„Flüchtlingsdeportationen: Legal, illegal, scheißegal“ – Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Einen Leserbrief zum Thema „Abschiebungen von griechischen Inseln in die Türkei“ hat Paul Michel aus Schwäbisch Hall geschrieben. Er wählte die Überschrift „Flüchtlingsdeportationen: Legal, illegal, scheißegal. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Paragraphenwerk hingebogen

Am Morgen des 4. April 2016 wurden erstmals Flüchtlinge von den griechischen Inseln in die Türkei deportiert. Sie wurden wie Gefangene von Polizisten eskortiert. Merkel, De Maziere und Co sagen, die Menschen würden abgeschoben, weil sie „illegal“ eingereist seien. Durch die diffamierende Abstempelung der Flüchtlinge als „illegal“ will die Bundesregierung wohl die Flüchtlinge als gefährliche und potentiell bedrohliche Personen kennzeichnen und dadurch Akzeptanz für ihre unmenschliche Politik schaffen.  Dabei gilt: Die Flüchtlinge sind „illegal“ eingereist, weil die Machthaber in der EU ihr Paragraphenwerk entsprechend hingebogen haben, dass ihre Flucht als „illegal“ erscheinen muss.

Scharfe Kritik von Menschenrechtsorganisationen

Erinnern wir uns: In den 1930er Jahren wollte die Schweiz keine Flüchtlinge aus Deutschland haben. Entsprechend war die Flucht von Juden oder politisch Verfolgten aus Deutschland nach damaliger offizieller Schweizer Lesart „illegal“ und hatte für die Flüchtlinge sehr häufig eine Abschiebung zurück nach Deutschland zur Konsequenz. Die Bundesregierung als treibende Kraft des Abschiebeabkommens mit der Türkei bewegt sich in den Fußspuren der Schweizer Rechtsbeuger aus den 1930er Jahren. Die vermutlich im Innenministerium von De Maziere ausgeheckte Formulierung, die Türkei sei ein „sicherer Drittstaat“ ist das Werk furchtbarer Juristen. Der Realität des Lebens unter dem Unrechtsregime des Despoten Erdogan spricht diese Worthülse Hohn. Der UN-Flüchtlingsrat und Menschenrechtsorganisationen wie zum Beispiel Amnesty International und PRO ASYL haben deshalb den Deal von Merkel mit Erdogan scharf kritisiert.

Abschiebungen aussetzen

Amnesty International hat enthüllt, dass in den letzten Wochen über 1000 SyrerInnen, darunter zahlreiche Kinder, von den türkischen Behörden nach Syrien abgeschoben wurden. Nach Angaben der britischen „The Times“ haben türkische Grenzschützer in den letzten Wochen 16 Menschen, die von Syrien in die Türkei flüchten wollten, erschossen. Normalerweise müsste die EU Experten in die Türkei schicken, um die Vorwürfe zu prüfen. Bis dahin müssten die Abschiebungen ausgesetzt werden. Das ist aber in Berlin und Brüssel kein Thema.

Erpressung durch ökonomischen Druck

Die Bundesregierung – und da ziehen Merkel, De Maziere, Gabriel und Seehofer an einem Strang – hat sich das Pegida-Motto zu Eigen gemacht. „Jeder Flüchtling in Europa ist einer zu viel“.  Zu diesem Zweck wird das Recht passend gemacht. Man darf da getrost von vorsätzlichem Rechtsbruch reden. Und man bedient sich bei zögerlichen Partnern wie der griechischen Regierung, wieder einmal, des Mittels der Erpressung durch ökonomischen Druck, um sie „auf Linie“ zu bringen.

Der europäischen Kultur unwürdig

Der Deportations-Deal der EU mit Erdogan ist eine Schande für Europa. Norbert Blüm, der ehemalige Bundesarbeitsminister sagte anlässlich seines Aufenthalts im nordgriechischen Flüchtlingslager Idomeni:  „Diese Art von Brutalität ist unwürdig der europäischen Kultur“. Diese Art von Brutalität ist mittlerweile Normalität für die Machthaber in Berlin und Brüssel. Bei ihnen auf Einsicht oder Umkehr zu hoffen, ist Wunschdenken. Es braucht einen Aufstand der Anständigen.

