„China untergräbt die Autonomie Hongkongs“ – Evelyne Gebhardt (SPD): „Die Europäische Union muss sich hinter die Bürgerinnen und Bürger Hongkongs stellen“

„Monatelang haben die Bürger und Bürgerinnen Hongkongs auf den Straßen protestiert, um das zu verhindern, was nun eingetreten ist. Das von der Volksrepublik China heute (30. Juni 2020) verabschiedete nationale Sicherheitsgesetz gefährdet die von der Verfassung Hongkongs garantierten Grundrechte und Freiheiten und ist der bisher tiefste Eingriff in die Autonomie der Sonderverwaltungszone“, kritisiert Evelyne Gebhardt, Vize-Präsidentin der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China im Europäischen Parlament.

SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt aus Schwäbisch Hall, Vize-Präsidentin der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China im Europäischen Parlament

„Wir dürfen jetzt nicht schweigen“

„Wir dürfen jetzt nicht schweigen. Die Europäische Union (EU) muss sich hinter die Bürger und Bürgerinnen Hongkongs stellen, die für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat eintreten. Es geht um gemeinsame Werte, die wir gemeinsam verteidigen müssen“.

„Verlässlichkeit Chinas ernsthaft in Frage gestellt“

„China hat alle Mahnungen der internationalen Gemeinschaft ignoriert und seine Verpflichtungen nach internationalem Recht verletzt“, so die SPD- Europaabgeordnete aus Schwäbisch Hall weiter. „Das ist ein tiefer Vertrauensbruch und stellt die Verlässlichkeit Chinas ernsthaft in Frage. Die weitere Zusammenarbeit sowie die laufenden Verhandlungen zu einem Investitionsabkommen werden dadurch deutlich erschwert. Die Europäische Union und die Mitgliedstaaten müssen den geplanten EU-China-Gipfel unter der deutschen Ratspräsidentschaft nutzen, um deutlich zu machen, dass China von den Vorteilen des Binnenmarkts und der Zusammenarbeit mit der EU nur profitieren wird, wenn es sich auch an internationales Recht hält“.

Hintergrund:

Am 30. Juni 2020 verabschiedete der Ständige Ausschuss des chinesischen Volkskongresses ein nationales Sicherheitsgesetz, das gegen Subversion, Abspaltungsbestrebungen und ausländischer Einmischung vorgehen soll. In einer am 18. Juni 2020 angenommen Entschließung warnte das Europäische Parlament vor diesem tiefgreifenden Einschnitt in die Autonomie Hongkongs und forderte die Rücknahme des Gesetzes.

Weitere Informationen und Kontakt:

Evelyne Gebhardt, Mitglied des Europäischen Parlaments, Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament S&D, Europabüro, Keltergasse 47, D-74653 Künzelsau

Telefon: 07940-5 91 22

Fax: 07940-5 91 44

E-Mail: info@evelyne-gebhardt.eu

Internet: www.evelyne-gebhardt.eu

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„Spendensammlung für die Gärten der Solidarität in Peru“ – Infostand in Schwäbisch Hall

Einen Infostand mit Spendensammlung organisiert die Gruppe Schwäbisch Hall von Solidarität International am Samstag, 4. Juli 2020, ab 10 Uhr, im Froschgraben in Schwäbisch Hall. Die Spenden gehen zu 100 Prozent an das Projekt „Huertos solidarios“ (Gärten der Solidarität) in Peru.

Willi Maier, Schwäbisch Hall, Solidarität International

Gesundheitswesen existiert praktisch nicht

Peru ist von der Corona-Pandemie ebenso schlimm betroffen wie Brasilien. Obwohl schon im März 2020 eine Ausgangssperre verhängt wurde, steigen die Infektionszahlen dramatisch an. Ein Gesundheitswesen für die breite Masse existiert praktisch nicht. 70 Prozent der Menschen leben von so genannter „informeller Arbeit“. Das bedeutet, sie haben keine feste Arbeit, sondern sind Tagelöhner oder verkaufen etwas auf der Straße oder auf dem Markt. Viele haben ihre Arbeit verloren.

Sich infizieren oder verhungern?

Für ganz viele Menschen stellt sich jetzt die Frage: Sich infizieren oder verhungern? In dieser Situation hat die Umweltorganisation Canto Vivo ein der Situation angepasstes neues Projekt begonnen, die Huertos solidarios (Gärten der Solidarität). Sie leitet Menschen in den Städten und auf dem Land dazu an, Gemüse in Hausgärten, auf Terrassen und Balkonen anzubauen. So können sich die Menschen wenigstens zum Teil mit gesunden Lebensmitteln selbst versorgen. Das Saat- oder Pflanzgut wird von Canto Vivo kostenlos zur Verfügung gestellt.

Neues Projekt „Gärten der Solidarität“ unterstützen

Canto Vivo kann das laufende Projekt Plantamonte, in dem sie Wälder gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Bauern anpflanzt, coronabedingt momentan nicht fortsetzen. Jetzt sollten wir das ebenfalls nachhaltige neue Projekt „Huertos Solidarios“ mit unserer Spende unterstützen.

Spendenkonto: IBAN DE 86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort „Huertos Solidarios“

Weitere Informationen und Kontakt:

Ortsgruppe Schwäbisch Hall von „Solidarität International“ im Internet

https://solidaritaet-international.de/index.php?id=816

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierzehnter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XIV Sterben

… Ausgeruht ging Carl Eugen am nächsten Vormittag frisch ans Werk, um das Treffen mit Paula vorzubereiten. Seinen vormittäglichen Spaziergang machte er daher nach der Rosenau, wo sich die Bühler in ihrem Flussbett vor ihm ausbreitete und sich idyllisch unter der alten Steinbrücke dahinschlängelte. Das Menü für das Treffen mit Paula war mit Hilfe von Klara Knollerie dann auch schnell zusammengestellt. „Hm!“ Allein schon bei der Überlegung, was es Feines geben würde, bahnte sich ein tiefer sinnlicher Seufzer den Weg an Carls Stimmbändern entlang. Auf dem Heimweg war er nicht nur wegen des geplanten Treffens mit Paula gut aufgelegt, sondern auch darüber, dass er endlich das vollumfängliche Genießen gelernt hatte und es jetzt beispielhaft mit Paula zusammen anwenden wollte. Voller Vorfreude bestellte er, unter Vorbehalt, ob es für freitags oder für den Samstagabend wäre, was der Gatte von Klara Knollerie mit viel Liebe in seiner blitzsauberen Gastronomieküche zaubern sollte. Carl ließ sich von Klara noch einen besonderen Aperitif empfehlen – einen laut riechenden und wunderbar spritzigen Holunderblüten-Secco – Wein zum Essen würde vermutlich nicht in Frage kommen, denn Paula wollte sicherlich abends wieder nach Hause fahren. Zufrieden mit sich und der Welt lenkte Carl seine Schritte wieder in Richtung seines idyllisch gelegenen heimatlichen Städtle.

