„Ungarn und die EU“ – Evelyne Gebhardt diskutiert auf Facebook mit der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments

Die Europa-Abgeordnete Evelyne Gebhardt (SPD) lädt am Donnerstag, 18. Juni 2020, um 17.30 Uhr zu „Facebook live“. Sie spricht mit Klára Dobrev, der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments über das Thema „Ungarn und die EU“. Das Gespräch findet auf Evelyne Gebhardts Facebook-Profil statt: https://www.facebook.com/evelyne.gebhardt.eu Über den Chat können die Zuschauerinnen und Zuschauer auch Fragen an die beiden Abgeordneten stellen.

Vom Europabüro in Künzelsau der EU-Abgeordneten Evelyne Gebhardt (SPD)

Europäische Grundwerte mit Füßen getreten

„Was in Ungarn, wo einst der Eiserne Vorhang fiel, passiert, darf uns Europäer und Europäerinnen nicht kalt lassen. Seit rund einem Jahrzehnt erleben wir dort, wie die Regierung europäische Grundwerte mit Füßen tritt. Dies betrifft die Rechtsstaatlichkeit, die Meinungsfreiheit, den Umgang mit Minderheiten oder Flüchtlingen. Im Europäischen Parlament fordern wir deshalb bereits seit Jahren, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die ungarische Regierung einzuleiten”, so Evelyne Gebhardt. Sie ist Mitglied der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament.

Klára Dobrev ist Vizepräsidentin des EU-Parlaments

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Klára Dobrev wurde 2019 für die Demokratikus Koalíció (DK, Demokratische Koalition) ins Europäische Parlament gewählt. Dort gehört sie der sozialdemokratischen Fraktion an. Sie ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Mitglied des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten. Klára Dobrev ist 48 Jahre alt und mit dem früheren ungarischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány verheiratet. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Sie spricht fließend deutsch.

Weitere Informationen und Kontakt:

Evelyne Gebhardt, Mitglied des Europäischen Parlaments, Europabüro, Keltergasse 47, D-74653 Künzelsau

Telefon: 07940-5 91 22

Fax: 07940-59144

E-Mail: info@evelyne-gebhardt.eu

Internet: www.evelyne-gebhardt.eu

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„Freundeskreis fordert: Freispruch für Alassa Mfouapon“ – Verhandlung im Amtsgericht Ellwangen

Alassa Mfouapon soll am Freitag, 19. Juni 2020, um 9 Uhr im Amtsgericht Ellwangen erscheinen: Angeblich habe er „Widerstand“ geleistet gegen seine Abschiebung am 20. Juni 2018.

Von Adelheid Gruber, Freundeskreis Alassa & Friends

Polizei betrat widerrechtlich das Zimmer

Dazu sagt er selbst: „Ich glaube, sie wollten mich an dem Tag wie ein Opfer aussehen lassen – ich habe mich überhaupt nicht gewehrt, sondern nur darum gebeten, meinen Anwalt zu kontaktieren. Sie haben mich mit Gewalt in ihr Auto gezwungen.“ Sein Rechtsanwalt, Roland Meister, betont, dass die Polizei damals widerrechtlich sein Zimmer betreten habe. Außerdem wird Alassa Mfouapon vorgeworfen, er sei zweimal „illegal eingereist“, um einen Asylantrag in Deutschland zu stellen. Es stellt sich die Frage, wie denn ein politisch verfolgter Mensch anders in Deutschland um Asyl nachsuchen kann, als durch illegale Einreise? Dazu Roland Meister: „Nach internationalem Völkerrecht (Genfer Konvention) und auch nach bürgerlichem Recht (ist) die Einreise zur Stellung des Asylantrages nicht rechtswidrig, sondern eine legale Einreise.“

Brutaler Polizeieinsatz

Dieser Prozess findet zwei Jahre nach der Abschiebung und nach langem Zögern am Amtsgericht Ellwangen statt – eigentlich sollte erst das Ergebnis des Verfahrens abgewartet werden, das gegen das Land Baden-Württemberg anhängig ist. Alassa Mfouapon wirft nämlich seinerseits dem Land Baden-Württemberg vor, anlässlich des brutalen Polizeieinsatzes im Mai 2018 illegal die Wohnräume der Bewohner in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen betreten zu haben. Doch diese Klage wird und wird nicht verhandelt…..

Seehofer will Asylrecht weiter aushöhlen

Dieser Prozess bekommt eine besondere Brisanz durch den Umstand, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die in Kürze beginnende EU-Ratspräsidentschaft erklärtermaßen dazu nutzen will, europaweit das Asylrecht weiter auszuhöhlen: „Wir müssen da endlich Fortschritte machen“, so Seehofer gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nach seinen Plänen soll nämlich künftig bereits an den Außengrenzen der EU geprüft werden, ob ein Asylgrund vorliegt – erst nach positivem Bescheid soll der Asylsuchende einreisen dürfen. Im Ablehnungsfall solle er sofort zurückgeschickt werden.