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„Viele Missverständnisse über das mittelalterliche Ablasswesen“ – Vortrag in Crailsheim

In der öffentlichen Wahrnehmung ist „Ablass“ ein Reizwort. Es steht für Geldgier und Missbrauch kirchlicher Würdenträger insbesondere im Vorfeld der Reformation. Allerdings sind mit der Vorstellung vom Ablass viele Missverständnisse verbunden.

Vom Stadtarchiv Crailsheim

Westgartshausener Ablassurkunden

In einem Vortrag für das Stadtarchiv Crailsheim, den Crailsheimer Historischen Verein und das Evangelische Kreisbildungswerk Schwäbisch Hall erläutert Dr. Thomas Knöppler am Montag, 11. April 2016, um 19.30 Uhr zunächst das mittelalterliche Bußsakrament und klärt wichtige Begriffe. Daran schließt sich ein Überblick zu Entstehung und Ausbau der Ablasspraxis an. Konkretisiert werden die Ausführungen anhand der auf die Liebfrauenkirche Westgartshausen bezogenen Ablassurkunden. Der Vortrag findet im Rathaus Crailsheim, Forum in den Arkaden, statt.

Ablass spielt auch heute noch eine Rolle

Knöppler, bis vor Kurzem noch Pfarrer in Westgartshausen und aktuell noch Vorsitzender des Historischen Vereins, thematisiert auch die 95 Thesen Martin Luthers, in denen sich dieser mit den Auswüchsen des Ablasswesens kritisch auseinandersetzte. Darauf wiederum hat das Konzil von Trient reagiert. Und auch heute noch spielt der Ablass eine Rolle, etwa wenn Papst Franziskus im „Heiligen Jahr“ 2016 zum Durchgang durch die Heilige Pforte einlädt.

Kurzinfo:

Vortrag über das mittelalterliche Ablasswesen, Montag, 11. April 2016, 19.30 Uhr, Rathaus Crailsheim, Forum in den Arkaden

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„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXXIX Wirtschaft

… „und einer der Liederlichen war der Vorderschein?“ fragte Paula, so nebenbei. Während sie sich in ihrem Werkstattbüro am alten Küchenbüffet zu schaffen machte und Carl Besteck und Wassergläser in die Hand gab, damit er den Tisch decken konnte. Ohne dass Paula einen Ton dazu verlor, wo sie essen würden, trug Carl die Utensilien einfach in den gemütlichen Atelierraum. Legte sie dort neben den bunt gefüllten Speisebehältern auf den Tisch und stellte alles recht appetitlich zusammen. „Servietten fehlen“, murmelte er als Paula auf ihn zukam. Sie hatte die gewünschten, bereits in Form von Papiertüchern bei sich, und legte sie jeweils zu den Gedecken. „Hast du einen Korkenzieher und vielleicht Weingläser?“ fragte Carl, mit beiläufigem Ton. „Bevor wir uns setzen, wäre es doch klug, die Flasche zu öffnen. Paula brachte ihm den Korkenzieher und meinte mit erhobenen Augenbrauen: „Das gibt hier kein kleines Tête-à-Tête*, wir haben Ernsthaftes zu besprechen – Wein wird stillos aus Wassergläsern getrunken.“

Zuerst Fieläckerle

„Was ist jetzt mit Vorderschein?“, fragte Paula, nachdem sie die ersten Bissen von ihrem gefüllten Fladenbrot gegessen hatte. Carl, der zuerst bedächtig Wein in beide Gläser goss, erwiderte: „Der Reihe nach, zuerst Fieläckerle,“ und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu, „du hast es hier wunderschön, der Ausblick ist malerisch und deine Werkstatträume sind einladend gestaltet. Paula konnte sich den lobenden Worten Carls nicht entziehen, sie freute sich, dass er sich wohl fühlte und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Carl erhob sein Glas und prostete Paula zu: „Auf dich!“ Paula Engel nahm den Trinkspruch gelassen entgegen und nippte vorsichtig am Glas. Sie würde sich in Acht nehmen müssen, Carl verstand es noch genauso gut wie früher, sie mit kleinen freundlichen Gesten einzuwickeln.