Anmeldung

Als er wieder daheim war, läutete das Telefon. Carl Eugen kam jedoch gar nicht erst zu Wort. „Hallo Carl, ich bin es, Paul“, ertönte Pauls sonore Stimme aus dem Hörer: „Ich nehme morgen einen frühen Zug und bin am frühen Nachmittag bei Dir, Du brauchst mich nicht abzuholen, es fährt ein Bus vom Bahnhof direkt in die Straße, in der du wohnst.“ „Ja, gut, dann bis morgen!“ erwiderte Carl kurz Pauls Anmeldung und beendete das Gespräch mit der Bemerkung „Gut, ich freue mich auf Deinen Besuch, es gibt Kaffee und Kuchen, sobald du ankommst.“ „Danke, Carl“, war alles, was Paul noch sagte, dann war es still in der Leitung und Carl legte auf.

Grüne Gentechniklobby

Eigentlich wollte er sich noch Gedanken zu dem an seiner geliebten Paula verübten Überfall machen. Aber beim Bestellen vorhin bei Klara Knollerie kam das Gespräch auf die so genannten Grünen Gentechniker*. Absurd und in sich nicht stimmig, das Ansinnen der „Grünen Gentechniklobby“ ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Und Carl fragte sich, was sich wohl hinter dem Begriff verbarg – er hatte jahrelang liberal gedacht und aus gutem Grund jedoch, gerade bei Wahlen auf Landesebene, grün gewählt. Er war schließlich Nachfahre bodenständiger Hohenloher Landwirte und fleißiger Handwerker. Was hatte neuerdings die Gentechnik bei den Grünen verloren? Er las den Rundbrief, den ihm Klara Knollerie vorhin mitgab, nochmals genau durch. Und was da schwarz auf weiß geschrieben stand, ließ ihn die Augenbrauen heben und die Stirn runzeln. Es gab doch tatsächlich innerhalb der Grünen Leute, die sich bei der Verfassung von grünen Programmen für lebensfeindliche Ziele stark machten. Sie begründeten diese, bei der Ökopartei völlig neue Sichtweise gegenüber den gefährlichen Manipulationen am Erbgut, mit recht fragwürdigen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Gleichzeitig bezichtigten diese einseitig akademisch Gebildeten die Kritiker von gentechnischen Eingriffen als entwicklungsfeindliche Ewiggestrige.

Gute Ernährung oder Naturheilverfahren

Carl Eugen atmete tief durch; es war ähnlich wie in der >Karinakrise<, wo man gesunde und gute Ernährung oder Naturheilverfahren überhaupt nicht in Überlegungen mit einbezog. Ergebnisse und Erfahrungsberichte aus der extensiven, naturnahen, biologischen Landwirtschaft wurden einfach ignoriert. Eine breite Diskussion mit Erfahrenen und Betroffenen wurde nicht geführt, man ließ sie nicht gleichwertig zu Wort kommen. Lediglich ausgesucht wenige Forscher aus der Linie derer, die sich an dem, was an Gift angepriesen wurde, früher oder später dumm und dämlich verdienen würden.

Handlanger der Pharmaindustrie

Auch die Wortwahl, die benützt wurde, ließ Carl den Kopf schütteln: „Die Agrartechnik neu denken“. Dahinter verbarg sich doch nur der Unsinn, etwas das gefährlich und fast schon verbrecherisch anmutet, ein möglichst harmloses Etikett zu verpassen. Man sollte sich in der Tat überlegen, ob solche Techniken wirklich hilfreich wären und vor allem, wer davon profitierte. Hatten diese gewissenlosen Handlanger der Pharmaindustrie nicht schon genug Schaden angerichtet? Medikamentenrückstände und Nitrat im Trinkwasser sind doch gefährlich genug. Und ihm kam der schreckliche Unfall in den Sinn, als vor fünf Jahren die ökologisch intakte Jagst mit Löschwasser, das mit Düngemitteln versetzt war, in eine todbringende Kloake voller verendeter Fische verwandelt wurde.

Blauer Globus

Carl erinnerte sich an den Unterricht im humanistischen Bubengymnasium, in der Kreisstadt, wo man ihm beigebracht hatte, dass Brunnenvergifter* einst schwer bestraft wurden. „Neu denken“ – wäre es nicht klüger, wenn diese grünen Neudenker ihre derart genialen Denkprozesse dafür verwenden würden, um endlich deutlich weniger Plastikmüll zu produzieren, clevere und funktionale Mehrwegsysteme umzusetzen und die Meere von dem elenden Plastikmüll zu reinigen? Das wäre ein enormer Dienst an der Menschheit und am Leben, und das würde dem blauen Globus guttun. Carl erinnerte sich an grausame Bilder von Walen, die zwangsläufig den Plastikmüll mit dem Plankton aus dem Meerwasser in sich aufnahmen und genauso elend daran verendeten, wie die wunderbar sanftmütig segelnden Albatrosse*.

Stochern im Nebel

Bei den Albatrossen dachte Carl wieder an Paula. Seit sein Freund Heiner ihm ins Gewissen geredet hatte, fing er an, das, was er Paula einst angetan hatte, zu bereuen. Und Carl Eugen Friedner schämte sich, sobald er nur daran dachte. Er fand aber oft nicht den Mut, sich mit seiner Mitschuld an dem Betrug auseinanderzusetzen. Carl stocherte im Nebel, sobald er versuchte, sich zu erinnern, warum er damals eigentlich lieber den alten Verbindungen gerecht wurde, als der Frau aufrecht zur Seite zu stehen, die er liebte. Nun würde er sich an die eigene Nase fassen müssen – er hatte sich damals Paula gegenüber unanständig, ja hinterhältig benommen – und er sollte sich dringend überlegen, wie er ihr aufrichtig sein Entgegenkommen zeigen könnte. Zuallererst würde er ihr erklären müssen, dass er erst jetzt richtig begriffen hat, was er ihr einst angetan hatte. Ohne seine aktive Beteiligung wäre der Betrug damals nämlich gar nicht ausführbar gewesen. Er hatte sie damit aufs übelste hintergangen – Paula hatte ja vor Jahr und Tag nicht nur einem klugen Steuerberater und streitbaren Rechtsanwalt ihre schwierigen finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten übergeben, sondern vertraute sich gerade ihm persönlich als treuen Freund an. Und in Folge seines Versagens war sie dann auch noch überfallen worden, nicht auszudenken, wenn sie dabei gestorben wäre. Diese Vorstellung lastete wie ein schwerer Stein auf ihm … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Grüne Gentechniklobby:
https://www.tagesspiegel.de/themen/agenda/es-geht-um-wahrheit-und-fakten-die- gruenen-hinterfragen-ihr-anti-gentechnik-dogma/24337056.html

https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/lass-es-crispern

https://de.wikipedia.org/wiki/CRISPR/Cas-Methode

*Vergiftetes Wasser:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/fakten-zur-nitratbelastung-in-grund- trinkwasser

https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=19798

https://www.duden.de/rechtschreibung/Brunnenvergifter

*Verendet durch Plastikmüll: https://www.youtube.com/watch?v=eOwC4luBzGo

https://www.br.de/nachrichten/wissen/warum-so-viele-tiere-durch-plastikmuell-im- meer-sterben,RMknbBd