„Keine Massenverfahren an den Grenzen“

Doch dieses Vorhaben Seehofers stößt auf massive Kritik: „Wir lehnen Massenverfahren an den Grenzen ab“, sagt der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl, Günter Burkhardt. Den Asylsuchenden stünde dann kein Rechtsanwalt zur Seite, und Fehlentscheidungen könnten nicht mehr gerichtlich überprüft werden, da sie unmittelbar die Rückführung zur Folge hätten.

„Kommt zahlreich zur Gerichtsverhandlung“

Diese Klage muss restlos vom Tisch! Der Freundeskreis Alassa & Friends ruft auf: Kommt zahlreich zur Gerichtsverhandlung über die Klage gegen Alassa Mfouapon am Freitag, 19. Juni 2020, um 9 Uhr, Amtsgericht Ellwangen, Marktplatz 6, Sitzungssaal 1, I. OG. Treffpunkt um 8.30 Uhr vor dem Amtsgericht.

Weitere Informationen und Kontakt:

Freundeskreis Alassa & friends: change.org/alassa und change.org/evakuierung

https://www.change.org/p/bundesamt-f%C3%BCr-migration-und-fl%C3%BCchtlinge-ellwangen-appell-holt-alassa-mfouapon-sofort-nach-deutschland-zur%C3%BCck/u/26973069?cs_tk=ApLxsDG9yEeLAdIc6V4AAXicyyvNyQEABF8BvOj-H859c2PRvtoPVdQFP5U%3D&utm_campaign=56a33693d14549a884a927222f3e8b1a&utm_content=initial_v0_4_0&utm_medium=email&utm_source=petition_update&utm_term=cs

Spendenkonto:

„Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“ oder „Moria“

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„Corona Virus: Locker in die neue Normalität?“ – Eine Kritik von Paul Michel aus Schwäbisch Hall

Die Rufe einer lautstarken Minderheit nach Lockerungen werden immer lauter. Zur Lockerungsdynamik gehört, dass einzelne Lockerungen nicht etwa zum Innehalten führen. Bei den von Politikern wie Christian Lindner (FDP) oder Armin Laschet (CDU) losgetretenen Diskussionen um Lockerungen fällt auf, dass der Schutz des Lebens und der Gesundheit so gut wie keine Rolle mehr spielt.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Wettbewerb um die weitestgehenden Lockerungen

In unterschiedlichen Abstufungen wird die Gefahr des Coronavirus kleingeredet. Es geht nur noch um „die Wirtschaft“. Beim Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft heißt es: „Beenden Sie die einseitige Fixierung auf eine rein virologische Sichtweise.“ Diese Sichtweise haben sich inzwischen fast alle Landesregierungen zu eigen gemacht. Der Wettbewerb um die weitestgehenden Lockerungen von Seiten der Landesregierungen folgt primär der Logik, dass die Wirtschaft wieder laufen muss. Warnungen, dass allzu freizügige Lockerungen eine zweite Welle der Pandemie auslösen könnten, spielen in der praktischen Politik kaum noch eine Rolle.

Corona ist kein Fake. Corona ist real.

Alles Gerede, dass Covid 19 nicht schlimmer ist als eine Grippe ist falsch. Sind die Bilder aus Bergamo oder Madrid schon vergessen? Sind die Berge von Leichen in New York ein schlechter Traum? Es ist inzwischen belegt, dass die Sterberaten in Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien weit über denen der Vorläuferjahre liegen. Selbst für die Bundesrepublik, die tatsächlich bisher glimpflicher davon gekommen ist als Italien oder USA lässt sich seit Mitte April 2020 dasselbe belegen. Das Statistische Bundesamt stellt fest, dass die Sterbefallzahlen in Deutschland seit der 13. Kalenderwoche (23. bis 29. März 2020) über dem Durchschnitt der jeweiligen Kalenderwochen der Jahre 2016 bis 2019 lagen.

Massenquartiere

Es gibt keinen Anlass, zu bezweifeln, dass es der Shutdown war, der die weitere Ausbreitung des Virus eindämmte. Die Coronaausbrüche in Flüchtlingsunterkünften und den Massenquartieren, in denen SpargelpflückerInnen und Arbeiter von Fleischfabriken zusammengepfercht sind, zeigen, wie sich der Virus verbreitet, wenn die Vorschutzmaßnahmen nicht eingehalten werden.

Ansteckungsgefahr

Immer häufiger sind Aussagen zu hören wie. „Das trifft ja nur die Alten mit Vorerkrankungen.“ Tatsächlich sterben junge gesunde Menschen deutlich seltener an den Folgen von Covid 19. Doch wer meint, unter 60 und fit zu sein, schütze einem vor einem tödlichen Verlauf der Erkrankung, irrt leider. Auch fitte 50-Jährige werden inzwischen beatmet und es gibt 40-Jährige, die an den Folgen der Covid-19-Erkrankung verstarben. Im Übrigen: Rechtfertigt das, dass die Leute, die sich für „unverwundbar“ halten, alle Vorsichts- und Rücksichtsmaßnahmen in den Wind schießen? Menschen, die nach Ansteckung selbst nur leichte Symptome zeigen, können während dieser Zeit andere Menschen anstecken. Das nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen ist schlicht asozial.