Hochgedient

Carl erzählte während dem Essen und ließ nur kleine Pausen, in denen er sich genüsslich den Teller füllte, ein in Öl und Kräuter eingelegtes Gemüsestück in den Mund schob oder einen kräftigen Schluck Wein aus seinem Glas nahm. „Fieläckerle hatte keinen Spaß an erzieherischen Aufgaben. Die Oberstufenschüler der Achtzigerjahre waren schon recht aufgeweckt, wollten konkrete Antworten, suchten allerorts nach umsetzbaren Alternativen. Denen waren blumige Worthülsen zu wenig, diese jungen Menschen erwarteten echte Vorbilder an denen sie sich auch orientieren konnten. Das schmeckte dem Fieläckerle aber gar nicht und so quittierte er den Schuldienst. Und schon nach wenigen Jahren hatte er sich in den politischen Gremien soweit hochgedient, dass er sogar stellvertretender Ministerpräsident in der damaligen Landesregierung war.

Günstlingswirtschaft

Wie er diese Zeit finanziell bis zu diesem politischen Erfolg überlebte, weiß ich bis heute nicht. Wahrscheinlich haben ihn seine Familie und seine erste Frau materiell unterstützt. Und er trug sein Feigenblatt des Verzichts aufs Beamtentum auch sorgsam vor sich her. Das zog in Wahlkampfzeiten und er ließ keine Gelegenheit aus, seine Ehrbarkeit, und damit sich selber in den Vordergrund zu stellen. Fieläckerle hatte beim Austritt aus dem Schuldienst, was ja prinzipiell löblich ist, auf alle Rechte und Privilegien aus seiner Beamtenzeit verzichtet.“ Carl schwieg einen Moment, dann sprach er mit etwas gedämpftem Ton weiter: „Ein Bauernopfer*, wenn man bedenkt was es, bei der wohl durchdachten Günstlingswirtschaft, dann im Lauf der Jahre alles zu ergaunern gab.“ Er stocherte unlustig im restlichen Salat herum und blickte Paula wieder aufmerksam und fragend an. Paula Engel hatte es sich unterdessen in ihrem ledernen Ohrensessel bequem gemacht, die Füße hochgezogen und sich entspannt zurückgelehnt. Sie genoss Carls Gegenwart und seine offene Rede. Warum hatte er sich nicht schon vor Jahren so mit ihr unterhalten? Wieso musste er erst monatelang mit ihr erbittert streiten, sie übel verraten und dann jahrelang zu allem schweigen? Aber sie hielt es jetzt nicht für angebracht diese schlimme Zeit zwischen ihnen klären zu wollen. Und Carl Eugen erzählte momentan ja sogar ausführlicher, als sie es in Fragen hätte fassen können. Doch blieb sie misstrauisch, was hatte er vor? Die Zusammenhänge waren ihr noch zu unkonkret. Also wartete sie vorläufig, was Carl weiterhin freiwillig erzählen würde ohne irgendein neues Ultimatum in Betracht zu ziehen.

Vorderschein

Ihre entspannte Haltung ließ ihn innerlich aufatmen. Carl freute sich still, dass sie beide so friedlich zusammensaßen. In dieser Atmosphäre fiel es ihm erheblich leichter, die schwierigen Dinge in Worte zu fassen und Paula würde die unangenehmen Wahrheiten gelassener aufnehmen. Also sprach er weiter: „Wie du vielleicht noch aus der Zeit, als Deine Tante das Haus selbst bewohnte, weißt, stammten die Fördergelder aus Töpfen des Finanzministeriums, welches damals noch vom Wirtschaftsministerium getrennt war. Dem Wirtschaftsministerium waren seinerzeit unter anderem auch, die Geschäftsbereiche des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege zugeordnet.“ Paula richtete sich plötzlich auf: „Ach, jetzt verstehe ich, dann kannten sich der Vorderschein und der Fieläckerle also daher? Carl Eugen Friedner nickte zustimmend.… Fortsetzung folgt.