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„Wilhelm Zieher wurde 1941 in Hadamar vergast“ – Gedenkstätte in Hessen bestätigt den Mord an dem Kleinbauern aus Gaggstatt-Mistlau

Jahrzehntelang ungeklärt blieb das Schicksal des Kleinbauern Wilhelm Zieher aus Kirchberg/Jagst-Mistlau. „Er ist während der Nazizeit nachts abgeholt worden“, berichteten Mistlauer Zeitzeugen in den 1990er Jahren. „Danach ist er nie mehr wiedergekommen. Wahrscheinlich wurde er von den Nazis umgebracht“, vermutete seinerzeit eine Nachbarin aus dem heutigen Kirchberger Teilort. Dieser Verdacht hat sich inzwischen bestätigt. Wilhelm Zieher wurde am 17. Juni 1941 im hessischen Hadamar vergast. Zwei weitere Bewohner des Altenheims Tempelhof bei Marktlustenau (Altkreis Crailsheim) wurden am gleichen Tag ebenfalls in Hadamar ermordet.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Nazis verschleierten Todesdatum

Recherchen von Hohenlohe-ungefiltert in der Gedenkstätte Hadamar haben inzwischen ergeben, dass Wilhelm Zieher von Nazi-Handlangern tatsächlich umgebracht wurde. Gestorben ist der Mann aber nicht wie es die Nationalsozialisten den deutschen Behörden zur Verschleierung falsch mitteilten am 30. Juni 1941, sondern bereits am 17. Juni 1941. Das war der Tag an dem Wilhelm Zieher, Georg Lackner und Georg Feuchter von der Heilanstalt Weinsberg nach Hadamar in Hessen verlegt worden waren. Drei Monate vorher, am 14. März 1941, waren die drei Männer vom Altersheim Tempelhof nach Weinsberg gekommen. Offiziell, um festzustellen, ob sie noch arbeitsfähig waren. Bereits Anfang Oktober 1940 waren zwei Ärzte, Dr. Otto Mauthe und Dr. Eyrich, auf Grund eines Erlasses des württembergischen Innenministeriums ins Altersheim Tempelhof bei Crailsheim gekommen. Der Anstaltsleiter Otto Knöll berichtete 1948 als Zeuge im Grafeneck-Prozess gegen Otto Mauthe wegen Euthanasie, dass er zunächst nicht erfuhr, „welche Kranken die beiden Ärzte zur Abholung ausgesucht haben“. Fünf Monate später, am 14. März 1941, mussten Wilhelm Zieher, Georg Lackner und Georg Feuchter nach Weinsberg verlegt werden, sagte Tempelhof-Leiter Otto Knöll 1948 in seiner Zeugenaussage weiter.

Claudia Stul, Pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte Hadamar schreibt am 15. Juni 2020 in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Hohenlohe-ungefiltert:

„Von Weinsberg gelangte Herr Zieher in einem Transport mit 23 weiteren Patientinnen und Patienten am 17. Juni 1941 nach Hadamar. Die Patientinnen und Patienten eines solchen Transports wurden in der Regel noch am Tag der Ankunft in die im Keller der Anstalt befindliche Gaskammer geschickt und ermordet. Das damals offiziell mitgeteilte Todesdatum und die Todesursache wurden falsch angegeben, um Angehörige und Behörden zu täuschen. Hadamar war zwischen Januar und August 1941 in die so genannte „Aktion T4“ eingebunden. Der Sitz der Verwaltungszentrale war in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Nach der Ermordung der Menschen wurden die Patientenakten nach Berlin verschickt. Dort sind sie zum großen Teil bis Kriegsende vernichtet worden. Dies geschah zumindest zum Teil absichtlich durch das dortige Personal. Die verbliebenen Akten wurden von der Stasi archiviert. In den 1990er Jahren sind diese Akten „wiederentdeckt“ worden und in die Bestände des Bundesarchivs Berlin überführt worden. Für die 1941 über 10.000 in Hadamar ermordeten Menschen befinden sich dort heute etwa 3.000 Akten. Wir haben eine Kooperation mit dem Bundesarchiv und können anhand der Unterlagen recherchieren, ob dort eine Patientenakte vorhanden ist. Leider ist unseren Unterlagen zufolge die Patientenakte von Herrn Zieher nicht mehr erhalten, so dass wir nicht in der Lage sind nähere Angaben zur Kranken- und Verfolgungsgeschichte zu machen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Akte bis Kriegsende vernichtet wurde.“

Am Ankunftstag ermordet

Ebenfalls am 17. Juni 1941 getötet wurden in Hadamar zwei weitere Männer aus dem Altersheim Tempelhof bei Marktlustenau: Georg Lackner aus Kupferzell und Georg Feuchter aus Michelbach. Wilhelm Zieher, Georg Lackner und Georg Feuchter waren am 14. März 1941 vom Altersheim Tempelhof in die Anstalt Weinsberg verlegt worden. In Weinsberg mussten sie bleiben, bis sie am 17. Juni 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert wurden. „Dort wurden sie am Ankunftstag ermordet“, berichtet die pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte Claudia Stul. Weinsberg sei zu diesem Zeitpunkt eine so genannte „Zwischenanstalt“ für die Tötungsanstalt Hadamar gewesen. „Von Januar bis August 1941 war Hadamar eine von sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten der „Aktion T4. Das heißt, Patientinnen und Patienten aus anderen Anstalten wurden in `Zwischenanstalten´ zunächst gesammelt und bald darauf nach Hadamar verlegt“, erklärt Claudia Stul weiter. „Leider sind unseren Unterlagen zufolge die Patientenakten von Herrn Lackner sowie von Herrn Feuchter ebenfalls nicht mehr erhalten, so dass wir nicht in der Lage sind, nähere Angaben zur Kranken- und Verfolgungsgeschichte zu machen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Akten bis Kriegsende vernichtet wurden.“

Weitere Informationen im Internet und Kontakt zur Gedenkstätte Hadamar:

Mönchberg 8 / 65589 Hadamar

Telefon: 06433-917442

Fax: 06433-917175

E-Mail: claudia.stul@lwv-hessen.de

Internet: www.gedenkstaette-hadamar.de

Weiterer Artikel in Hohenlohe-ungefiltert über das Schicksal des Kleinbauern Wilhelm Zieher vom 19. April 2020:

„1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt“ – Nazis fällten Todesurteil über Wilhelm Zieher, einen Kleinbauern aus Gaggstatt-Mistlau

https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=26457

Weitere Informationen über das Mordopfer Wilhelm Zieher:

Wilhelm Zieher am 5. Dezember 1881 im heutigen Kressberger Teilort Mariäkappel geboren. Am 7. September 1907 heiratete er in Gaggstatt Babette Göller aus Gaggstatt-Mistlau. Das Paar bewirtschaftete einen kleinen Bauernhof in Mistlau. Nach Aussagen von Zeitzeugen hatten sie keine Kinder. Die Frau sei vor dem Mann gestorben. Wilhelm Zieher musste am 1. März 1939 seinen Hof in Mistlau verlassen und wurde im Altenheim Tempelhof bei Marktlustenau untergebracht. Am 14. März 1941 wurde er nach Weinsberg verlegt. Der Sterbeort von Wilhelm Zieher ist im Familienregister des Standesamts Kressberg (Gemeinde im heutigen Landkreis Schwäbisch Hall) „unleserlich“ eingetragen, sagte eine Rathaus-Mitarbeiterin auf Nachfrage. Das bisher angenommene Sterbedatum war der 30. Juni 1941. Durch die Auskunft der Gedenkstätte Hadamar auf die Nachfrage von Hohenlohe-ungefiltert gibt es jetzt Gewissheit, dass Wilhelm Zieher, Georg Lackner und Georg Feuchter aus dem Altersheim Tempelhof am 17. Juni 1941 in Hadamar ermordet wurden.