Warum wird die Realität des Corona-Virus geleugnet?

Die AfD und die anderen Rechtsradikalen spielen ihr schmutziges Spiel, in der Hoffnung so dem drohenden Popularitätsschwund entgegenwirken zu können. Wenn jetzt ausgerechnet die AfD sich als Schutzpatron der Grundrechte in Pose wirft ist das ein schlechter Witz: Die AfD ist eine Partei, in der Grundrechte wenig gelten. Auf Versammlungen dieser Partei wird vor Begeisterung gejohlt, wenn Nazi-Verbrechen verharmlost, Juden verhöhnt, Muslime verachtet und Gemeinheiten über Flüchtlinge gesagt werden.

„Präventions-Paradox“

Besorgniserregend ist allerdings, dass die Meinungen der Corona-Leugner auch bei einem Teil der Bevölkerung verfangen, der nicht rechtsradikal ist. Offenbar gewinnt der Wunsch, es muss jetzt endlich einmal Schluss sein mit Corona immer mehr Raum. Hoffen diese Leute, dass Corona jetzt Geschichte ist, dass sich mit dem Ende des Shut-Down wieder die alte „Normalität“ einstellt? Die Tatsache, dass in der BRD die Zahl der Infizierten im Vergleich zu Spanien oder Italien relativ niedrig und die Intensivabteilungen der Krankenhäuser nicht an den Rand des Kollaps gerieten, wird jetzt nicht so wahrgenommen, dass Corona nur halb so schlimm ist, alle Warnungen völlig übertrieben waren und wir es jetzt locker angehen können. Christian Drosten bezeichnet das als „Präventions-Paradox“. Leider ist hier der Wunsch der Vater des Gedankens. Es gibt fast täglich Vorfälle, die zeigen, dass von Corona nach wie vor eine große Gefahr ausgeht. Die Masseninfektionen nach einem Gottesdienst von Baptisten in Frankfurt, die leichtsinnige Feier in einem Gasthof in Ostfriesland und die 105 Corona Infektionen nach großen privaten Feiern in Göttingen zeigen, welche Folgen ein nachlässiger Umgang mit den Vorsichtsmaßnahmen haben kann.

Das Wichtigste: Die Gesundheit

Nach wie vor muss die Gesundheit der Menschen bei der Entscheidung für Lockerungsmaßnahmen oberstes Kriterium sein. Leider wirken die meisten Landesregierungen bei ihren Lockerungsmaßnahmen wie Getriebene ihrer Wirtschaftslobbys, für die Lockerungen um jeden Preis das Gebot der Stunde sind. In vielen Betrieben werden jetzt schon die Corona-Schutzregeln schlampig umgesetzt oder ignoriert. Leider sehen auch viele Betriebsräte weg, Überwachung von staatlicher Seite gibt es nicht. Jetzt will die Landessregierung in Baden-Württemberg Ende Juni 2020 Grundschulen und Kitas wieder vollständig öffnen und zum „Normalbetrieb“ zurückkehren. Zu diesem Zweck sollen die bestehenden Abstandsregeln außer Kraft gesetzt werden. Frau Eisenmann und Herr Kretschmann setzen die Lehrerinnen und Erzieherinnen einem höheren Infektionsrisiko aus. Das ist unverantwortlich und fahrlässig. Ende Mai 2020 mussten im Landkreis Fulda drei Schulen geschlossen werden, nachdem es zu Corona-Infektionen gekommen war. In Israel wurden Ende Mai über 100 Neuinfektionen an Schulen gemeldet, so dass mehrere Schulen geschlossen wurden.

Die alltäglichen Skandale, die nur wenige interessieren

Es gibt in unsere Gesellschaft Bereiche, für die die Corona-Schutzregeln faktisch außer Kraft gesetzt sind. Es ist kein Zufall, dass gerade hier die meisten Corona Masseninfektionen auftreten: Bei Erntehelferinnen und schlechtbezahlten Arbeiterinnen in den Schlachthöfen aus Osteuropa sowie bei Flüchtlingen, die in Lagern eingesperrt sind.

Sechs Leute in einem Zimmer zusammengepfercht

In den letzten Wochen wurden 80 000 osteuropäische Menschen als Erntehelfer nach Deutschland geholt. Wiederholt berichteten ErntehelferInnen über inakzeptable Arbeitsverhältnisse, schlechte Bezahlung und eine Quarantäne, die praktisch gar keine war, weil die Arbeitgeber keine adäquaten Schutzmaßnahmen treffen wollten. Die Gewerkschaft NGG berichtet, dass oft sechs Leute in einem Zimmer zusammengepfercht sind. Obwohl diese Missstände bekannt sind, gibt es kaum Kontrollen seitens der Behörden in den Betrieben.