*Tête-à-Tête: Stelldichein, Rendezvous, Date

*Bauernopfer: Schachzug bei dem eine entbehrliche Figur (meist der Bauer) dem Gegner preisgegeben wird, um eine Bedrohung (des Königs) zu vermeiden, oder mehrere wichtigere andere zu schützen bzw. zu behalten; kleines Opfer, um schneller an das dann wesentlich ertragreichere Ziel zu gelangen;

Wer hat auch schon eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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„Pulverfass Nahost, Dinosauriere , Achtsamkeit, Malkurse für Kinder“ – Aktuelle Angebote der Volkshochschule Crailsheim

Die Volkshochschule Crailsheim bietet in den nächsten Tagen einige interessante Vorträge und Kurse an. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht eine Auswahl der Angebote. Weitere Informationen und Kursangebote gibt es auf der Internetseite der Volkshochschule Crailsheim (www.vhs-crailsheim.de).

Informationen zusammengestellt von Hohenlohe-ungefiltert

Crailsheimer Stadtgespräch – Pulverfass Nahost

Aktuelle Entwicklungen und ihre Ursachen. Michael Lüders im Gespräch

Die neue Veranstaltungsreihe „Crailsheimer Stadtgespräch“ greift aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen auf. Sie beleuchtet sie kritisch und liefert Hintergrundinformationen, die in der Berichterstattung der Hauptmedien zu kurz kommen. Michael Lüders (geboren 1959) ist am Freitag, 22. April 2016, von 19.30 bis 21 Uhr Gast im Crailsheimer Ratssaal (Rathaus). Lüders (geb. 1959) ist ein deutscher Politik- und Islamwissenschaftler, der als Publizist sowie Politik- und Wirtschaftsberater tätig ist. In seinem 2015 erschienenen Buch „Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet“ beschreibt er die westlichen Interventionen im Nahen und Mittleren Osten seit der Kolonialzeit und erklärt, was sie mit der aktuellen politischen Situation zu tun haben.

Geologischer Vortrag mit Dr. Hans Hagdorn:

Die Zeit vor den Dinosauriern

Die Ablagerungen des Lettenkeupers aus einer an die 240 Millionen Jahre alten Sumpf- und Delta-Landschaft haben spektakuläre Funde riesiger Panzerlurche und Landkrokodile geliefert. Erst vor kurzem wurden hier auch die ältesten Ur-Schildkröten gefunden. Ein Vortrag von Dr. Hans Hagdorn am Mittwoch, 20. April 2016, ab 19.30 Uhr, an der vhs Crailsheim fasst den aktuellen Wissensstand zum Lettenkeuper zusammen. Behandelt werden Flora und Fauna, Schichtenfolge, Biotope und Fossillagerstätten, aber auch Rohstoffe und Baustoffe des Lettenkeupers mit Schwerpunkt auf dem Hohenloher Land. Eintritt: 6 Euro an der Abendkasse. Voranmeldung zur besseren Planung erwünscht: Telefon 07951 9480-0 (Kursnummer D 11125).

Malkurse für Kinder

Zwei neue Malkurse für Kinder beginnen am Mittwoch, 20. April 2016, nachmittags an der Crailsheimer Volkshochschule. Künstler und Kunsttherapeut Günter Michael Glass fördert in den Kursen nicht nur die Kreativität, sondern auch die innere Ausgeglichenheit der Kinder. Anmeldungen nimmt die vhs Crailsheim entgegen, www.vhs-crailsheim.de, Telefon 07951 9480-0 (D 20512 und D 20513).

Achtsamkeit lernen – Vortrag am Donnerstag, 21. April 2016

„Achtsamkeit lässt sich lernen“, verspricht Tobias Rößler, Pfarrer im Schuldienst und Transaktionsanalytischer Berater. Am Donnerstag, 21. April 2016, ab 19.30 Uhr, zeigt Rößler an der vhs Crailsheim Wege dazu auf. Er führt auch in die Transaktionsanalyse ein. Diese hat ihre Wurzeln in der Tiefenpsychologie und der humanistischen Psychologie. Sie bietet Modelle zum Beobachten, Beschreiben und Verstehen der eigenen Persönlichkeit und für unseren Umgang mit anderen an. Gebühr: 7,50 Euro, Anmeldung erforderlich, Telefon 07951 9480-0 (Nummer D 10755).

Weitere Informationen und Kontakt:

www.vhs-crailsheim.de

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