Weitere Informationen der Gedenkstätte Hadamar zu Georg Lackner und Georg Feuchter:

Georg Lackner, geboren am 29. Mai 1883 (Anmerkung der Redaktion: in Kupferzell), wurde zu einem uns unbekannten Datum in die Anstalt Tempelhof aufgenommen.

Georg Feuchter, geboren am 26. April 1876 (Anmerkung der Redaktion: in Michelbach) wurde zu einem ebenfalls uns unbekannten Datum in die Anstalt Tempelhof aufgenommen. Von dort wurden beide am 14. März 1941 in die Anstalt Weinsberg verlegt.

Von Weinsberg gelangten Georg Lackner und Georg Feuchter im selben Transport wie Wilhelm Zieher mit 22 weiteren Patientinnen und Patienten am 17. Juni 1941 nach Hadamar und wurden dort am Ankunftstag ermordet.

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„Politik aus Leidenschaft“ – Kevin Leiser (SPD) aus Blaufelden will in den Bundestag

Der 26-jährige Kevin Leiser aus Blaufelden bewirbt sich um die SPD-Bundeskandidatur im Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe. Die beiden SPD-Kreisvorstände des Landkreises Schwäbisch Hall und des Hohenlohekreises begrüßten seine Kandidatur bei ihren jüngsten Sitzungen.

Informationen zugesandt von Kevin Leiser, Blaufelden

„Die Welt ist politisch gestaltbar“

„Ich möchte mich einbringen und mithelfen die Probleme unserer Zeit zu lösen“, so Leiser zu seiner Kandidatur. Die Welt sei politisch gestaltbar. Im Zuge der Corona- bedingten Vollbremsung könne sich die Gesellschaft wieder auf das besinnen, was wirklich zähle. Zu den zentralen Handlungsfeldern zählt Leiser den Klima- und Artenschutz, die Schaffung fairer Lebensbedingungen und -chancen, die Digitalisierung und ein Upgrade für die Demokratie. „Diese Kandidatur ist für mich eine große Herausforderung, an der ich wachsen möchte. Meine Tätigkeiten im Gemeinderat und im Kreistag haben meine Leidenschaft für Politik weiter angeheizt. Es würde mich riesig freuen, wenn ich dieser Leidenschaft hauptamtlich in meiner Heimat Hohenlohe nachgehen dürfte“, so Leiser weiter.

„Junge, engagierte Genossinnen und Genossen“

„Ich kenne Kevin seit einigen Jahren in verschiedenen Zusammenhängen. Er ist sehr organisiert und motiviert. Kevin ist trotz seiner jungen Jahre in vielen Ämtern aktiv. Außerdem ist er willens dazu zu lernen. Gerne unterstütze ich ihn bei seiner Kandidatur“, sagt Nikolaos Sakellariou, SPD-Kreisvorsitzender im Landkreis Schwäbisch Hall und Landtagskandidat für den Wahlkreis Schwäbisch Hall-Crailsheim. Auch die SPD-Kreisvorsitzende im Hohenlohekreis Caroline Vermeulen äußert sich zu Leisers Kandidatur: „Ich freue mich über das vielfältige Engagement unserer jungen Genossinnen und Genossen. Patrick Wegener und Kim-Alisa Wagner kandidieren gemeinsam im Wahlkreis Hohenlohe für den Landtag. Jetzt kommt Kevin Leiser als Bundestagskandidat dazu. Das hätte ich nicht zu träumen gewagt. Wir packen jetzt gemeinsam die weiteren Schritte an.“

Am 26. November 2020 wird nominiert

Die Nominierungsversammlung soll am Donnerstag, 26. November 2020, stattfinden. Als Gastrednerin kommt die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Jasmina Hostert aus Böblingen.

Zur Person:

Kevin Leiser: 26 Jahre; Gymnasiallehrer am Albert-Schweitzer-Gymnasium Crailsheim in den Fächern Mathematik, Politik und Wirtschaft; Kreisrat des Landkreises Schwäbisch Hall; Gemeinderat der Gemeinde Blaufelden; Schriftführer des Sportclub Wiesenbach e.V., Beisitzer im Kreisvorstand des SPD-Kreisverband Schwäbisch Hall, Stellvertretender Vorsitzender SPD-Ortsverein Schrozberg, Delegierter für SPD-Landesparteitage

Kandidatur-Schreiben von Kevin Leiser an seine Partei:

Bewerbung für die SPD-Bundestagskandidatur im Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe

Liebe Genossinnen und Genossen,

wir leben im Zeitalter des Menschen, dem sogenannten Anthropozän. Der Mensch ist die dominierende Spezies auf diesem Planeten geworden. Er ist dauerhaft wohnhaft auf allen Kontinenten – seit bald 20 Jahren auch auf der ISS –, global vernetzt und er gestaltet den Planeten Erde nach seinen Vorstellungen. Die Welt ist menschengemacht und damit politisch gestaltbar. Wir sind Krieg, Armut und Naturkatastrophen nicht hilflos ausgesetzt. Vielmehr können wir uns ihnen entgegenstellen bzw. ihren Ausbruch in vielen Fällen bewusst verhindern. Da die Welt von Menschen gestaltet wird, stellen sich unweigerlich die Fragen: Wie soll die Welt aussehen? Wie wollen wir leben?

Egoismus, Angst und Ungleichheiten nahmen zu

Jedoch folgte in den vergangenen Jahren, gar Jahrzehnten Krise auf Krise. Egoismus, Angst und Ungleichheiten hatten zugenommen. „Die Politik“ schien die Kontrolle zu verlieren, den Krisen nur noch hinterher zu laufen und ihre Gestaltungsmöglichkeiten sowie ihren Gestaltungswillen zu verlieren. Selbst in Demokratien hatte sich der Begriff der Alternativlosigkeit einer Maßnahme im Sprachgebrauch eingebürgert. Von den großen Fragen war keine Rede mehr. Und dann: Ein winziges Virus beschert der Menschheit eine Vollbremsung.