Mit Corona weitergearbeitet

Von der Fleischindustrie ist seit Jahren bekannt, dass gnadenlose Ausbeutung ihr Geschäftsmodell und die Arbeitsbedingungen in den Betrieben der Fleischindustrie katastrophal sind. Es ist üblich, dass Werkvertragsarbeiter in beengten Unterkünften zusammengepfercht sind. Es war kaum eine Überraschung, dass im Laufe des Mai 2020 Schlachtbetriebe sich zu Corona-Hotspots entwickelten. Müller-Fleisch in Birkenfeld bei Pforzheim: 90 Leute; Westfleisch in Coesfeld: 129 Leute; VION in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg): 109 Beschäftigte. Viele Arbeiter berichteten, sie hätten im April 2020 auch noch gearbeitet als sie schon Corona hatten.

Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten ist fast unmöglich

Kaum ein Tag vergeht derzeit, ohne dass in einem deutschen Flüchtlingsheim eine Corona-Masseninfektion auftritt. In Ellwangen wurden 244 und damit fast die Hälfte der 567 Bewohner der Landeserstaufnahmeeinrichtung positiv auf das Coronavirus getestet. Dort herrschen beengte Verhältnisse. Mehrere Menschen müssen sich ein Zimmer teilen. Es ist so gut wie unmöglich, die coronabedingten Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Flüchtlingsräte kritisieren seit langem die Zustände, unter denen die Flüchtlinge leben müssen, aber die Behörden sind oft nicht willens, die unmenschlichen Verhältnisse zu verändern.

Zweierlei Maß

In Sachen Corona misst die Bundesregierung offenbar mit zweierlei Maß – je nach dem, ob die Betreffenden einen deutschen Pass besitzen oder nicht. Für die einheimische Bevölkerung gilt der Rückzug in die Privatwohnung, häufiges Händewaschen und Minimierung sozialer Kontakte. Für geflüchtete Menschen in den Sammelunterkünften und für die zumeist osteuropäischen ArbeiterInnen in der Fleischindustrie gilt hingegen: Sie müssen in engen Mehrbettzimmern bei oft ungenügenden hygienischen Verhältnissen leben. Die Behörden scheinen keine Probleme damit zu haben, diese Menschen deutlich stärker als die einheimische Bevölkerung einem potenziell tödlichen Virus auszusetzen.

Trotz alledem: Sie bleiben locker

Bedrückend ist, dass von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung dieses skandalöse Verhalten deutscher Unternehmer und deutscher Behörden offenbar nicht als anstößig empfunden wird. Bei den Corona- Leugnern, die gerne das Grundgesetz bemühen, sind diese gravierenden Menschenrechtsverletzungen kein Thema. Sie passen nicht in das Bild von der Welt, das sie sich mühsam zurechtgezimmert haben. Für die Mehrzahl der Lockerungsprediger in Politik und Wirtschaft hat Rendite einen höheren Stellenwert als menschliche Gesundheit – vor allem wenn es sich bei den Opfern um Randgruppen der Gesellschaft handelt. Flüchtlinge, NiedriglöhnerInnen aus Osteuropa sind für sie dabei wohl notwendige „Kollateralschäden“.

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„I can’t breathe“ – Gedenken in Schwäbisch Hall an die Opfer von Rassismus

Eine Gedenkveranstaltung mit dem Titel „I can‘t breathe. Please…“ findet am Mittwoch, 10. Juni 2020, um 19 Uhr auf dem Marktplatz in Schwäbisch Hall statt. Die Veranstalter setzen sich für eine Welt ohne Rassismus ein. Sie gedenken dabei an den Mord eines Polizisten an dem schwarzen George Floy in Minneapolis (USA).

Von David Jäger, Gerabronn

Breites Bündnis in Schwäbisch Hall

Für eine Welt ohne Rassismus setzen sich ein Die LINKE Kreisverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe, Linke Liste Schwäbisch Hall, Linksjugend [solid] Schwäbisch Hall, Die PARTEI Ortsverein Schwäbisch Hall, Bündnis 90/ Die Grünen Kreisverband Schwäbisch Hall, globalsolidarity e.V., VVN-BdA und Ohne Rechtsaußen e.V..

Veranstaltung für eine Welt ohne Rassismus:

Mittwoch, 10. Juni 2020, um 19 Uhr, Marktplatz Schwäbisch Hall

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Olaf Scholz will „mit Wumms aus der Krise“ – Wortlaut des Konjunkturpakets der Koalitionspartner CDU/CSU/SPD

Mit einem Konjunkturpaket vom 3. Juni 2020 will der CDU-/CSU-/SPD-Koalitionsausschuss die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Konkret sollen folgende Ziele erreicht werden: Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken. Die Ergebnisse haben die Koalitionspartner in einem Eckpunktepapier zusammengefasst. Dieses umfasst 57 Punkte. Hohenlohe-ungefiltert stellt unten den Link zum Bundesfinanzministerium zum ganzen Eckpunktepapier zur Verfügung.

Informationen zusammengestellt von Hohenlohe-ungefiltert – Quelle: Bundesfinanzministerium

Global vernetzte Exportnation

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will mit Wumms aus der Krise kommen. Angesichts der Corona-Krise, die in unterschiedlicher Ausprägung alle Staaten rund um den Globus erfasst hat, ist die Wirtschaftsleistung weltweit stark zurückgegangen. Entsprechend steht Deutschland als global vernetzte Exportnation vor der Herausforderung, die direkten Folgen der Pandemie für die Wirtschaft im Inland zu bekämpfen, Lieferketten wiederherzustellen und auf die verschlechterte weltwirtschaftliche Lage zu reagieren.

