Beteiligung deutscher Neonazis im jugoslawischen Krisenherd offenbar sehr aufmerksam. Nach Verlautbarungen des Bundeskriminalamtes im Juli 1992 waren deutsche Rechtsextremisten nicht nur beim Aufbau einer Söldnertruppe für kroatische Faschisten beteiligt, sondern auch an Waffenlieferungen (Blick nach rechts-19/1997).
Der damalige rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber äußerte bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 1995 seine Besorgnis über die Ausbildung von Neonazis an der Waffe als Söldner … (Siegle/Maegerle: Eine schwarze Legion für die weiße Rasse ,TAZ 7/1999)
Eine Veröffentlichung des österreichischen Innenministeriums informierte 1994 darüber, dass die kroatische Armee keinen Sold bezahlt, sondern den Söldnern „selbstgemachte Beute als Sold“ überlässt. Dies habe zu Mord und Raub unter den Söldnern und an der Zivilbevölkerung geführt (Blick nach rechts 8/96 S.4). Der Hamburger Verfassungsschutz schätzt, dass insgesamt wohl mehrere hundert Deutsche mitgekämpft haben. (Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg , Juni 2001). Neben Alexander Neidlein und anderen Neonazis kämpfte in den faschistischen Söldnertruppen in Kroatien/Bosnien auch Michael Baatz. Letzterem ist zu verdanken, dass das in Kreisen ehemaliger Kroatien-Söldner geplante Attentate auf Staatsanwalt Hans-Heiko Klein und dem inzwischen verstorbenen Ignatz Bubis verhindert werden konnten. Nach seiner Rückkehr aus Kroatien hatte Baatz sich im Herbst 1994 den deutschen Sicherheitsbehörden gestellt. (Siegler/Maegerle: Eine schwarze Legion für die weisse Rasse , S.3). In einigen wenigen Fällen kam es zu Anklagen gegen ehemalige Söldner durch bundesdeutsche Gerichte. Gegen Alexander Neidlein, der sich in diesen Kreisen bewegte , Kampfgefährten und Freunde dabei fand, wurde wegen seiner Aktivitäten in Bosnien nicht strafrechtlich ermittelt. Die zweieinhalb Jahre Haftstrafe, die Neidlein absaß, gab es ausschließlich für seinen Überfall auf ein Lübecker Postamt, wo er und seine Kumpane 8500 Mark erbeuteten.

Der  Brand  im „Goldenen Kreuz“

In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 2007 brannte ein Teil des „Goldenen Kreuzes“ ab. Der Verdacht der Brandstiftung wurde relativ schnell der Antifa, der VVN und örtlichen Gegnern zugeschrieben. Mit einer „Spontan-Demo“ von zirka 50 „Rechten“, noch am Sonntag, 6. Mai 2007, durch Rosenberg und Ellwangen, wurde diese Legende verbreitet. Seitens der Kriminalpolizei wurde auch gegen Schwäbisch Haller VVN-Mitglieder ermittelt.

Anwohner des „Goldenen Kreuzes“ hatten hingegen ganz andere „verdächtige“ Wahrnehmungen gemacht: In der Nacht des Brandes waren Neidlein und der NPD-Landesvorsitzende mit seiner Frau Übernachtungsgäste im NPD-Haus. Das Feuer sei laut Feuerwehr gegen 3.45 Uhr ausgebrochen. Die angeblich vom Feuer überraschten Schläfer im Haus – hatten gegen 3.10 Uhr noch Licht im Flur und Treppenhaus gemacht. Der Hund Neidleins, der ansonsten immer anschlug, wenn sich jemand am Goldenen Kreuz vorbei bewegte, war just in dieser Nacht weg. Obwohl seitens der Polizei und des Landeskriminalamts (LKA) eine Brandstiftung als sehr wahrscheinlich angenommen wurde, spazierten die Neonazis der NPD den ganzen Sonntag über munter in der Brandruine umher, schleppten Papier aus der Ruine und andere Gegenstände. Der Brandort war zu dieser Zeit wegen laufender Ermittlungen nicht abgesperrt. Die Feuerwehr verhielt sich nach Aussagen von Anwohnern „indifferent“. Bis heute ist nicht auszuschließen, dass die Parteigenossen das Nebengebäude selbst abgefackelt haben. Die Versicherung hätte irgendwann an den NPD-Funktionär  Thierry bezahlt. Mit dem erfolgten Verkauf des Gebäudes hat sich die NPD  das „Goldene Kreuz“ im wahrsten Sinne des Wortes- vergoldet.

Weitere Infos:

VVN – Bund der Antifaschisten/Kreisgruppe Schwäbisch Hall; Kontakt: 0791/54118 oder 0791/51377

schwaebisch-hall.vvn-bda.de/

www.vvn-bda.de/

de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Neidlein

www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/09/07/a0144

de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Thierry

de.wikipedia.org/wiki/Lars_Käppler

www.apabiz.de/publikation/broschueren/mittelfranken.pdf

www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/ein-verehrer-hitlers/

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