„Viele kleine Dinge können die Welt verändern“

Die größte akute Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges stellt die Menschheit, Nationen und jeden Einzelnen vor gewaltige Probleme und Herausforderungen. Aber ihr wohnt auch eine große Chance inne: Wir können uns wieder besinnen auf das, was wirklich wichtig ist. Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Hierbei möchte ich mich einbringen und einen bescheidenen Beitrag leisten, um mitzuhelfen, die Probleme von morgen zu lösen. Als Mathematiker gehört der Wille zur Problemlösung zu meinem Wesen. Als Politiklehrer weiß ich um die Bedeutung von Demokratie, Kontroversität und Fairness. Als Sozialdemokrat will ich mehr Gerechtigkeit. Bereits seit vielen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in und außerhalb der SPD. Mit der Wahl in den Blaufelder Gemeinderat und in den Kreistag des Landkreises Schwäbisch Hall wurde meine Leidenschaft für die Politik weiter angeheizt. Nun möchte ich dieser Leidenschaft auch hauptamtlich nachgehen.

Aktuell scheinen mir die folgenden vier Themenfelder von besonderer Bedeutung zu sein:

  1. Klima- und Artenschutz: Wollen wir weiterhin die natürlichen Lebensgrundlagen zerstören und auf Kosten kommender Generationen leben?
  2. Faire Lebensbedingungen und -chancen: Wollen wir weiterhin in einer Gesellschaft leben, in der Ungleichheiten zunehmen?
  3. Digitalisierung: Wollen wir uns vor schwierigen Entscheidungen drücken oder wollen wir die Chancen der Digitalisierung für unsere Gesellschaft nutzen?
  4. Demokratie: Wollen wir zusehen wie Demokratien erodieren oder wollen wir der Demokratie ein Upgrade für das 21. Jahrhundert geben?

Der Politikbetrieb ist mühsam, voll von Hindernissen, die es zu überwinden, und voller dicker Bretter, die es zu bohren gilt. Doch er birgt auch unglaublich erfüllende Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Kandidatur ist eine riesige Herausforderung. Doch ich möchte sie annehmen und an ihr wachsen. Dafür bitte ich um euer Vertrauen und um eure Unterstützung.

Vorwärts Genossen!

Kevin Leiser

Weitere Informationen und Kontakt:

E-Mail: ehrenamt@kevin-leiser.de

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden dreizehnter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden dreizehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XIII Friede

… „Paul möchtest Du ein paar Tage zu mir kommen?“, fragte Carl seinen Freund fürsorglich. „So ein kleiner Tapetenwechsel würde Dir jetzt sicherlich gut tun!“ Und er ergänzte sein Angebot: „Ich muss in der kommenden Woche in den Südschwarzwald, ein Mandant hat mich gebeten, ihn zu besuchen, da kann ich Dich auf dem Weg in Hoheitshausen abladen.“ Paul verabschiedete sich mit den Worten: „Ich überlege mir das und melde mich morgen bei Dir, danke Carl.“

Eliten waren fast durchweg korrupt

Carl Eugen Friedner legte nach einem kurzen Abschiedsgruß den Hörer auf die Gabel und lehnte sich zurück. Er wusste nicht nur durch die Freundschaft zu Paul, sondern auch von Erzählungen aus seinem Mandantenkreis, dass es in Pauls alter Heimat Mali schwierig bis unmöglich war, überhaupt irgendetwas ohne Schmiergelder zu Wege zu bringen. Mehr wie die Hälfte der Bevölkerung lebte in unvorstellbarer Armut und die Eliten waren fast durchweg korrupt. Entwicklungshilfegelder versickerten nutzlos, oder wurden von vordergründig freundlich lächelnden Verwaltungsbeamten und Politikern in die eigene Tasche geschoben.

Prächtiges Haus

Paul hatte einst mit dem sehr guten Einkommen seiner verstorbenen Frau in Bamako ein prächtiges Haus für die ganze Großfamilie bauen lassen können. Es sollte später auch die Familien seiner Söhne beherbergen. Als vor acht Jahren jedoch die allseits brodelnden ethnischen Konflikte* offen ausbrachen und die Lage im ganzen Land zu eskalieren begann, waren die beiden Söhne bereits in Frankreich, und Paul sah sich mit dem Rest seiner damaligen Kleinfamilie irgendwann zur Flucht nach Deutschland gezwungen. Als Pauls Ehefrau Lisa dann ihrer Krebserkrankung erlag und terroristische Überfälle in seiner Heimat anfingen, zur Tagesordnung zu gehören, entschloss Paul sich dazu, sein berufliches Nomadenleben als Berater auf dem afrikanischen Kontinent aufzugeben.

Finanziell abgesichert

Wegen seiner außerordentlich umfangreichen Sprachkenntnisse wurde er zum sehr gern gesehenen Betreuer und Referent in sozialpädagogischen Projekten bei unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen im mittleren Schwarzwald. Paul meinte, durch diese berufliche Tätigkeit, finanziell abgesichert, mit Gisléne in Deutschland zu bleiben, bis diese die bevorzugte Schule in Hoheitshausen abgeschlossen haben würde.

Aufenthaltsstatus gefährdet

Wie würde Paul mit dem plötzlichen Verschwinden seiner Tochter Gisléne umgehen? Carl sah unüberwindliche Schwierigkeiten auf seinen Freund zukommen. Paul besaß nämlich, im Gegensatz zu allen seinen in Deutschland geborenen Kindern, keine deutsche Staatsangehörigkeit. Und wenn er jetzt mit dem Gesetz in Konflikt kommen würde, wäre sein scheinbar sicherer Aufenthaltsstatus gefährdet. Gisléne war, als seine minderjährige Tochter mit deutscher Staatsangehörigkeit, stets sein Unterpfand, um sich ohne großen Aufwand im Schengen-Raum* aufhalten zu können. Carl Eugen beschloss, dieses Thema für heute ad Acta zu legen – seine Gedanken drehten sich im Kreis und würden auf diese Weise sowieso zu keiner brauchbaren Lösung führen. Er wollte sich jetzt in Ruhe auf das Treffen mit seiner geliebten Paula vorbereiten.

Fabelhaftes Menü

Wohin sollten sie eigentlich gemeinsam essen gehen? Carl Eugen fiel auf Anhieb keine passende Lokalität in dieser ungastlichen >Karinakrise< ein und die Vorstellung, sich von vermummten Bedienungen in der Menüauswahl und zu einem passenden Wein beraten lassen zu müssen, bereiteten ihm augenblicklich schlechte Laune. Carl gedachte auf jeden Fall, einen schönen Abend in gemütlicher Atmosphäre mit Paula zu verbringen. Würde sie sich wohl darauf einlassen zu ihm nach Hause zu kommen? Er könnte doch einfach bei Klara Knollerie und ihrem kochkünstlerisch begabten Mann in der Rosenau ein fabelhaftes Menü zum Mitnehmen zu bestellen und es kurz vorher abholen? Ja, das war eine gute Idee! Carl verfolgte im Internet die neuen Beiträge der Biospitzenköche*. Im neuesten Beitrag hatte er gelesen, was für Kräuter Herr Knollerie verwendet, um nicht nur das Mahl geschmacklich abzurunden. Die Gänge wären dann einfach einzeln aufzuwärmen, und Paula und er könnten nach Lust und Laune in Ruhe essen und sich dabei gepflegt unterhalten.