Nachhaltiger Wachstumspfad

Die Bundesregierung hat in der Krise schnell Hilfsprogramme auf den Weg gebracht, um zunächst während der Phase der Beschränkungen weitgehend Arbeitsplätze zu erhalten, den Fortbestand von Unternehmen zu sichern und soziale Notlagen zu vermeiden. Nachdem es gelungen ist, die Infektionszahlen wieder auf ein niedriges Niveau zu senken und die Beschränkungen schrittweise zu lockern, ist es nun das erklärte Ziel der Koalitionspartner, Deutschland schnell wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen, der Arbeitsplätze und Wohlstand sichert.

Modernisierungsschub

Dazu bedarf es nicht nur der Reaktion auf die Auswirkungen der Krise, sondern viel mehr eines aktiv gestalteten innovativen Modernisierungsschubs und der entschlossenen Beseitigung bestehender Defizite. Diese Krise wird einschneidende Veränderungen bewirken, Deutschland soll gestärkt daraus hervorgehen. Damit dies gelingt, müssen viele Aufgaben bewältigt werden. Deutschland wird kurzfristig in einem Konjunktur-und Krisenbewältigungspaket

• die Konjunktur stärken, Arbeitsplätze erhaltenund die Wirtschaftskraft Deutschlands entfesseln,

• im weiteren Verlauf auftretende wirtschaftliche und soziale Härten abfedern,

• Länder und Kommunen stärken und

• junge Menschen und Familien unterstützen.

Damit Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgeht und langfristig erfolgreich ist, wird Deutschland in einem Zukunftspaket

• seine Rolle als weltweiter Spitzentechnologieexporteur durch insbesondere digitale Zukunftsinvestitionenund Investitionen in Klimatechnologien stärken und

• das Gesundheitswesen stärken und den Schutz vor Pandemien verbessern.

In seiner internationalen Verantwortung wird Deutschland

• Europa unterstützen und Hilfe für ärmere Länder leisten.

Deshalb haben sich die Koalitionspartner heute auf ein umfassendes Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket sowie ein Zukunftspaket verständigt, welches aus folgenden Elementen besteht: (…)

Link zum ganzen Text des Konjunktur- und Krisenbewältigungspakets sowie des Zukunftspakets der Koalitionspartner:

https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Konjunkturpaket/2020-06-03-eckpunktepapier.pdf?__blob=publicationFile&v=8

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„Die Digital-Pandemie“ – Artikel von Peter Hensinger über den Notstand als drohenden Normalzustand

Von jedem Menschen immer zu wissen, wo er sich befindet, was er tut und wie sein biologischer Zustand ist, ist die DNA des neuen Überwachungskapitalismus, der keine Wahlen mehr kennt.

Informationen zugesandt von Ulrike Hölzel, Michelbach/Bilz

Artikel von Peter Hensinger in Rubikon News:

Raubbau an der Natur – Kaputtsparen des Gesundheitswesens

Das Virus SARS-CoV-2 als Aggressor zeichnet sich dadurch aus, dass es in unseren Organismus eindringt und keine Grenzen kennt. Die Pandemie ist das Ergebnis des Raubbaus an der Natur und des Kaputtsparens des Gesundheitswesens. Die Corona-Krise macht greifbar, wie gefährdet die Spezies Mensch ist.

Neuer Überwachungskapitalismus

Und legitimiert eine zweite, weniger wahrgenommene Aggression. Die Industrie nutzt die Krise, um die digitale Transformation der Gesellschaft beschleunigt durchzusetzen. Die Privatsphäre, die Unverletzlichkeit der Wohnung, das Patienten-Arzt-Geheimnis, das Recht auf freie Mobilität und weitere bisherige Standards des Schutzes des Individuums werden nicht nur vorläufig aufgehoben. Der Notstand droht zum Normalzustand zu werden. Die zweite Aggression erobert die Verfügungsgewalt über persönliche Daten und schleift die Privatsphäre. Von jedem Menschen immer zu wissen, wo er sich befindet, was er tut und wie sein biologischer Zustand ist, ist die DNA des neuen Überwachungskapitalismus, der keine Wahlen mehr kennt. Damit wird die Gesellschaft derzeit mental infiziert. Wir werden Zeitzeugen der beschleunigten Durchsetzung der zweiten industriellen Revolution.