Ungutes Gefühl

Ob es wohl so werden würde wie damals, als sie sich nach langer Zeit wiedersahen? Jetzt war es freilich etwas ganz anderes. Er hatte sein Pulver damals verschossen, so einen lukrativen Heiratsantrag und so ein vermeintliches Wiedergutmachungsangebot würde er ihr nicht noch einmal unterbreiten können. Aber was konnte er ihr darüber hinaus bieten? Carl hatte das ungute Gefühl, dass Paula ihn dieses Mal, trotz ihrer nach Außen gezeigten Herzlichkeit, keinesfalls so ungeschoren davonkommen ließ wie vor sechs Jahren.

Rechtsunsicherheit

Und es würde ihm vermutlich auch nichts nützen, mit seiner langen schweren Krankheit aufzuwarten, und wegen der nochmaligen und ziemlich aufwendigen beruflichen Neuorientierung und dem jetzt so gut gelungenen Zusammenschluss mit den jungen Kollegen in der Kreisstadt um Verständnis zu bitten. Carl wurde unruhig, wenn er daran dachte, dass Paula von ihm womöglich gerade jetzt unmissverständlich fordern würde, den geschehenen Betrug aufzudecken. Er würde sich eben hinter der aktuellen Lage verschanzen – sein Bedauern über die Unmöglichkeit, nun in der derzeitigen Situation, angemessen agieren zu können, zum Ausdruck zu bringen. Das half in ganz anderen Fällen ja auch – die allseits an die Wand gefahrene Wirtschaft, und die derzeit in ganz Deutschland herrschende Rechtsunsicherheit, waren doch hervorragende Ausreden, um Leute auf den St. Nimmerleinstag zu vertrösten. In der Art würde es vielleicht funktionieren, auch Paula in ihren Forderungen nach weiterer Aufklärung des Betrugs Einhalt zu gebieten.

Reinen Tisch machen?

Carl Eugen musste sich jedoch eingestehen, dass er mit einem derartigen Verhalten Gefahr lief, ihr Vertrauen endgültig zu verspielen. Paula Engel war eine umsichtige und tüchtige Geschäftsfrau und würde sich gerade jetzt im reifen Alter nicht mehr so leicht täuschen lassen wie früher. Zudem war schließlich sie überfallen worden, was sie schier das Leben gekostet hatte. Und was hätte er im Gegensatz zu ihr schon zu verlieren, wenn er endlich in aller Öffentlichkeit die Wahrheit sagen und reinen Tisch mit ihr machen würde? Carl Eugen Friedner sah der Möglichkeit ins Auge, entgegen aller früherer Vereinbarungen und Schwüre, sich doch noch mit den alten Verbindungen anzulegen, den Betrug anzuzeigen und gerichtlich aufarbeiten zu lassen. Auch wenn er dabei Federn lassen musste – bald würde er siebzig werden, das Ende seines Lebens rückte unaufhaltsam und deutlich näher. Carl fühlte plötzlich eine heftige Sehnsucht in sich aufsteigen, all die harten Auseinandersetzungen, die es mit Paula jemals gab, endlich friedlich beilegen zu können … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Terrorismus in Mali: https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-sicherheitsrat- minusma/2352018

https://de.wikipedia.org/wiki/Mali

https://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-angriff-auf-dogon-dorf-offenbar-etwa- hundert-tote-a-1271701.html

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mali-mehr-als-130-tote-bei-ueberfall-auf- dorf-a-1259391.html

https://taz.de/Massaker-in-Mali/!5582672/

https://www.schengenvisainfo.com/de/staaten-des-schengen-raums/

https://biospitzenkoeche-blog.de/ https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=18750

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„Nazis entzogen wertvolle Gegenstände“ – Rechtmäßiger Eigentümer macht eine Dauerleihgabe fürs Stadtmuseum Crailsheim

Manfred Rosenfeld, der 1930 in Crailsheim geboren wurde, übergab kürzlich zwei Möbelstücke sowie ein lateinisch-deutsches Lexikon in die ständige Obhut des Crailsheimer Stadtmuseums. Die Gegenstände waren seinem Onkel Max Rosenfeld (geboren 1908, deportiert 1941) NS-verfolgungsbedingt entzogen worden.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Eigentum von Max Rosenfeld

Das Stadtmuseum Crailsheim durchforscht seine Bestände nach Gegenständen, die nach heutiger Auffassung auf inakzeptable Weise in seine Sammlung gekommen sind. Der Schwerpunkt liegt auf Objekten, die 1933 bis 1945 für das damalige Heimatmuseum erworben wurden.
Zwei solche Objekte konnten eindeutig und ein weiteres Objekt mit hoher Wahrscheinlichkeit als vormaliges Eigentum von Max Rosenfeld identifiziert werden. Daher ging das Stadtmuseum auf seinen Neffen Manfred Rosenfeld zu, um die Familie, als die wirkliche Eigentümerin der Stücke, über den Fund zu informieren. „Ich wollte eigentlich dieses Jahr wieder nach Crailsheim kommen“, schreibt Manfred Rosenfeld in seinem anrührenden Brief, in dem er auf die Rückgabe der Familienstücke verzichtet.

Stolperstein erinnert an die Familie

Manfred Rosenfeld lebt in Wales (GB). 1939 gelangte er mit einem „Kindertransport“ nach Großbritannien, was ihm das Leben rettete. Seine Mutter Sofie (geboren 1904) und sein Onkel Max Rosenfeld wurden 1941 deportiert und ermordet. Ein Stolperstein erinnert an die Familie, die im Haus Marktplatz 7 in Crailsheim wohnte.

Lateinisch-deutsches Lexikon von 1764

Anfang 1939 übernahm der „Altertums- und Heimatverein Crailsheim“ für das damalige Heimatmuseum rund 350 Objekte von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Im Fall von Max Rosenfeld nennen die Vereinsakten ein bemaltes Kästchen, einen Stuhl und ein lateinisch-deutsches Lexikon von 1764. Der Zeitpunkt dieser Erwerbungen belegt, dass es sich um Zwangsverkäufe handelt.
Das Eigentum von Max Rosenfeld konnte von Museumsleiterin Friederike Lindner auf Grund der Vereinsakten und einem Altinventar ermittelt werden.
Als markantes Objekt war das lateinisch-deutsche Lexikon von 1764 am leichtesten zu identifizieren. Es ist in der Schausammlung des Stadtmuseums zum 18. Jahrhundert als Dauerleihgabe des Stadtarchivs ausgestellt, das bisher als der vermeintliche Eigentümer galt.

1939 von jüdischen Bürgern übernommen

Der erwähnte Stuhl war durch eine noch am Objekt vorhandene Altinventarnummer auffindbar. Er erhielt seinerzeit die Inventarnummer 1662. Im Inventareintrag wird Max Rosenfeld als Vorbesitzer genannt.
Das „bemalte Kästchen“ hingegen stellte das Museum vor erhebliche Probleme und erforderte detektivisches Gespür. Nur durch Rückschluss konnte ein bemalter Halbschrank aus dem 18. Jahrhundert mit größter Wahrscheinlichkeit als das bemalte Kästchen von Max Rosenfeld identifiziert werden. Die Inventarnummer lautet 1661, der Eintrag „Kästchen, bemalt“. Vorbesitzer werden nicht aufgeführt. Die Beschreibung der Malerei sowie die zitierte Inschrift belegen, dass mit dem „Kästchen“ der Halbschrank aus dem 18. Jahrhundert gemeint ist. Der Begriff „Kästchen“ war für solch ein kleines Verwahrmöbel durchaus gebräuchlich. Bestärkt wird die Annahme, dass der Halbschrank das Kästchen von Max Rosenfeld ist, durch den Umstand, dass sich die folgenden Inventareinträge ebenfalls auf Objekte beziehen, die 1939 von jüdischen Bürgern übernommen wurden.

Richtige Eigentümer finden

Für das Jahr 2021 plant das Stadtmuseum eine Ausstellung zu den NS- verfolgungsbedingt entzogenen Objekten in seiner Sammlung. Mit dem Projekt ist die Hoffnung verbunden, die eigentlichen Eigentümer der Gegenstände, nämlich Nachkommen und Erben der Verfolgten und Ermordeten, zu finden und zu kontaktieren. Die Stücke können zurückgegeben werden oder es ergibt sich, wie im Fall von Familie Rosenfeld, eine alternative Lösung.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.museum-crailsheim.de/

https://www.stadtarchiv-crailsheim.de/

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„Zahlenmanipulation aus Angst vor der Corona-Wahrheit“ – Leserbrief von Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall

Das deutsche Gesundheitssystem hat – trotz der negativen Einsparungen und Fehlentwicklungen seit 2003 – die Corona-Epidemie lobens- und dankenswert gemeistert. Es ist Zeit für eine systemische Analyse.

Leserbrief von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Fehlprognosen

Als Kritiker der wissenschaftlich einseitigen Corona-Strategie weisen viele Experten auf die Fehlprognosen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der politisch Verantwortlichen hin. Für immer mehr Menschen im Land wird klar, dass der lange totale Lockdown für alle Menschen und Lebensbereiche ein Fehler war, den man bereits seit Mitte April 2020 in dieser Form aufheben konnte und so die Folgeschäden hätte vermeiden können.

Viele Menschen verängstigt

Die eng vernetzte Elite um den Pharma-Lobbyisten Spahn haftet für die Folgen. Ihre propagandistische Reaktion richtet sich gegen die Aufklärung der Fakten. Sie haben in Panik die sinnvollen Maßnahmen (Hygiene, Versammlungsverbot) überzogen und mit der Panikstrategie ab März 2020 viele Menschen verängstigt. Opfer sind tausende Menschen, die keine OP bekamen, die nicht zum Arzt gingen, die depressiv oder aggressiv werden, arbeitslos.

Warnungen nicht beachtet

Warum hat man in Berlin nicht reagiert auf die RKI-Seuchenwarnung von 2012? Weshalb hat man die Erkenntnisse der Hopskins-Tagung vom 11. Oktober 2019 nicht beachtet? Warum wurde nicht das Institut der NAKO-Gesundheitsstudie über in die Entscheidungen eingebunden, spezialisiert auf Epidemien? Warum stützte man sich nicht auf einen unabhängigen Beraterkreis, anstatt auf ein einziges Institut, das 2009 falsche Prognosen stellte? Weshalb wurden die Informationen der Corona-Initiative Deutscher Mittelstand nicht beachtet, die im April 2020 den Verlauf der Epidemie und die Schäden exakt vorhergesagten? Warum wurden die Warnungen über den „Fehlalarm Lockdown“ aus dem Bundesinnenministerium vom 22. April 2020 von zehn Fachleuten ignoriert?

Gentechnisch manipulierter Impfstoff

Ich habe mehr Angst vor der Manipulation und Einseitigkeit von Presse bzw. TV und Leichtgläubigen, die sich angsterfüllt lenken lassen, nachdem erschreckende Fotos aus Norditalien gezeigt wurden. „Faktencheck“ als Propaganda!. Die arte-Doku (2009) „Die Profiteure der Angst“ zeigt, wie im Kontext der Schweinegrippe ein Impfstoffmarketing betrieben wurde und wie das RKI und Professor Drosten versagt haben. So wie mit ihren Prognosen – während die Epidemie-Vorhersagen von Professor Bhakti, Dr. Wodarg, u.v.a. auf Grund langjähriger Studien genau zutrafen? Ich habe keine Angst vor dieser Nichtmehr-Epidemie und werde mich auf keinen Fall impfen lassen, obwohl ich (71) kein Impfgegner bin, habe mich nie impfen lassen gegen Grippe und misstraue diesem ungeprüften, gentechnisch manipulierten Impfstoff.

Kitas und Schulen rasch öffnen

Professor Streek hat die zweite Infektionswelle als unwahrscheinlich bezeichnet, zuletzt hat der Statistiker Israel Ben-Israel nachgewiesen, dass die Infektionskurve (wie bei jeder Grippe) nach zehn Wochen sinkt, egal welche Maßnahmen getroffen wurden. Aktuell haben wir in Deutschland bei 83 Millionen Menschen 5400 Infizierte, die meist in Quarantäne und Kliniken liegen: Sind 0,001 Prozent eine Pandemie? Wie die Kinderärzte fordere ich als Opa von fünf Enkeln, Hygieneregeln beachten, gegebenenfalls testen, aber Kitas und Schulen rasch öffnen.

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zwölfter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zwölfter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XII Zähler

… „Und was hat dein jüngster Sohn zum Verschwinden seiner Schwester Gisléne gemeint?“, fragte Carl nach dem ergreifenden Bericht Pauls. Paul schnaufte schwer. Carl Eugen hörte ihn sich seine Nase putzen und wartete geduldig, bis der Freund eine Antwort gab. Als weiterhin kein Ton aus dem Hörer kam, setzte er nochmals nach: „Paul, sag, was hat Yann gemeint?“ „Meine beiden jüngsten Kinder sind anscheinend jetzt auch von allen guten Geistern verlassen“, presste Paul gequält zwischen seinen Lippen hervor, „Yann hat vollstes Verständnis für seine kleine Schwester gezeigt. Er meinte, Gisléne habe ein Recht auf ein Leben nach ihrer eigenen Fasson und ohne den Zwang in der Hoheitshausener Glaubensgemeinschaft. Yann hat mir bei dieser Gelegenheit seine Vorliebe für Männer eröffnet, und dass er deswegen – genauso wie seine Schwester – die moralische Enge und Scheinheiligkeit der Glaubensgemeinschaft von Hoheitshausen vermeiden werde.