Link zum Artikel auf der Internetseite Rubikon News:

https://www.rubikon.news/artikel/die-digital-pandemie

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden elfter Teil

Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XI Sex

… Paula Engel schien nichts von Carls stillem Schwächeanfall zu bemerken, munter plätscherten ihre Worte weiterhin aus dem Hörer. Er ließ sie schweigend gewähren, Paulas beständig sanfter Tonfall tat ihm gut. Carl Eugen Friedner ließ sich in die ausgesprochen freundliche Zuwendung von Paula derart hineinfallen, als würde er wohlig in ihren warmen Armen versinken. In der Zeit, in welcher Paula eine Weile von sich, ihrer Arbeit und ihrem Umfeld erzählte, konnte sich Carl wieder einigermaßen sammeln.
„Carl, bist Du noch da?“ erkundigte sich Paula irgendwann, was Carl mit einem schwachen „Ja“ erwiderte. „ Du sagst gar nichts mehr“ meinte Paula daraufhin. Carl Eugen schnaufte einmal tief und deutlich hörbar durch und erklärte: „Ja, ich komm doch gar nicht zu Wort …, und ich bin halt arg überrascht von Deiner freundlichen Offenheit.“ Da er sich nun ihres Wohlwollens sicher wähnte, setzte er nach einer Weile nach: „Paula, können wir uns verabreden?“ „Können wir.“ meinte sie kurz und überließ es Carl, deutlicher zu werden. „Ich würde gern mit Dir zusammen essen gehen, hast du am Freitag oder Samstag abends Zeit?“ „Das weiß ich jetzt noch nicht, es steht ein Termin im Freien an, ein Pärchen möchte sich im stimmungsvollen Abendlicht fotografieren lassen, ich melde mich spätestens am Donnerstag bei Dir, dann weiß man, wie das Wetter sich entwickelt.“

Apparat aus Bakelit

Carl war sofort einverstanden, er erinnerte sich noch ganz genau daran, dass Paula ihre privaten Verabredungen schon immer möglichen Fototerminen unterordnet hatte. „Gut, ich bin am Donnerstag daheim erreichbar.“ Nach einem knappen: „Ja, ich melde mich dann, bis dahin, tschüss Carl,“ kam kein weiteres Geräusch mehr aus der Leitung, und er legte den Hörer auf die geschwungene Gabel seines altmodischen Telefons. Carl Eugen Friedner konnte sich einfach nicht von dem alten Apparat aus Bakelit* trennen, nur um sich für seinen Schreibtisch im heimischen Arbeitszimmer eines der neumodischen Tastentelefone anzuschaffen.

Alte Liebe

Und während er noch über das kurze Gespräch mit seiner geliebten Paula sinnierte, läutete das Telefon mit dem melodischen Klingeln, das dem in die Jahre gekommenen Apparat eigen war. Carl nahm den Hörer ab und fragte sich, ob Paula wohl vergessen hatte, ihm etwas zu sagen. Eine digitale Anzeige gab es freilich bei diesem Tischmodell nicht, und so ließ er sich regelmäßig überraschen, wer ihm anläutete. „Ja, Friedner?“, meldete sich Carl im üblichen Frageton. Am anderen Ende meldete sich Paul aus Hoheitshausen: „Paul hier, hallo Carl, hast du Zeit?“, fragte dieser ohne Umschweife. Carl, der einen flehenden Unterton in seiner Stimme bemerkte bejahte sofort die Frage des Freundes. „Kann ich mit Dir reden?“, fragte Paul weiter und setzte nach einer Weile mit der Frage nach, „bist Du alleine?“ Carl Eugen, der so langsam von der Umständlichkeit der Fragerei irritiert war, gab Paul jetzt deutlich zu verstehen: „Sag doch, was ist, Paul, ich bin alleine daheim, und ich habe Zeit für Dich.“ „Vorhin war lange belegt“, resümierte Paul am anderen Ende. Carl runzelte die Stirn: „Paul, ich habe mit meiner alten Liebe telefoniert. Wir haben uns fürs Wochenende verabredet, und ich habe jetzt Zeit für Dich.“

Den alten Vater ignoriert

Carl meinte regelrecht die Erleichterung des Freundes durch den Apparat hindurch zu spüren und meinte: „Paul, komm, erzähl mir mal in Ruhe, was los ist. Du hörst dich ja völlig aus der Fassung geraten an.“ „Gisléne ist weg.“ brachte Paul die Nachricht gepresst hervor, und mit weinerlicher Stimme berichtete er: „sie hat gepackt und ist einfach gegangen.“ Gisléne, die jüngste Tochter Pauls, hatte anscheinend noch in der Nacht, als er und Heiner sich aus der Männerrunde verabschiedeten, ihrem Vater kategorisch erklärt, niemals mehr sein Ehebett, und auch nicht mehr die gemeinsame Wohnung mit ihm teilen zu wollen. Im Nachsatz und mit lüsternem Unterton ließ Gisléne ihren Vater wissen, dass sie ab jetzt richtigen Sex haben würde. Sie warf den Kopf zurück, stierte ihn mit tiefer Verachtung an, streckte ihm provokativ ihre kleinen Brüste entgegen und ging dann, ohne weitere Erklärung und vollkommen ungerührt, in ihr Zimmer. Dort fing sie an, ihre Sachen zusammenzupacken. Paul versuchte seine Tochter durch gutes Zureden von ihrem Vorhaben abzuhalten. Die Heranwachsende jedoch schien nichts mehr wahrzunehmen, sie war vollkommen in ihrer eigenen Welt versunken, kein einziges Wort kam mehr über Gislénes geschürzte Lippen, und sie ignorierte ihren alten Vater.

Ohne ein Wort des Abschieds

Mit ihren jetzt sechzehn Jahren war das Mädchen bereits genauso groß wie ihr hochgewachsener Vater. Und Gislénes athletischer Körper war durch stetige sportliche Aktivitäten mittlerweile derart durchtrainiert und muskulös, dass Paul bei jeder ausholenden Bewegung Gislénes in seine Richtung befürchtete, auch noch von ihr geschlagen oder getreten zu werden. Seine Tochter jedoch blickte mit leeren Augen an ihm vorbei, während sie unbeirrt ihre Taschen füllte, den vollen Rucksack auf den Rücken schwang und aus der Wohnung hinaus zum Treppenabsatz ging. Ihr beredtes Schweigen erinnerte Paul an die ausgemachte Kaltblütigkeit eines paralysierten Kriegers aus dem Volk seiner Ahnen.
Ohne zurückzublicken, und ohne ein Wort des Abschieds, stolzierte Gisléne die Treppe hinunter und ließ die hintere Haustüre im Erdgeschoss hinter sich ins Schloss fallen.

Motorengeräusch

Paul stand noch eine Weile regungslos im stets nach kaltem Zigarettenrauch stinkenden Treppenhaus. Er schleppte sich dann schließlich zurück ins Wohnzimmer, öffnete das Fenster am Essplatz, um zu sehen, ob Gisléne in Richtung ihrer Oma oder zu ihrer besten Freundin ging. Jedoch, das Kind war nirgends zu sehen. Bis Paul sich endlich der Möglichkeit bewusst wurde, dass sie durch den Hinterhof in ein auf dem Parkplatz wartendes Auto gestiegen sein könnte, verklang bereits das Motorengeräusch des abfahrenden Gefährtes in der Stille der Nacht. Ohne auch nur irgendetwas von der Schönheit der neu gestalteten Barockanlage wahrzunehmen, welche sich ihm im Blickfeld zu den gegenüberliegenden, kirchengemeindlichen Bauwerken darbot, starrte Paul unbeweglich vor sich hin. Er schmeckte nichts mehr vom herrlich würzigen Duft in der milden Nachtluft, der immer wieder aus den umliegenden Tannenwäldern durch Hoheitshausen wogte.

Sorgen um Gisléne

Paul versuchte bis zum Morgengrauen seinen Söhnen anzuläuten, er vermutete, dass Gisléne ihre Brüder in ihren plötzlichen Aufbruch eingeweiht hatte. Aber keiner der beiden Söhne Pauls war in der Nacht erreichbar. Die Mutter seiner verstorbenen Frau Lisa, welche in unmittelbarer Nähe wohnte, würde zu dieser Stunde sicherlich kein Telefon hören. Die Eltern der besten Freundin seiner Tochter aus dem Bett zu klingeln, war Paul Malibo allein schon beim Gedanken daran mehr wie peinlich. In einer Mischung aus planloser Fassungslosigkeit und schmerzlicher Verzweiflung verbrachte Paul den Rest der Nacht damit, sich Sorgen um Gisléne zu machen. Endlich, am frühen Morgen, meldete sich sein zweitgeborener Sohn Yann … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

Bakelit*: https://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit

Bakelitmuseum: https://www.nrw-stiftung.de/projekte/projekt.php?pid=152

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter folgender E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„Ton trifft Papier“ – Ausstellung in Kirchberg/Jagst-Mistlau endet am 14. Juni 2020

Die Ausstellung „Ton trifft Papier“ in der Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau endet am Sonntag, 14. Juni 2020. In der Ausstellung sind Origami-Arbeiten von Irene Löffel und Keramiken von Monika und Stefan Fitzlaff zu sehen. Die Ausstellung ist sonntags und feiertags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Von Stefan Fitzlaff, Kirchberg/Jagst-Mistlau

Spurensuche des „Origami-Codes“

Am Sonntag, 14. Juni 20206 ist die Gestalterin Irene Löffel, von 14 Uhr bis 17 Uhr in der Werkstatt in Mistlau zu sehen. Sie wird die Arbeitstechniken und ihre persönliche Spurensuche des „Origami-Codes“, der auch viele wissenschaftliche Disziplinen inspiriert, erläutern.

Die Ausstellung ist sonn- und feiertags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

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„Mütter und Kinder kaltblütig getötet“ – Benefiz-Aktion in Schwäbisch Hall für Entbindungsklinik in Kabul

Der Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall (FKA) und die Grenzenlose Freundschaft e.V. rufen am Samstag, 6. Juni 2020, von 9.30 bis 12.30 Uhr, auf zu einer Solidaritätsaktion für die Opfer des blutigen Angriffs der Terrormiliz IS auf die Geburtsklinik Dasht-e-Barchi am 12. Mai 2020 in Kabul. Die Klinik befindet sich in einem vor allem von Hazara bewohnten Stadtteil in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Die Solidaritätsaktion findet am Froschgraben in Schwäbisch Hall statt.