Tun was ihre Herkunft von ihnen verlangt

Carl Eugen Friedner schluckte, die familiäre Situation bei Paul schien zunehmend unübersichtlich zu werden, und er wusste schlicht nicht mehr, was er dazu noch sagen sollte. „Vielleicht solltest du einen Psychologen hinzuziehen?“, fragte Carl vorsichtig. „Ich brauche keinen Psychologen!“ erwiderte Paul Carls Vorschlag kühl und legte als Begründung nach: „Ich habe in meinem Pädagogikstudium das Fach Psychologie belegt. Die Kinder sollen das tun, was ihre Herkunft von ihnen verlangt, wozu man sie erzogen hat. Es war geplant und schon lange ausgemacht, dass alle drei in Europa studieren und, dass die Jungen, spätestens nach ihrer Promotion in Europa, zurückgehen, um in Westafrika in angemessenen, gehobenen Positionen zu arbeiten.“

Westafrika

Carl überlegte kurz und meinte dann: “Aber Paul, dein Ältester hat doch bereits in Nürnberg eine gehobene und sehr gut bezahlte Position angenommen. Wenn ich mich recht erinnere wurde er sogar von seinem ehemaligen Doktorvater extra dorthin gerufen?“, erwiderte Carl verwundert. „Sein Doktortitel würde ihm daheim wesentlich mehr Prestige einbringen“, antwortete Paul uneinsichtig und räumte mit einem ironischen Unterton ein: „Die …“ und er vollendete nach einer wirkungsvollen Pause den Satz: “… französischstämmige Freundin von Théo verträgt das feuchtwarme Klima in Westafrika nicht. Die beiden lebten ein Jahr lang in Burkina Faso. Dann haben Théo und sie sich dazu entschlossen, sich im Süden Deutschlands niederzulassen.“

Strenge Gesellschaftsordnung

„Paul, wie heißt die Freundin deines ältesten Sohnes?“, fragte Carl vorsichtig nach, wohl wissend, dass sie für Paul ein rotes Tuch war. Hielt sie doch Pauls Meinung nach den Ältesten ganz gezielt davon ab, das zu tun, was die strenge und althergebrachte Gesellschaftsordnung* seiner Herkunftsfamilie gebot. Wie vorauszusehen war, ging Paul geflissentlich über Carls Frage nach dem Namen der Freundin und Geliebten seines Ältesten hinweg und meinte lapidar: „Sie gehört nicht zur Familie!“

Afrikanische Großfamilie

„Noch nicht! Paul, was machst Du eigentlich, wenn dein Ältester und sie heiraten? Immerhin haben die beiden nun einen gemeinsamen Hausstand in Bayern gegründet?“, fragte Carl. Paul schwieg, auf diese Frage wollte er Carl keine Antwort geben. Paul Malibo hatte stets damit gerechnet, dass wenigstens seine Söhne stillschweigend den unausgesprochenen Vorgaben der afrikanischen Großfamilie folgen würden. Dass nun zwei seiner drei Kinder zu allem Überfluss auch noch mit den Traditionen der Glaubensgemeinschaft seiner verstorbenen Frau brechen und ihm damit Schande zu bereiten drohten, war ihm schier unerträglich. Er müsste nun plausible Erklärungen in der Kirchengemeinde finden, um das Fehlen von Gisléne und Yann zu kaschieren. „Wie soll ich das meiner Schwiegermutter erklären?“, fragte Paul kläglich, „Yann will nur noch herkommen, wenn er seinen Freund mitbringen darf, und auch nur dann, wenn ich ihn als seinen Geliebten anerkenne.“

Ehebett

Jetzt war es an Carl tief durchzuatmen, und mit erhobener Stimme begann er, Paul mit ein paar sehr deutlichen Fragen ins Gewissen zu reden: „Ist das alles, was dir Sorgen macht? Was deine Schwiegermutter zu einem schwulen Liebespaar sagen wird? Dein zweiter Sohn ist volljährig und kann, wie der erste, tun und lassen was er will. Aber wie alt ist deine Tochter jetzt? Sie ist doch noch minderjährig, oder? Was denkst du dir eigentlich, Paul? Gerade Du als Pädagoge, als ausgewachsener Mann und Vater dein eigenes kleines Mädchen jahrelang mit ins Ehebett zu nehmen, bis sie als fast erwachsene Frau schlussendlich davonläuft, weil ihr ja gar nichts anderes mehr übrig bleibt.

Väterlicher Stolz

Ich würde mir an deiner Stelle lieber überlegen, wie ich diesen Umstand der Polizei erklären kann. Weiß Deine Schwiegermutter eigentlich, dass Gisléne dauernd bei Dir im Ehebett schlief?“ Und setzte nach einer kurzen Pause nach: „Du hast Glück, dass wir gerade in der >Karinakrise< leben, sonst müsstest du zudem noch das Fehlen deiner Tochter in ihrer Schule irgendwie glaubhaft und nachvollziehbar erklären.“ „Mit was verdient Yann eigentlich sein Geld?“, wollte Carl Eugen Friedner dann von Paul wissen. „In so einem neumodischen technischen Unternehmen, >Kurzmeter<, oder so ähnlich, heißt es. Der Betrieb ist in Karlsruhe, dort werden so genannte intelligente Zähler* für den künftigen Strommarkt hergestellt. Yann ist wegen seines Ökonomiestudiums, seiner Sprachengewandtheit und seiner Herkunft in einer buntgemischten* Arbeitsgruppe für die globale Vermarktung zuständig“, erklärte Paul nicht ohne väterlichen Stolz in der Stimme.

Wem gehörten die Häuser?

Carl war beruhigt, dass sein Freund sich wieder gefangen hatte und behielt das Thema bei: „Bestimmt ist dieses junge Unternehmen jetzt auch existenziell von der >Karinakrise< betroffen. Man kann sich sicherlich immer noch nicht vorstellen, wie viele solche clevere und hoffnungsvolle Unternehmen bald auch wegen dem im März getroffenen politischen Entschluss, die gesamte Wirtschaft und das öffentliche Leben auf Null herunterzufahren, noch Schiffbruch erleiden werden.“ Carl machte eine Pause und erkundigte sich dann bei Paul: „Yann hat sich doch schon bereits als Student mit der Begutachtung und Prüfung europäischer und rein deutscher Entwicklungshilfegelder für regenerative Energieprojekte, in Bamako beschäftigt?“ „Ja“, bestätigte Paul und ergänzte: „Zum Beispiel da, wo man damals herausfand, dass es nicht sauber zugegangen war mit den Fördergeldern. Die gelieferten Bauteile der Anlagen zur Stromherstellung aus Sonnenenergie wurden zwar, wie vorgegeben, vor Ort zusammengebaut und auf Dächern montiert. Sie gingen ans Netz, funktionierten einwandfrei und lieferten zuverlässig die vorher angekündigte Strommenge für einen Teil der Hauptstadt – nur fragte keiner, wem die Häuser dort eigentlich gehörten und in wessen Eigentum die Anlagen durch die Installation gekommen waren, und, wer daher als Eigentümer der Anlage am Verkauf des Stromes verdiente.“ … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Promotion: https://de.wikipedia.org/wiki/Doktor

*patriarchale, patrilokale und patrilineare Gesellschaften: z.B. der Dogon in Mali: https://de.wikipedia.org/wiki/Dogon

*Intelligenter Stromzähler: https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenter_Z%C3%A4hler

*Start-up: https://www.startupbw.de/

*Ökonomiestudium: Studium der Wirtschaftswissenschaften

*Diversität: https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturelle_Vielfalt

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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