Von Sadiq Zartila und Hans A. Graef vom Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall

Um 12 Uhr Mahnwache auf dem Marktplatz

Bei der Aktion im Haller Froschgraben wird ein Informationsstand mit erschütternden Bildern von der kaltblütigen Ermordung von 24 Säuglingen und Müttern gezeigt, auch eine Hebamme von „Ärzte ohne Grenzen“ wurde getötet, die helfen wollte. 20 weitere Mütter und Babys wurden schwer verletzt. Um 12 Uhr soll eine Mahnwache als Gedenkveranstaltung für die in der Frauenklinik Ermordeten vor der Treppe auf dem Marktplatz stattfinden. Dort sprechen unter anderem der afghanische FKA-Aktivist Sadiq Zartila, die Afghanin Zahra Sharifi aus Heilbronn, die Haller Gemeinderätin Elena Schumacher-Kölsch und der Musiker Murtaza Moosavi.

Spenden für Überlebende sammeln

Es werden Spenden gesammelt für die überlebenden Opfer des Anschlags, die direkt an die afghanische Vorort-Organisation Hazara World Foundation, Geschäftsführer Hasanzada gehen. Sadiq kennt ehrenamtlich Aktive persönlich. Spenden sind auch möglich über das Konto der Grenzenlosen Freundschaft – wir helfen e.V., Landesbank Baden-Württemberg, DE 65 6005 0101 0004 1602 83. Kontakt 01754167190.

Weitere Informationen bei „Ärzte ohne Grenzen“:

https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/afghanistan-angriff-geburtenklinik

„Sie kamen, um die Mütter zu töten“ – Artikel über den Angriff auf ein Krankenhaus in Kabul

Von Ärzte ohne Grenzen, Hauptgeschäftsstelle Deutschland in Berlin

Angriff auf Entbindungsstation

In den Tagen nach dem Angriff auf das Dasht-e-Barchi Krankenhaus in Kabul ist klargeworden, dass das, was am 12. Mai 2020 geschah, ein vorsätzlicher Angriff auf eine Geburtsklinik war – mit dem Ziel, kaltblütig Mütter zu töten. „Ich ging am Tag nach dem Angriff zurück, und was ich auf der Entbindungsstation sah, zeigt, dass hier gezielt Mütter erschossen wurden“, sagt Frederic Bonnot, der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan. „Die Angreifer sind durch die Räume gegangen und haben Mütter in ihren Betten erschossen. Systematisch. Was ich vorfand, waren Einschusslöcher in den Wänden, blutverschmierte Böden, ausgebrannte Fahrzeuge und zersplitterte Fenster, durch die hindurch geschossen wurde.“

24 Tote, mehr als 20 Verletzte

Offizielle Zahlen sprechen von 24 Toten und mehr als 20 Verletzten, mehrheitlich Patientinnen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Einrichtung seit sechs Jahren. Zum Zeitpunkt des Angriffs lagen 26 Mütter auf der Station: Zehn von ihnen gelang es, zusammen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sicheren Räumen Unterschlupf zu finden. 16 Mütter waren dem Angriff ungeschützt ausgesetzt. Keine von ihnen blieb verschont: Elf wurden getötet, drei von ihnen im Kreißsaal mit ihren ungeborenen Babys, und fünf wurden verletzt. Unter den Toten sind zwei kleine Jungen und eine afghanische Hebamme von Ärzte ohne Grenzen. Neben drei afghanischen Angestellten von Ärzte ohne Grenzen wurden zwei Neugeborene verletzt, von denen eines nach einem Schuss ins Bein für eine Notoperation in ein anderes Krankenhaus verlegt wurde.

Patientinnen und Angestellte suchten verzweifelt Schutz

Die Angreifer stürmten kurz nach zehn Uhr vormittags durch das Haupttor in das Krankenhaus. Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen beobachteten, dass sie von dort aus direkt auf die Geburtsstation zusteuerten, obwohl andere Stationen und Gebäude näher lagen. Es folgten vier Stunden des Horrors, in denen Patientinnen und Angestellte des Krankenhauses verzweifelt Schutz suchten. „Während des Angriffs hörten wir aus unserem Schutzraum überall Schüsse und auch Explosionen“, beschreibt Frederic Bonnot. „Es war schockierend. Wir wissen, dass in dieser Gegend Angriffe geschehen waren, aber niemand konnte sich ausmalen, dass sie eine Geburtsstation angreifen würden. Sie kamen, um die Mütter zu töten.“

„Was am Dienstag passierte, dafür fehlen mir die Worte“

Im Krankenhaus arbeiteten 102 afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sowie ein paar internationale Mitarbeiter. In dem Chaos während des Angriffs und danach war es außerordentlich schwierig, sich einen Überblick über ihren Verbleib und den der Patientinnen zu verschaffen, da die Menschen wegliefen, um Schutz zu finden, und da viele Mütter eilig in andere Kliniken verlegt wurden. „Dieses Land ist leider entsetzliche Angriffe gewöhnt“, sagt Bonnot. „Aber was am Dienstag passierte, dafür fehlen mir die Worte.“

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